Was ist hier eigentlich normal ?

Ich bin eine Frau … und ich rasieren mir die Beine.
Das sollte erstmal keinen wirklich zum Erstaunen bringen denn, nebenbei gesagt, das tun so etwa 95% aller Frauen.
Als ich mir gestern dabei ins Bein geschnitten habe und heute die Spuren mit Wundpuder behandeln musste (habe mich halt wirklich blöd angestellt), brachte mich das dazu, über das vermeintlich Normale bzw. Unnormale in unserer Gesellschaft ein wenig nachzugrübeln.
Und je mehr ich von meinem blutigen Bein auf den Zustand dieser Gesellschaft schloss, desto unnormaler und verdrehter kam sie mir vor.

Doch stopp, greifen wir nicht vorweg, sondern gehen noch einen Schritt zurück … dorthin, wo die Wirren des menschlichen Zusammenlebens noch nicht ganz so deutlich zum Ausdruck kommen…
Ich war dabei zu überlegen, wie man das Pflaster am besten befestigt, so dass es auch ein Judo-Trainig übersteht ohne zu verrutschen … als meine Mitbewohnerin lachend vorschlug, ich solle bei etwaigen Fragen danach doch angeben, ich hätte mich am Bein „gestossen“. „Zumindest, wenn ein Mann dich danach fragt“.
„Aber“, so dachte ich, „warum soll ich nicht einfach die Wahrheit sagen, nämlich, dass ich mich beim Rasieren geschnitten habe…auch wenn es ein Mann wissen will?“

Denn, so sei gesagt (womit die Spannung erheblich abgedämpft wird), der Schnitt befindet sich nicht an irgendwelchen delikaten Stellen, die für die Öffentlichkeit tabu sind, sondern schlichtweg unten am Knöchel, an einer der neutralsten Stellen des menschlichen Körpers.
Denn, Männer sind ja freundliche und mitfühlende Wesen. Sie könnten mich mitleidig anschauen und fragen, ob ich dabei auch noch gestürzt sei, woran genau ich mich denn gestossen hätte, wie es denn passiert wäre, dass ich gefallen, gestolpert oder was auch immer sei…
Und ich würde es keinem Mann verübeln, wenn er mich nicht für ganz helle hielte, bekäme er eine Antwort der Art „ähhhhh, also so genau weiss ich das auch nicht, die Kante war halt einfach da, hat sich aus dem Nichts materialisiert, kommt halt manchmal vor, so eine plötzliche Anballung von interstellarer Materie … äh ja, äh so … erklären kann ich das auch nicht…“
Nun, wenn ich ihm dagegen die unvorstellbar peinliche und geradezu exibitionistische Wahrheit ins Gesicht schleudern würde … " …och, hab mich halt beim Rasieren geschnitten, hab mich blöd angestellt" … dann würde er wahrscheinlich nur sagen „aha, kann vorkommen, kenn ich“ und den nächsten Judo-Wurf ansetzten. So viel zum Thema „Dramatik“.

Aber mein Gehirn gab keine Ruhe, sondern wollte den Exkurs noch ein wenig ausweiten.
„Warum“, so dachte ich „ist es überhaupt peinlich, sich zu rasieren, als Frau?“
Männer tun es jeden Morgen, Frauen an den Beinen, im Sommer, vielleicht jeden zweiten Tag, sehr undramatisch, sehr schnell erledigt, kein Grund zur Aufregung. Kein Grund?
Wenn es 95% aller Frauen tun, und jeder Mensch, der in Sexualkunde nicht geschlafen hat, eigentlich wissen sollte, dass geschlechtsreife Wesen keine seidig-glatten Beine haben, wie sie uns in der Werbung allenthalben präsentiert werden … warum soll man es dann verheimlichen und sich etwa noch dafür schämen, als ob etwas nicht in Ordnung wäre?

