Was tun: Schulempfehlung nach der 6. Klasse

Meine Tochter hatte nach der vierjährigen Grundschule eine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen.

Sie kam dann auch aufs Gymnasium, wobei es dort eine einzige gemeinsame Orientierungsstufe für das Gymnasium und die angrenzende Realschule gibt. Das bringt mit sich, dass in dieser Orientierungsstufe zum Teil auch sehr schwache Schüler vertreten sind, die ursprünglich eine Hauptschulempfehlung hatten, deren Eltern aber meinten, sie sollten es auf der Realschule probieren. Letztlich sitzen nun Kinder beisammen, die von ihren Grundschulen Empfehlungen für alle drei Schulformen hatten. Praktisch eine Art Verlängerung der Grundschule auf gymnasialem Niveau.

Nun geht es darum, ob meine Tochter in der 7. weiter aufs Gymnasium oder auf die separate Realschule gehen soll. Sie hat eine Realschulempfehlung bekommen, die in unserem Bundesland nicht bindend ist. In der Hauptfächern steht sie Mathe 2, Deutsch 3, 1FS auch 3. Sie hat in allen Nebenfächern eine 3, nur in Religion und Physik eine 4.

Ich bin nun hin und her gerissen, ob ich sie nicht doch auf dem Gymnasium lassen soll oder - wie empfohlen - runternehmen soll.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. was würdet ihr mir raten?

Meine Tochter hatte nach der vierjährigen Grundschule eine
Empfehlung fürs Gymnasium bekommen.

Grundsätzlich nehme ich an, dass sich der/die betreffende Grundschullehrer/in da was dabei gedacht hat.

Nun geht es darum, ob meine Tochter in der 7. weiter aufs
Gymnasium oder auf die separate Realschule gehen soll. Sie hat
eine Realschulempfehlung bekommen, die in unserem Bundesland
nicht bindend ist. In der Hauptfächern steht sie Mathe 2,
Deutsch 3, 1FS auch 3. Sie hat in allen Nebenfächern eine 3,
nur in Religion und Physik eine 4.

Nun ja, die vier in Religion würde ich jetzt nicht heranziehen, um das zu entscheiden. Das liegt wohl mehr daran, dass sie ein paar Mal nicht gelernt hat. Die vier in Physik hab ich von der 8. bis zur 11. Klasse durchgeschleppt. Abi hab ich trotzdem. Und sogar ein gutes. Mathe 2 ist doch ein sehr gutes Fundament. Die 3er in den Nebenfächern und in Deutsch und Fremdsprache passen doch auch.

Ich bin nun hin und her gerissen, ob ich sie nicht doch auf
dem Gymnasium lassen soll oder - wie empfohlen - runternehmen
soll.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. was würdet ihr
mir raten?

Also meine Eltern haben meinen Bruder nach der 6. Klasse vom Gymnasium runter, wies die Lehrer empfohlen haben. Sie bereuen es bis heute.
Wichtig ist meiner Meinung nach vor allem, was sich deine Tochter zutraut. Wenn sie der Meinung ist, das Gymnasium schaffen zu können, lasst sies versuchen. Wenn sie sich nicht geeignet fühlt, ist wahrscheinlich die Realschule der bessere weg, dann kann sie ihre Schulzeit entspannter erleben, als wenn sie sich ständig fehl am Platz fühlt.

Hallo,

auf die Ursprungsfrage habe ich keine Antwort. Aber:

Nun ja, die vier in Religion würde ich jetzt nicht
heranziehen, um das zu entscheiden. Das liegt wohl mehr daran,
dass sie ein paar Mal nicht gelernt hat.

Religion erfordert differenziertes Denken und vor allem Übertragungsleistungen, weil es oft darum geht, die Bedeutung von bildlicher Sprache oder Geschichten zu verstehen und für sich selbst zu übersetzen. Außerdem gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit, um treffende Worte für schwer zu Fassendes zu finden, um über Gefühle und Überzeugungen zu reden.
Im übrigen ist Religion versetzungsrelevant wie jedes andere Nebenfach auch.

