Was ist 'Halbwertzeit' bei Radioaktiver Belastung

Hallo,

ich suche nach dem Begriff, dem Fachwort, wenn ich ausdrücken möchte,
dass es noch ca. 20000 Jahre dauert, bis die radioaktive Belastung
in und um Tschernobyl vollständig verschwunden ist; bzw. sich aufgelöst hat;
bzw. eine Halbwertzeit von 20000 Jahren vergehen muss, bis sich die
Natur/Umwelt in Tschernobyl wieder vollständig regeneriert hat.

Wie sag’ ich’s nun am besten?

Grüße,
Erik

Korrekter
Falsch!

Halbwertzeit heißt, dass nach dieser Zeit die Strahlung auf die Hälfte (sprich: 50 %) zurückgegangen ist. Nicht, dass sie weg ist!

Und nach noch mal der Halbwertzeit ist sie auf 25 % gesunken.

Usw.

Und IRGENDWANN ist die Strahlung soweit abgesunken, dass es nach den dann vielleicht geltenden Grenzwerten erlaubt/möglich/sinnvoll ist, dort wieder zu siedeln.

Gruß

Stefan

Hallo Erik,

bis die radioaktive
Belastung
in und um Tschernobyl vollständig verschwunden ist;

das ist so nicht richtig.
Die Belastung wird, streng genommen, noch weit länger vorhanden sein, aber irgendwann nur noch so hoch sein, daß sie im ‚Umgebungsrauschen‘ verschwindet.

Zur Theorie:
Jedes instabile (= radioaktive) Nuklid hat eine individuelle Halbwertzeit. Das ist die Zeit, nach der 50 % der Menge zerfallen ist.
Nach einer weiteren Halbwertzeit sind es noch 25 %, noch eine 12,5, noch eine 6,25 % und so weiter.

Die Halbwertzeiten reichen von Bruchteilen einer millionstel Sekunde bis zu mehreren Milliarden von Jahren.

Nun kann man vielleicht sagen, daß nach einer gewissen Zeit die Gesamtaktivität so gering ist, daß man von Strahlenfrei sprechen kann, aber exakt ist das wie schon gesagt nicht.

Gandalf

Hallo Erik,

ich suche nach dem Begriff, dem Fachwort, wenn ich ausdrücken
möchte,
dass es noch ca. 20000 Jahre dauert, bis die radioaktive
Belastung
in und um Tschernobyl vollständig verschwunden ist; bzw. sich
aufgelöst hat;
bzw. eine Halbwertzeit von 20000 Jahren vergehen muss, bis
sich die
Natur/Umwelt in Tschernobyl wieder vollständig regeneriert
hat.

  1. Das mit der Halbwertszeit sollte dir nun klar sein.
  2. Es gibt eine natürliche Strahlenbelastung, radioaktive Stoffe in Boden und Luft und nicht zuletzt noch von der Strahlung der Sonne.
    Man darf nicht vergessen, dass das Uran für das AKW, nicht irgendwie künstlich hergestellt wird, sondern im Boden vorkommt, wie z.B. Blei.

Wie sag’ ich’s nun am besten?

Du kannst nur angeben, wann diese künstlich erzeugte Strahlung, soweit abgeklungen ist, dass sie sich nicht mehr von der natürlichen unterscheiden lässt.

MfG Peter(TOO)

…Wiederbesiedelung Tschernobyls?

Hallo Erik,

Hallo Peter,

  1. Das mit der Halbwertszeit sollte dir nun klar sein.

Ja und ich bin wegen folgender BUND-Faltblatt-Aussage drauf
gekommen: „Wir schreiben das Jahr 25986. Es sind 24000 Jahre
vergangen! Und ich, das Plutonium, bin erst zur Hälfte zerfallen.“
Demnach dauert es nochmal 24000 Jahre, bis es „nur noch“ 25 %
strahlt + 24000 Jahre bis 12,5 % „Über“-Belastung u.s.w.
Ist es dann richtig, wenn man so grob über den Daumen
(bei den Dimensionen kommt es auf ein paar zehntausend Jahre
auch nicht mehr an :wink: einen Rückgang auf die „natürliche“
Strahlenbelastung in Tschernobyl bei etwa (7 x 24000 Jahre)
170000 Jahren annimmt?

natürliche Sonnenstrahl-Grüße,
Erik

Hallo Erik,

einen Rückgang auf die „natürliche“
Strahlenbelastung in Tschernobyl bei etwa (7 x 24000 Jahre)
170000 Jahren annimmt?

