Was könnte ich sein? (lang)

Hallo,

es würde mich sehr freuen, wenn jemand den folgenden Text lesen und evtl. hilfreiche (und ernsthafte) Antworten geben könnte! :smile:

Zu mir: ich bin weiblich, Anfang-Mitte 20 und Studentin.

Bisher hatte ich immer irgendwie die Hoffnung, dass ich einfach eine totale Spätzünderin bin, aber mittlerweile wäre es wohl auch dafür zu spät.
Ich finde Männer sexuell total uninteressant bzw. sogar eher abstoßend. Penisse und insbesondere Hoden finde ich total eklig. Wie gesagt, bisher hatte ich immer die Hoffnung, dass sich meine Einstellung dazu noch ändert und sich doch noch Interesse entwickelt; aber ich nehme an, mit Mitte 20 wird da kaum noch etwas kommen, oder?
Allgemein finde ich den männlichen Körper einfach nicht ansprechend.
Ansonsten verbringe ich aber schon gern Zeit mit Männern. In meinem Studienfach dürften etwa so viele Männer wie Frauen studieren; ich bin eigentlich meistens mit den Jungs unterwegs. Ich geh am liebsten mit denen in die Mensa oder Cafete, mach Lerngruppen oder Sport mit denen zusammen.
Ich finde der Umgang mit Männern ist irgendwie lockerer als mit Frauen; ich nehme Männer nicht als potentielle Sexualpartner wahr und die mich eigentlich auch nicht. Wobei letzteres eigentlich schon komisch ist. Ich habe eine feminine Figur (so eine „Sanduhr-Figur“), großzügige Oberweite, etwa taillenlanges Haar, ovales Gesicht und kleide mich auch feminin. Also doch eigentlich ein ganz passables Äußeres?
Als Teenager hat es mich richtig bedrückt, dass ich von Jungs in der Hinsicht überhaupt nicht wahrgenommen werde, mittlerweile ist es mir aber durchaus recht.
Den Umgang mit anderen Frauen finde ich „anstrengender“. Bei Frauen habe ich irgendwie immer das Bedürfnis zu gefallen und bin allgemein immer angespannter (eben aus der Besorgnis heraus, etwas dummes zu sagen / zu tun). Bei Männern ist es mir eher egal, wie sie mich wahrnehmen, aber bei Frauen möchte ich schon immer einen möglichst positiven Eindruck hinterlassen.
Ich habe längere Zeit gerätselt, ob ich vielleicht einfach eine verkappte Lesbe bin, aber eigentlich glaube ich das auch nicht.
Ich finde Frauen durchaus hübsch, viel hübscher als Männer.
Wenn ich im Fernsehen / Kino irgendeinen Film gesehen habe, kommt es oft vor, dass ich danach Bilder von Darstellerinnen google, weil die mir so gut gefallen haben. Ich habe, glaube ich, im Gegensatz dazu noch nie einen männlichen Schauspieler gegoogelt.
Also ich sehe mir schon gern Frauen an. Allerdings am liebsten angezogene Frauen. Nackt muss ich die nicht unbedingt sehen.
Und das weibliche Geschlechtsorgan hat im Unterschied zum männlichen Geschlechtsteil eigentlich aus meiner Sicht auch nur einen großen Vorteil: man muss es nicht sehen.
Ich bin jeden Tag beim Duschen wieder froh, dass ich mein Geschlechtsteil nicht sehen muss :smile:
Kurz: ich finde den weiblichen Körper insgesamt viel schöner als den mönnlichen, das weibliche Geschlechtsorgan finde ich allerdings auch nicht gerade ansprechend.
Ich hätte jetzt kein Bedürfnis, eine andere Frau da unten anzufassen oder sonstwas zu machen.
Das spricht wohl eher gegen eine mögliche Homosexualität, oder?

Mit meinem eigenen Körper bin ich eigentlich schon zufrieden (v.a. meine Brüste finde ich toll :smile:). Allerdings hört für mich mein Körper irgendwie bei der Taille auf; was darunter kommt, ist uninteressant.
Ich habe auch noch nie Selbstbefriedigung gemacht. Als Teenager habe ich das mal ausprobiert, empfand es aber als ziemlich peinlich und dämlich und habe es daraufhin bleiben lassen.
Allgemein fasse ich mich da unten nicht gern an. Das kann allerdings auch in meiner frühkindlichen Erziehung wurzeln, als mir beständig eingetrichtert wurde, dass man sich als Mädchen da unten nicht anfassen darf. Naja.
Ich nehme mich selbst (seelisch) eher als androgyn wahr; ein wirkliches Bedürfnis danach, andere anzufassen oder von denen angefasst zu werden, besteht nicht.
Ich sehe anderen übrigens auch nicht gerne bei sexuellen Aktivitäten zu. Wenn im Fernsehen eine „Liebesszene“ kommt, schalte ich häufig um oder nutze die Gelegenheit, um aufs WC zu gehen / mir was zu trinken zu holen etc.