Darüber hinaus ist die Relinote manchmal ein guter Indikator dafür, ob nur unter Druck gelernt wird oder der Schüler auch in einem Fach, das oft nicht so ernst genommen wird, bereit ist, mitzuarbeiten. (Von persönlichen Vorlieben natürlich abgesehen.)

Ich würde also gerade die Relinote mit bedenken. Die Ursprungsposterin kann wahrscheinlich am ehesten einschätzen, wie die zustande kam.

Viele Grüße,

Jule

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Nun ja, die vier in Religion würde ich jetzt nicht
heranziehen, um das zu entscheiden. Das liegt wohl mehr daran,
dass sie ein paar Mal nicht gelernt hat.

Religion erfordert differenziertes Denken und vor allem
Übertragungsleistungen, weil es oft darum geht, die Bedeutung
von bildlicher Sprache oder Geschichten zu verstehen und für
sich selbst zu übersetzen. Außerdem gute sprachliche
Ausdrucksfähigkeit, um treffende Worte für schwer zu Fassendes
zu finden, um über Gefühle und Überzeugungen zu reden.
Im übrigen ist Religion versetzungsrelevant wie jedes andere
Nebenfach auch.

Natürlich ist Religion versetzungsrelevant, aber mit einer 4 wird man versetzt. Außerdem braucht man in der 6. Klasse noch herzlich wenig differenziertes Denken oder Transferleistung. Da wird noch alles genau erklärt. In der 6. Klasse ist Religion ein reines Lernfach.

Darüber hinaus ist die Relinote manchmal ein guter Indikator
dafür, ob nur unter Druck gelernt wird oder der Schüler auch
in einem Fach, das oft nicht so ernst genommen wird, bereit
ist, mitzuarbeiten. (Von persönlichen Vorlieben natürlich
abgesehen.)

Man kann auch eine 4 haben, wenn man mitarbeitet. Andere NOten zählen doch immer mehr als Mitarbeitsnoten.

Ich würde also gerade die Relinote mit bedenken. Die
Ursprungsposterin kann wahrscheinlich am ehesten einschätzen,
wie die zustande kam.

Ja, wahrscheinlich.

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Hallo Sarah,

Natürlich ist Religion versetzungsrelevant, aber mit einer 4
wird man versetzt.

Es geht ja auch nicht um die Frage der Versetzung. Ich wollte damit nur darauf hinweisen, dass Religion genauso viel oder wenig zählt wie z.B. Biologie.

Außerdem braucht man in der 6. Klasse noch
herzlich wenig differenziertes Denken oder Transferleistung.
Da wird noch alles genau erklärt. In der 6. Klasse ist
Religion ein reines Lernfach.

Die Transferleistung ist meiner Meinung nach schon in der Grundschule gefragt. Dass die Kinder den Transfer nicht alleine leisten müssen, sondern die Übertragung mit den Kindern erarbeitet wird, ist klar. In der 6. Klasse können z.B. Gleichnisse behandelt werden. Da ist genau die Übertragung von einem (erzählten) Sachverhalt auf einen strukturell ähnlichen gefragt. Und damit tun sich manche Kinder leichter, manche schwerer.

Darüber hinaus ist die Relinote manchmal ein guter Indikator
dafür, ob nur unter Druck gelernt wird oder der Schüler auch
in einem Fach, das oft nicht so ernst genommen wird, bereit
ist, mitzuarbeiten. (Von persönlichen Vorlieben natürlich
abgesehen.)

Man kann auch eine 4 haben, wenn man mitarbeitet. Andere Noten
zählen doch immer mehr als Mitarbeitsnoten.

Da hab ich mich vielleicht ungenau ausgedrückt. Ich meinte nicht die Mitarbeitsnote, sondern das Engagement für das Fach insgesamt - das sich dann in mündlichen wie schriftlichen Noten wiederspiegelt: Im Unterricht mitgemacht - Sachverhalt verstanden - auf Arbeit vorbereitet - gute schriftliche und mündliche Noten (im Idealfall…).