Du sprichst die sog. Siebenerregel an?
Die besagt, daß nach sieben Halbwertzeiten die Aktivität auf 1/128stel abgeklungen ist, also unter Freunden auf 1 %

Aber dann mußt Du natürlich auch die Ausgagnsaktivität berücksichtigen.
Denn wenn die Ursprungsaktivität das hundertfache der natürlichen beträgt, kommts hin, wenn sie aber das hunderttausendfache beträgt dann nicht.

Gandalf

Hallo Erik,

  1. Das mit der Halbwertszeit sollte dir nun klar sein.

Ja und ich bin wegen folgender BUND-Faltblatt-Aussage drauf
gekommen: „Wir schreiben das Jahr 25986. Es sind 24000 Jahre
vergangen! Und ich, das Plutonium, bin erst zur Hälfte
zerfallen.“

Zuerst müssen wir da noch ein paar weiter Dinge klar stellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Plutonium

  1. Welches Plutonium ??
    Je nachdem liegt die Halbwertszeit zwischen 14 Jahren und 82 Millionen Jahren.

  2. Egal welches Material, jedes Atom kann im Prinzip nur einmal Strahlen !! (Wenn wir die Zerfallsketten einmal unberücksichtigt lassen).
    Nur in dem Moment in welchem ein Atom zerfällt, wird ionisierende STrahlung freigesetzt, die ganze restliche Zeit wird keine Strahlung freigesetzt.
    Wenn du jetzt im obigen Beispiel 48’000 Plutoniumatome hast, dann sind nach 24’000 Jahren 24’000 von ihnen zerfallen. Das bedeutet, dass es, im Durchschnitt, jedes Jahr einmal für Sekundenbruchteile „gestrahlt“ hat, der Rest des Jahres wäre „Strahlenfrei“ gewesen.
    OK, 48’000 Atome sind nicht viel …

MfG Peter(TOO)

Hallo Erik!

Natürlich gebe ich allen meinen Vorrednern Recht, aber es gibt noch ein paar weiter Tücken:

Wahrscheinlich (ganz sicher!) ist bei der Katastrophe von Tschernobyl nicht nur ein Nuklid (nämlich das angesprochene Pu239) sondern ein ganzer Cocktail aus verschiedenen Isotopen freigesetzt worden. Jedes von denen hat eine andere Halbwertszeit. Das Cs137, das uns damals so große Sorgen bereitete, hat z. B. eine Halbwertszeit von nur 30 Jahren. Davon ist also schon jetzt etwa ein Drittel zerfallen. Dann kommt noch hinzu, dass diese radioaktiven Stoffe ganz unterschiedliche physikalische und chemische Eigenschaften haben. Plutonium ist ein Schwermetall. Radon ein Gas. Manche Stoffe bilden wasserlösliche Salze. Das bedeutet, dass die radioaktiven Stoffe sehr unterschiedlich „verwittern“. Natürlich bleiben sie dadurch aktiv, aber sie werden z. B. vom Regen ausgewaschen und verschwinden im Boden oder werden über den Wind verfrachtet. Manche Stoffe werden vom Körper ausgeschieden, andere in den Knochen eingelagert usw. Die „tatsächliche Halbwertszeit“ ist also nicht nur durch den Zerfall bestimmt, sondern liegt häufig deutlich darunter.

Dann ist es außerdem so, dass Stoffe mit sehr langer Halbwertszeit verhältnismäßig schwach strahlen. Das Isotop U238 mit einer Halbwertszeit von 4,4 Mia. Jahren ist also noch in recht habhaften Mengen ziemlich unbedenklich. Übrigens: Plutonium ist eines der giftigsten chemischen Elemente. Falls Du Terrorist bist, ist es vielleicht sogar cleverer, wenn Du aus Deinem Plutonium-Vorrat keine Bombe baust, sondern das Zeug einfach in die Trinkwasserversorgung schüttest.