Tja, was bin ich nun? Weiß jemand eine Schublade, zu der ich passen würde?
Heterosexualität schließe ich mittlerweile eigentlich aus; Homosexualität halte ich eher für möglich, glaube es aber auch nicht wirklich.
Gibt es einen Begriff für Menschen wie mich?
Ich kenne mich im ganzen großen Bereich der Sexualität überhaupt nicht aus; es interessiert mich halt auch insgesamt einfach nicht so.

Insgesamt bin ich bisher mit meinem Single-Dasein auch ganz zufrieden. Für Freizeitaktivitäten, Reden & Co. hat man Freunde, auf körperliche Zweisamkeit kann ich gut verzichten.
Allerdings wird man ja auch älter, und irgendwann wollte ich eigentlich schon mal eine Familie haben… Aber mit meinen „Vorlieben“ schaut es in der Hinsicht ja doch eher düster aus :frowning:
Kann es sein, dass ich vielleicht einfach doch wirklich, wirklich spät dran bin und sich doch noch irgendwann sexuelles Interesse enwickelt???

Über Antworten würde ich mich sehr freuen!

Liebe Grüße,
Erle

PS: ich bin mir nicht sicher, ob das hier das richtige Brett ist. Falls nein, bitte einfach verschieben!

Hallo,

vielleicht fühlst Du Dich vom Begriff der „Asexualität“ passend beschrieben ?
http://de.wikipedia.org/wiki/Asexualit%C3%A4t

&Tschüß
Wolfgang

Hi!

Das, was du als deine Probleme beschreibst, könnten sehr auch nur die Symptome sein für ein ganz anderes Grundproblem, den bei den folgenden deiner Aussagen haben bei mir alle Alarmglocken geschellt:

Mit meinem eigenen Körper bin ich eigentlich schon zufrieden
(v.a. meine Brüste finde ich toll :smile:). Allerdings hört für
mich mein Körper irgendwie bei der Taille auf; was darunter
kommt, ist uninteressant.

Ich habe auch noch nie Selbstbefriedigung gemacht. Als
Teenager habe ich das mal ausprobiert, empfand es aber als
ziemlich peinlich und dämlich und habe es daraufhin bleiben
lassen.

Allgemein fasse ich mich da unten nicht gern an. Das kann
allerdings auch in meiner frühkindlichen Erziehung wurzeln,
als mir beständig eingetrichtert wurde, dass man sich als
Mädchen da unten nicht anfassen darf
. Naja.
Ich nehme mich selbst (seelisch) eher als androgyn wahr; ein
wirkliches Bedürfnis danach, andere anzufassen oder von denen
angefasst zu werden, besteht nicht.

Welche Bedeutung frühkindliche Prägung hat muss man hier nun wirklich nicht mehr ausführen.
Und in deiner frühkindlichen Prägung ist imhO etwas gründlich schiefgelaufen.

So wie du es beschreibst wundert es mich nicht, dass du dich sexuell nicht ‚normal‘ entwickelt hast und nun nicht weißt, was du mit den Körperteilen „da unten“ eigentlich anfangen sollst.

Ich finde das sehr traurig, denn Sex macht Spaß und dir ist das frühzeitig beigebracht worden, dass du da keinen Spaß zu haben hast.

Mein Vorschlag wäre, dass du diesen Themenbereich mal mit einem Therapeuten aufarbeitest. So etwas wächst sich nicht raus, und wenn du irgendwann mal ein freudvolles Sexleben, eine funktionierende Partnerschaft und eine Familie haben willst - dann geh das jetzt an.

Ich wünsche dir dafür alles Gute!!

Gruß, Fo

Hallo,

das ist ganz schön offen und mutig reflektiert, was Du da schreibst.

Hattest Du schon einmal Sex oder eine intime Berührung zu einem anderen Menschen? Warst Du schon einmal verliebt?

Ich würde mir an Deiner Stelle nich so viele Gedanken darüber machen in welche Schublade man Dich stecken könnte und auch keinen Druck ausüben.

