Was regt ihr euch nur alle so wegen der Rente auf?

Hallo

Ich kann eure Diskussionen um die Rente einfach nicht verstehen. Was regt ihr euch darüber auf, dass die Regierung plant, euch bis 67 arbeiten zu lassen (abgesehen davon, dass wohl kaum ein Arbeitgeber an über 60jährigen Arbeitnehmern interessiert sein dürfte - es werden halt nur neue Arbeitslose geschaffen)? Ich fände es sogar ganz prima, wenn ich bis zum Umfallen arbeiten dürfte (quasi vom Job aus ohne Umwege in die Kiste), Hauptsache Leute, die nie einen Pfennig in die Sozialkassen einbezahlt haben, können sich ein schönes Leben machen; so z.B. mehrere mir bekannte sog. Spätaussiedler, die, ohne hier einen einzigen Tag gearbeitet zu haben, eine „Nettorente“ von knapp 2.500 DM (pro Person versteht sich!) erhalten. Für den Neubau ihrer Einfamilienhäuser haben sie natürlich alle auch noch zinslose Darlehen von Vater Staat erhalten. Doch, doch - da verzichte ich gerne auf meine Rente und arbeite stattdessen noch ein bisschen länger (arbeite seit inzwischen 8 1/2 Jahren ohne einen einzigen freien Tag: weder Feiertage, Wochenenden, Urlaub…). Dass meine Schwiegermutter, die 4 Kinder großgezogen hat, Zeit ihres Lebens in der Landwirtschaft geschuftet und während des Krieges bzw. in den Nachkriegsjahren den ganzen Betrieb allein am Hals hatte und heute noch als Küsterin für die Kirche arbeiten muss (mit 69 Jahren), nur damit sie in einem Jahr wenigstens den Mindestsatz erhält finde ich auch völlig o.k. - hauptsache Sozialschmarotzer, Spätaussiedler, Scheinasylanten … bekommen den Zucker in den Arsch geblasen. Wenn man da etwas gegen sagen würde, müsste man sich in diesem Land ja sofort wieder in die Fascho-Ecke stellen lassen oder einem würde Stammtischniveau unterstellt - und das will ich ja nun wirklich nicht. Also freue ich mich darauf, dass ich bis zum letzten Atemzug arbeiten darf, damit es anderen gut geht - nur ein bisschen schade, dass es kein Sterbegeld mehr gibt: Das hätte ich doch so gerne noch gespendet!

Gruß, Frank

Oh, oh. Da begibst Du Dich auf dünnes Eis.

Man wird Dir wohl sagen, Du würdest Einzelfälle hochstilisieren, wird Dein Niveau zur Diskussion stellen und Dich in die Nazi-Ecke zwingen.

Dennoch: auch wenn mir Deine Schreibweise insgesamt etwas zu pauschal und polemisch ist, muss ich Dir Recht geben.
Das allererste, was reformiert werden muss, ist die soziale Hängematte Deutschland.
Es ist wichtig, dass die Leistungsträger ein Zeichen setzen und sich keinesfalls noch weiter von Teilen der Gewerkschaften und dem linken Flügel der Bundesregierung beleidigen und schröpfen lassen.
Hier hilft, sollte die Agenda 2010 als ein sanfter Ansatz und ein entferntes Zeichen einer Politik auf dem richtigen Weg, scheitern, nur noch die Totalverweigerung der paar Leute, die noch Steuern zahlen.

Grüße,

Mathias

Hier hilft, sollte die Agenda 2010 als ein sanfter Ansatz und
ein entferntes Zeichen einer Politik auf dem richtigen Weg,
scheitern, nur noch die Totalverweigerung der paar Leute, die
noch Steuern zahlen.

Wirklich mal ein sinnvoller Vorschlag. Dann sollte man all diejenigen verhaften wegen Steuerhinterziehung. Wenigstens hätte man dann die grössten Arschlöcher Deutschlands im Gefängnis. Und das Leben hier wäre angenehmer ohne diese hirnlosen Schmarotzer.

