Was ist Literatur?

Danke für die Antwort und das Beispiel von „Horaz“. Ich frage mich dann aber, was in der heutigen Zeit als „nützlich“ gilt. Nützlich wofür?

Um eine hohe Literatur sein zu wollen, muss die Literatur ‚nützlich‘ sein. Für den Leser denke ich mal.Ist ja irgendwie logisch. Was ist denn aber „Nützlichkeit“?
Wenn ich den Roman nicht langweilig fand und gerne wissen wollte wie es weitergeht, ist er unterhaltsam.
Wenn ich hinterher glücklicher bin, ist er dann „nützlich“ gewesen? Meine Mutter ist z.B. immer glücklich, wenn sie Rosamunde Pilcher liest. Sie scheint unterhalten worden zu sein und es hat ihr was genützt.

LG
Jenna

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Was meinst du denn mit „Germanistenprosa“. Das Wort sagt mir nichts.
Ich kann nur raten. Eine Prosa, die nur von einer kleinen Bevölkerungsgruppe, den Germanisten, gelesen und verstanden wird.
Und warum Germanisten? Wenn ich englische Literatur oder russische Literatur studiere, wäre das dann anders?

Gruß,
Jenna

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Literarisch… sagt m.E. nichts über die Kunstfertigkeit eines
wie auch immer formulierten Textes aus.

kannst du das näher erläutern? Meinst du mit „Kunstfertigkeit“ die hohe Qualität eines literarischen Textes?

Hallo Jenna19,

ein literarischer Text ist kein Zufallsprodukt, sondern - so könnte man es vielleicht sagen - eine sprachliche Abhandlung über einen bestimmten Gegenstand bzw. ein spezielles Thema, das eine ganz bestimmte Form hat, die auch nicht zufällig gewählt wird.

Nun kann man z.B. einen Liebesroman nach dem anderen schreiben, wo X und Y nach vielen Irrungen und Wirrungen doch am Ende glücklich vereint und einfach nur happy sind.
Damit kann man viele Menschen unterhalten, ihnen die Möglichkeit geben, sich aus dem Alltagsstress rauszuklinken und einfach beim Lesen zu entspannen, ja, sogar Gefühle zu empfinden, die einen zu Tränen rühren. Das ist dann auch gut so, aber mit Kunstferigkeit hat das nichts zu tun; es erfordert lediglich, ein Handwerk zu beherrschen.

Das war eine (mögliche) Einschätzung dessen, was man als nicht kunstvoll erachten kann, dennoch wären diese Liebesgeschichten literarische Texte.

Was als literarisch hochwertig erachtet wird, hängt von vielen Dingen ab; manche Werke wurden z.B. erst abgetan, bevor sie größere Beachtung fanden und als Kunstwerke betrachtet wurden.

Gruß, iceage

Hallo iceage,

solangsam verstehe ich etwas besser (auch wenn gleichzeitig die Verwirrung steigt). Hatte dir übrigens eine PM geschickt. Hast du die
erhalten?

LG
Jenna

Ja, hab’ ich, und Du müsstest eine Antwort darauf bekommen haben!?

Ich schließe aus deiner letzten Antwort, dass irgendwie etwas Neuartiges im Roman behandelt werden muss, um als kunstvoll angesehen zu werden. Und dass das Thema irgendwie mit seiner Ausdrucksform untrennbar zusammenhängen muss. Ich schließe daraus wiederum, dass Inhalt und Form zusammenspielen müssen und untrennbar sind, eins aufs andere wirkt. Es soll dadurch eine herkömmliche Wahrnehmung verändern? Oder hat es nichts mit der Wahrnehmung zu tun?
Das Kunstwerk muss dabei auf jeden Fall irgendwie neuartig sein. Wenn jemand schon mal ein ähnliches Thema sprachlich ähnlich bearbeitet hat, dann ist alles weitere ähnliche nur ein billiges Imitat und keine Kunst mehr. Also irgendwie eine herkömmliche Wahrnehmung verändern. Ist das so richtig?

