Moin,
Ja, Marion, das ist wohl wahr. Aber dann verstehe ich auch
unter desem Aspekt nur mühsam die Entscheidung von Sharon,
weil er sich ja auch großen Unmut, vielleicht sogar
lebensgefährlichen Haß zuzieht.
Auf einmal hat er alle Extremen gegen sich, die Konservativen
und die Linken.
Ich weiß nicht, in wiefern du dich mit der Biographie und dem Wirken Sharons seit Jahrzehnten auf der politischen Bühne auskennst. Die von mir angesprochenen Aspekte ziehen sich wie ein roter Faden als Ziel durch seine Biographie, von dem er nie auch nur ein bisschen abgewichen ist, und das auch schon früher unter Inkaufnahme von persönlichen Nachteilen, sei es während seiner Zeit im jüdischen Terror vor Gründung des Staates Israel, seinen Schwierigkeiten in der Armmee, als er jüdische Truppen „verheizte“ oder seinen Problemen als Minister während der Massaker in palästinensichen Flüchtlingslagern im Libanon, als er seinen Hut nehmen muste.
Mit der Unterstützung der USA gibt es fast niemanden mehr auf der Welt, der Israel zu einem Einlenken im Friedensprozess bewegen kann. Diese Unterstützung hat sich Sharon jetzt erfolgreich erkauft. Dass sein Leben dabei durch ein paar durchgeknallte Siedler gefährdet sein könnte, nimmt er IMHO bewusst in kauf. Und da dieser Unterstützung zumindest kurzfristig sicher sein kann, dürfte Sharon die furchtbaren langfristigen Folgen seiner hier verfehlten Politik vermutlich nicht mehr erleben und wird zufrieden den Löffel abgeben.
Hättest Du nun also bei der gestrigen Abstimmung DAGEGEN
gestimmt, wenn Du im Parlament gesessen hättest? Da gabs nix
mehr zu diskutieren, da war halt Simme abgeben angesagt, wie
bei Wahlen. Ja oder nein, nix dazwischen,keine Dialektik, kein
Hin und Her.
Wenn ich mich hätte entscheiden müssen, hätte ich erstmal versucht, etwas über die große Unbekannte in dem Spiel, nämlich die Palästinenser herauszufinden. Es kann ja durchaus sein, dass die Palästinenser die Gunst der Stunde zu nutzen wissen, und beispielsweise in Gaza einen Staat Palästina ausrufen, der dann von einigen Ländern (wenn auch nicht den USA) anerkennung erhalten könnte, bzw. trotz der israelischen Repressionen in Gaza was lebensfähiges aufbauen können. (Glauben wir an Wunder ?) 
Bei meinem gegenwärtigen Kentnissstand hätte ich dagegen gestimmt und eine politische Einbindung der Palästinenser in diese Entscheidung und bezüglich dem „danach“ in Gaza zur Bedingung für eine Zustimmung gemacht.
Gruß
Marion