Was ist mit Ariel Sharon los?

Habt Ihr eine Erklärung?
Was nützt es ihm, wenn er sämtliche Siedlungen im Gaza-Streifen aufgibt? Die Siedler werden ihn verfluchen, die Palästinenser werden kein Einsehen haben, und die Ewiggestrigen werden ihm irgendwelche dubiose Taktik unterstellen. Oder wird er einfach weise und liberal ?
Ich fürchte, nur wenige freie Intellektuelle werden diese Wandlung annehmen können. Was meint Ihr?
fragt Branden

Hallo,

Scharon dürfte einfach die Sinnlosigkeit des derzeitigen Zustandes erkannt haben. Zudem dürfte der Schutz der israelischen Bevölkerung im Gaza-Streifen gewaltige Kosten verursachen. Es könnten daher sowohl wirtschaftliche als auch politische Ursachen der Grund sein, dass Scharon die Politik ändert.

Ob dieser Schritt in Wirklichkeit dann von Arafat als Chance angesehen wird, wird man abwarten müssen. Zu wünschen wäre es.

Weise und liberal wird Scharon wohl nicht, was auch niemand von ihm erwartet. Dass die Siedler sich natürlich wehren - auch eine hohes Risiko für Scharon persönlich hier bestehen kann - denn immerhin hat er einst die Siedlungen begünstigt - begrenzt sich hoffentlich nur auf verbalen Protest.

Nun wird man abwarten müssen. Wenn aber der Abzug beginnt, muss auf Arafat auf jeden Fall aus den arabischen Staaten mit mehr Nachdruck eingewirkt werden. Der Westen, insbesondere Powel und Fischer scheinen hier die völlig falschen Ratgeber zu sein. Wobei ich hoffe, dass die EU reagiert.

Gruss Günter

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Branden,

Was nützt es ihm, wenn er sämtliche Siedlungen im
Gaza-Streifen aufgibt?

ich vermute:
Durch Rückzug aus dem Gaza-Streifen erfüllt er einen Teil der Forderungen der Palästinenser und der UNO.
Danach sind wieder die Anderen dran, sich zu bewegen.

Die Bewachung von Siedlungen verschlingt auch eine Menge Geld. Das benögt man woanders dringend.

Und außerdem gehört Gaza nicht zum eigentlichen Israel. Also sind die Siedlungen dort ohnehin falsch platziert.

Gruss Harald

und die
Ewiggestrigen werden ihm irgendwelche dubiose Taktik
unterstellen.

den satz find ich cool.
„dubiose taktik“ - das meint ein teil der arabischen parteien, der gegen die abkoppelung ist.

~2 stunden noch, dann isses soweit. z.z. wird gestritten daß die fetzen fliegen. wette geht auf „ja“, die frage ist, mit welcher mehrheit.

80.1% der zuseher von kanal10 sind dafür… is grad im tv.

gruß
datafox

Dank Euch für die schnellen Antworten und…
…ich bin auch gespannt, wies ausgeht, datafox!
Gruß, Branden

es sind schon 62 stimmen dafür… das wars: der plan ist durch.

gruß
datafox

hallo Harald,
wenn ich richtig gehört habe, löst er auch einige der Siedlungen ausserhalb der 67-Grenzen auf.
das ist sein Tod!
Rabin haben sie damals deswegen umgenietet.
Grüße
Raimund

und die
Ewiggestrigen werden ihm irgendwelche dubiose Taktik
unterstellen.

den satz find ich cool.
„dubiose taktik“ - das meint ein teil der arabischen
parteien, der gegen die abkoppelung ist.

~2 stunden noch, dann isses soweit. z.z. wird gestritten daß
die fetzen fliegen. wette geht auf „ja“, die frage ist, mit
welcher mehrheit.

80.1% der zuseher von kanal10 sind dafür… is grad im tv.

Das schlimme sind aber imho die in den rstlichen 20% enthaltenen (10%?) rechtsradikaler Siedler. Ich hab echt Angst, dass es da noch zum Bürgerkrieg kommt.
Wie siehst du das von vor Ort?

