Was macht ihr so als Gebärdensprachdolmetscher?

Hallo!
Ich ziehe zurzeit stark in Erwägung Gebärdensprachdolmetschen zu studieren und ich habe mich schon viel informiert was man damit dann machen kann, usw.
Trotzdem würde ich gerne mal von Euch selber hören, die diesen Beruf ausüben, wie euer Berufsalltag aussieht.
Ist es einfach Aufräge zu bekommen bzw. wie organisiert ihr das oder gibt es hier jemanden der sogar als Dolmetscher angestellt ist?
Wie sieht euer Einkommen aus? Ich weiss dass man damit keineswegs reich wird, aber mich würde es einfach mal interessieren, in welchem Bereich man sich da so bewegt.

Ich würde mich total über eine Antwort freuen!
Liebe Grüße,
Natascha

Hallo Natascha,

habe zwar nicht zu Ende studiert, arbeite ergo auch nicht als Dolmi, trotzdem hier ein paar Tips:

Weiterführende links:

http://www.bgsd.de/
http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/

Als DGS-Dolmi ins Angestelltenverhältnis: ehrer nicht. Rechne damit, Freiberufler zu werden. Gesucht werde GS-Dolmis immer - die Zahl der GL und HG wächst und ebenso der Bedarf an Dolmis.

Verdienst: Reich wird man nicht aber die Dolmis, die ich kenne verdienen schon gut. Kommt natürlich darauf an, wie flexibel du bist, ob du es ggf. schaffst dir einen Kundenkreis aufzubauen, wie du wirtschaftest. Es gibt Dolmis, die sich zu Bürogemeinschaft zusammenschließen, was die Fixkosten (Miete, Grundgebühren für Telefon, I-Net, etc.) und Investitionskosten (Kopierer, Fax, Telefon-Anlage) senkt.

Sinnvoll ist es auf alle Fälle, sich in Berufsverbänden zu organsieren und in Dolmi-Einsatz-Zentralen.

Viel Spaß, falls du dich fürs Studium entscheidest. DGS ist eine ganz ganz tolle Sprache.

:o) J. R.

Hallo,
ich arbeite als Lehrerin für Gehörlose, daher kann ich dir auf deine Fragen gar nicht antworten.
Eine Konferenz, an der wir zwei Dolmi-Paare benötigen, kostet uns 900Euro. Wieviel die dann abführen müssen etc. weiß ich nicht.
Es gibt sowohl angestllte Dolmis (aber weniger)als auch freie und zusammengeschlossene in Dolmetscher-firmen oder Zentralen.

Der Bedarf ist bundesweit hoch und es gibt definitiv zu wenige, also als Berufsstand ist er zur Zeit sicher und im Kommen. Allerdings ist das Studium schwer, die Sprache schön, aber nicht in zwei Jahren von Grund auf erlernbar. Das dauert etwas länger.
HOffe, dir ein wenig geholfen zu haben,
lieben Gruß,
motte-s

Liebe Natascha
Dazu kann ich dir leider keine Auskunft geben, da ich selber kein Gebärdendolmetscher bin. Aber ich finde es toll, dass du das vorhast. Hol dir auf jeden Fall möglichst viele Informationen und Berichte, damit du auch weißt, was dich erwartet.
Mit den besten Wünschen für deine Zukunft
Martin

Hi, Natascha!

Ich bin keine Dolmetscherin für Gebärdensprache, sondern betreue nur Kinder in einer Schule für Hörgeschädigte - darunter auch einige gehörlose Kinder, weshalb ich ein paar Kenntnisse in Gebärdensprache habe.

Die Dolmetscher kenne ich nur von den Diensten, die ich teilweise in Anspruch nehme… Wenn Du Dich informiert hast, weißt Du ja wahrscheinlich auch, dass es sich bei der DGS um eine echte Sprache mit eigener Grammatik usw. handelt, und das man die nicht mal eben „so zwischendurch“ erlernt. Ich kann dir nur sagen, dass die Dolmetscher, die wir bisher gebucht hatten, über Mund-Propaganda bekannt waren und für z. B. einen Elternabend von 2 Stunden 40 € bekommen haben, die Leute also freiberuflich tätig waren. Ich wüsste auch nicht, wo ein fest angestellter Dolmetscher für Gebärdensprache arbeiten sollte - ich meine, welcher Betrieb könnte sich so einen leisten?

Viele Grüße!

Nicole

Hallo Natascha.

Da ich nicht als Gebärdensprachdolmetscherin arbeite, kann ich Deine Fragen leider nicht beantworten.

Viele Grüße,

Cordula

[…] Gebärdensprachdolmetschen
zu studieren […]
gerne mal von Euch selber hören, die diesen
Beruf ausüben, wie euer Berufsalltag aussieht.