Natürlich kann eine vier in Religion vorkommen, und das Kind, um das es geht, trotzdem auf dem Gymnasium gut zurecht kommen. Ich sehe nur keinen Grund, die Relinote von vornherein beiseite zu lassen.
Aber es zwingt uns ja keiner, uns darüber einig zu sein.

Nochmal viele Grüße,

Jule

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Stellt sich doch die rage, ob sie ihre Noten mit Viel Fleiß oder ohne was zu tun bekommen hat.
Ganz ehrlich, wenn sie dafür schon viel tun musste, solltet ihr vielleicht die Realschule nehmen und dann kann sie doch nach der 10 immer noch auf ein Gymnasium wechseln und Abi machen.
Vielleicht macht sie ja auch ein TOP Reaalschulabschluss und findet eine Berufsausbildung, wo Abi nicht gefragt ist.

Auch kann sie doch auch nach der 10. Klasse an einer Berufsorientierten Oberschule ein FAchabitur machen.

Handelt nur nicht überstürzt, frag deine Tochter ob sie sich das Gymnasium zutraut.

Hallo!

Gerade bei Reli sollte man aber bedenken, was in dem Fach überhaupt gemacht wird. Da können die Unterschiede sehr groß sein.

Im katholischen Reliunterricht wurde bei uns tatsächlich regelrecht gelernt. Im evangelischen sah die Sache aber ganz anders aus. Unsere Lehrerin ging davon aus, dass die wichtigsten Fakten wohl sowieso im Konfirmandenunterricht durchgegangen werden und deshalb war unser Reliunterricht ein reines Laberfach. Ein Laberfach mit so ziemlich den uninteressantesten Themen, die man sich vorstellen konnte.

Im Endefekt sah das dann so aus, dass drei Leute redeten und der Rest döste. Einen solchen Unterricht bzw. die daraus entstehende Note würde ich jetzt nicht für oder gegen den Verbleib auf einer Schule bewerten.

Ich würde das Kind übrigens auf dem Gymnasium lassen. Herunterstufen geht immer, hochstufen ist schwieriger.

Viele Grüße

Anne

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Hallo,

Meine Tochter hatte nach der vierjährigen Grundschule eine
Empfehlung fürs Gymnasium bekommen.

Diese Empfehlungen haben nach meinen Erfahrungen eine ziemlich hohe Treffsicherheit.

Sie kam dann auch aufs Gymnasium, wobei es dort eine einzige
gemeinsame Orientierungsstufe für das Gymnasium und die
angrenzende Realschule gibt. Das bringt mit sich, dass in
dieser Orientierungsstufe zum Teil auch sehr schwache Schüler
vertreten sind, die ursprünglich eine Hauptschulempfehlung
hatten, deren Eltern aber meinten, sie sollten es auf der
Realschule probieren. Letztlich sitzen nun Kinder beisammen,
die von ihren Grundschulen Empfehlungen für alle drei
Schulformen hatten. Praktisch eine Art Verlängerung der
Grundschule auf gymnasialem Niveau.

Ja, das ist das, was alle Anhänger der Gesamtschulen wollen und man - meines Wissens - in einigen Bundesländern mangels Erfolg gerade wieder abgeschafft hat.

Nun geht es darum, ob meine Tochter in der 7. weiter aufs
Gymnasium oder auf die separate Realschule gehen soll. Sie hat
eine Realschulempfehlung bekommen, die in unserem Bundesland
nicht bindend ist. In der Hauptfächern steht sie Mathe 2,
Deutsch 3, 1FS auch 3. Sie hat in allen Nebenfächern eine 3,
nur in Religion und Physik eine 4.

Die Noten sind nur ein Teil dessen, was die Eignung fürs Gymnasium ausmacht. Der andere Teil ist das Lernverhalten. An einer guten Schule werden solche Laufbahnempfehlungen in einer pädagogischen Konferenz beschlossen, in der die Fachlehrer des Kindes alle anwesend sind. Deswegen würde ich an deiner Stelle mit dem Klassenleiter sprechen und ihn nach den Beweggründen für die Realschulempfehlung fragen.

