Hallo,
erstmal entschuldigung an alle die, mit denen ich hier im w-w-w
normalerweise regelmässig Kontakt habe - mir fehlt dazu z.Zt. das
internet. Momentan sitze ich in einem Cafe, das gerade WLAN
eingerichtet hat - genial!
Aber zu dem Problem:
Eine gute Freundin von mir hat eine psychisch kranke Schwester, die
aber jede Behandlung ablehnt. Es geht ihr richtig dreckig, sie hat
soziale Phobien und auch ‚Wahnvorstellungen‘. Und gerade diese machen
es mehr oder weniger unmöglich, sie vom Nutzen einer ärztlichen
Behandlung zu überzeugen:
Vor ein paar Monaten wollte sie Selbstmord begehen. Es blieb bei dem
Wunsch, sie war zwei Tage weg, tat sich aber nichts an, weil sie
nicht wusste, wie.
Sie kam danach in eine Klinik. Hört sich zwar gut an, war aber
völlige Zeitverschwendung. Sie war ca 3 Wochen da, hatte zwar Termine
mit Fachleuten, aber die waren erstens sehr kurz, und zweitens redet
sie nicht.
Sie hat eine halbe Stelle als Verkäuferin (Bekleidung, nicht
Supermarkt). Keine Ahnung, was sie in ihrer Arbeit tut, bzw wie sie
es überhaupt schafft, zur Arbeit zu gehen. Ich weiss aber, dass ihre
Kollegen Bescheid wissen. Sie baut auf der Arbeit wohl nur Mist, aber
wird von den Kollegen aufgefangen.
Bis vor Kurzem dachte ich, es geht ihr halt einfach beschissen, und
sie bedarf ärztlicher Hilfe.
Mittlerweile hat mir meine Freundin aber sehr viel mehr erzählt:
Ihre Schwester pendelt seit mehreren Jahren nur zwischen Arbeit und
Wohnung (die beiden wohnen zusammen). Sie hat sich vom sozialen Leben
völlig zurückgezogen. Und jetzt fühlt sie sich anscheinend unter
Druck, also zurück ins soziale Leben gedrängt, dass sie
Wahnvorstellungen hat:
Sie meint, die Wohnung sei verwanzt, sie meint, man könne sie und
Schwester (in der Wohnung) im Fernsehen sehen wie bei Big Brother,
sie meint, alle, die ihr das ausreden wollen, gehören natürlich zu
dieser Verschwörung dazu, sie meinte sogar zu ihrer Schwester,
Natascha Kampusch sei ein fake, nur dazu da, ihr ne ‚message‘ zu
senden (‚du kannst das auch, raus, am Leben teilnehmen‘), und das
gilt halt nicht nur für Kampusch, sondern allem, was sie sieht oder
liest, das sie irgendwie auf sich beziehen kann.
Ich weiss, dass es der Mutter psychisch auch nicht gut geht.
Schizophrenie ist in der Familie aber nicht bekannt.
Nun, wie kann man jemanden davon überzeugen, sich in ärztliche
Behandlung zu begeben, wenn die Ärtze aus ihrer Sicht die Bösewichte
sind? Klar hat sie sich in diese Idee reingesteigert, um so eine
Ausrede vor sich zu haben, warum sie sich eben nciht behandeln lässt.
Was ihre Schwester aber auch sagte (bevor ich von den Ausmassen
wusste), war, dass sie der Meinung sei, sie habe sich selbst in diese
Situation gebracht (dass es ihr elend geht), also müsste sie da auch
selbst wieder raus.
Nun, selbst ne Zwangseinweisung würde hier nichts nutzen - wegen der
‚Bösewichte‘ - wie kann man also bei so einer Person einen Durchbruch
erreichen?
Ihre Schwester spielt brav mit, untersucht mit ihr die Wände gegen
Wanzen, tauscht das Schloss aus, um ihr zu beweisen, dass das Quatsch
ist. Es nur als Hirngespinst abzutun nimmt ihr nicht die Überzeugung,
dass sie recht hat!
Nun ist sie aber der Überzeugung, dass ihre Schwester (an die sie
fest glaubt, also, die ‚gut‘ ist) die einzige ist, die nicht rafft,
dass diese Sachen wahr sind!
Selbst ich gehöre zu den Bösewichten - ich hab sie noch nie
getroffen, aber ihre Schwester erzählt halt davon, wenn sie mich mal
wieder getroffen hat.
Irgendwelche Ideen, Ansätze, …?
Oliver Walter, liest du hier noch ab und an?
Danke für’s Lesen, erstmal.
Liebe Grüsse,
Isabel