Was kostet komprimierte Luft?

Hallo Experten,

es gilt, einen größere Menge Abwasser zu belüften, um gelöste organische Stoffe
mikrobiell abzubauen. (dabei handelt es sich um eine Übungsaufgabe zur
Auslegung einer Kläranlage).

Gibt es einen Anhaltswert, mit dem von der benötigten Menge Sauerstoff auf die
laufenden Kosten der Belüftungsanlage geschlossen werden kann? (Investitionen
in Pumpen etc. hier vernachlässigt) Größenordnung: >1000 kg Sauerstoff pro Tag.

Mein Ansatz war - vermutlich reichlich umständlich - über den hydraulischen
Druck auf Belüftungshöhe die nötige Kompression der Luft zu berechnen, von dort
aus auf die nötige Energie zu schließen und dabei den entsprechenden
Wirkungsgrad des Kompressors (wie hoch?) nicht zu vergessen.

Ist der Ansatz praxistauglich, oder hat jemand Erfahrungwerte zur Hand?

Grüße, Simon

Hallo Simon,

die Kläranlagenbetreiber, von denen ich weiß, gehen da einen anderen Weg: sie kaufen flüssigen Sauerstoff, lagern den in einem Tank und verdampfen ihn in einem Umluftverdampfer. Dieser Sauerstoff wird dann in das Becken eingeleitet.

Gruß Kubi

hi kubi,

danke für die antwort, das macht die kostenrechnung wesentlich leichter.
allerdings bin ich mir fast sicher, dass die meisten kommunalen kläranlagen
normale luft mit 21% O2-Anteil reinblasen…

grüße,
simon

Hallo Simon,

Kläranlagen die nur Reinsauerstoff einblasen sind meines Wissens doch eher selten. Mit Reinsauerstoff wird eher bei Frachtspitzen unterstützt.

Um für deine Frage aber eine Lösung zu finden gibt es da doch weitere Abhängigkeiten. Ein paar davon will ich Dir mal aufzählen:

  • Bauform des Beckens
  • Art der Belüfter
  • Anordnung der Belüfter
  • Art der Kompressoren
  • Verteilung der Kompressorenleistung auf 1 oder mehr Geräte
  • Art der Kompressorenkühlung
  • Wartung der Anlage in Eigen- oder Fremdleistung, oder beides. Ich vergebe z.B. die Wartungen alle 3000 h Fremd, die kleinen Zwischenwartungen werden selbst gemacht.
  • Schlammkonzentration im Belebungsbecken
  • Strompreis
  • Konzentrations oder Mengenschwankungen die ggf. aufzufangen sind

Wenn dich nur theoretische Werte interessieren und Baukosten nicht zu berücksichtigen sind würde ich wie folgt vor gehen:

  • Windkessel und Druckminderer hinter die Anlage planen
  • Umrechnen deiner 1000Kg/d auf die benötigten Kubikmeter
  • Online bei verschiedenen Herstellern abfragen welcher Kompressor zu Dir passt.
  • Wenn Du dann mal ein paar Druckluftfirmen im Umkreis anruftst wird dir sicher einer die die Kosten pro Wartung in etwa nennen können.

Das Problem bei diesem Vorgehen ist nur, je nachdem wie genau du die Zahlen brauchtst, folgendes:

  • Plötzliche Schäden
  • Größere Instandsetzungen z.B. beim Austausch der Druckstufen sind darin nicht enthalten
  • Die Wartungskosten variieren ggf. stark wegen anderen Anfahrtswegen oder der Verwendung von Zubehörartikeln statt Originalteilen.

Das oben beschriebene Vorgehen ist also sehr ungenau.

Für die Auslegung versuche doch mal was über die DWA (www.DWA.de) rauszubekommen. Zumindest für die Auslegung von Kläranlagen und wahrscheinlich dann auch zu den Kompressorenanlagen sollte es Merkblätter geben. Ruf einfach mal da an, die sind eigentlich immer sehr hilfsbereit.

Ich hoffe dir wenigstens ein bisschen geholfen zu haben,

Gruß

Thomas

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merci…
Hi,

Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort, steckt ja schon fast mehr drin
als ich eigentlich wissen wollte.

Grüße, Simon