Gruß
Frank

hallo Harald,
wenn ich richtig gehört habe, löst er auch einige der
Siedlungen ausserhalb der 67-Grenzen auf.
das ist sein Tod!
Rabin haben sie damals deswegen umgenietet.
Grüße

Hallo Raimund,

genau dies passiert hoffentlich nicht.

Gruss Günter

Hallo Branden,

in einem informativen Radio-Feature auf HR2 wurde das heute Abend so erklärt, dass sich Sharon stärker auf die Siedlungen in der Westbank konzentriert.
Das Sichern der Siedlungen (7000 Einwohner) und die Militärstützpunkte binden zu große militärische und wirtschaftliche Ressourcen, die man woanders besser gebrauchen kann. Der Gazastreifen bringt es einfach nicht.
Daneben hat Sharon ein politisches Feigenblatt, wenn er die Siedlungen in der Westbank hält und womöglich ausbaut. Deswegen hat er ja auch einseitig, d.h. ohne die Palistinenser entschieden den Gazastreifen zu räumen. Hätte er dies bei Verhandlungen gemacht, wäre auch gleich die Frage nach den anderen Siedlungen gekommen. Außerdem mag er nicht zugeben, dass es irgendwo Palistinenser gibt, die autorisiert für Verhandlunegn sind.

Gruß
Carlos

Das schlimme sind aber imho die in den rstlichen 20%
enthaltenen (10%?) rechtsradikaler Siedler. Ich hab echt
Angst, dass es da noch zum Bürgerkrieg kommt.

gestern war das natürlich thema rauf und runter im fernsehen. nach der abstimmung gabs straßeninterviews, besonders mit der genannten gruppe (10% könnte hinkommen). nicht wenige „schlossen nicht aus“, ihre waffen auf das „eigene militär“ zu richten - auf die, die bisher deren leib und leben unter todesgefahr beschützt haben!! das ist wirklich übelst. dazu kommt die gefahr eines mordanschlags auf scharon. er wird mit rabin verglichen (unglaublich - wer hätte das gedacht). zu erwähnen hier die radikalreligiöse und als verfassungsfeindlch verbotene kach-partei, die allerhand „begründungen“ aus büchern herauslügen.

gruß
datafox

Klasse! owT
!

Hallo Carlos
Trotzdem bleibt eine gute Sache doch eine gute Sache, oder?
Oder wäre es Dir lieber, wenn er Gaza behalten würde?
Gruß, Branden

Gaza Abzug 2004
Moin,

Habt Ihr eine Erklärung?

Ich nicht, aber Dov Weisglass, sein Berater:

http://www.haaretz.com/hasen/spages/485491.html

Was nützt es ihm, wenn er sämtliche Siedlungen im
Gaza-Streifen aufgibt?

Der Abzug findet ohne Einbindung der Palästinenser statt. Die Palästinensische Zivilregierung sitzt in Ramallah, also ohne Zugang zu Gaza und ohne Einflussnahme. Reste der bisherigen Zivilregierung in Gaza wurden von den Israelis systematisch zerstört (Flughafen, Energieversorgung, Sicherheitskräfte etc.). Im Moment kämpfen in diesem politischen Vakuum extreme Gruppen in Gaza über die Vorherschaft (und das sicher nicht auf demokratischem Wege). Wenn die Israelis geschickt sind, unterstützen sie wahlweise unterschiedliche Gruppen, so dass dieser Kampf endlos weitergeht und Gaza im Chaos versinkt. Die Israelis können sich dann gemütlich zurücklehnen, dem Morden zuschauen, Gaza zum Palästinenserghetto abriegeln und ab und zu ein paar Raketen in Wohngebiete feuern.

Nur dass sie sich dann hoch hinstellen und sagen können, sie hätten mit dem ganzen ja nichts mehr zutun (aber natürlich eine Autonomie für Gaza weiterhin verhindern werden) und gemütlich ihren Landraub im Westjordanland fortsetzen.

Oder wird er einfach weise und liberal ?