Wenn Dich das Thema aber sehr belastet kannst Du versuchen eine Kurzzeittherapie zu bekommen. Das würde wohl dann in den Bereich Identitäts/Rollen-Findung fallen. Wenn das Thema Dich so belastet, dass es psychosomatische Symptome mit sich zieht, dann kann es auch sein, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt.

Alternativ gibt es aber noch andere „Methoden“: z.B. Tango tanzen. Da bist Du drei Minuten lang eins mit einem anderen (angezogenen) Menschen, kannst die Sinnlichkeit auskosten ohne Obligationen.

Viele Grüße

normal?
servus Erle,

du hast das ausführlich und offen beschrieben. Das ist gut. Du scheinst dich offensiv, schonungslos mit dir zu beschäftigen.
Solange du ehrlich und mit dir selbst im Reinen bist, oder nicht darunter leidest, ist das unproblematisch. Was sollte man daran behandeln?

Du bist eben anders entwickelt als die anderen - ich auch

*die Anderen übrigens auch*

warum sollen wir auch alle gleich sein?

Erst wenn es beginnt, für dich eine Belastung zu werden, könnte man so langsam drüber nachdenken, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ansonsten lohnt das nicht, ganz im Gegenteil. Du bist noch sehr jung!

Möglicherweise setzt du dich damit erst recht unter Druck und der Schuss geht nach hinten los

An deiner Beschreibung von dir ist nichts, aber auch gar nichts Bedenkliches zu entdecken. Solange du dich nicht selbst unter Druck setzt und ehrlich zudir selber bist, wird sich dein „Problem“ früher oder später ganz von allein in *Wohlgefallen* auflösen

Geniess dein Leben so wie es ist und hab einfach Geduld. Dinge können sich ändern

Gruß Georg

Hi,

danke für deine Antwort!
Das könnte hinkommen.

lg

Hi,

erstmal danke für deine Antwort! :smile:

Mein Vorschlag wäre, dass du diesen Themenbereich mal mit
einem Therapeuten aufarbeitest. So etwas wächst sich nicht
raus, und wenn du irgendwann mal ein freudvolles Sexleben,
eine funktionierende Partnerschaft und eine Familie haben
willst - dann geh das jetzt an.

Du meinst, ich solle damit zu einem Psychotherapeuten?
Oje, ob ich mich dazu überwinden kann…
Es ist halt doch was anderes, solche Probleme anonym im Internet zu besprechen, als sie jemanden direkt ins Gesicht zu sagen… Ich habe über die Sache auch noch nie mit jemandem direkt geredet.
Naja, ich werd mich mal erkundigen, ob bzw. was für Psychotherapeuten es bei mir in der Gegend gibt.
Soweit ich vom Hören-Sagen weis, gibt es bei denen ja eh sehr lange Wartezeiten?

Ich wünsche dir dafür alles Gute!!

Danke :smile:

LG

Hi,

vorweg schon mal vielen Dank für deine Antwort :smile:

Hattest Du schon einmal Sex oder eine intime Berührung zu
einem anderen Menschen?

Sex: nein (furchtbar, nicht wahr? Welcher andere Mensch in meinem Alter hatte noch nie Sex?)
Petting: ja, fand ich aber grauenhaft. Allgemein löst angefasst zu werden bei mir in erster Linie einen Fluchtreflex aus :frowning:

Warst Du schon einmal verliebt?

Leider auch nicht wirklich. Wobei ich aber auch finde, dass Liebe und Sex zwei völlig unterschiedliche Dinge sind, die nicht wirklich etwas mit einander zu tun haben.
Grob gesagt: Liebe ist eine Sache der Seele, Sex eine Sache des Körpers

Wenn Dich das Thema aber sehr belastet kannst Du versuchen
eine Kurzzeittherapie zu bekommen. Das würde wohl dann in den
Bereich Identitäts/Rollen-Findung fallen. Wenn das Thema Dich
so belastet, dass es psychosomatische Symptome mit sich zieht,
dann kann es auch sein, dass die Krankenkasse die Kosten
übernimmt.

Also bislang finde ich die Sache nicht weiter schlimm.
Allerdings fangen um mich herum die Leute allmählich an zu heiraten und Nachwuchs zu produzieren und verbringen halt immer mehr Zeit mit ihren „Familien in Gründung“ und immer weniger Zeit mit ihren Freunden (was ja auch absolut verständlich ist!)
Ich hab da halt Bedenken, dass ich über kurz oder lang ganz einsam und allein ende :frowning:
Tage wie Weihnachten und Silvester finde ich jetzt schon schlimm, wenn alle die Zeit mit ihrem Partner verbringen und ich allein in meiner Wohnung sitze und mich frage, was bei mir nur falsch gelaufen ist :frowning:

Alternativ gibt es aber noch andere „Methoden“: z.B. Tango
tanzen. Da bist Du drei Minuten lang eins mit einem anderen
(angezogenen) Menschen, kannst die Sinnlichkeit auskosten ohne
Obligationen.