Gruß
Jenna

ich weiß nicht, wo ich nach den eingegangen PMs suchen soll. Wie kommt man denn zu seinem Postkasten?

ich weiß nicht, wo ich nach den eingegangen PMs suchen soll.
Wie kommt man denn zu seinem Postkasten?

In deiner normalen Email-Mailbox.

Gruß
Elke

Hallo,

Ich schließe aus deiner letzten Antwort, dass irgendwie etwas
Neuartiges im Roman behandelt werden muss, um als kunstvoll
angesehen zu werden.

Nein, man muss nicht etwas Neuartiges behandeln; man muss etwas behandeln, das (viele) Menschen beschäftigt und es in ein neuartiges Mäntelchen kleiden.

Und dass das Thema irgendwie mit seiner Ausdrucksform untrennbar :zusammenhängen muss.

Wenn man ein bestimmtes Thema (gewählt) hat, dann gibt es viele Möglichkeiten, dazu einen literarischen Text zu verfassen; in einem gelungenen Text würden das Thema und die gewählte Form sich schlüssig ineinander fügen.

Ich schließe daraus wiederum, dass Inhalt und Form zusammenspielen :müssen und untrennbar sind, eins aufs andere wirkt.

Ja.

Es soll dadurch eine herkömmliche Wahrnehmung verändern? Oder hat es :nichts mit der Wahrnehmung zu tun?

Doch, hat schon was mit Wahrnehmung zu tun… manchmal möchte z.B. jemand überhaupt erst mit einem Kunstwerk die Wahrnehmung anderer auf einen bestimmten Tatbestand lenken.

Das Kunstwerk muss dabei auf jeden Fall irgendwie neuartig
sein. Wenn jemand schon mal ein ähnliches Thema sprachlich
ähnlich bearbeitet hat, dann ist alles weitere ähnliche nur
ein billiges Imitat und keine Kunst mehr.

Jedes Kunstwerk ist einzigartig; sonst wäre es nur eine Tonfigur, die man sich - wie Millionen andere - auf die Fensterbank stellt, weil die so hübsch ausschaut.

Also irgendwie eine herkömmliche Wahrnehmung verändern. Ist das so richtig?

Könnte man sagen, ja.
Ob aber ein Kunstwerk auch Bewusstseinsveränderungen in dem Sinne herbei führt, dass sich was - um im Beispiel zu bleiben - an der Politik ändert, das wage ich zu bezweifeln.

Gruß, iceage

ach so, man kann sich über w-w-w.de keine PNS schicken; geht nur über normale E-Mail. Danke :smile:

man muss etwas behandeln, das (viele) Menschen beschäftigt und es in
ein neuartiges Mäntelchen kleiden.

Ein neues Mäntelchen ist dann das sprachliche Material im weiteren Sinne. Oder spezieller: die sprachlichen Zeichen.
Im Gegensatz zur bildlichen Kunst (Malerei) z.B. wo bildliche Zeichen verwendet werden. Einige Gedichte ähneln aber von der Form auch einem Bild. Hmmm…

Ob aber ein Kunstwerk auch Bewusstseinsveränderungen in dem
Sinne herbei führt, dass sich was - um im Beispiel zu bleiben

  • an der Politik ändert, das wage ich zu bezweifeln.

wenn man nicht glaubt, dass sich etwas an der Politik ändern sollte, warum empfehlen dann einige 1984 von Orwell? Oder empfehlen sie es nicht aus dem aktuellen Anlass heraus. Mit der Empfehlung wollen sie doch sicherlich auf etwas aufmerksam machen, oder nicht? Das Buch soll uns zum Nachdenken anregen.