Ich beziehe das jetzt nicht nur auf das Rasieren von Beinen und auf Frauen als solche.
Vielmehr spreche ich von der teilweise ideotischen Scham, den Bildern der Werbung in Fernsehen und Hochglanzmagazinen nicht zu entsprechen.
Frauen in der Werbung haben keine Haare an den Beinen … also täte ich gut daran, meine als Missbildung zu betrachten und auf Teufel-komm-raus das Rasieren verheimlichen zu wollen.
Tue ich aber nicht.
Männer sind nämlich klug. In solchen Sachen sogar erheblich klüger als Frauen. Machen sich nicht in die Hose, wenn sie dem Typen aus der Marboro-Werbung nicht so ganz ähnlich sehen.
Stehen nicht stundenlang vorm Spiegel und beweinen ihr Schicksal, das ihnen keine schrank-breiten Schultern beschert hat. Wälzen sich nicht in Scham und Selbstmitleid, weil noch keine Model-Agentur lechzend die Hand nach ihnen ausgestreckt hat, weil sie eben aussehen wie …wie… naja, wie ein normaler Mensch halt eben aussieht, zum Kuckuck.

Was also sollte uns zur Definition von „Normal“ gereichen?
Meiner Meinung nach eine gewisse Reinlichkeit, der Wunsch, nicht zehn Meilen gegen den Wind zu stinken … naja, ich übertreibe sehr, aber ich denke, es kann nichts schaden, wenn man sich hin und wieder sehr klar vor Augen hält, dass die Idealbilder, die uns von jeder Wand her anlachen, in den Bereich der Wunschträume gehören.
Nur dorthin, und dass sie ebenso wenig mit der Realität zu tun haben wie ein Furz mit einem Tornado.

Wenn man sich weigert zu erzählen, wie viele Lover man schon hatte, mal eben so als Party-Gag, als ob kein Herzblut und Seelenschmerz daran hinge, dann gilt man als prüde, oder bestenfalls als verschlossen.
Wenn man keinen Spass daran hat, andere Seelen um den Finger zu wickeln und sie nach einem ONS in den Wind zu komplimentieren, dann ist wohl irgendwas mit der Weiblichkeit (bzw. Männlichkeit) nicht in Ordnung, bestenfalls gilt man halt als menschenscheu und nicht ganz up to date.
Über alles kann man scheinbar reden, über die intimsten Dinge, als wäre es ein Snack oder Schokoladenpudding grad mal so zwischendurch … aber zuzugeben, dass man ein scheiss-normaler Mensch ist, der sich die Haare an den Beinen rasiert … das grenzt an „Erregung öffentlichen Ärgernisses“.
Mir drängt sich der Gedanke auf, dass hier was nicht stimmt.

Es ist kein Problem, und schon gar nicht peinlich (?) in aller Öffentlichkeit darüber zu reden, welche Stellung man im Bett bevorzugt. Hat ja auch nichts mit Privatsphäre zu tun oder so, ist ja auch nicht irgendwie intim oder so.
Aber zu zuzugeben, dass man am Samstag nicht auf die coolste Party geht, sondern grübelnd zu Hause sitzt und sich ziemlich verlassen fühlt … das ist scheinbar peinlich.
Dass man Haare an den Beinen hat ist peinlich. Ein Damenbart ist noch viel peinlicher. Cellulite ist furchtbar peinlich. Der ganze Körper ist eigentlich permanent peinlich, denn so aussehen, wie es doch eigentlich „„normal““ ist … das tut man ja sowieso nie.

Nun denke ich mir in meiner jugendlichen Einfalt und Beschränktheit aber, dass es hundert mal mehr Leute gibt, die Cellulite, eine Glatze oder Haare an den Beinen haben als coole Typen, nach denen an jeder Strassenecke ein Wesen des anderen Geschlechts die Hand ausstreckt, die auf jeder Party gern gesehen sind, und die weder an Sylvester, noch am Samstagabend, noch irgendwann anders allein sind.
Ich denke mir, dass es das Normalste der Welt ist , Cellulite, eine Glatze oder Haare an den Beinen zu haben und einsame Stunden im Leben zu haben, in denen man sich von Gott, der Welt und der kleinsten Liebe verlassen fühlt.
Und ich frage mich, warum man sich dafür schämen soll, dass man in etwa so ist wie 80% der Menschheit, nämlich völlig normal.
Ich frage mich, warum es „normal“ ist, das Innerste nach aussen zu kehren, so dass es jeder ungebetene Depp sehen kann, und warum es unnormal oder peinlich ist wenn eine Frau sagt: „och, hab mich halt beim Rasieren geschnitten, hab mich blöd angestellt.“

Ein Hoch auf unsere aufgeklärte Gesellschaft, die Hemmungen erfolgreich (???) beseitigt hat, und in der man ungestraft über alles sprechen kann !
(Nur die Normalität sollte man besser nicht erwähnen … das könnte „peinlich“ werden…)

Gruss an Euch alle, Bettina :wink:

Liebe Bettina,
so, wie Du Deine Fragen formulierst, gehören sie eher ins Brett „Psychologie“ oder in „Sozialwissenschaften“, nun denn…

Was also sollte uns zur Definition von „Normal“ gereichen?