Tanzen mag ich leider auch nicht. Ich mag allgemein gar nichts, was mit Körperkontakt zu tun hat…
Ich bin schon ein schwieriger Fall, was?

LG

Hi,

danke für deine Antwort!

Solange du ehrlich und mit dir selbst im Reinen bist, oder
nicht darunter leidest, ist das unproblematisch. Was sollte
man daran behandeln?

Mein Problem ist halt, dass ich so ewig Single bleibe. Momentan ist das nicht schlimm, man hat ja auch Freunde, mit denen man Zeit verbringen, reden, verreisen etc. kann.
Allerdings sind in meinem Freundeskreis schon einige verheiratet bzw. werden demnächst heiraten und die Nachwuchsplanung läuft auch schon (worauf ich ehrlich gesagt durchaus neidisch bin).
So wie es bei mir aussieht, werde ich wohl allein bleiben und mit Kindern sieht es auch eher düster aus :frowning:.
Ich habe halt Angst, dass ich in ein paar Jahren immerzu ganz allein in meiner Wohnung sitze und völlig vereinsame :frowning:

Du bist noch sehr jung!

Naja, ich bin 24. Wie viele 24-Jährige gibt es, die noch keinerlei sexuelle Erfahrungen haben, über keinerlei sexuelles Interesse verfügen und noch nie einen festen Freund hatten?

Solange du dich nicht selbst
unter Druck setzt und ehrlich zudir selber bist, wird sich
dein „Problem“ früher oder später ganz von allein in
*Wohlgefallen* auflösen

Geniess dein Leben so wie es ist und hab einfach Geduld. Dinge
können sich ändern

Ich hoffe es! :smile:

Gruß Georg

LG

Hi,

Hallo,

danke für deine Antwort!
Das könnte hinkommen.

Dann versuche daran zu denken, daß Asexualität einfach eine Art von Disposition ist - nichts krankhaftes, das behandelt werden müßte oder für das Du dich rechtfertigen müßte, auch dann nicht, wenn es nicht dem Mainstream entspricht.

lg

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Hi!

Dann versuche daran zu denken, daß Asexualität einfach eine
Art von Disposition ist - nichts krankhaftes, das behandelt
werden müßte oder für das Du dich rechtfertigen müßte, auch
dann nicht, wenn es nicht dem Mainstream entspricht.

Mainstream? Eine normale Sexualität ist also Mainstream?

Ich finde das erschreckend und erschütternd, wie der UP hier eingeredet werden soll, sie sei halt anders normal - insbesondere nach den Schilderungen aus ihrer Kindheit.

Das ist hier nicht einfach nur ne Disposition. Diese Frau hat zwar keine Sexualität und asexuell mag als momentane Zustandsbeschreibung zutreffen - aber wünschenswert ist eine solche Situation nun wirklich nicht.

Ich finde, sie sollte sich wirklich einem Therapeuten anvertrauen - wenn der zu dem Urteil kommt, sie sei nunmal eben asexuell, dann in Gottes Namen soll sie meinetwegen so bleiben.

Aber wenn ihre Kindheitserfahrungen doch zu einer Fehlentwicklung geführt haben, hätte sie die Chance, doch noch zu einem schönen Sexleben zu kommen. Oder findest du das nicht erstrebenswert?
Und wer weiß, was sich dann noch so auftut…

Es ist immer interessant, in den Rückspiegel zu schauen - erst das bringt einen weiter im Leben.

Gruß, Fo

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Hallo!

Ich finde, sie sollte sich wirklich einem Therapeuten
anvertrauen - wenn der zu dem Urteil kommt, sie sei
nunmal eben asexuell, dann in Gottes Namen soll sie
meinetwegen so bleiben

Du meinst das vermutlich gar nicht so krass, wie ich es lese :wink:
Aber wer ist denn so ein Therapeut überhaupt, dass er darüber urteilen könnte, ob ich so bleiben soll/darf, wie ich bin?

Gruß
Tyll

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Hallo,

Das ist hier nicht einfach nur ne Disposition. Diese Frau hat
zwar keine Sexualität und asexuell mag als momentane
Zustandsbeschreibung zutreffen - aber wünschenswert ist eine
solche Situation nun wirklich nicht
.