Hab deine E-Mail gerade gelesen. Kann ich dir auch direkt über meine Emailadresse antworten oder geht das nicht?

man muss etwas behandeln, das (viele) Menschen beschäftigt und es in
ein neuartiges Mäntelchen kleiden.

Ein neues Mäntelchen ist dann das sprachliche Material im
weiteren Sinne. Oder spezieller: die sprachlichen Zeichen.
Im Gegensatz zur bildlichen Kunst (Malerei) z.B. wo bildliche
Zeichen verwendet werden. Einige Gedichte ähneln aber von der
Form auch einem Bild. Hmmm…

Es hat jemand - Yang Lian - geschrieben, das einzige Thema eines Gedichtes sei ‚die Sprache zu öffen‘, was auch heißen würde, ‚das Schweigen zu öffnen‘.
Ich finde, das es ungefähr das trifft, was eine poetische Sprache ausmachen kann, was sie unterscheiden kann von dem alltäglichen Gerede, dem, was man sich so beiläufig oder schnell vergessen und oft auch mit irgendwelchen (guten oder bösen) Absichten sagt.

Jemand, der einer Wahrnehmung, einem Erlebnis oder gar einer Erfahrung einen ganz eigenen „Sprach-Mantel“ anzieht, der als solcher eben nicht von der Stange ist, der hat vielleicht damit auch - im weiteren Sinne - ein Zeichen gesetzt.

Hertha Müller hat das im Übrigen m.E. getan; und sie tat das gewiss nicht für den Nobelpreis oder weil sie dachte, sie wolle was schreiben, was nur ein paar Leute im Elfenbeinturm interessieren könnte… sie hat was geöffnet, Sprache und Schweigen - und das kann man als Kunst bezeichnen, finde ich.

wenn man nicht glaubt, dass sich etwas an der Politik ändern
sollte, warum empfehlen dann einige 1984 von Orwell? Oder
empfehlen sie es nicht aus dem aktuellen Anlass heraus. Mit
der Empfehlung wollen sie doch sicherlich auf etwas aufmerksam
machen, oder nicht? Das Buch soll uns zum Nachdenken anregen.

Ich glaube schon, dass sich politisch etwas verändern kann, aber ich meine, dass dies nicht ursächlich auf die Einflüsse von Kunstwerken zurück geht… z.B. werden im Terrorstaat bestimmte Kunstwerke verbrannt; die Kunst kann aber nur mit sprachlich-bildhaften Mitteln einen Terrorstaat niederbrennen lassen - und wenn jemand in einem solchen Staat das macht, dann muss er oder sie sich bestimmt vorsehen, nicht gleich mit auf den Scheiterhaufen der eigenen Bücher zu landen, oder?

Gruß, iceage

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Herta Müller

Hertha Müller

Nur, damit es nicht so ins Archiv wandert: Die gute Frau schreibt sich ohne ‚h‘.

http://de.wikipedia.org/wiki/Herta_M%C3%BCller

=^…^=

Hallo Jenna,

Was meinst du denn mit „Germanistenprosa“.

Damit meine ich solche Bücher, wie sie von Leuten, die sich selbst für Intellektuelle halten und gerne über den ‚unwissenden Pöbel‘ erheben wollen, gelesen werden und an deren - laut verkündeter - Lektüre in den entsprechenden Kreisen die Überlegenheit des eigenen Intellektes festmacht wird. Besonders beliebt sind dabei Bücher, die eher sperrig und nur mit sehr viel gutem Willen als ‚wenig lesefreundlich‘ zu bezeichnen sind.

Ich kann nur raten. Eine Prosa, die nur von einer kleinen
Bevölkerungsgruppe, den Germanisten, gelesen und verstanden
wird.

