Was soll die Frage: werdenkt?

Was soll die Frage: wer denkt?

In der geführten Diskussion wurde die Frage gestellt, wozu Erörterungen über den Ursprung unseres Denkens eigentlich gut sein sollen.
Aber in keiner Weise zu beantworten versucht. Und das ist schade.

Philosophierenden wird nur allzuoft vorgeworfen, sie hätten den Realitätsbezug verloren und nicht selten werden sie in die abgehobene Esoterikecke gestellt. Ich möchte anhand eines Vergleichs mit dem Computer meine Sicht vereinfacht darstellen, und vor allem aufzeigen, welch immense Relevanz die ursprüngliche Frage für unseren Alltag hat.

Es hat endlich mal wieder in der Kasse geklingelt, das Alte hat seinen Reiz verloren, und nun sitzt Du freudestrahlend vor Deinem 1,3 Gigahertz Boliden mit Flachbildschirm und DVD-Brenner. Die beste Hardware war gerade gut genug und alles sollte perfekt funktionieren, aber… Tausend Knöpfchen wollen gedrückt und Einstellungen optimiert sein, und nach einigen Wochen beginnt sich der Gedanke einzuschleichen, daß die alte Hardware doch nicht so viel schlechter war, und Du vielleicht besser in einen unvergesslich-lebendigen Sommerurlaub investiert hättest.
Du nutzt mit Deinem neuen Rechner nun auch die neuesten Programme, aber klüger sind Deine Beiträge bei wer-weiss-was.de dadurch nicht geworden. Der Geist an der Maschine bleibst Du.

Wer an der Maus Fingergymnastik treibt und die Hardware von Außen steuert, ist der liebe Gott.

Heutzutage sind wir in der glücklichen Lage, daß die Schulmedizin uns mit stolz-geschwellter Brust von den Erkenntnissen des neuen Fachs: Psycho-neuro-enterologie berichtet. Sprich: es ist auch dort angekommen, daß wir „mit dem Bauch denken“ können. Und auch unter Psychologen hat sich die Erkenntnis nur mühsam durchgesetzt, daß zB eine Depression eine „hardwaremäßige“ Ausprägung in einer Darmerkrankung mit Malabsorptionssyndrom haben kann. Daß also das Fleisch hier über das Gemüt zu bestimmen scheint.
Wie lange hat es gedauert, bis man nicht jede krankhafte Gemütsregung mit dem Skalpell im Gehirn zu beseitigen versuchte! Und doch sind wir noch meilenweit davon entfernt, einen gesellschaftlichen Konsens darüber zu besitzen, was denn nun eine organotrope Krankheit ist. Man hat bisher erst sehr vereinfachte Vorstellungen davon, wie die menschliche Hardware zusammenspielt, geschweige welche Art Software laufen muß, wer die Software schreibt oder wer das ganze bedient.
Eigentlich ist es hardwaremäßig gesprochen völlig absurd, anzunehmen, daß ein Organ eine autonome Funktion haben könnte. Und so beginnen glücklicherweise immer mehr Schulmedizinier in Funktionszusammenhängen zu denken, so wie es für die TCM mit ihren Wandlungsphasen schon seit Alters her selbstverständlich ist.

Wenn wir uns ohne Selbstbestimmungsfähigkeit nicht sehen mögen, wenn wir uns als Meister der Hardware/Software sehen, so ist das wohl als Ausdruck der Angst vor Fremdsteuerung zu werten. Dieses Ego ist sicher notwendig, um seinen Lebensweg prägen zu können, aber es ist mE nicht die tonangebende Stimme.

Jeder, der einer Geburt beigewohnt hat, wird diese überwältigende, ehrfurchtgebietende Empfindung kennen: Es ist ein ganz neues Wesen auf die Welt gekommen, eine ganz eigene, erstaunlich fertige Persönlichkeit.
So, wie wir zu Beginn des Schreibens eine Vorstellung von dem Text haben, den wir die Hardware ausführen lassen, so gibt es eine Bestimmung, wohin unser Leben führen soll. Der Weg und das Ende sind bereits zu Beginn festgelegt.
Das Wesen „an der Maus“ hat in unserem Fall nicht nur die Hardware und die Programme geschaffen.
Es kennt und bestimmt den Weg.
Es hat aber genauso große Probleme mit zickiger Software wie wir. Das Egoprogramm funkt wie schlecht-programmierte Software immer dazwischen. Das ist der Preis des Freiheitsprogramms. Das macht den Unterschied im Leben aus: wie lange es dauert, sich erkennend vertrauensvoll seiner Bestimmung zu überlassen oder zu sträuben.

Wie oft wird heute das Zusammenspiel der Hardware verkannt, die Notwendigkeit guter Software geleugnet. Es gibt mE noch kein Physiologielehrbuch, daß die Auswirkungen des Gemütszustandes auf die Verdauung beschreibt. Warum? Weil das nicht meßbar ist - also nicht existent oder relevant!
Für den Therapeuten und die Gesellschaft ist es daher von immenser Bedeutung zu erkennen, an welcher Stelle der Patient steht und welche Ebene behandlungsbedürftig ist.

Früher hat dieses Wissen die Ausprägung der Sprache bestimmt: Sub-stanz bedeutet - das was darunter steht , was den göttlichen Gesetzen untergeordnet ist.

Mit liebem Gruß und Dank für die Anregung
Hans