Was tun mit einem 'Quartalssäufer'?

Hallöchen!

Einer meiner Bekannten - an sich ein herzensguter, hochsensibler und lieber Mensch - macht mir ziemlich Sorgen. Ich habe ihn in den vergangenen Wochen nämlich mehrmals in einem Zustand getroffen, den ich nicht anders als „bis zur Unkenntlichkeit besoffen“ bezeichnen kann. Abgesehen davon, dass er natürlich ab einem gewissen Grad der Alkoholisierung kaum mehr ansprechbar ist entwickelt er in diesem Zustand auch noch eine verbale Aggressivität, die mich sehr erschreckt hat.

Er selbst konnte mir nicht erklären, warum er sich ab und an derart zulaufen lässt - meinte aber, er würde oftmals wochenlang keinen Tropfen Alkohol trinken. Ob ich ihm das glauben kann/soll, weiss ich nicht. Kann es wirklich sein, dass jemand zwar Alkoholiker ist, dies aber die meiste Zeit irgendwie „unterdrücken“ kann? Sind seine Abstürze dann das Resultat seines gescheiterten Widerstandes gegen die Sucht? Und ist die Aggressivität, die er in betrunkenem Zustand an den Tag legt, auch etwas, das er sonst nur unterdrückt - oder ist sie eine „normale“ Begleiterscheinung des übermäßigen Alkoholkonsums?

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich hier jemand finden würde, der mir ein paar Ratschläge zum Umgang mit diesem Menschen geben kann, der mir manchmal so fremd ist.

Grüße,
ruby

Hallöchen!

Einer meiner Bekannten - an sich ein herzensguter,
hochsensibler und lieber Mensch - macht mir ziemlich Sorgen.
Ich habe ihn in den vergangenen Wochen nämlich mehrmals in
einem Zustand getroffen, den ich nicht anders als „bis zur
Unkenntlichkeit besoffen“ bezeichnen kann. Abgesehen davon,
dass er natürlich ab einem gewissen Grad der Alkoholisierung
kaum mehr ansprechbar ist entwickelt er in diesem Zustand auch
noch eine verbale Aggressivität, die mich sehr erschreckt hat.

Er selbst konnte mir nicht erklären, warum er sich ab und an
derart zulaufen lässt - meinte aber, er würde oftmals
wochenlang keinen Tropfen Alkohol trinken. Ob ich ihm das
glauben kann/soll, weiss ich nicht. Kann es wirklich sein,
dass jemand zwar Alkoholiker ist, dies aber die meiste Zeit
irgendwie „unterdrücken“ kann? Sind seine Abstürze dann das
Resultat seines gescheiterten Widerstandes gegen die Sucht?

Er muß nichts unterdrücken. Das Bedürfnis ist in der Zwischenzeit einfach nicht da.

Und ist die Aggressivität, die er in betrunkenem Zustand an
den Tag legt, auch etwas, das er sonst nur unterdrückt - oder
ist sie eine „normale“ Begleiterscheinung des übermäßigen
Alkoholkonsums?

Die Aggressivität ist u.U. Bestandteil seines Charakters, macht sich aber sonst nicht so bemerkbar.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich hier jemand finden
würde, der mir ein paar Ratschläge zum Umgang mit diesem
Menschen geben kann, der mir manchmal so fremd ist.

Grüße,
ruby

Du kannst ihm nur den Rat geben, sich professionelle Hilfe zu holen (Arzt/Selbsthilfegruppe). Helfen muß er sich selbst. Nur dann funktioniert es. Macht einen ganz schön hilflos - ist aber so. Ich würde ihm sagen, daß ich den Umgang mit ihm in dem Zustand nicht ertrage und deshalb ablehne. Denn erst wenn er Konsequenzen seines Verhaltens spürt, hat er eine Chance, die Dinge zu überdenken und zu ändern.