…, hätte sie die Chance, doch noch
zu einem schönen Sexleben zu kommen. Oder findest du das nicht
erstrebenswert?

vielleicht darf Erle entscheiden, was für sie wünschenswert und erstrebenswert ist? Ob andere sexuelle Aktivität für wünschenswert halten, sollte doch nicht entscheidend sein.

Viele Grüße,

Jule

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Hallo Erle,

ich kann nicht mit einer Fachmeinung, sondern nur mit persönlichen Erfahrungen dienen. In manchem von dem, was du schreibst, finde ich mich wieder und finds eigentlich ganz normal. :wink: Auf der anderen Seite kommt mir deine Vorstellung von Sexualität ein wenig verquer vor. Egal… ich erzähle einfach mal.

Als Teenager dachte ich auch, ich bin nicht normal. Alle fanden plötzlich irgendwelche Jungs „süß“, waren scharf auf die Bravo, etc. Ich machte irgendwie mit, um nicht aufzufallen, fühlte mich aber unwohl dabei. Ich fand dann später zwar einen Lehrer ganz toll, aber auch nicht in dem Sinne, dass da irgendeine körperliche Anziehung gewesen wäre. Im Gegensatz zu dir, hab ich mich relativ früh und ganz selbstverständlich selbstbefriedigt. Ich fühlte mich schon mit 16 als Spätzünder, weil ich noch keinen Freund hatte, noch nie einen Jungen geküsst hatte, etc. Es gab aber auch niemanden, für den ich mich tatsächlich interessiert hätte, den ich toll gefunden hätte, oder so. Mit 18 hatte ich dann ganz unverhofft meinen ersten Freund. Ich würde allerdings (zumindest im Nachhinein) nicht sagen, dass ich in ihn verliebt war. Er war halt der erste, der sich tatsächlich für mich interessiert hat. Das tat mir gut. Die Gefühle für ihn haben sich dann nach und nach aber entwickelt. Wir waren fast 10 Jahre zusammen.

Aber nun zum Sex. Deine Vorstellung, dass man als heterosexuelle Frau einen nackten Männerkörper oder einen Penis erregend findet, trifft auf mich nicht wirklich zu. Und ich halte das für nicht so ungewöhnlich. Trotzdem habe ich den Sex meistens genossen, es hat mich auch erregt, ihn anzufassen, seinen Körper zu spüren usw. Wenn da, wie bei dir ein regelrechter Ekel ist, sieht das aber nochmal ganz anders aus. Aber dass du anscheinend meinst, man würde seine sexuelle Neigung daran erkenne, welche Geschlechtsteile man ansprechend findet, halte ich für total falsch.

Nachdem ich diese Beziehung aus verschiedenen Gründen beendet hatte, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich neu zu verlieben, und jemals wieder eine Beziehung zu haben… Mir hat auch der Sex kein bisschen gefehlt und es hätte mich nicht gestört, nie wieder Sex zu haben. Ab und zu ein bisschen SB hätte mir vollkommen gereicht.

Du schreibst, dass du Männer nicht als potenzielle Sexualpartner wahrnimmst und das geht mir ganz genau so. Ich bin damit manchmal, (selbst als ich in Beziehung war), auf Unverständnis bei anderen Frauen gestoßen. „Findest du den nicht auch total sexy?“ „Äh… kann schon sein…“ Als Single hab ich dann noch viel deutlicher gemerkt, wie andere Single-Frauen z. B. auf Partys die Lage checken, ob interessante Männer da sind. Ich dachte erst, dass mir da nur die Übung fehlt, merkte aber, dass das einfach nicht meine Art ist. Außerdem war ich nicht auf der Suche. Ich war zufrieden mit meinem Single-Dasein. Auch das konnte (nachdem die Ex-Beziehung dann eine Weile her war) keiner so recht verstehen. Als Teenager war damals schon dieses Gefühl da: Ich hätt gern einen Freund. Aber eben nur, weil alle anderen ja auch einen hatten, und ich mir so unnormal vorkam. Als „Dann-wieder-Single“ war mir das Gefühl, gern eine Beziehung haben zu wollen, total unverständlich. Ich konnte mir das nur vorstellen, wenn man unglücklich verliebt ist, und gern mit einem bestimmten Mann eine Beziehung hätte. Aber einfach so ins Blaue hinein eine Beziehung zu wollen, kann ich mir fast nur mit grundsätzlicher Unzufriedenheit erklären.