Ich bin nun hin und her gerissen, ob ich sie nicht doch auf
dem Gymnasium lassen soll oder - wie empfohlen - runternehmen
soll.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. was würdet ihr
mir raten?

Wenn sich die Fachlehrer des Kindes ausführlich Gedanken über die passende Laufbahn deiner Tochter gemacht haben, hat deren Empfehlung sicher Sinn. Wenn du das Kind dennoch auf dem Gymnasium lässt musst du dir darüber klar sein, dass sie in der 7.Klasse mehr Belastung haben wird, denn die 2.Fremdsprache setzt ein, die Stundentafel wird (in den meisten Bundesländern) erhöht, und das Niveau des Unterrichts wird „gymnasialer“. Es wird mehr Transferleistung gefordert, mehr eigenständiges Denken und Lernen. Das muss sie wollen, sonst klappt es nicht. Der Weg über die Realschule ist ja keine Einbahnstraße - mit einer guten Mittleren Reife kann sie wieder aufs Gymnasium wechseln.
Gruß Orchidee

Hallo!

Der Weg über die Realschule ist ja
keine Einbahnstraße - mit einer guten Mittleren Reife kann sie
wieder aufs Gymnasium wechseln.

Diese gutgemeinten, tröstenden Worte können ein Kind aber auch völlig demotivieren. Mir haben sie als Kind signalisiert, dass man mir das nicht zutraut und dass eine mittelmäßige, trödelige Schullaufbahn ja auch völlig ausreicht. So landete ich trotz Gymnasialempfehlung auf der Realschule, habe mich dort 6 Jahre lang zu Tode gelangweilt (inklusive regelmäßigem Abdriften in Traumwelten), habe für die Schule nur das nötigste getan und bin mit mittelmäßigen Noten abgegangen. An den Übergang ans Gymnasium war da überhaupt nicht mehr zu denken.

Denn warum soll sich ein Kind anstrengen, wenn der Erfolg ausbleibt? Ich habe eine gute Grundschulzeit hingelegt und wofür? Für nichts!

Besonders die ersten Realschuljahre waren für mich total grausam: Die beste Freundin saß im Gymnasium, die Klasse war viel zu groß und anstatt des anregenden Grundschulunterrichts, gab es nur noch phantasielose Massenabfertigung.

Erziehung zur Mittelmäßigkeit anstatt Förderung von Intelligenz und Interessen. Wie das Flügelstutzen bei Zoo- und Nutz-Geflügel.

Eigentlich bin ich ein Mensch, dem man die Latte nur auf die richtige Höhe hängen muss, damit ich mich anstrenge. Hängt sie richtig, komme ich auch darüber, hängt sie zu tief, steige ich nur lustlos drüber. Hängt sie zu hoch, gehe ich drunter durch. Wozu sich anstrengen und springen?

Dazu kommt auch noch, dass es hier eine Abstufung wäre. Das Kind ist doch auf dem Gymnasium. Wenn es jetzt in die Realschule umgeschult wird, ist das doch eine völlig unnötige Degradierung. Schließlich war es doch gar nicht so schlecht. Es gibt Kinder, die sich ganz flexibel dem Lernniveau ihrer Umgebung anpassen können (wie ich). Fordert man sie, wachsen sie über sich hinaus. Vielleicht gehört sie einfach nur zu denjenigen, die einfach in der Mitte mitschwimmen wollen und nicht großartig auffallen möchten? Steigt das Gesamtniveau, steigt ihres mit - und umgekehrt.

Statt Zweifel braucht es Motivation. Warum soll man es in so jungen Jahren schon mit einem Misserfolg konfrontieren? (Und wenn Reli zum Problem wird, kann man auch aus der Kirche austreten und sich den Quatsch ganz sparen :wink:)

Viele Grüße

Anne

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Hallo Anne

Dazu kommt auch noch, dass es hier eine Abstufung wäre. Das
Kind ist doch auf dem Gymnasium. Wenn es jetzt in die
Realschule umgeschult wird, ist das doch eine völlig unnötige
Degradierung.