Sharon hatte Zeit seines Lebens nur ein Ziel vor Augen: Landgewinn für Israel, Ermordung und Vertreibung der Palästinenser und Verhinderung eines Staats für die Palästinenser. Davon ist er nie abgewichen, auch jetzt nicht.

Ich fürchte, nur wenige freie Intellektuelle werden diese
Wandlung annehmen können. Was meint Ihr?

Ich kann dir sagen, was ein israelischer Intellektueller und international geachteter Sprecher der israelischen Friedensbewegung dazu sagt:

http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=story_…

Ansonsten hab ich den Betreff so gewählt, dann man dies Posting im Archiv später noch wiederfindet.
Wollen wir doch mal sehen, ob ich mit meiner Prognose Recht behalte.

Gruß
Marion

Das schlimme sind aber imho die in den rstlichen 20%
enthaltenen (10%?) rechtsradikaler Siedler. Ich hab echt
Angst, dass es da noch zum Bürgerkrieg kommt.

gestern war das natürlich thema rauf und runter im fernsehen.
nach der abstimmung gabs straßeninterviews, besonders mit der
genannten gruppe (10% könnte hinkommen). nicht wenige
„schlossen nicht aus“, ihre waffen auf das „eigene militär“ zu
richten - auf die, die bisher deren leib und leben unter
todesgefahr beschützt haben!! das ist wirklich übelst. dazu
kommt die gefahr eines mordanschlags auf scharon. er wird mit
rabin verglichen (unglaublich - wer hätte das gedacht). zu
erwähnen hier die radikalreligiöse und als verfassungsfeindlch
verbotene kach-partei, die allerhand „begründungen“ aus
büchern herauslügen.

Ja, das ist Rechtsradikalismus. Ein Grund mehr, immer wieder darauf hinzuweisen und davor zu warnen.
Kann man nur hoffen, dass die Situation unter Kontrolle bleibt.

Gruß
Frank

Auch Moin

Wollen wir doch mal sehen, ob ich mit meiner Prognose Recht
behalte.

Wem „gehören“ eigentlich die Erdgas-Vorkommen
an der Küste Gaza’s? Hält da die israelische
„Demokratie“ noch ihren Daumen drauf?

Grüße

CMБ

Okay, Marion, wenn wir uns also entscheiden sollen: Ist das gut oder schlecht, den Gaza-Streifen abzugeben (grundsätzlich mal, egal, was Palestinenser dazu meinen), würdest Du also, wenn ich Dich recht verstehe, sagen: Das ist schlecht.
Gruss, Branden

Hallo Branden,

kleine Anmerkung von mir:

Ist das gut oder schlecht, den Gaza-Streifen abzugeben

Die „Israelis“ glauben daran, dass sie auf alle
Fälle absichern müssen, dass sich die Palästinen-
ser nicht über das errungene Gaza „freuen“ dürfen.

Das, was die Palästinenser dann erhalten werden,
dürfte in etwa an ein Trümmerfeld aus dem letzten
Weltkrieg erinnern.

Grüße

CMБ

Moin,

Okay, Marion, wenn wir uns also entscheiden sollen: Ist das
gut oder schlecht, den Gaza-Streifen abzugeben (grundsätzlich
mal, egal, was Palestinenser dazu meinen), würdest Du also,
wenn ich Dich recht verstehe, sagen: Das ist schlecht.

Meine persönliche Meinungsbildung dazu ist noch nicht ganz abgeschlossen, dafür fehlen mir noch wichtige Informationen von der palästinensischen Seite. Die politische Situation dort und die Machtverhältnisse empfinde ich als dermaßen unübersichtlich, dass es schwer fällt, hier eine fundierte Einschätzung zu geben. Aber das ist auch das größte Manko bei der Einschätzung von Weisglass, das Verhalten der Palästinenser ist ein wichtiger Faktor, wir aber bei den Überlegungen der israelischen Regierung nicht ausreichend beachtet.

Aber du fragtest ja eh nach der israelischen Einschätzung von „gut“ oder „schlecht“, also Weisglass vs. Avnery.