Gruß Anita

Hallo,

es gibt zwei Sorten von Alkoholikern, Spiegeltrinker und Quartalssäufer. Der letztere ist allerdings relativ selten. Er trinkt tatsächlich wochenlang nicht, trinkt aber dann tagelang ganz extrem zu bis zur Bewußtlosigkeit, wenn es sein muß, ohne Rücksicht auf Verluste.
Mache muß er allerdings was gegen seine Sucht, weil sich die Exzesse zunhemend häufen werden, solange, bis er ständig unter Strom steht. Natürlich nur, falls er nicht vorher stirbt. Durch sein maßloses trinken ist er extrem gefährdet von Kreislaufproblemen, Delirium, Schlaganfällen und was weiß ich noch alles. Ganz abgesehen davon, daß er sich im Suff einfach zu Tode stürzen kann.
Schau mal auf die Internetseite www.planet-interkom/gernot.geyer.de . Da findest Du unter Informationen ein Material „Alkohol und Alkoholabhängigkeit - Fragen und Antworten“ , da steht einiges zu diesem Thema drin.

Machen kannst Du nicht allzu viel. Du kannst ihn auf sein Problem hin ansprechen und ihm die Folgen seiner Trinkerei unter die Nase reiben, aber nur, wenn er nüchtern ist. Mit Besoffenen diskutieren zu wollen ist sinnlos. Vermeide bitte dabei irgendwelche Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder Wertungen. Er ist krank, das mußt Du ihm auch sagen. Bitte ihn, zu einer Suchtberatungsstelle oder Selbsthilfegruppe zu gehen, das sind die besten Ansprechpartner bei so etwas. Organisier ihm von mir aus noch den Termin und geh beim ersten Mal mit. Die Schwellenangst ist da wahnsinnig hoch, wer gesteht sich schon gern ein. daß er mit Alkohol nicht umgehen kann.

Es kann aber auch sein, er streitet alles ab. Suchtkranke sind, auch in nüchternem Zustand, für sachliche Argumente nur schwer zugänglich. Es ist uwar idiotisch, aber die Verdrängung funktioniert da perfekt. In diesem Fall kannst Du nichts tun.
Man kann einen Suchtkranken nicht erfolgreich zwangsbehandeln, er muß selbst wollen. Manche brauchen lange, um diesen Punkt zu erreichen und einige schaffen es leider nie.

Gernot Geyer

Hi,
ja, Quartalsäufer gibt es. Die Abstände zwischen den „Orgien“ können Wochen betragen. Es fängt mit einem einzigen Drink an und steigert sich bis zu dem, was Du beschreibst. Dann lassen die, glaube ich, so unterdrückte Aggressionen oder Gefühle raus. Das kann sich je nach Persönlichkeit anders äußern ( obszön, wütend … ) Und: es ist zwar schlimm, aber man kann so gut wie gar nichts tun. Der Betroffene muss selbst wollen, dass sich etwas ändert und so sehr unter seiner Situation leiden, dass er Hilfe sucht.

Vielleicht kannst Du mit ihm drüber reden ( wenn er die nüchterne Phase hat! ) Hilfe gibt es viel, Annyme Alkoholiker, Guttempler, Psychologen.

Ich glaube, diese Art von Alkoholismus ist besonders schlimm, eben wegen der nüchternen Abschnitte, so kann derjenige sein Problem sehr gut runterspielen.

Ich wünsche Dir ( und Deinem Freund ) wirklich alles Gute, sei nicht enttäuscht, wenn Du merkst, dass Du nicht viel helfen kannst!

timmi

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

eine verbale Aggressivität, die mich sehr erschreckt hat.

Es ist eine sehr verbreitete Ansicht, daß Alkohol Aggressionen und Gewalt produziert, bzw. fördert. Ich teile diese Ansicht nur begrentzt, da das gleichzeitige Auftreten von zwei Sachen noch lange nicht heißen muß, daß die eine die andere bedingt.
Ich neige eher zu der Annahme, daß die Aggressionen schon vorher da waren und daß der Alkohol lediglich ein " Transportmittel " dieser Gefühle ist, diese nach außen bringen zu dürfen. Aggressionen sind beinhalten immer eine Beziehungsdimension.

Er selbst konnte mir nicht erklären, warum er sich ab und an
derart zulaufen lässt - meinte aber, er würde oftmals
wochenlang keinen Tropfen Alkohol trinken.

Du scheinst ja mit ihm reden zu können; das ist ja schon mal was!

Es wurde hier viel davon gesprochen, daß du nicht helfen kannst. Das sehe ich nicht so; deine einzige Hilfe die du deinem Freund, wenn er den welche braucht, ist die, dir selbst zu helfen. Nämlich in dem du nach dir schaust und eigenverantwortlich handelst. Anwärtig unterstützt und unterhälst du nur das Problem.

Mut und Geduld wünsch ich euch beiden

Harald