Auch ich fühl mich meist in der Gesellschaft von Männern wohler. Das ist nicht so anstrengend, wie mit Frauen. Kommt aber auch sehr auf die jeweiligen Männer bzw. Frauen drauf an. Am besten komm ich mit Menschen abseits der Klischees aus. Frauen, die kaum an typischen „Frauenthemen“ interessiert sind und Männer, die nicht unbedingt die typischen „Männerklischees“ erfüllen, sind mir am liebsten. Sexuelles Interesse hab ich normalerweise an niemandem.

Obwohl ich mir nach der Beziehung mit meinem ersten Freund so sicher war, keine neue Beziehung eingehen zu wollen und zu können, lernte ich dann wie schicksalshaft jemanden kennen, bei dem ich von Anfang an den Gedanken hatte, wie perfekt wir doch zusammenpassen würden. Das war mir noch nie passiert, und verwirrte mich. Es waren aber (so dachte ich damals und bin mir heut nicht ganz sicher), keine Gefühle außer Sympathie im Spiel. Aber mein Verstand sagte mir andauernd, dass er der ideale Partner für mich wäre. Wir blieben in Kontakt, aber ich war zunehmend verwirrt. Was will ich denn von ihm? Bin ich doch verliebt? Kann ich mir mehr mit ihm vorstellen? Na ja, was soll ich lang erzählen. Es hat dann irgendwann tatsächlich gefunkt. Und jetzt bin ich sicher, vorher noch nie wirklich verliebt gewesen zu sein.

Auch Sexualität hat für mich nochmal eine neue Dimension erhalten. Nicht, weil er so ein toller Hengst im Bett ist (im Gegenteil war er anfangs sehr unsicher), oder weil er so super aussieht, sondern weil es einfach stimmt. Mir war vorher z. B. gar nicht klar, wie ein Kuss im ganzen Körper spürbar werden kann. Das sexuelle Interesse für ihn kam eigentlich auch erst, nachdem ich mich verliebt hatte.

Ich möchte dir ein paar Gedanken, die für mich aus diesem Lebensweg resultieren, mit auf den Weg geben:

  • Sei einfach du selbst, ohne eine Schublade zu suchen, in die du zu passen scheinst. Du fragst, „Was bin ich?“ Du bist du, ganz egal, ob es dafür eine beschriftete Schublade gibt. Du musst nicht „normal“ sein. Und du musst nichteinmal, wenn du feststellst, dass du „unnormal“ bist, die Norm der anderen in gleicher Hinsicht Unnormalen erfüllen. Ich will damit sagen, wenn du dich mehr oder weniger asexuell fühlst, aber das in ein paar Punkten doch nicht auf dich passt, ist das doch egal oder wenn du dich ein bisschen lesbisch fühlst, aber doch nicht so richtig, ist das auch egal.
  • Lass dir von niemandem einreden, du müsstest eine Beziehung haben, um glücklich zu sein. Wenn du nur deshalb eine Beziehung, Familie, Kinder möchtest, weil das alle anderen auch machen, und du Angst hast, sonst allein dazustehen, ist das keine gute Basis.
  • Aber schau ganz genau hin, ob es nicht doch dein eigener Wunsch ist, mal eine Familie zu gründen und deine Abneigung gegen Körperkontakt eher in falscher Erziehung und Angst wurzelt.

Wenn du glücklich damit bist, wie du bist, dann lass dich nicht von äußeren Umständen dazu zwingen, was zu ändern. Wenn du aber selber unter der Situation und deiner Abneigung gegen Körperkontakt leidest, dann raff dich auf, und tu was.

Ich finde es nicht ungewöhnlich, dass du mit deinem Single-Dasein zufrieden bist und keine körperliche Zweisamkeit vermisst. Auch, dass ein nackter Körper dich nicht anturnt o. ä. ist m. E. noch kein ausreichender Hinweis auf Asexualität. Problematisch kommt mir allerdings deine Abneigung gegen den eigenen Körper, bzw. deine Geschlechtsorgane vor. Noch dazu in Kombination mit dem, was dir als Kind eingetrichtert wurde, dass man sich „da unten“ nicht anfasst. Mir scheint es ratsam, dass du dir das mal (mit Hilfe eines Psychologen) genau anschaust.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut

Alles Liebe
M.

Hallo!

Ich finde, sie sollte sich wirklich einem Therapeuten
anvertrauen - wenn der zu dem Urteil kommt, sie sei
nunmal eben asexuell, dann in Gottes Namen soll sie
meinetwegen so bleiben

Du meinst das vermutlich gar nicht so krass, wie ich es lese
:wink:
Aber wer ist denn so ein Therapeut überhaupt, dass er darüber
urteilen könnte, ob ich so bleiben soll/darf, wie ich bin?

