Was tun bei vermutetem sexuellen Übergriff

Hallo Shannon,

Insofern würde ich mir schon überlegen, was ich mache, wenn das Mädchen das ablehnt.

Ich würde nichts machen. Und schon gar nicht die Eltern involvieren, wenn das Kind das nicht möchte. Das Mädchen wird es nämlich sein, dass alles Folgende auszuhalten hat, wenn es sich dafür entscheidet, das Jugendamt einzuschalten oder Anzeige zur erstatten.

Gleichzeitig sehe ich das - ganz im Sinne von Tokei-Ihto :smile: - durchaus auch als mögliches Regulativ: Wenn das Mädchen sich tatsächlich nur zu weit aus dem Fenster gelehnt haben sollte, hat es die Möglichkeit, das Ganze im Sande verlaufen zu lassen.

In dem Moment, wo die Eltern hinzugezogen werden, kriegt das Ganze möglicherweise Eigendynamik, weil das Kind aus der Nummer nicht mehr raus kommt.

Und auch, wenn sie tatsächlich Opfer ist und nur aus Angst oder Scham schweigen möchte: Es ist ihre Entscheidung. Sie wurde nicht gefragt, als der Mann übergriffig wurde - sie muss zumindest entscheiden dürfen, was weiter mit ihr geschieht.

Schöne Grüße,
Jule

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Habe ich dich richtig verstanden?

Du findest es richtig, dass ein Mädchen wegen eines sexuellen Übergriffs gegen sie selbst aus _Scham_ schweigt?

Wow.

Ja. Lassen wir sie aus Scham schweigen. Lassen wir die ganzen Depressiven sich doch umbringen. Psychologen sind für Weicheier.

lg
Kate

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Boah.

Habe ich dich richtig verstanden?

Du findest es richtig, dass ein Mädchen wegen eines sexuellen
Übergriffs gegen sie selbst aus _Scham_ schweigt?

Hat ein sexueller Übergriff stattgefunden?
Warst du dabei?

Sie hat ja nicht geschwiegen, sondern meidet den Kontakt, weil sie die Gefahr eines möglichen Übergriffes sieht, oder sich einfach dadurch belästigt fühlt, dass der Mann sie als Sexobjekt sehen könnte.

Wow.

Ja. Lassen wir sie aus Scham schweigen. Lassen wir die ganzen
Depressiven sich doch umbringen. Psychologen sind für
Weicheier.

Also, nimm es mir bitte nicht übel: Hier geht es jetzt aber mit dir durch, nicht?

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Hallo Kate,

Habe ich dich richtig verstanden?

Nein! Du hast Jule, wie ich glaube, absichtlich missverstanden. Jules Zeilen geben es keineswegs her zu glauben, sie fände es richtig, dass Mädchen deren Willensäußerungen übergangen und missachtet wurden über den erlebten Übergriff schweigen.

Sie plädiert lediglich dafür, dass die Mädchen entscheiden was nun weiterhin geschieht. Ich hatte vor etlichen Jahren intensiveren Kontakt zu Wildwasser Berlin, und habe es dort nur so erlebt, dass ohne geäußerten Willen des Mädchens überhaupt nichts passiert. Eine Mitarbeiterin erklärte das so: „Wir sagen den Mädchen, dass wir es richtig und notwendig finden, den Übergriff öffentlich zu machen. Ob das so geschieht liegt in der Hand der Mädchen. Dass über sie verfügt und gehandelt wird ohne ihre Willenäußerungen zu beachten, haben sie zur Genüge erlebt. Wie könnten wir das uns entgegengebrachte Vertrauen erhalten und ausbauen, wenn wir uns genauso verhielten“ (Ungefähres Sinnzitat)

Ich halte es für objektiv nicht nur richtig, sondern geradezu notwendig erlebte Übergriffe öffentlich zu machen. Dass bedeutet noch lange nicht, dass es für jede Betroffene zu jedem Zeitpunkt richtig ist. Da muss mit fachlicher Hilfe und Beratung sehr genau geguckt, hin und her überlegt, abgewogen ,und weiß der Bäcker was noch alles, werden. Oberste Prämisse muss aber sein, dass nichts, aber auch schon überhaupt gar nie nichts über den Kopf der Betroffenen hinweg geschieht. Sosehr dass die helfenden und unterstützenden Hände und Köpfe manchmal auch frustieren mag. Und die, die ich erlebt habe konnten damit auch sehr gut umgehen.

Albgruß
Renate

Hi

Ich denke auf keinen Fall, dass man über den Kopf des Mädchens hinweg irgendetwas in die Wege leiten sollte.

Ich finde auch, dass es eine gute Idee ist, dem Wunsch des Mädchens, nichts zu tun, erstmal zu folgen.

Ich halte es nur für eine völlig falsche Handlungsweise ein Mädchen, dass aus _Scham_ nichts sagen möchte, einfach so mit diesen Empfindungen allein zu lassen.
In diesem Fall muss dem Mädchen (schonend) beigebracht/erklärt werden dass _sie_ nicht diejenige ist, die sich schämen muss. Dabei geht es nicht um irgendwelche juristischen Vorgehensweisen sondern erstmal um das Mädchen.

Es ist soooooo einfach zu sagen: Oh, die sagt ja nichts, na dann können wir es ja gut sein lassen…

Es ist aber ein großer Unterschied ob das Mädchen nichts sagt, weil sie auf andere Weise damit abschließen möchte, oder weil sie _Scham_ empfindet.

lg
Kate

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Hi

Lesen müsste man können, Jule schrieb:
" Und auch, wenn sie tatsächlich Opfer ist und nur aus Angst oder Scham schweigen möchte: Es ist ihre Entscheidung. Sie wurde nicht gefragt, als der Mann übergriffig wurde - sie muss zumindest entscheiden dürfen, was weiter mit ihr geschieht."

_Wenn_ sie Opfer ist, sollte man sie nicht mit diesem falschen Verständnis von Scham alleine lassen.

Das Schweigen ist dann nämlich keinsterweise eine freie Entscheidung, sondern basiert auf falschen Prämissen.

Es ist aber eine gute Möglichkeit, selbst die Sache ad acta legen zu können um sich nicht weiter drum kümmern zu müssen. Aber das ist genauso falsch, wie bei suizidgefährdeten zu sagen „Dann lasst ihn sich doch töten, wenn das sein Wille ist!“, denn nur sehr selten gehen diese Entscheidungen auf einen objektiven Denkprozess zurück.

lg
Kate

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