Was soll man als Humanist zu solchen "Menschen" sagen?

Wissenschaft Philosophie & Ethik
#1

Ich spüre ein Dilemma. Einerseits ist man Humanist. Man erkennt den Wert eines Menschen als solches an und weiß, dass man Unvollkommenheit und Fehlverhalten der Menschen verzeihen muss.

Andererseits gibt es auch solche „Menschen“:

Laut einem Bericht der „Hessenschau“ wurde am Anfang aber durchaus eine Rettungsgasse gebildet: Ein Polizeiwagen führte demnach zwei Rettungswagen durch den Stau, die Autofahrer fuhren wie verlangt nach links und rechts. Dann reihten sich hinter den Rettungsfahrzeugen aber ein paar ganz normale Autofahrer ein – um schneller durch den Stau zu kommen. Als drei Großfahrzeuge der Feuerwehr Mörfelden und ein Notarztwagen zum Unfallort wollten, war die Rettungsgasse verstopft.

[…]

Unterwegs habe man die Autofahrer auf ihren Fehler hingewiesen – und sei ausgelacht und angepöbelt worden. „Die haben mich gefragt, was ich mir einbilden würde, wer ich überhaupt sei, und ich soll nicht so einen Zirkus machen“, sagte Herrmann.

Die Anführungsstriche setze ich deswegen, weil man auch nach dem ersten Moment der Aufregung bei nüchterner Betrachtung feststellen muss, dass diesem Teil der Autofahrer ihr eigenes Fortkommen offenbar wichtiger ist als die Bergung eines schwerverletzten Bauarbeiters. Vermutlich weil man ja einen dicken SUV oder so einen langweiligen schwarzen Ein-Prozent-Audi fährt, mit dem man nicht zu Wartezeiten gezwungen werden darf, und schon gar nicht von irgendeinem Sani-Heini.

Wie kann man dieser inhumanen Einstellung auf humanistische Art und Weise begegnen?

#2

Hallo,

viele Menschen sind dumm, sehr viele egoistisch.
Warum sollten Autofahrer da eine Ausnahme bilden?

Ich habe 15 Monate im Rettungsdienst gearbeitet und darf dir sagen, dass irrationales Verhalten bei nahendem Sondersignal ebenso häufig vorkommt wie volkommene Ignoranz.

Ich habe ebenso beobachtet, dass ein Streifenwagen mit „stiller Anfahrt“ auf eine Kreuzung zurauscht, nur Blaulicht, alle sind hellwach, alle passen auf, husch-husch, schon ist er wieder weg.
Der wenige Sekunden folgende, dreimal so große, schrill-rote, laut tönende, mehrfach blinkende Rettungswagen (zufällig zu einem anderen Einsatz) musste sich dagegen seinen Weg erkämpfen.

Vor der Pozilei hat man Angst, im Rettungswagen sieht man Konkurrenz, so meine Erklärung.

Was man machen kann? Hart wäre: Fahrzeuge von Rettungsdienst und Feuerwehr bekommen Kameras, die bei Sondersignal-Fahrt automatisch aufzeichnen. Die Videos werden im Anschluss ausgewertet und in Bußgeldbescheide und Fahrverbote umgesetzt.
Geht natürlich nicht, Datenschutz ist wichtiger, so sagt man…

#3

Und das noch, um einen Bauarbeiter zu retten. Der ist doch nicht mal ein Leistungsträger.

#4

Hallo!

Dafür muss man Verständnis haben. Egal ob in der Stadt oder auf der Autobahn hat man entweder das Handy am Ohr und konzentriert sich auf das Gespräch oder die Soundanlage ist so weit aufgedreht, dass man von draußen beim besten Willen nichts mehr mitbekommt.

Außerdem kann man davon ausgehen, dass sich die Leute im Rettungswagen eh nur wichtig machen oder schlicht Hunger haben und zu McDonalds unterwegs sind. Kennt man doch…
Und wenn sie sich nicht nur aufspielen und keinen Hunger haben, juckt es keinen, ob irgendein Bauarbeiter (hat womöglich nicht mal Abitur) 'ne Stunde früher oder später ins Krankenhaus gekarrt wird, um sich danach wochenlang mit Gelbem Schein vor seiner niederen Arbeit zu drücken. Und für sowas sollen Leistungsträger mit ihrem Ratenkauf auf Rädern womöglich Platz machen - geht gar nicht!

