ZU „erklärt meines Erachtens zu viel und ist deswegen zweifelhaft.“:
Ich beschäftige mich schon eine ganze Weile mit besonders diesem Teil der Geschichte, sowohl auf römischer, insbesondere aber auf germanischer Seite. Ich kann eine lange Liste von sowohl primären Quellen als auch Sekundärliteratur bezüglich des Themas aufweisen (dass ich alles gelesen habe muss ich wohl nicht erwähnen)und kenne mich deshalb, meines Erachtens, gut aus. Deshalb möchte ich meinen Eintrag ins Forum rechtfertigen.
Ich bin mir auch vollkommen darüber im klaren, dass „bedeutende Teile des heutigen deutschen Sprachgebietes (innerhalb und außerhalb Deutschlands) südlich und westlich des Limes“ liegen und mit dem Imperium Handel trieben (Daher wohl auch lateinische Einflüsse in der Sprache).
Ich denke wir beide sind uns, trotz deiner scheinbaren Antipathie zu Arminius (oder Hermann wenn dir das lieber ist), darüber einig, dass die Römer aufgrund der Schlacht im Teutoburger Wald Germania Magna (wie sies nannten) nicht als Provinz eingliedern konnten.
Zu deiner Frage „Wie kommt es, dass der Limes eben keine Sprachgrenze bildet?“ kann ich nur sagen, dass die Römer nicht schon immer da waren und beispielsweise „Germania Inferior“ eingegliedert hatten. Schon davor haben germanische Stämme das Land bewohnt, wie archäologische Funde zu Genüge beweisen.
Auch durch die Förderatenverhältnisse, die zwischen dem Imperium und
den Germanen zur Zeit der Völkerwanderung aufgenommen wurden ist das germanische Kulturgut auserhalb der „symbolischen“ Grenze des Limes erhalten geblieben. Was nicht bedeutet, dass es nicht zu ethnigenetischen Umwandlungen kam (Allein schon durch die Aufnahme der Germanen in römische Legionen kam es zu einer starken Assimilation beider Kulturen, quasi eine „Barbarisierung der Römer“ und eine „Romanisierung der Barbaren“, schöner ausdruck, bin ich aber nicht selbst draufgekommen. Jedenfalls gewannen die Germanen dadurch politische Macht, einige versuchten zum Kaiser zu usurpieren).
Doch was bleibt ist die Tatsache, dass das Weströmische Reich gefallen ist und dass die Sprache der „Barbaren“ durch die Völkerwanderung eine geographische Verschiebung erfuhr (auch außerhalb der Grenzen des Limes)
Zu deiner Frage „Woher hätten wir dann Ziegel, Straßen, Wein, Fenster, Dächer, Villen etc.?“ möchte ich darauf hinweisen, dass viele dieser Begriffe dinge beschreiben, die die Germanen selbst nicht erfunden hatten (Ziegel, Villa^^…)und daher die Worte übernommen haben.
Zu deiner Erwähnung der Nationalisten der Märzrevolution: Zugegebenermaßen beschäftige ich mich mit dem Thema nicht allzu sehr. Allerdings möchte ich mich insofern davon abgrenzen, als dass die Situation der „Germanen“ und die Situation der Souveränen Kleinstaaten nach 1815 nicht sehr unterschiedlich ist. Die Germanen haben sich nicht als ein nationales Volk erachtet, sondern lebten in distinkten Stämmen. Daher sehe ich nicht, wie man in der Hinsicht eine historische Identität als nationales Volk bilden kann. Ist aber reine Ansichtssache und tut meiner Meinung nach eh nichts zur Sache.
Ich sehe aber auch nicht worin das Problem liegt, wenn ich sage, dass wir aufgrund solcher Ereignisse, die das römische Imperium aus dem Großteil unseres heutigen Staatsgebietes gehalten haben, keine romanische sondern eine indogermanische Sprache sprechen. Es ist nun mal eine Tatsache.
Außerdem ist es wohl keiner Sprache die sich über einen größeren geographischen Raum erstreckt gelungen ohne Einfluss von Fremdsprachen zu bleiben. Das Deutsche hat ja nicht nur lateinischen, sondern auch griechischen, französischen und englischen Einfluss.
MfG
Ardvinna