Das halte ich für ein Missverständnis: Das Kind ist in einer schulartübergreifenden Orientierungsstufe, deren Existenz ich nicht besonders hilfreich finde, aus eben diesen Gründen, die du anführst. Die leistungsfähigen Kinder werden ausgebremst, die Schwachen oft dennoch überfordert. Und die Empfehlung für die weiterführende Schule wird nach der Orientierungsstufe an jeder Schulart ausgesprochen.

Schließlich war es doch gar nicht so schlecht.

Deswegen rate ich ja dazu, Kontakt mit dem Klassenleiter aufzunehmen und nach den Gründen für die Realschulempfehlung zu fragen.

Es gibt Kinder, die sich ganz flexibel dem Lernniveau ihrer
Umgebung anpassen können (wie ich). Fordert man sie, wachsen
sie über sich hinaus. Vielleicht gehört sie einfach nur zu
denjenigen, die einfach in der Mitte mitschwimmen wollen und
nicht großartig auffallen möchten? Steigt das Gesamtniveau,
steigt ihres mit - und umgekehrt.

Sicher - aber das sollten die Lehrer in den vergangenen zwei Schuljahren doch realisiert haben oder?

Statt Zweifel braucht es Motivation. Warum soll man es in so
jungen Jahren schon mit einem Misserfolg konfrontieren? (Und
wenn Reli zum Problem wird, kann man auch aus der Kirche
austreten und sich den Quatsch ganz sparen :wink:)

Reli ist vermutlich nicht das Problem (und das könnte man umschiffen, wie du richtig sagst, dazu muss sie nicht mal aus der Kirche austreten, da reicht der Übergang zu Ethik). Die Konfrontation mit dem Misserfolg erlebe ich täglich in der Schule bei Kindern, die besser auf die Realschule gewechselt hätten, aber geblieben sind und nun trotz harter Arbeit keinen Erfolg haben. Das ist grausam.
Gruß Orchidee

Sicher - aber das sollten die Lehrer in den vergangenen zwei
Schuljahren doch realisiert haben oder?

Hallo!

Bei meiner Klassenlehrerin konnte ich in der 6. Klasse froh sein, wenn sie mein Gesicht meinem Namen zuordnen konnte.

Ich war schüchtern - sie unterrichtete Englisch. Eine fatale Kombination bei 40 Schülern.

Wie hätte diese Frau mich beurteilen können? Sie kannte mich doch kaum. Mein Mathelehrer kannte mich dagegen ziemlich gut :wink:. Lehrer kennen doch oft nur diejenigen richtig, die entweder richtig gut sind, oder richtig viel Ärger machen. Die schüchternen Mitläufer kennt man kaum. Die bekommen eine 3 oder 4 entsprechend der schriftlichen Note und fertig.

Ich würde mich nicht auf die Empfehlung solcher Leute verlassen. Dann ist es besser, das Kind zu fragen. Ihm klar zu machen, was seine Entscheidung für Konsequenzen hat und es selbst entscheiden lassen. Es muss ja schließlich auch damit leben.

Ich hätte mich jedenfalls nicht für die Realschule entschieden, hätte man mich gefragt. Die hatte ich dem Schulversagen meiner Onkel zu verdanken. Meine Mutter hatte keine Lust, nochmal so ein Drama zu erleben.

Viele Grüße

Anne

Hallo Anne,

Ich war schüchtern - sie unterrichtete Englisch. Eine fatale
Kombination bei 40 Schülern.

Die Zeiten mit Klassenstärken von 40 sind zum Glück vorbei. Zumindest in meinem Bundesland ist die Messzahl 30, ich habe derzeit eine 5.Klasse mit 23. Du kannst mir glauben, dass ich jedes Kind kenne, auch die Schüchternen.

Lehrer kennen doch oft nur diejenigen richtig, die
entweder richtig gut sind, oder richtig viel Ärger machen. Die
schüchternen Mitläufer kennt man kaum. Die bekommen eine 3
oder 4 entsprechend der schriftlichen Note und fertig.

