Lieber Bestattender,
durch Ihre Anmerkung, dass die Stunden immer zu kurz sind und es der Themen viele gibt, ist ein großes Mitteilungbedürfnis oder auch ein Leidensdruck spürbar.
Bei den sog. Erstgesprächen (egal ob die Therapie über Kasse läuft oder privat finanziert wird) geht es nicht darum zu glänzen, sondern im Kontakt, im Gespräch herauszufinden, ob man als Therapeut und Klient zusammenpasst (je nach Therapierichtung kann diese Beziehung als sehr oder „normal“ wichtig eingestuft werden - und sich auch im Verlauf einer Therapie ändern…), ob Sie spüren, dass er - der Therapeut - an mir Interesse zeigt, ob ich mich - auch in der ersten Stunde - irgendwie aufgehoben fühle, angesprochen usw.
Was Sie erwarten können?
Dass da jemand sitzt, der nur für Sie da ist - wenn auch „dienstlich“. Ein guter Therapeut lässt spüren, dass Ihre Probleme und Sie als Person wichtig sind,
dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten ((bewilligte) Zeit, Therapiemethode, Frequenz der Stunden…) Interaktionen und Interventionen einleitet, die Ihnen andere Zugänge zu Ihren Problemen (und Lösungen), Lösungsmöglichkeiten Ihrer Probleme, Anerkennung Ihrer Probleme etc. aufzeigen.
Um die Aufregung vor dieser evtl. stressigen Situation zu nehmen, würde ich in Ihrem Falle für mich alle Probleme auf einem Zettel notieren und in der Stunde vorstellen. Bleiben Sie irgendwo „hängen“, ist das vollkommen in „Ordnung“. Ein guter Therapeut muss nicht alles „sofort“ wissen. Vieles ergibt sich erst im Laufe einer Therapie.
Oft gibt es Fragebögen in den Erstgesprächen, damit der Therapeut besser Bescheid weiß. Auch da können Sie sich quasi „brieflich“ äußern.
Ich würde auch nachfragen, ob es für ihn o.k. wäre, alles, was Ihnen momentan auf der Seele brennt, in einem Brief zusammenzufassen. Das hilft oft!
Trotz des „Vorwissens“ heißt es noch nicht, dass der Therapeut weiß, was wirklich in Ihnen vorgeht. Das stellt sich oft erst während der Therapie heraus und wandelt sich manchmal auch.
Manche Therapeuten wünschen sich auch in den Erstgesprächen oder am Anfang einer Therapie verfasste Lebensläufe, mit den Ereignissen, die einen emotional am meisten bewegt haben. Das ist einfach unterschiedlich von Therapeut zu Therapeut, von Klient zu Klient.
Das „Springen“ von Thema zu Thema, weil man so viele Themen hat, ist „normal“. Hier hat ein Therapeut Mittel und Wege, damit umzugehen, um herauszufinden, mit was Sie sich wirklich in der konkreten Sitzung auseinandersetzen wollen.
Im Laufe einer Therapeut lernt man auch, sich genauer zu fokussieren, aber auch zu akzeptieren, dass dies manchmal nicht möglich ist, weil man „zu viele“ Themen hat. Ein professioneller „menschlicher“ Begleiter an Ihrer Seite kann Ihnen da normalerweise weiterhelfen!
Wünsche Ihnen alles Gute und wenn Sie noch Fragen habe, versuche ich diese möglichst schnell zu beantworten!
Julie