Hallo Mathias

Man wird Dir wohl sagen, Du würdest Einzelfälle
hochstilisieren, wird Dein Niveau zur Diskussion stellen und
Dich in die Nazi-Ecke zwingen.

Abgesehen davon, dass ich keine „Einzelfälle“ zitiert habe, kann ich damit gut leben. Dass Leute, die es in Deutschland wagen mal ein etwas heißeres Eisen anzufassen gleicht in die Fascho-Ecke gestellt werden ist mir klar (habe ich ja in meinem Posting ja auch geschrieben). Wenn ich jemanden zum Nazi abstemple, hab´ ich ihn in der Schublade und muss mich mit seinen Gedanken nicht mehr befassen - eine in Deutschland sehr typische Methode der Linken. Aber, wenn es dich beruhigt: ich habe meine politischen Wurzeln in der Friedensbewegung und bin auch heute meilenweit von der rechten Szene entfernt. Allerdings ist eines meiner Mottos:
„Wer immer wieder Unübersehbares übersieht und Unüberhörbares überhört, der muss sich nicht wundern, wenn ihm eines Tages Hören und Sehen vergeht.“
Und ich habe halt keinen Bock darauf, das Unübersehbare zu übersehen, wie es viele Linke gerne machen.

Es ist wichtig, dass die Leistungsträger ein Zeichen setzen
und sich keinesfalls noch weiter von Teilen der Gewerkschaften
und dem linken Flügel der Bundesregierung beleidigen und
schröpfen lassen.

Richtig: Andererseits ist es aber auch an der Zeit, politischen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, wenn diese nicht endlich wieder gesamtwirtschaftliche Verantwortung übernehmen und weiterhin nur an den Eigen-Profit denken. Clement hat es erst heute gesagt: „Die Unternehmer (in Deutschland) sind unpatriotisch.“ Er erwarte, „dass sie wieder verstärkt soziale und regionale Verantwortung übernehmen“ und „den Wert des Standorts würdigen“.

Gruß, Frank

Andererseits ist es aber auch an der Zeit,
politischen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, wenn diese
nicht endlich wieder gesamtwirtschaftliche Verantwortung
übernehmen und weiterhin nur an den Eigen-Profit denken.

Hallo Frank,

bisher dachte ich, daß es Aufgabe eines Unternehmers ist, seinen Betrieb so zu leiten, daß Gewinn erwirtschaftet wird. Was soll es für den Firmenchef heißen, wenn er „gesamtwirtschaftlich…“ handeln soll? Soll er vielleicht Sachen einkaufen, die der Betrieb nicht braucht? Soll er allen Kunden einen Rabatt schenken? Soll er zusätzliche Mitarbeiter einstellen, obwohl er sie nicht braucht? Soll er nicht gewinnorientiert denken, damit er den Laden bald schließen muß?

Gruß
Wolfgang

Moin Wolfgang,

bisher dachte ich, daß es Aufgabe eines Unternehmers ist,
seinen Betrieb so zu leiten, daß Gewinn erwirtschaftet wird.

Sicher muss er Gewinn erwirtschaften, aber das ist etwas kurz gedacht.

Zum einen - um es einfach auszudrücken - kann ein Unternehmer entscheiden, ob er verstärkt in Maschinen oder in Menschen investiert. So billig ist die Rechnung in der Realität nicht, ich weiss. Aber doch kann ein Unternehmer entscheiden, wie er sein Unternehmen strukturiert (z.B. wie viel Teilzeitarbeitsplätze er einrichtet).

Ausserdem siehst du es an der Ausbildungsmisere. Es ist billiger nicht auszubilden und die gut ausgebildeten dann billig einzukaufen (bei hoher Arbeitslosigkeit geht auch dies billig). Da viele Unternehmer so denken, wird kaum noch ausgebildet. Zum Schaden für alle Unternehmen in Deutschland.

Zu sagen: Unternehmer haben keine gesamtwirtschaftliche Verantwortung, sie müssen nur an ihren Gewinn und an sonst gar nichts denken, ist daher bestenfalls naiv.

