Kernberg, Lacan
Hi Beate,
Kannst du diesen spezifischen Entwicklungsprozess (namentlich) definieren?
Das schon von anderen angesprochene Problem ist das der Definition von Sozialkompentenz.
In „Das Gruppentraining sozialer Kompetenzen“ (S. 82) wird soziale Kompetenz ziemlich weit definiert:
… die Verfügbarkeit und Anwendung von kognitiven, emotionalen und motorischen Verhaltensweisen, die in bestimmten sozialen Situationen zu einem langfristig günstigen Verhältnis von positiven und negativen Konsequenzen für den Handelnden führen.
Für meinen Geschmack ist diese Definition bereits auf das Verhalten von Kleinkindern anwendbar.
In einem engeren Sinne (social skills) mag die Sozialkompetenz der Entstehung der Selbstkompetenz nachgängig sein (so Jule), wobei auch diese zu definieren wäre.
Fasst man beide Bedeutungen ziemlich weit, führt das zu Otto Kernbergs Objektbeziehungstheorie (die auf Melanie Kleins Arbeiten fußt).
Kernberg schreibt in „Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus“ (358):
Das Selbst ist eine intrapsychische Struktur, die sich aus mannigfachen Selbstrepräsentanzen mitsamt den damit verbundenen Affektdispositionen konstituiert. Selbstrepräsentanzen sind affektivkognitive Strukturen, die die Selbstwahrnehmung einer Person in ihren realen Interaktionen mit bedeutsamen Bezugspersonen und in phantasierten Interaktionen mit inneren Repräsentanzen dieser anderen Personen , den sogenannten Objektrepräsentanzen, widerspiegeln.
(Hervorhebung von mir)
Das Selbst resultiert also unmittelbar aus den Interaktionsprozessen mit der Umwelt, insbesondere dem sozialen Umfeld. Ein anderer Psychoanalytiker, Jacques Lacan, sah das ähnlich. An Sartre und Hegel anschließend betonte er, dass das Subjekt nur im Austausch mit dem Anderen (soziales Umfeld) entsteht und sich bildet. Wie kann also, in dieser Sicht, das Selbst unabhängig von seiner Fähigkeit, mit anderen Personen zu interagieren, eine Selbst-Kompetenz entwickeln?
Aber wie gesagt: je nach Definition der beiden Kompetenzbegriffe ergeben sich unterschiedliche Einschätzungen.
Chan