Hier stolpere ich: Das impliziert ja, dass der Zustand des „normal“ seins, d.h. der Norm der breiten Masse zu entsprechen, ein erstrebenswerter Zustand sei, wer „verlangt“ das eigentlich? Das ist Dein Wunsch - aus welchen Gründen auch immer…

Meiner Meinung nach eine gewisse Reinlichkeit, der Wunsch,
nicht zehn Meilen gegen den Wind zu stinken … naja, ich
übertreibe sehr, aber ich denke, es kann nichts schaden, wenn
man sich hin und wieder sehr klar vor Augen hält, dass die
Idealbilder, die uns von jeder Wand her anlachen, in den
Bereich der Wunschträume gehören.

Hier liegt für mich ein eklatanter Widerspruch. Einerseits redest Du von dem Wunsch, nicht gegen den Wind stinken zu wollen, andererseits verweist Du darauf, dass die Idealbilder auf den Plakaten in den Bereich der Wunschträume gehören. Wenn es denn Wunschträume sind, sind es nicht die Plakate, die Werbung in allen Medien, die die „Normalen“ verzweifelt nach „ihrem“ Duft suchen lassen, nämlich eine Bodylotion, ein Deo, ein Intimspray, ein Parfum. Warum propagiert man nicht, dass der individuelle Eigengeruch die Anziehung bewirkt, die Unnachahmlichkeit, eines der Merkmale des Ich? Weil man damit kein Geld verdienen kann.

Wenn man sich weigert zu erzählen, wie viele Lover man schon
hatte, mal eben so als Party-Gag, als ob kein Herzblut und
Seelenschmerz daran hinge, dann gilt man als prüde, oder
bestenfalls als verschlossen.

Also mich hat sowas noch nie jemand gefragt, aber würde ich das gefragt werden, würde ich sagen: Bei 1000 habe ich aufgehört zu zählen - und damit wäre das Thema vom Tisch…

Wenn man keinen Spass daran hat, andere Seelen um den Finger
zu wickeln und sie nach einem ONS in den Wind zu
komplimentieren, dann ist wohl irgendwas mit der Weiblichkeit
(bzw. Männlichkeit) nicht in Ordnung, bestenfalls gilt man
halt als menschenscheu und nicht ganz up to date.

Ja, wenn man „normal“ sein will, hat man damit offensichtlich ein Problem, wenn man „menschenscheu“ und nicht „up to date“ ist. Ich liebe Menschen, aber wenn ich intensiv in der Arbeit stecke, meide ich sie, denn dann bin ich ganz bei mir und meiner Sache. Und „up to date sein“ - warum unterwirft sich der Mensch diesen Zwängen? Doch nur, wenn er nicht autark ist, sich unsicher fühlt, Angst vor Individualität und dem daraus resultierendem Verlust. Für mich sind die Modediktate, denen so gern gefolgt wird, um dazu zu gehören, ein Zwang in die Uniformität. Gesichter verlieren an Bedeutung, nur weil das Outfit der Saison entspricht.

Über alles kann man scheinbar reden, über die intimsten Dinge,
als wäre es ein Snack oder Schokoladenpudding grad mal so
zwischendurch …

Du entscheidest doch, worüber Du reden willst, oder?

aber zuzugeben, dass man ein
scheiss-normaler Mensch ist, der sich die Haare an den Beinen
rasiert …

Jetzt widersprichst Du Dir. Wer sagt, dass das Beinerasieren eine unumgängliche Notwendigkeit ist? Und wenn wer zwingt Dich, das „zuzugeben“? Du entscheidest doch, worüber Du sprichst. Wenn ich keine Lust habe, mich auf ein bestimmtes Thema einzulassen, sage ich schlichtwe: nichts.

das grenzt an „Erregung öffentlichen Ärgernisses“.

Das ist krank.

Mir drängt sich der Gedanke auf, dass hier was nicht stimmt.