Wie Du siehst, ist die ganze Geschichte alles andere als einfach, und es ist mehr als ärgerlich, dass die Herrschaften, die über dieses heikle Thema in der Öffentlichkeit diskutieren, es manchmal nicht ganz so genau nehmen. Und damit meine ich ausdrücklich beide Seiten.

Michael

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Hallo,
Ich sollte doch in die Forschung gehen :wink: Von der 7er-Regel habe ich
bis dato noch nie was gehört.
Wenn das Plutonium 24000 Jahre Halbwertzeit hat (bis es halb-unschädlich
ist…nehme ich mal an), dann war es 1986 voll schädlich, d.h. 100%
mehr als die natürliche Strahlung.
Nun stellt sich nur die Frage, wie in den anderen Beiträgen zu lesen
ist, ob das a) das superschädlichste Plutonium ist und b) eben dieses
Plutonium alleine oder am meisten für die Schädigung von Tschernobyl
verantwortlich ist?

Könnte man also so ausdrücken:
„Das Plutonium mit einem Coctail an weitern Giften kann die Gegend
um einen Supergau bis zu 200000 Jahre unbesiedelbar machen. Mindestens
1000 Generationen werden dort nicht mehr ohne Risiko siedeln können.
So genau weiß das niemand!“.
Wäre das zumindest nicht falsch?

Grüße,
Erik

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hmm, das mit den 200000 Jahren halte ich für maßlos übertrieben. Erstens mal ist ja das Hauptproblem der noch aktive (wenn auch einbetonierte) Reaktorkern. Es sollte durchaus möglich sein, den zu bergen und an einen unbedenklicheren Ort unterzubringen (und in 200000 Jahren würde sich sicher auch jemand finden, der genau das machen würde). Wenn man nun aber vom eigentlichen Reaktorkern absieht, dürften die Strahlenquellen in dieser Gegend nicht so sonderlich schlimm sein bzw. in deutlich kürzeren Zeiten zerfallen (in Hiroshima z.B. ist die Strahlenbelastung längst nicht mehr überdurchschnittlich).

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Erik,

Wenn das Plutonium 24000 Jahre Halbwertzeit hat (bis es
halb-unschädlich
ist…nehme ich mal an)

das gilt für das Plutoniumnuklid 239Pu.
Andere Plutoniumnuklide haben andere Halbwertzeiten, von 20 min bis 8 * 107 Jahren.

dann war es 1986 voll schädlich, d.h.
100%
mehr als die natürliche Strahlung.

Nö, es kann durhcaus sein, daß die Belastung das vieltausendfache oder gar vielmillionenfache betragen hat.

Nun stellt sich nur die Frage, wie in den anderen Beiträgen zu
lesen
ist, ob das a) das superschädlichste Plutonium ist und b) eben
dieses
Plutonium alleine oder am meisten für die Schädigung von
Tschernobyl
verantwortlich ist?

Bei einer Kernschmelze entstehen hunderte von Nukliden.
Die Mischung machts :wink:
Kobald z.B. ist in seiner stabilen Form ein essentielles Spurenelement, das radioaktive 60Co ist sehr gefährlich.

Könnte man also so ausdrücken:
„Das Plutonium mit einem Coctail an weitern Giften kann die
Gegend
um einen Supergau bis zu 200000 Jahre unbesiedelbar machen.
Mindestens
1000 Generationen werden dort nicht mehr ohne Risiko siedeln
können.
So genau weiß das niemand!“.

Den letzten Satz kann ich unterschreiben.

Wäre das zumindest nicht falsch?

Du kannst Fragen stellen :wink:

Es ist sehr populär ausgedrückt und nicht völlig falsch, aber auch nicht so richtig richtig.

Gandalf

1 Like

Das ist der Atomkrieg, der Leben und der große Teile der Erde zerstört, das ist auch der Umweltkrieg, der mit großer Entschlossenheit und Kapital von Besitzern geführt und von den noch wenigen Umweltschützern verloren wird! Stephan.

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