Was kosten Arbeitslose?

Hallo,

ich habe grade einen Artikel auf ARD gelesen, der sich damit befasst, dass die Deutsche Rüstungsindustrie 30000 angeblich hochspezialisierte Arbeitsplätze bedroht sieht, wenn man die Rüstungsausgaben wie geplant senken würde.

Die Frage, die sich daraus für mich ergibt ist folgendes:

Zunächst wird ja ohnehin immer über den Fachkräftemangel geschimpft, so dass man davon ausgehen kann dass womöglich gar nicht so viele länger in Arbeitslosigkeit blieben. Aber gehen wir fürs erste mal davon aus, das alle ohne Job dastünden.

Was kostet den Staat so ein Arbeitsloser eigentlich im Monat? Im ersten Jahr ist das vermutlich ein teurer Spass, weil man ja noch Arbeitslosengeld bekommt. Aber danach greift das ja nicht mehr. Wenn man spasshalber mit 2000€ pro Monat in die Rechnung geht, wären das für alle 30000 lumpige 720 Millionen €. Angesichts der Einsparung von fast 10 MRD € hielte ich das für durchaus vertretbar.

Aber wie hoch ist diese Zahl wohl tatsächlich?

Mir ist an der Stelle durchaus klar, dass unsere geliebten Rüstungsunternehmen ohnehin tiefstapeln wenn sie solche Aussagen in den Raum schmeissen, aber das wollen wir mal aussen vor lassen…

Hossa :smile:

Zunächst wird ja ohnehin immer über den Fachkräftemangel
geschimpft, so dass man davon ausgehen kann dass womöglich gar
nicht so viele länger in Arbeitslosigkeit blieben.

In einer Marktwirtschaft werden knappe Waren teurer. Da die Gehälter der Fachkräfte in den angeblichen Mangelbranchen (Ingenieure, Naturwissenschaftler…) jedoch seit Jahren nicht steigen, ist das Angebot offenbar nicht verknappt. Einen realen Fachkräftemangel gibt es also nicht. Die aktuelle Diskussion um einen Fachkräftemangel ist daher wohl eher als Weckruf an die Politik zu verstehen, dafür zu sorgen, dass auch morgen noch gut ausgebildete, billige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Aber gehen
wir fürs erste mal davon aus, das alle ohne Job dastünden.

Was wohl der wahrscheinlichere Fall ist.

Was kostet den Staat so ein Arbeitsloser eigentlich im Monat?
Im ersten Jahr ist das vermutlich ein teurer Spass, weil man
ja noch Arbeitslosengeld bekommt.

Im ersten Jahr kostet der Arbeitslose den Staat keinen Cent. Der Arbeitslose hat in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt, wie die Gemeinschaft der abhängig Beschäftigten. Die Lasten trägt daher nicht der Staat, sondern die anderen abhängig Beschäftigten. Bei Arbeitslosigkeit tritt der Versicherungsfall ein, da hat der Staat keine Belastung.

Zwar bekommt das Arbeitsamt Zuschüsse aus Steuergeldern, weil sie mit den Beiträgen allein nicht auskommt. Die werden jedoch in der Förderung von Langzeitarbeitslosen verpülvert.

Aber wie hoch ist diese Zahl wohl tatsächlich?

Nach dem ersten Jahr Arbeitslosigkeit setzt Hartz IV ein. Nun trägt tatsächlich der Staat die Lasten.

Wenn du also wissen möchtest, was ein Arbeitsloser nach einem Jahr kostet, kannst du die gesamten Hartz IV-Ausgaben durch die durchschnittliche Anzahl von Hartz IV-Empfängern dividieren und erhälst einen ersten Schätzwert. Schwierig wird es jedoch, wenn du noch die Aufstocker rausrechnen möchtest…

Mir ist an der Stelle durchaus klar, dass unsere geliebten
Rüstungsunternehmen ohnehin tiefstapeln wenn sie solche
Aussagen in den Raum schmeissen, aber das wollen wir mal
aussen vor lassen…

Die weitaus meisten Arbeitslose finden im Schnitt nach 7 bis 8 Monaten aus eigenen Anstrengungen heraus eine neue Arbeitsstelle. Sie kommen daher nie in den Genuss staatlicher Förderung, weil sie die ganze Zeit über nur ihre Versicherungsleistung einfordern. Dieser Umstand bedeutet jedoch auch, dass die Vermittlungserfolge der Arbeitsämter nahezu Null sind. Also könnte man bei den Bediensteten des Arbeitsamtes selbst sparen. In der aktuellen Regierung gibt es ja auch Bestrebungen, dies zu tun.