Wehe, die Feuerwehr macht bei ihrer unnötigen Drängelei auch nur das kleinste Schrämmchen in mein jeden Sonntag mit dem Geschirrhandtuch abgestaubtes Auto. Ich hab 'ne Rechtsschutzversicherung und der Anwalt (genau der, der mich immer raushaut, wenn Sesselfurzer wegen lächerlichem Faktor zwei in der Stadt etwas gegen freie Fahrt für freie Bürger zu unternehmen versuchen) wird den Rettungsfuzzis schon klar machen, dass sie erstmal lernen sollen, wie man Auto fährt.

Gruß
Wolfgang

2 Like
#5

Man sollte die alle in ihre Herkunfsländer abschieben :smile:

#6

Oh, interessant, da weißt du mehr als ich. Dass es sich um Migranten bei diesen Autofahrern handelte, wusste ich nicht. Leider hat man aber tatsächlich gerade mit diesen Verkehrsteilnehmern oft negative Erlebnisse. Sollte das, was du suggerierst stimmen, gehe ich daher mit dir konform. Migranten, die unsere Grundwerte so deutlich missachten, sollten abgeschoben werden.

Oder war das jetzt anders gemeint von dir? Dann fände ich das auch bezeichnend, denn dann gäbe es hier im Forum zumindest drei Personen, die in der Tat nichts schlimmes dabei fänden, die Tätigkeit der Rettungskräfte bei der Versorgung von Verletzten zu behindern.

Das bestätigt ja auch meine Theorie, dass es eben solche „Menschen“ gibt. Sie sind einfach unter uns. Wir können ja nicht so naiv sein, so zu tun, als seien die Untaten der Menschen in düsteren Kapiteln unserer Geschichte einfach nur der jeweiligen Zeit geschuldet. Nein, das Potenzial für solche Taten steckt auch in einem Teil der Menschen im Hier und Jetzt. Man kann nur dafür sorgen, dass es nicht ausbricht, dass wir es unter Kontrolle halten. Und dafür gibt es die Politik, welche laut Definition „die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen“ bezeichnet.

Man kann nur hoffen, dass sich die Einstellungen von solchen Leuten wie euch nicht auf politischer Ebene durchsetzen.

#7

Hallole,

in diesem Fall ist die schlimme Tat so nah und greifbar. Wenn man Waffen liefert und nach außen so tut, als seien die nicht für den Gebrauch gedacht, dann ist man ja nicht sooo viel besser als der Audifahrer - oder?

Da gibt es noch viele Bleistifte, die man anführen könnte, wie Agrarprodukte nach Afrika verramschen, und damit die Landwirtschaft in Afrika ruinieren. Ich glaube, die fahren alle Audi - oder so.

Schöne Grüße

DCP

#8

In der Zeitung las ich den sehr ansprechenden Vorschlag, daß die Rettungskräfte ein Rammfahrzeug vorausfahren lassen, die Gasse freimachen und den Besitzern der Hindernisse deren Beseitigung in Rechnung stellen…

#9

Würdest Du irgend einem der Beteiligten es zukommen lassen, ihn mit einer Generalvollmacht auszustatten? Mit welchem Recht? Und warum gerade ihn?!

Das moderne Leben bei uns birgt nun mal auch seine Risiken. Wer hier ´unterwegs´ ist begibt sich freiwillig in Gefahr möglicherweise (nicht gleichbedeutend mit wahrscheinlich oder gar sicher) ums Leben zu kommen. Wer selbst nicht hineingezogen wurde sollte daher demütig bleiben. Fehlende Umstichtigkeit, verschuldet oder nicht, (wer weiß das schon?) kann die Rettung anderer jederzeit behindern oder schlimmeres. So ist es nun mal. Doof gelaufen heißt´s dann.

Es liegt primär an den Einsatzkräften den Verunfallten zu versorgen. Sollten die Einsatzkräfte gewollt und gezielt gehindert werden, wäre es tatsächlich eine Frage, wie die Einsatzkräfte besser darauf vorbereitet werden müssen.

Ein prakmatischer Humanist würde daher Fall lediglich das Vorgehen der Sicherheitskräfte unter dem Gebot die Angemessenheit bei groben Regelverstößen hinterfragen und ggf. beanstanden.

Grüße mki