Hallo,
Plötzlich kam ein großer Schäferhund von hinten an und versuchte meinen gleich zu beißen.
Hat er ihn nun gebissen oder nicht? Wenn nein: Woran hast du erkannt, dass er beißen wollte? Hunde „versuchen“ nicht zu beißen. Entweder sie tun es oder sie tun es nicht.
Nicht jedes stürmische Herankommen mit aggressivem Getue muss tatsächlich zu einer Beißattacke werden - im Gegenteil: Die weitaus größte Zahl der Hunde, hat eher Einschüchterungs- als Beschädigungsabsichten. Gerade wenn man einen kleinen Hund hat, neigt man aber schnell dazu, das Schlimmste zu befürchten - und manchmal ja auch zu Recht.
Ich behaupte mal, ein Schäferhund mit Beschädigungsabsicht wird sich nicht ohne weiteres dadurch von seinem Angriff abhalten lassen, dass sich der Besitzer dazwischen stellt und ein wenig rumfuchtelt. Ein Schisser, der einschüchtern will, schon eher.
Natürlich ist es in jedem Fall unerfreulich, wenn ein großer Hund auf einen kleinen zuschießt und den Eindruck vermittelt, diesen angreifen zu wollen. Deshalb: Das Ordnungsamt informieren und das der Besitzerin auch mitteilen, ist sicher kein Fehler. Sie kommt auf diese Art möglicherweise recht schnell zu einem Leinen- und Maulkorbzwang.
Ob man aktiv zur Gegenwehr schreiten will, muss man sich gut überlegen. Gut ist, den eigenen Hund abzuleinen, damit er zur Not flüchten kann. In der Nähe viel befahrener Straße sollte man das aber lieber lassen, denn die Möglichkeit, dass er bei seiner Flucht Menschen gefährdet, ist zu groß.
Ich rate Hundebesitzern mit wenig Hundeerfahrung eher ab, sich mit einem angreifenden Hund ab einer gewissen Größe anzulegen. Zum einen besteht natürlich die Gefahr, selbst ernsthaft verletzt zu werden. Zum anderen sind aber auch Überreaktionen gegenüber dem Hund zu befürchten, wenn man nicht einschätzen kann, in welcher Stimmung der Hund gerade tatsächlich ist.
Funktionieren kann grundsätzlich alles, was einem so einfällt: Treten, anschreien, schlagen, boxen. Wenn man an den falschen Hund gerät, ist all das aber genauso dazu angetan, sich selbst im Krankenhaus wiederzufinden.
Pfefferspray ist eine weitere Möglichkeit, aber auch hier muss man sich im Klaren sein über die potentiellen Risiken und Nebenwirkungen sein. Steht der Wind ungünstig oder regnet es stark, hat man selbst oder der eigene Hund das Zeug im Gesicht. Ich kann versichern, dass Ersteres NICHT lustig ist.
Düsen können verstopft sein (Leckerchenkrümel in der Jackentasche und Sprays mögen sich nicht, zeigen aber nichtsdestotrotz eine gewisse Adhäsion zueinander), man kommt nicht dicht genug an den Hund ran oder er ist schlicht und ergreifend eine Wildsau und ignoriert das Spray. Heißt: Den Umgang mit Spray muss man in jedem Fall üben. Waffen nützen nur, wenn man auch im Schlaf mit ihnen umgehen kann, ansonsten richten sie meist mehr Schaden bei einem selbst an. Und selbst wenn man es kann, bleibt ein Restrisiko.
In jedem Fall sollte man halbherzige Aktionen lieber lassen. Wenn man Abwehrversuche macht, dann richtig. Man muss überzeugend sein, sonst wird man vom Verteidiger schnell zum Opfer.
Schöne Grüße,
Jule