Hallo! :smile:

Ich hätte auch sehr gerne Dolmetscher studiert, leider war es mir nicht möglich. Ich hatte aber das Glück Gehörlose (privat) kennenlernen zu dürfen und dadurch kam ich auch in die Kreise der Gehörlosen. Ich war bei Treffen und Vereinen dabei, bei Veranstaltungen und Festen, und das regelmässig. Und dadurch bekam ich auch immer wieder Aufträge fürs Dolmetschen, egal ob öffentliche Sportveranstaltungen oder privat beim Hausbauen und Hochzeitsvorbereitungen… :smile: Geld hab ich dafür jedoch nie bekommen - aber auch nicht verlangt!
Als studierter Dolmetscher ist der Aufgabenbereich dann natürlich viel umfassender und vor allem entgeltlich :smile:
Was genau du jedoch machen kannst wenn du studiert hast kann ich dir leider nicht beantworten :smile:
Ich für meinen Teil dolmetsche einfach überall wo ich gebraucht werde, und das ist gar nicht mal so wenig :smile:

Liebe Grüße
Christine

Hallo Natascha,

du erreichst hier natürlich nur eine Dolmetscherin und nicht gleich mehrere. Wenn du dir einen Überblick verschaffen möchtest und gleich mehrere Dolmetscher ansprechen möchtest, dann wende dich doch bitte an die Berufsverbände. Es gibt in jedem Bundesland einen, mit Ausnahme des Saarlandes und in Norddeutschland haben sich Hamburg und Schleswig-Holstein zusammengeschlossen. Infos findest du, wenn du BGSD googlest. Das ist der deutschlandweite Verband und dort findest du die Adressen der regionalen Verbände.

Ich bin selbst zwar auch Gebärdensprachdolmetscherin, bin aber hauptsächlich an der Uni in der Lehre tätig und dolmetsche nur „nebenbei“, fast nur Konferenz- und Grichtsdolmetschen.

Es gibt nach wie vor einen großen Bedarf an Gebärdensprachdolmetschern, europaweit liegt Deutschland bei der Berechnung, wie viele Gehörlose auf einen Dolmetscher kommen, noch relativ weit hinten.

Dolmetscher werden in allen Bereichen eingesetzt, in denen Gehörlose am öffentlichen Leben teilnehmen. Das kann von der Berufsausbildung, Studium, Hochzeit, Behördengänge, Veranstaltungen, etc. alles mögliche sein.
Normalerweise sind Dolmetscher freiberuflich tätig. Sie bekommen ihre Aufträge durch Gehörlose selbst, durch Kolleginnen und Kollegen, oder aber durch Einsatzzentralen, die Aufträge vermitteln. Man kann aber nicht den ganzen Tag dolmetschen (außer auf Konferenzen, aber das ist dann „Hochleistungssport“ und entsprechend unbeliebt). Der Tag besteht auch aus Büroorganisation und Vorbereitung, die nicht bezahlt wird.

Zur Bezahlung kann ich nur sagen, dass es viele Aufträge aus Behörden usw. gibt, die nach dem gerichtlichen Jusitzvergütungsgesetz bezahlt werden. Ansonsten ist es nicht erlaubt, zur Bezahlung konkrete Angaben zu machen, da freiberuflich Tätige ihre Honorare selbst aushandeln.
Wie das geht und was ungefähr dabei herauskommt, lernt man aber auch in der Ausbildung.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Mehrzahl unserer Absolventen als Dolmetscher tätig ist und damit auch offensichtlich den Lebensunterhalt finanzieren kann. Manchmal darf man eben nicht so wählerisch in der Auftragsannahme sein.
Inzwischen haben wir aber, bei allem Mangel, den es noch gibt, aber auch die Situation, dass man durchaus auswählen kann und natürlich ist es so, dass sehr gute Dolmetscher auch mehr Aufträge bekommen, als schlechtere Dolmetscher. Aber das ist wohl in allen Berufen so.
Angestellt oder nicht angestellt ist immer so eine Frage. Angestellte Dolmetscher gibt es, allerdings wenige. Viele Dolmetscher schließen sich inzwischen zu Bürogemeinschaften zusammen, das ist so ein Zwischending.
Angestellte Dolmetscher haben natürlich immer ein sicheres Gehalt, als Freiberufler verdient man aber, wenn man gut ist, teilweise erheblich mehr, als angestellte Dolmetscher.

Ich hoffe, dass ich dir hiermit erst einmal geholfen habe, ansonsten stehe ich für weitere Fragen gerne zur Verfügung. Solltest du dich entschließen, in Hamburg zu studieren, freue ich mich natürlich auf ein persönliches Kennenlernen.
Infos zum Studiengang in Hamburg findest du hier:
www.sign-lang.uni-hamburg.de
und dann uter Studium weiter suchen.

Mit freundlichen Grüßen
Simone Scholl