Naja, man hat ja nicht nur die Klassenarbeiten, die 50% zur Endnote zählen, sondern für die andere Notenhälfte die sonstigen Leistungsnachweise, also Hausaufgabenüberprüfungen, Heftnoten, mündliche Noten, etc. Da kann ich ja nicht gut einfach eine 4 hinschreiben, nur weil es sich so schön rechnen lässt…

Ich würde mich nicht auf die Empfehlung solcher Leute
verlassen. Dann ist es besser, das Kind zu fragen. Ihm klar zu
machen, was seine Entscheidung für Konsequenzen hat und es
selbst entscheiden lassen. Es muss ja schließlich auch damit
leben.

Kinder sind mit solchen Entscheidungen meistens überfordert. Das Kind entscheidet emotional aus seiner Kindersicht, will nicht in eine andere Schule als die Freundin, etc. Dafür sind wir erwachsen, um den Kindern bei derartig weitreichenden Entscheidungen zu helfen. Ich wundere mich, wieso man die Fachkenntnis der Lehrer immer so grundsätzlich in Frage stellt, nur weil man selbst vor 20 Jahren mal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Du kennst doch sicher auch schlechte Rechtsanwälte, aber wenn du ein juristisches Problem hast, hörst du trotzdem auf den Rat eines Juristen und nicht auf dein Bauchgefühl, oder?
Grüße von Orchidee

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Ich wundere mich, wieso man die
Fachkenntnis der Lehrer immer so grundsätzlich in Frage
stellt, nur weil man selbst vor 20 Jahren mal schlechte
Erfahrungen gemacht hat. Du kennst doch sicher auch schlechte
Rechtsanwälte, aber wenn du ein juristisches Problem hast,
hörst du trotzdem auf den Rat eines Juristen und nicht auf
dein Bauchgefühl, oder?

Hallo!

Vielleicht weil jeder soviele schlechte Lehrer kennengelernt hat? Oder auch welche, die zwar als Lehrer nicht unbedingt schlecht waren, aber als Mensch sich als eitel und töricht herausgestellt haben. Soll man solchen Leuten seine Lebensplanung anvertrauen? Es geht dabei um mehr, als um einen einzigen, kleinen Rechtsstreit.

Abgesehen davon kenne ich keine schlechten Anwälte. Meiner ist absolut genial, der von meinem Freund arbeitet ordentlich. Als friedliebender Mensch trifft man deutlich mehr Lehrer als Anwälte.

Und - ehrlich gesagt - keiner meiner Lehrer war jemals so genial wie mein Anwalt! Diese Kombination von höchster Intelligenz, Humor und sympathischen Charakter wie bei meinem Anwalt trifft man äußerst selten und darunter war bis heute kein Lehrer.

Nach meinen Erfahrungen sind Laufbahnberatungen aller Art immer wieder mit Vorsicht zu genießen, denn so manches Mal wird man dabei in Richtungen geschubst, die vielleicht zu der Zeit politisch erwünscht sein mögen, aber nicht dem eigenen Wohlbefinden dienen. Immerhin ist die Mehrheit der Lehrer immer noch Beamter, also Staatsdiender.

Aus diesem Grund könnte ich mir gerade in diesem Fall vorstellen, dass bei der Empfehlung auch daran gedacht werden könnte, ausgeglichene Schülerzahlen in den beiden infrage kommenden Schulformen zu erzielen. Denn wenn z.B. 40 Schüler eine Gymnasialempfehlung bekämen und nur 15 eine für die Realschule, gäbe es ein Problem. Wie einfacher wäre es mit 22 zu 23 :wink:. Manipuliert man also die Schüler, wären zwar 7 falsch, aber die Klassengrößen stimmten.

Viele Grüße

Anne

Hallo Anne

Vielleicht weil jeder soviele schlechte Lehrer kennengelernt
hat?

Ob JEDER nun gleich VIEL schlechte Lehrer kennengelernt hat, sei mal dahingestellt (ich hatte mindestens genausoviele gute wie schlechte, was vermutlich auch in anderen Berufen dem Durchschnitt entspricht).