Schauen wir uns doch mal anhand des Interviews an, was sich die israelische Regierung von dem Abzug verspricht:

  1. Einfrieren des Friedensprozesses
  2. Verhinderung eines Palästinenserstaats
  3. Verhinderung weiterer Diskussion über Flüchtlinge, Grenzen, Jerusalem.
  4. Sicherung der Siedlungen im Westjordanland

all das mit ausdrücklicher Billigung der USA, was für Israel insbesondere ein entscheidender finanzieller und außenpolitischer Faktor sein dürfte.

  1. „Punktesammeln“ im Ansehen der internationalen Öffentlichkeit
  2. Enlastung der Armee

Falls ich noch etwas vergessen hab, bitte nachtragen.

Punkte 1-4 sind in meinen Augen völlig illusorisch. Hier wird nichts gewonnen, da die Probleme nicht gelöst werden, sondern nach wie vor bestehen. Der Fokus liegt auf der weiteten Unterstützung durch die USA, aber selbst das könnte sich bei einer entsprechenden Präsidentschaftswahl in ferner Zukunft wieder ändern. „Gut“ also lediglich hinsichtlich kurzfristiger weiterer Sicherung der Unterstützung durch die USA.

Punkt 5) Die Sympathiewerbung könnte sich sehr schnell erledigen. Mir scheit, viele Menchen (und auch die Weltöffentlichkeit) verknüpft hohe Erwartungen an einen Abzug der Israelis aus Gaza. Nicht wenige haben dabei sicher auch eine größere Autonomie für die Palästinenser und erste Schritte hinsichtlich eines eigenen Staats im Sinn. Dies ist aber laut Weisglass ausdrücklich nicht gewollt oder beabsichtigt. Zwar könnten die Israelis wenigstens noch damit Punkte sammeln, wenn sich die Lebensbedingungen für die Bevölkerung in Gaza verbessern, aber selbst das ist in keinster Weise sichergestellt oder anvisiert. Gaza ist allein nicht Lebensfähig. Im schlechtestens Fall wird Gaza zum Ghetto für Palästinenser, dass von den Israelis jederzeit hermetisch abgeriegelt oder bombadiert wird und werden kann.

Punkt 6): Sicher, die meisten Soldaten dürften sich freuen, wenn sie endlich diesen Wahnsinn in Gaza nicht mehr mitmachen müssen. Allerdings kann es sein, dass sie sich statt in Gaza ganz schnell im Westjordanland wiederfinden.

Zusatz:
Die größte Gefahr für Israel selbst waren noch nie die Araber, sondern die inneren Spannungen im eigenen Land. Die dürften zumindest kurzfristig problematisch werden, auch wenn man die Reaktion der israelischen Extremisten auf die Knesset-Entscheidung ansieht. Ich bin mir nicht sicher, ob Sharon diese Situation wirklich im Griff hat.

Gruß
Marion

Die größte Gefahr für Israel selbst waren noch nie die Araber,
sondern die inneren Spannungen im eigenen Land. Die dürften
zumindest kurzfristig problematisch werden, auch wenn man die
Reaktion der israelischen Extremisten auf die
Knesset-Entscheidung ansieht. Ich bin mir nicht sicher, ob
Sharon diese Situation wirklich im Griff hat.

Ja, Marion, das ist wohl wahr. Aber dann verstehe ich auch unter desem Aspekt nur mühsam die Entscheidung von Sharon, weil er sich ja auch großen Unmut, vielleicht sogar lebensgefährlichen Haß zuzieht.
Auf einmal hat er alle Extremen gegen sich, die Konservativen und die Linken.
Hättest Du nun also bei der gestrigen Abstimmung DAGEGEN gestimmt, wenn Du im Parlament gesessen hättest? Da gabs nix mehr zu diskutieren, da war halt Simme abgeben angesagt, wie bei Wahlen. Ja oder nein, nix dazwischen,keine Dialektik, kein Hin und Her.
Hättest Du (mit den Siedlern) dagegen gestimmt?
fragt
Branden
nochmal
deutlicher