Ciao

Ralf

Hallo Ralf,

Zum einen - um es einfach auszudrücken - kann ein Unternehmer
entscheiden, ob er verstärkt in Maschinen oder in Menschen
investiert. So billig ist die Rechnung in der Realität nicht,
ich weiss.

mehr noch, Ralf, solche Entscheidungen gibts nicht. Auch nicht so ähnlich. Es gibt sie überhaupt nicht! Nirgends! Die Entscheidung Maschine oder Mensch wird vom Krabbenpuhlen bis zum Schweißen von anderen als sozialen Parametern beeinflußt.

Jedes Unternehmen hat darauf zu achten, gesund über die Runden zu kommen. Mit darüber hinaus gehenden Aufgaben ist es i. d. R. überfordert. Natürlich gehören auch Überlegungen der Zukunftssicherung zu unternehmerischen Aufgaben, soweit sie den Betrieb betreffen. In diesen Zusammenhang gehört die (Vor-)Sorge für ausgebildete gewerbliche Fachkräfte. Das ist eine gesellschaftliche und/oder gesamtwirtschaftliche Aufgabe. Den einzelnen Betrieb kann man in praktikabler Weise nicht zwingen, auszubilden. Aber man kann die Ausbildung des Nachwuchses auf alle Betriebe finanziell verteilen. Das fände ich vernünftig, sofern eine entsprechende Abgabe nicht irgendwo im großen Steuersack verschwindet, sondern zweckgebunden ausschließlich in der gewerblichen Ausbildung Jugendlicher bleibt.

… Unternehmen strukturiert (z.B. wie viel
Teilzeitarbeitsplätze er einrichtet).

Auch das muß man jedem Unternehmen selbst überlassen. Klar, appellieren kann man gerne, aber hinein regieren kann man in dieser Frage von außen nicht. Wenn es nicht gerade ein maroder Riese in Wahlkampfzeiten ist, hilft einem in Not geratenen Unternehmen keiner. Also muß man den Unternehmen auch gestatten, ihre Interna nach eigenem Gutdünken zu gestalten.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

bisher dachte ich, daß es Aufgabe eines Unternehmers ist,
seinen Betrieb so zu leiten, daß Gewinn erwirtschaftet wird.
Was soll es für den Firmenchef heißen, wenn er
„gesamtwirtschaftlich…“ handeln soll?

Vermutlich wäre eine günstigere Begriffsdefintion das „gesamtverantwortliche“ Handeln.

Soll er vielleicht
Sachen einkaufen, die der Betrieb nicht braucht?

Nein.

Soll er allen
Kunden einen Rabatt schenken?

Nein.

Soll er zusätzliche Mitarbeiter
einstellen, obwohl er sie nicht braucht?

Nein.

Soll er nicht
gewinnorientiert denken, damit er den Laden bald schließen
muß?

Er soll gewinnorientiert denken.
Nur ist es eine Defintionsfrage, was alles „Gewinn“ ist.
Im betriebswirtschaftlichen Sinne ist Gewinn die Differenz aus Einnahmen und Ausgaben (vereinfacht gesprochen), was natürlich ein wichtiger Faktor ist, der bedacht werden will.
Im gesellschaftlichen Sinne ist „Gewinn“ aber auch die Schaffung von Arbeitsplätzen (was ja durch „gutes“ Manegement, die nötigen politischen Rahmenbedingungen vorausgesetzt, eigentlich von selbst passiert), die Förderung des Standortes durch Expansion dort und nicht in vermeintlichen „Biiligecken“ sowie, last but not least, die Zahlung von Steuern.

