Hallo Natascha,
du erreichst hier natürlich nur eine Dolmetscherin und nicht gleich mehrere. Wenn du dir einen Überblick verschaffen möchtest und gleich mehrere Dolmetscher ansprechen möchtest, dann wende dich doch bitte an die Berufsverbände. Es gibt in jedem Bundesland einen, mit Ausnahme des Saarlandes und in Norddeutschland haben sich Hamburg und Schleswig-Holstein zusammengeschlossen. Infos findest du, wenn du BGSD googlest. Das ist der deutschlandweite Verband und dort findest du die Adressen der regionalen Verbände.
Ich bin selbst zwar auch Gebärdensprachdolmetscherin, bin aber hauptsächlich an der Uni in der Lehre tätig und dolmetsche nur „nebenbei“, fast nur Konferenz- und Grichtsdolmetschen.
Es gibt nach wie vor einen großen Bedarf an Gebärdensprachdolmetschern, europaweit liegt Deutschland bei der Berechnung, wie viele Gehörlose auf einen Dolmetscher kommen, noch relativ weit hinten.
Dolmetscher werden in allen Bereichen eingesetzt, in denen Gehörlose am öffentlichen Leben teilnehmen. Das kann von der Berufsausbildung, Studium, Hochzeit, Behördengänge, Veranstaltungen, etc. alles mögliche sein.
Normalerweise sind Dolmetscher freiberuflich tätig. Sie bekommen ihre Aufträge durch Gehörlose selbst, durch Kolleginnen und Kollegen, oder aber durch Einsatzzentralen, die Aufträge vermitteln. Man kann aber nicht den ganzen Tag dolmetschen (außer auf Konferenzen, aber das ist dann „Hochleistungssport“ und entsprechend unbeliebt). Der Tag besteht auch aus Büroorganisation und Vorbereitung, die nicht bezahlt wird.
Zur Bezahlung kann ich nur sagen, dass es viele Aufträge aus Behörden usw. gibt, die nach dem gerichtlichen Jusitzvergütungsgesetz bezahlt werden. Ansonsten ist es nicht erlaubt, zur Bezahlung konkrete Angaben zu machen, da freiberuflich Tätige ihre Honorare selbst aushandeln.
Wie das geht und was ungefähr dabei herauskommt, lernt man aber auch in der Ausbildung.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Mehrzahl unserer Absolventen als Dolmetscher tätig ist und damit auch offensichtlich den Lebensunterhalt finanzieren kann. Manchmal darf man eben nicht so wählerisch in der Auftragsannahme sein.
Inzwischen haben wir aber, bei allem Mangel, den es noch gibt, aber auch die Situation, dass man durchaus auswählen kann und natürlich ist es so, dass sehr gute Dolmetscher auch mehr Aufträge bekommen, als schlechtere Dolmetscher. Aber das ist wohl in allen Berufen so.
Angestellt oder nicht angestellt ist immer so eine Frage. Angestellte Dolmetscher gibt es, allerdings wenige. Viele Dolmetscher schließen sich inzwischen zu Bürogemeinschaften zusammen, das ist so ein Zwischending.
Angestellte Dolmetscher haben natürlich immer ein sicheres Gehalt, als Freiberufler verdient man aber, wenn man gut ist, teilweise erheblich mehr, als angestellte Dolmetscher.
Ich hoffe, dass ich dir hiermit erst einmal geholfen habe, ansonsten stehe ich für weitere Fragen gerne zur Verfügung. Solltest du dich entschließen, in Hamburg zu studieren, freue ich mich natürlich auf ein persönliches Kennenlernen.
Infos zum Studiengang in Hamburg findest du hier:
www.sign-lang.uni-hamburg.de
und dann uter Studium weiter suchen.
Mit freundlichen Grüßen
Simone Scholl