Ja, das stimmt wohl, das entscheidet nicht der Therapeut.

Ich bin aber der Meinung aus dem Posting herausgelesen zu haben, dass ein gewisser Leidensdruck vorhanden ist, und genauso lese ich da auch heraus, dass die UP nicht einfach so ein asexuelles Wesen geworden ist, sondern ihre Kindheitsgeschichte ihr eine normale Sexualität unmöglich gemacht hat.

Und das halte ich für Therapiewürdig.

Gruß, fo

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Vielen, vielen Dank für deine Antwort! :smile:
Ich finde es echt toll, dass du dir die Zeit genommen und Mühe gemacht hast, so eine ausführliche und hilfreiche Antwort zu schreiben :smile:
Danke!

LG

Liebe Erle,

Vielen, vielen Dank für deine Antwort! :smile:
Ich finde es echt toll, dass du dir die Zeit genommen und Mühe
gemacht hast, so eine ausführliche und hilfreiche Antwort zu
schreiben :smile:
Danke!

Nix zu danken! Freu mich sehr, wenns geholfen hat. Das motiviert mich auch, noch was zu deinen anderen Antworten zu schreiben.

Sex: nein (furchtbar, nicht wahr? Welcher andere Mensch in
meinem Alter hatte noch nie Sex?)
Petting: ja, fand ich aber grauenhaft. Allgemein löst
angefasst zu werden bei mir in erster Linie einen Fluchtreflex
aus :frowning:

Dass du das Petting grauenhaft fandest, liegt vermutlich daran, dass du dachtest: „Ich muss das jetzt auch mal machen, damit ich nicht so hinterherhinke.“ Du es aber eigentlich nicht wirklich wolltest. Tippe ich da richtig? War es ein Mann, oder eine Frau, wenn ich fragen darf? Wie sehr mochtest du ihn/sie? Wie sehr wart ihr miteinander vertraut?
Verstehe ich das richtig, dass sich der Fluchtreflex nicht nur auf intime Berührungen bezieht, sondern du dich evtl. schon unwohl fühlst, jemanden zu umarmen? Wenn ja, gibt es Situationen, in denen du irgendwie beides willst? Also, wo du denkst, dass du den/diejenige jetzt irgendwie doch umarmen möchtest, oder umarmt werden möchtest? Es aber dann doch nicht tust, weil du gleichzeitig Angst davor hast? Oder ist es eher so, dass du von dir aus nie im Leben auf die Idee kämst, jemanden zu umarmen?
Wie ist das z. B. wenn es dir wegen irgendwas mies geht? Du schreibst von einigen Freundschaften… Kannst du dich da bei Freunden auch mal ausheulen? Oder heulen sich Freunde bei dir aus? Oder wenns dir so richtig, wahnsinnig gut geht? Hattest du da schon manchmal den Gedanken, jemandem vor lauter Freunde um den Hals fallen zu müssen? Oder ist dir das alles fremd? Wie drückst du Freude, Trauer etc. aus? Drückst du solche Gefühle überhaupt gegenüber anderen aus? Wenn nicht, würdest du dir manchmal wünschen, es zu können?

Warst Du schon einmal verliebt?

Leider auch nicht wirklich.

Was heißt „nicht wirklich“? Was waren die tiefsten Gefühle, die du je für einen anderen hattest? Und wieso „leider“? Warum bedauerst du die Tatsache, dass du noch nie so tiefe Gefühle für einen Menschen hattest? Wenn du tatsächlich so gar kein Interesse daran hättest, würdest du es doch auch nicht bedauern, oder? Was erhoffst du dir vom verliebt sein? Dass du dann endlich „normal“ bist? Dass du dann nicht einsam und allein bist, wenn alle anderen Familie haben? Oder hoffst du auch, dann jemanden zu haben, dem du alles sagen kannst, mit dem du alles teilen kannst…?

Wobei ich aber auch finde, dass
Liebe und Sex zwei völlig unterschiedliche Dinge sind, die
nicht wirklich etwas mit einander zu tun haben.
Grob gesagt: Liebe ist eine Sache der Seele, Sex eine Sache
des Körpers

:smile: Ich glaub, dass kannst du nicht beurteilen. :smile: (Nicht böse gemeint, ich weiß selber erst durch meinen neuen Freund, wie sehr das für mich tatsächlich zusammengehört.) Wenn mich mein Freund berührt, ist das etwas total anderes, als wenn mich jemand anders berührt. Es kommt viel weniger auf die Berührung an sich, als auf die Person an.