Du redest von „normal“, d.h. von dem Wunsch, der Norm zu entsprechen. Und es erscheint mir gleichzeitig, als hättest Du den dringenden Wunsch, Dich dieser Norm anpassen zu wollen und setzt Dich damit gleichzeitig unter einen enormen Druck. Frag’ Dich doch mal: Warum eigentlich? Was ist denn daran interessant, „gleich“ zu sein. Wie oben schon gesagt: Ist es die Angst vor Verlust, vor dem Unbeliebtsein, dem Ausgeschlossensein? Ist es nicht viel spannender, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, die auch non-konforme Gedanken selbstbewusst äußern kann und damit ggf. hitzige Debatten auslöst? Ist nicht die Autentizität, die individuelle Kleidung, das quer oder anders denken, das die Persönlichkeit ausmacht?

Es ist kein Problem, und schon gar nicht peinlich (?) in aller
Öffentlichkeit darüber zu reden, welche Stellung man im Bett
bevorzugt.

Nochmal: Wer zwingt Dich dazu? Wo ist das Selbstbewusstsein, das sagt: Das geht Euch gar nichts an…

Aber zu zuzugeben, dass man am Samstag nicht auf die coolste
Party geht, sondern grübelnd zu Hause sitzt und sich ziemlich
verlassen fühlt … das ist scheinbar peinlich.
Dass man Haare an den Beinen hat ist peinlich. Ein Damenbart
ist noch viel peinlicher. Cellulite ist furchtbar peinlich.
Der ganze Körper ist eigentlich permanent peinlich, denn so
aussehen, wie es doch eigentlich „„normal““ ist … das tut
man ja sowieso nie.

Ich find’s peinlich, wenn man sowas peinlich findet. Nochmal: Wer sagt das? Die angestrebte Norm. Und diese Peinlichkeit ist die Quittung für das Streben nach der Norm, der Zugehörigkeit.

Nun denke ich mir in meiner jugendlichen Einfalt und
Beschränktheit aber, dass es hundert mal mehr Leute gibt, die
Cellulite, eine Glatze oder Haare an den Beinen haben

Da liegst Du sicher richtig. Das schlimme ist allerdings, dass diese Menschen in ihrem Streben nach der Norm todunglücklich sind und wesentlichere Dinge im Leben in dieser Verzweiflung zurückdrängen…

als coole Typen, nach denen an jeder Strassenecke ein Wesen des
anderen Geschlechts die Hand ausstreckt, die auf jeder Party
gern gesehen sind, und die weder an Sylvester, noch am
Samstagabend, noch irgendwann anders allein sind.

Coole Typen? Wie uncool. Auch die sitzen irgendwann in ihrem Eigenheim mit Frau und zwei Kindern (Norm!) und kämpfen darum, das Haus und die Leasingrate für den viel zu teuren Wagen abzubezahlen…
Und wieder schimmert die Angst vor Einsamkeit durch…

Ich denke mir, dass es das Normalste der Welt ist , Cellulite,
eine Glatze oder Haare an den Beinen zu haben und einsame
Stunden im Leben zu haben, in denen man sich von Gott, der
Welt und der kleinsten Liebe verlassen fühlt.

So ist es.

Und ich frage mich, warum man sich dafür schämen soll, dass
man in etwa so ist wie 80% der Menschheit, nämlich völlig
normal.

Ja nur, die Normalität, die von den Medien suggeriert (verkauft!) wird ist ja - wie Du schon selbst sagtest - künstlich, die eigentliche Normalität, nämlich die Unvollkommenheit, die menschlichen Schwächen etc. werden als ein unerwünschter, ja „kranker“ Zustand ausgezeichnet, damit die Mode-, Kosmetik-, Wellness-, Reise-, Disco- und was weiß ich noch alles -Industrie floriert.

Ich frage mich, warum es „normal“ ist, das Innerste nach
aussen zu kehren,

Wer sagt das? Die Norm? Sch*** doch auf die Norm.

so dass es jeder ungebetene Depp sehen kann,
und warum es unnormal oder peinlich ist wenn eine Frau sagt:
„och, hab mich halt beim Rasieren geschnitten, hab mich blöd
angestellt.“

Das ist Dein Problem - ich hätte keinerlei Hemmungen, das zu sagen.