Viele Grüße

Hasenfuß

Hallo,

Im ersten Jahr kostet der Arbeitslose den Staat keinen Cent.

Die Mitarbeiter der BA arbeiten also ehrenamtlich?
Klar, das sind Leute, die zu (geschätzt) über 90% unkündbar sind, die müßten wir so auch durchfüttern, ihre Büros unterhalten etc. Aber ohne Arbeitslose würden in dem Bereich auch weniger Leute benötigt …
Aus welchem Topf etwa Fahrgelder für Arbeitslose bezahlt werden, weiß ich nicht. Als ich mal kurz arbeitslos war und fragte, ob ich die etwa 8 Euro (so dicke ist Arbeitslosengeld ja auch wieder nicht) für die Bahn zum Arbeitsamt und zurück ersetzt bekomme, hörte sich die Antwort so an, als ob der Berater das aus seiner eigenen Tasche zahlen müßte.

Cu Rene

Hossa :smile:

Im ersten Jahr kostet der Arbeitslose den Staat keinen Cent.

Die Mitarbeiter der BA arbeiten also ehrenamtlich?

Natürlich nicht. Die Mitarbeiter der BA werden natürlich auch aus den Beiträgen der Arbeitnehmer bezahlt. Das ist so ähnlich wie bei den Krankenkassen. Deren Personal wird auch durch die Beiträge zur Krankenversicherung bezahlt.

Klar, das sind Leute, die zu (geschätzt) über 90% unkündbar
sind, die müßten wir so auch durchfüttern, ihre Büros
unterhalten etc. Aber ohne Arbeitslose würden in dem Bereich
auch weniger Leute benötigt …

Stimmt!

Aus welchem Topf etwa Fahrgelder für Arbeitslose bezahlt
werden, weiß ich nicht. Als ich mal kurz arbeitslos war und
fragte, ob ich die etwa 8 Euro (so dicke ist Arbeitslosengeld
ja auch wieder nicht) für die Bahn zum Arbeitsamt und zurück
ersetzt bekomme, hörte sich die Antwort so an, als ob der
Berater das aus seiner eigenen Tasche zahlen müßte.

Das ist leider eine weit verbreitete Mentalität bei unseren Ämtern. Die Arbeitsämter nennen einen zwar „Kunden“, denken aber im Hinterkopf an „Bittsteller“.

Viele Grüße

Stefan

Das ist leider eine weit verbreitete Mentalität bei unseren
Ämtern. Die Arbeitsämter nennen einen zwar „Kunden“, denken
aber im Hinterkopf an „Bittsteller“.

Was zunächst uninteressant ist.
Wie lauten die diesbezüglichen Bestimmungen?
Ich kenne sie nicht. Du?

Wenn wir die kennen, dann können wir auch über irgendwelche Mentalitäten lamentieren oder eben nicht, je nach Sachlage halt.
Aber doch nicht vorher.
Ist doch kein Stammtisch hier *hüstel*.

Gruß TL

Hallo

Was zunächst uninteressant ist.
Wie lauten die diesbezüglichen Bestimmungen?
Ich kenne sie nicht. Du?

Ist schon lange her, daher weiß ich die Details auch nicht mehr. Man konnte sie erstattet bekommen, wenn sie über einer gewissen Grenze lagen, die als zumutbar galt. Der Mitarbeiter hatte aber offensichtlich keine Ahnung, wie teuer Fahrkarten wirklich sind und wie groß sein Zuständigkeitsbereich (auch so ein Problem, eine andere Dienststelle wäre deutlich näher gewesen, aber nicht zuständig) ist.

Cu Rene