Das mit dem Verstehen ist durchaus nicht so - häufig handelt es sich dabei sogar um Texte, deren Inhalt von erschütternder Banalität ist. Nur eben gewandet in solche Worte, dass diejenigen, die beim Lesen auch Vergnügen empfinden wollen, selbige Texte schnellstmöglich beiseite legen (außer sie werden in der Schule gezwungen sie zu lesen *gg*)

Und warum Germanisten? Wenn ich englische Literatur oder
russische Literatur studiere, wäre das dann anders?

Weil es die Unterteilung in U- und E-Literatur andernorts so nicht gibt.

Ich persönlich bin der Ansicht, dass es nicht zwingend Zeichen hoher literarischer Qualität ist, etwas möglichst verschwurbelt und unverständlich auszudrücken; es zeugt vielmehr von deutlich höherer Kunstfertigkeit, auch ungewöhnliche, nicht unbedingt mehrheitstaugliche Inhalte in solche Worte zu kleiden, dass sie auch von Nichtliteraturwissenschaftlern mit Vergnügen gelesen werden können.

Als Beispiel dafür mögen die Bücher der Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing und des Leider-immer-noch-nicht-Literaturnobelpreisträgers Haruki Murakami (nicht nur, aber auch deshalb: http://de.wikipedia.org/wiki/Kafka_am_Strand *gg*) dienen.

Beste Grüße

=^…^=

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Um auf meine anfängliche Frage zurückzukommen. Im Grunde läuft die Antwort wohl auch so ein bißchen darauf hinaus, was „Kunst“ ist. Gute Literatur ist eine Kunst, die auf Sprache basiert bzw. durch Sprache erschaffen wird.
Als ich nach „Kunst“ im Net suchte, stieß ich auf „ästhetische Erfahrung“.
Was ist darunter zu verstehen? Was eine Erfahrung ist, weiß ich, aber eine ästhetische? Ich habe schon gelesen, dass ästhetisch nichts mit schön zu tun hat, zumindest nicht ausschließlich. Nur weil ich eine billige Supermarktlampe schön finde, ist es ja keine Kunst.

Grüße
Jenna

Experiment geglückt… das war sowas von klar, dass Du das - nachdem es ja im Plauderbrett schon erwähnt wurde - jetzt hier gleich auch kommentieren würdest.

Es ist somit klar, dass Du tatsächlich nur hier herumtrollst, um einem anderen Menschen eine „Schwäche“ aufs Tablett zu legen.

Man sollte Dich hier ausschließen.

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Vielen Dank für diese wirklich sehr ausführliche Antwort von dir.

Ich finde es übrigens total klasse, dass man hier auch diskutieren kann, ohne dass einem gleich jemand über den Mund fährt oder ohne dass sich jemand über eine dumme (banale) Frage lustig macht. Wollte ich nur mal bemerkt haben.

Ja, irgendwie verstehe ich deinen Einwand. Je „intellektueller“ die Literatur desto höherwertiger ist sie nach Meinung einiger Germanisten.
Hört sich auch ein bißchen arrogant an. Hmmm… ich glaube darüber müsste ich erstmal nachdenken.

Was ist denn deiner Meinung nach an Doris Lessings Kunst/Literatur anders als an der Germanistenliteratur?

upps … getroffener Hund bellt
zum Glück entscheidest du nicht über Ausschluss oder nicht

Elke

PS: Akribie schreibt man auch mit ie, als Literatur- und Sprachwissenschaftlerin sollte man eigentlich ein Rechtschreibkorrekturprogramm benutzen können und sich gerade bei Fremdwörtern, die man benutzt, um den eigenen Intellekt zu dokumentieren, sicher über die Schreibweise sein.

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Hallo,

Was ist denn deiner Meinung nach an Doris Lessings
Kunst/Literatur anders als an der Germanistenliteratur?

Du hast zwar nicht mich gefragt, aber weil ich Texte von Doris Lessing, jedenfalls manche, auch gerne lese: gerade, weil man sie gern liest, weil sie Spaß machen, weil sie von der Sorte Bücher sind, die man nicht weglegen kann.

Gruß
Elke