Ein Hoch auf unsere aufgeklärte Gesellschaft, die Hemmungen
erfolgreich (???) beseitigt hat, und in der man ungestraft
über alles sprechen kann !

Aufgeklärt? Da würde ich eher das Gegenteil denken. Sich der Norm anpassen zu wollen entspricht meiner Auffassung eher dem Tatbestand des Nicht-aufgeklärt-seins. Bestrafung, naja, wenns denn als solche suggeriert wird…

(Nur die Normalität sollte man besser nicht erwähnen … das
könnte „peinlich“ werden…)

Dazu habe ich jetzt genug geschrieben…
Auch Dir einen Gruß,
Anja

hallo bettina

schliesst du hier nicht ein wenig von deinen eigenen schamgefuehlen auf den rest der welt?

also ich habe noch nie davon gehoert, dass es peinlich fuer ne frau ist, sich zu rasieren. fuer mich und meine kolleginnen ist das nichts anderes, als wie sich schminken oder kleider kaufen etc. hast du dich noch nie rasiert, als ein maennliches wesen im badezimmer war und dir nachher deine beine kuessen lassen? ist ein gutes gefuehl :smile:

und wenn man sich geschnitten hat dabei, dann kann man das ruhig erzaehlen… weil mitleid kriegt man auch so, nicht nur, wenn man gestolpert ist.

weiters sind maenner in bezug auf selbstbewusst sein mit aussehen und schwanzlaenge gar nicht besser als frauen. sie reden einfach weniger drueber, sondern fressens in sich rein und kriegen magengeschwuere.

gruessli
coco

Hi Bettina,

normal ist - zu sich selbst zu stehen. Mit rasierten Beinen und Schnitt, ohne rasierte Beine, mit Glatze, Cellulite, Rettungsring, Erbsenbusen, Tonnentaille, Brille, Schnittlauchhaaren, etc. Wer zu sich selbst steht, macht nichts falsch. Und wenn er sich damit nicht penetrant anderen aufdrängt, findet er garantiert sogar so viele intereesante Mitmenschen auf dem Weg, dass er mit allen Schwächen nicht einmal zum Mauerblümchen wird. Heute heißt es doch, dass sich jeder profilieren muss. Bei der Akzeptanz seiner selbst anzufangen, halte ich nicht für den schlechtesten Weg. Also rasier dir die Beine und rede drüber, wenn Du willst. Ich renne mir alle Nasen lang blaue Flecken in Beine und Arme - na und? Sieht man nur im Sommer; und dann ein flockiger Spruch - falls überhaupt jemand fragt. Tut nämlich meist eh keiner.

Grüßle,

Susanne

Moin Bettina,

ich bin ein Mann ! Deswegen aber keinesfalls klüger. Wenn es Dich tröstet, auch Männer hadern hin und wieder mit ihrem Aussehen und stehen vorm Spiegel.

Aber Du „schneidest“ ja schon im ersten Abschnitt die grundsätzliche an Frage. Nicht die nach Dir und der Normalität, sondern die nach der Normalität überhaupt.
Deine Ausführungen lassen dann aber darauf schließen, daß Du „etwas“
als Normalität annimmst und Deine Schwierigkeiten damit hast.
Nun, ich meine das, was Normalität genannt ist rein gesellschaftlich determiniertes Regelwerk, das permanenten Veränderungen unterliegt.
Als Untermauerung reicht vielleicht ein Verweis in die Geschichte bzw. in andere Länder. In einer ausdifferenzierten Gesellschaft kommt noch hinzu, daß jede soziale Gruppe ihre eigene Vorstellung von Normalität hat. Von der Normalität kann man mithin nicht sprechen.

Nun gut, in Deinem täglichen Leben siehst Du Dich einem Konglomerat an Regeln gegenüber. Aber wie Du damit umgehst ist letztlich Deine Sache.
Du hast ja 'ne ganze Menge Regeln geschluckt und fühlst Dich damit erkennbar unwohl. Warum ?
Wenn Dir eine Regel unangenehm ist, mußt Du Dich ja nicht daran halten. Oder tanzt Du nackt auf dem Tisch, weil Dich sonst andere für prüde halten ??? (das mußte jetzt sein :wink:)
Ok, es könnte Menschen verstören, wenn Du Dich an ihre Regeln nicht hälst. Na und ? Willst Du gemocht werden, weil Du Dich regelkonform verhälst, oder weil Du Du bist ?
Im übrigen habe ich festgestellt, daß man auf die letztere Weise die interessanteren Leute kennenlernt. Nämlich die, die auch nicht alles schlucken, was die Masse bzw. der Kommerz meint. Da wären wir dann beim nächsten Punkt.
WErbung und Magazine

aber ich denke, es kann nichts schaden, wenn man sich hin
und wieder sehr klar vor Augen hält, dass die Idealbilder, die uns
von jeder Wand her anlachen, in den Bereich der Wunschträume gehören.

