Was sind die Unterschiede zwischen Angebots- und Nachfrageinflation

Dieser Artikel ist von von RalfHenrichs (17.12.2001)

Nachfrageinflation
Ausgangspunkt:
Ein Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, z.B. durch höhere Staatsausgaben, finanziert durchs „Gelddrucken“ oder das Ausland. Wichtig ist, dass Vollbeschäftigung herrscht und die Unternehmen an ihrer Kapazitätsauslastung arbeiten.

Beispiel:
Produziert werden in der Volkswirtschaft 10 Güter zu einem Preis von 10 Geldeinheiten (GE). Also insgesamt ein BSP von 100 GE. Nun kommen 10 Geldeinheiten (über Gelddrucken z.B.) neu in den Markt. Die Volkswirtschaft (Kapazitätsauslastung, Vollbeschäftigung) kann aber nicht mehr als 10 Güter produzieren. Also steigen die Preise auf 11 Geldeinheiten pro Gut.

Weitere Annahme:
50% des Umsatzes der Unternehmen gehen an die Löhne raus. Vorher war der Umsatz (in diesem Fall gleich BSP) 100 GE, also die Arbeitnehmer haben 50 GE erhalten. Jetzt ist der Umsatz 110 GE (Gewinnsteigerung der Unternehmen). Die Arbeitnehmer erhalten 55 GE und können natürlich (nominal) mehr kaufen.

Fazit:
Es kommt zu einer Einkommens-Preis-Spirale.

Anbieterinflation
Entstehungsgeschichte:
In den 50er Jahren, als das Inflationsproblem erstmalig in den westlichen Industrieländern gleichzeitig mit einer Rezession (Kapazitätsunterauslastung und Unterbeschäftigung) auftrat. Dies konnte durch die Nachfrageinflationstheorien nicht befriedigend erklärt werden.

Inflationstreiber:
Nicht das Ausland und Staat, sondern:
Gewinnplanungen der Unternehmen, steigende Lohnkosten, höhere Preise von Rohstoffimporten, Preisplanungen der Anbieter etc.
Anfangs wurde der Schwerpunkt in diesen Theorien auf den Lohnkosten gesetzt, später wurden die Theorien durch Steuern, Kreditkosten, verteuerte Vorleistungsimporte etc. erweitert.

Beispiel:
Unternehmen muß die Preise aufgrund eines Kostenanstiegs erhöhen. Eigentlich sinkt das BSP, da man für eine feste Geldeinheit nur noch weniger Güter kaufen kann. Wenn aber der Kostenanstieg auf höhere Löhne zurückzuführen ist, haben die Menschen mehr Geld. Durch das „mehr“ Geld können sie die gleiche Gütenanzahl kaufen, auch wenn diese „mehr“ kostet.