Oder auch welche, die zwar als Lehrer nicht unbedingt
schlecht waren, aber als Mensch sich als eitel und töricht
herausgestellt haben. Soll man solchen Leuten seine
Lebensplanung anvertrauen? :

Für seine Lebensplanung ist man letztlich selbst zuständig, die Lehrer können allenfalls Tipps geben und Weichen stellen. Eine Schullaufbahnempfehlung ist nur eine Empfehlung (in einigen Bundesländern gibt es eine verpflichtende Schullaufbahnentscheidung durch die Schule, das ist ja hier nicht so). Es ging ja auch im AP darum, ob die Mutter sich an die Empfehlung hält oder nicht, und mein Rat war lediglich, das Gespräch zu suchen, bevor man den Rat in den Wind schlägt, nicht mehr.

Abgesehen davon kenne ich keine schlechten Anwälte. Meiner ist
absolut genial, der von meinem Freund arbeitet ordentlich. Als
friedliebender Mensch trifft man deutlich mehr Lehrer als
Anwälte.

Was allerdings keinerlei Rückschlüsse auf die durchschnittliche Qualität der Anwälte zulässt…

Und - ehrlich gesagt - keiner meiner Lehrer war jemals so
genial wie mein Anwalt! Diese Kombination von höchster
Intelligenz, Humor und sympathischen Charakter wie bei meinem
Anwalt trifft man äußerst selten und darunter war bis heute
kein Lehrer.

Fein, dass du so einen genialen Juristen kennst. Aber der Beruf ist doch nur ein Beispiel gewesen, ich hätte auch genausogut Mediziner hinschreiben können - und da habe ich im Lauf meines Lebens reichlich schlechte und dafür arrogante Spezies getroffen. Leider. Und das ist dann kein kleiner Rechtsstreit, sondern unter Umständen lebensbedrohlich.

Nach meinen Erfahrungen sind Laufbahnberatungen aller Art
immer wieder mit Vorsicht zu genießen, denn so manches Mal
wird man dabei in Richtungen geschubst, die vielleicht zu der
Zeit politisch erwünscht sein mögen, aber nicht dem eigenen
Wohlbefinden dienen. Immerhin ist die Mehrheit der Lehrer
immer noch Beamter, also Staatsdiender.

Ja, aber keine Politiker. Und der Lehrer hat keinerlei Veranlassung, Entscheidungen so zu treffen, wie sie der derzeit amtierende Minister gerne hätte (das ist eh nicht so leicht rauszukriegen, weil da das Fähnlein arg nach dem Wind weht). Denn davon hätte er nicht den geringsten Vorteil zu erwarten, deswegen ist er ja Beamter und damit nicht abhängig von Kündigungsdrohungen.

Aus diesem Grund könnte ich mir gerade in diesem Fall
vorstellen, dass bei der Empfehlung auch daran gedacht werden
könnte, ausgeglichene Schülerzahlen in den beiden infrage
kommenden Schulformen zu erzielen. Denn wenn z.B. 40 Schüler
eine Gymnasialempfehlung bekämen und nur 15 eine für die
Realschule, gäbe es ein Problem.

Nö, wieso? Die Lehrerwochenstundenzuweisung durch die Schulbehörde richtet sich nach der Zahl der Schüler. Wenn das Gymnasium viele Schüler hat, kriegt es mehr Lehrer (mal grob gesprochen. Dass es dennoch zu wenige sind, ist eine andere Baustelle). Wenn die Realschule zu wenig Schüler hat, werden Lehrer versetzt (oder z.B. ans Gymnasium abgeordnet, hatten wir alles schon…)

Manipuliert man also die Schüler, wären zwar 7
falsch, aber die Klassengrößen stimmten.:

Auch falsch: Habe ich z.B. 155 Anmeldungen für die 5, kann ich 6 kleine Klassen bilden, weil die Messzahl 30 ist. Habe ich nur 149, gibt es fünf große. Es ist also nicht relevant, ob es insgesamt viele oder wenige sind, sondern wie nah ich am Klassenteilungspunkt bin.
Gruß Orchidee