nein, das kann wirklich nicht schaden.
ernsthaft gefragt „cui bono?“ ist nie verkehrt.

Gruß
Stefan

Hallo Anja :wink:

Mir konnte sich beim lesen Deiner Antwort der Eindruck nicht verwehren, daß man alles psychologisch analysieren muß oder kann. Aber ich denke so ganz ernst war der Text von Bettina gar nicht gemeint, sondern eher mit einer Prise Sarkasmus gewürzt und, so wie ich es verstanden habe, ganz normal über „Gott und die Welt“ philosophiert und „zu Papier gebracht“ (nun in dem Fall nicht Papier )
Aber das ist ja auch das schöne daran und das ist es was Kommunikation lebendig und interessant macht, daß jeder eben eine andere Meinung dazu hat weil jeder es auch anders versteht…nicht wahr? :wink:

Liebe Grüße
Marion

„Warum“, so dachte ich „ist es überhaupt peinlich, sich zu
rasieren, als Frau?“

vielleicht deswegen weil der mann sich dann das unrasierte original vorstellen würde :smile:

Männer tun es jeden Morgen

haarwuchs ist etwas typisch männliches. männer haben einen bart weil sie eben männer sind. frauen mit starkem haarwuchs sind deswegen auch „männlich“ und deswegen - igitt. wahrscheinlich ist deshalb das rasieren eine tätigkeit, die frau besser alleine oder unter freundinnen ausführt.

die dame schweigt auch über das schminken. und über das waschen und über das machen der nägel. das geht fremde männer nichts an!

Vielmehr spreche ich von der teilweise ideotischen Scham, den
Bildern der Werbung in Fernsehen und Hochglanzmagazinen nicht
zu entsprechen.

it’s an evil world!

In solchen Sachen sogar erheblich
klüger als Frauen. Machen sich nicht in die Hose, wenn sie dem
Typen aus der Marboro-Werbung nicht so ganz ähnlich sehen.
Stehen nicht stundenlang vorm Spiegel und beweinen ihr
Schicksal, das ihnen keine schrank-breiten Schultern beschert
hat.

hast DU eine ahnung wieviele männer steroidsüchtig sind und dem fitnesswahn verfallen!

wenn
man sich hin und wieder sehr klar vor Augen hält, dass die
Idealbilder, die uns von jeder Wand her anlachen, in den
Bereich der Wunschträume gehören.

ich empfehle ein einziges mal den gang in einen schönheitssalon. das öffnet jeder frau die augen. es war eine supertolle erfahrung als ich geheiratet habe. ich habe keine perfekte haut. aber die haben mich dort zu einem star gestylt und fotos gemacht wie von einem supermodel! das ist alles möglich. die hochglanzmagazine enstehen durch profimake-up und computerretouche. JEDER kann ein model sein, und wenn du stars ungeschminkt auf der straße sehen würdest, würden sie sich nicht von der masse der durchschnittlichen abheben.

was ONS und öffentlich über sex reden angeht, sei beruht, nicht alle gesellschaften denken so. und es hat m.e. nichts mit beinerasieren zu tun, sondern eher mit verrohung.

gruß
datafox

hi

um deine frage zu beantworten, was oder wer hier normal ist,
muss man erstmal das wort NORMal definieren.
im wort NORMal steckt das wort NORM. das heisst, dass alles genormt ist
(der durchschnitt). da aber keiner einer NORM entsprechen will, aus individualität, ist keiner normal.
aber da keiner normal ist, ist es wieder der Normale zustand.

ich hoffe ich habe die nicht verwirrt oder so aber das ist eine frage die mich schon längere zeit beschäftigt und auf die man nur sehr selten eine schlüssige antwort kriegt. deshalb kann man über diese frage stundenlang reden.