Und hier gehe ich teilweise mit wenn kritisiert wird, dass die deutsche Großindustrie ebendiesen Verpflichtungen nicht immer in befriedigender Weise nachkommt.
Subventionen in D abzocken und dabei Arbeitsplätze in D abbauen während man in Billiglohnländern expandiert und über ein CH-Holdingkonzept auch kaum noch Steuern in D bezahlt.
Das ist der Stil bei Siemens & Co.
Und hier wäre es durchaus wünschenswert, wenn sich die EU-Politik einmal mit Ländern wie CH, L, NL & Co. über diese Problematik unterhalten würde…
Ein weiterer Punkt ist die Ausbildung. Die deutsche Wirtschaft engagiert sich viel zu wenig in dieser Hinsicht. Kaum eine Firma betreibt Akademien oder sponsert Unis (wie das in Oxford z.B. bereits seit Jahren erfolgreich funktioniert), weil man immer der Ansicht ist, man würde ohnehin so viele Steuern bezahlen.
Das ist kein gesamtheitlicher Ansatz, aber genau einen solchen benötigen wir in bezug auf alle(!) gesellschaftlichen Themen in diesem Land.

Viele Grüße,

Mathias

Moin Wolfgang,

mehr noch, Ralf, solche Entscheidungen gibts nicht. Auch nicht
so ähnlich. Es gibt sie überhaupt nicht! Nirgends! Die
Entscheidung Maschine oder Mensch wird vom Krabbenpuhlen bis
zum Schweißen von anderen als sozialen Parametern beeinflußt.

Dass das nicht wahr ist, hat vor allem VW in den letzten Jahren deutlich aufgezeigt. Allerdings braucht man hierzu phantasievolle Manager.

Jedes Unternehmen hat darauf zu achten, gesund über die Runden
zu kommen. Mit darüber hinaus gehenden Aufgaben ist es i. d.
R. überfordert. Natürlich gehören auch Überlegungen der
Zukunftssicherung zu unternehmerischen Aufgaben, soweit sie
den Betrieb betreffen. In diesen Zusammenhang gehört die
(Vor-)Sorge für ausgebildete gewerbliche Fachkräfte. Das ist
eine gesellschaftliche und/oder gesamtwirtschaftliche Aufgabe.
Den einzelnen Betrieb kann man in praktikabler Weise nicht
zwingen, auszubilden. Aber man kann die Ausbildung des
Nachwuchses auf alle Betriebe finanziell verteilen. Das fände
ich vernünftig, sofern eine entsprechende Abgabe nicht
irgendwo im großen Steuersack verschwindet, sondern
zweckgebunden ausschließlich in der gewerblichen Ausbildung
Jugendlicher bleibt.

Das kann kaum wirklich zweckgebunden werden. Schon allein weil es ja eine Strafsteuer sein muss. Ansonsten kaufen sich die Unternehmer frei. Und über die Bürokratie, mit der ermittelt werden muss, wie viel ein Unternehmer zu zahlen hat, wenn es halbwegs gerecht zugehen soll, wird wieder die Kritik auf den Plan rufen. Um die Bürokratie zu vermeiden, wird wahrscheinlich eine Pauschale genommen werden. Nur die Ausbildung eines Frisörs bedeutet sicherlich andere Kosten als eines Arztes.

… Unternehmen strukturiert (z.B. wie viel
Teilzeitarbeitsplätze er einrichtet).

Auch das muß man jedem Unternehmen selbst überlassen.

Natürlich, soll es ja auch. Aber auch hier hat ein Unternehmer eine soziale Verantwortung. Ausser natürlich es handelt sich um Sozialschmarotzer, wie wir sie gegenwärtig in einem überaus hohen Masse im Unternehmenslager antreffen.

Ciao

Ralf

Hallo Wolfgang

Doch, doch, das soll er alles. Nur kotzt mich das ewige Gemaule an, mit dem hier täglich Arbeitsplätze abgebaut werden, während dann die Produktion immer mehr in Billiglohnländer ausgeweitet wird.
O.k., da ist es halt billiger, aber die Unternehmen könnten sicherlich auch noch genug Kohle einfahren, wenn sie weiter hier in Deutschland produzieren würden. Aber unsere Bonzis haben halt ein ordentliches Halsleiden. Das ist wohl auch das, was Clement gestern in seinem Statement meinte.

Gruß, Frank