Also bislang finde ich die Sache nicht weiter schlimm.
Allerdings fangen um mich herum die Leute allmählich an zu
heiraten und Nachwuchs zu produzieren und verbringen halt
immer mehr Zeit mit ihren „Familien in Gründung“ und immer
weniger Zeit mit ihren Freunden (was ja auch absolut
verständlich ist!)
Ich hab da halt Bedenken, dass ich über kurz oder lang ganz
einsam und allein ende :frowning:
Tage wie Weihnachten und Silvester finde ich jetzt schon
schlimm, wenn alle die Zeit mit ihrem Partner verbringen und
ich allein in meiner Wohnung sitze und mich frage, was bei mir
nur falsch gelaufen ist :frowning:

Also erstmal glaube ich nicht, dass man als Single zwangsläufig einsam und allein endet, nur weil alle Freunde, Familien gründen. Sicherlich werden in einem solchen Lebensabschnitt die eher oberflächlichen „Abends-Weggeh-Freundschaften“ zurückgehen. Eine enge Freundschaft wird aber, wenn beide das wollen evtl. sogar noch intensiver werden. Die Frage ist aber, ob du das kannst du willst, mit einer jungen Muter /einem jungen Vater / Elternpaar ganz eng befreundet zu sein. Ich male jetzt einfach mal eine Situation und du kannst dir ja mal überlegen, ob du dir sowas in der Art prinzipell vorstellen kannst.

Ein befreundetes Paar möchte heiraten und du unterstützt die beiden bei der Planung und den Vorbereitungen. Vielleicht bist du sogar Trauzeugin, musst alle möglichen „Hin und Hers“ der Braut aushalten und dann auch noch die Genervtheit des Bräutigams. Und dann bist du so glücklich, dass das Fest, trotz kleiner Pannen im Grunde genauso war, wie sie es sich gewünscht haben. Da ist auch kein Neid o. ä., dass die beiden sich gefunden haben, sondern nur riesige Freude. Irgendwann ist sie schwanger und die beiden freuen sich riesig auf ihr Kind. Du bist voll mit dabei, wirst gefragt, wenn es um die Wahl des Namens und die Methode der Geburt geht. Du erlebst hautnah deren Ängste mit, ob das Kind gesund ist, ob sie das alles tatsächlich auf die Reihe kriegen usw. Und auch die Freude, wenn das Kind im Bauch strampelt, oder das Kinderzimmer eingerichtet ist. Später wirst du vielleicht Patentante und begleitest das Kind beim Älterwerden.

Wenn du dir zutraust, eine Freundschaft auf so eine ähnliche Art und Weise einzugehen, denke ich, brauchst du nicht befürchten, einsam und allein zu enden. Wenn dir meine obige Beschreibung aber Angst macht (und du dich vielleicht gleichzeitig doch danach sehnst), Angst davor, so eine enge Freundschaft einzugehen, Angst, dass dabei viel zu viel Körperkontakt gefordert sein könnte…, dann bin ich auch der Meinung, dass du etwas tun solltest, diese Ängste zu bekämpfen. Am besten wahrscheinlich, wie vorgeschlagen, eine Therapie.

Ich hoffe, ich bin dir mit meinen ganzen Fragen nicht zu nahe getreten. Es liegt ja ganz bei dir, ob du darauf antwortest. Du kannst das gerne auch per PN machen, wenn du möchtest.

Ansonsten wünsch ich dir alles Gute.

Gruß
M.

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Naja ich 26 und noch nie sexuelle Erfahrungen außer SB. Es gibt halt solche und solche Menschen.

LG

Hi!

Nochmals danke für deine Antwort!
Ich habe dir vor ein paar Tagen eine PN geschrieben und wollte nur nachfragen, ob du die eigentlich auch bekommen hast?
Allgemein habe ich bisher schon ein paar PN verschickt (Antworten sowie Fragen), aber irgendwie nie eine Reaktion erhalten.
Klappt bei mir vielleicht irgendwas mit den PN nicht?

Liebe Grüße

Hallo Erle,

ja, ich hab deine PN gekriegt, aber du anscheinend meine Antwort nicht.? :wink:

Kenn mich damit auch nicht so gut aus, und dachte ich kann einfach Antworten.

Ich schicks dir nochmal direkt über den Briefumschlag hier. :smile:

Liebe Grüße
M.