Hi!
Welche Kräfte verhindern eine islamische Renaissance?
Das Denken in Clan-Strukturen und die m.E. irrige Vorstellung, der Islam könnte eine bindenden Klammer über die verschiedenen Ethnien und Stände sein.
Grüße
Heinrich
Hi!
Welche Kräfte verhindern eine islamische Renaissance?
Das Denken in Clan-Strukturen und die m.E. irrige Vorstellung, der Islam könnte eine bindenden Klammer über die verschiedenen Ethnien und Stände sein.
Grüße
Heinrich
Geschichte etc.
Hallo Werner,
darf ich wieder einmal vorschlagen, dass man erst die Fakten (und vor allem Jahreszahlen) kontrolliert, bevor man irgendwas hier rein schreibt ? [N.B. Ich finde Deine Überlegungen nicht schlecht, falsch oder abwegig, aber sie beruhen auf falschen Annahmen…]
Die religiösen Führer sahen Ihre Macht bedroht und versuchten die
neuen Ideen zu unterdrücken.
Nein, primär ging es um Glaubensinhalte und Grundsätze, welche aus zu eng aufgefassten Überlieferungen der Offenbarung Gottes als wahr angesehen wurden. Es ist zu einfach immer und immer wieder den simplen Machterhalt als die Erklärung für alles Üble anzunehmen.
Ähnlich erging es damals allen kritischen Geistern. Die
Inquisition wurde mächtiger denn je. Und wem glaubten die
Massen?
Die Massen glaubten an die Offenbarung, deren Wahrung die Aufgabe der Inquisition war. Schon wieder wird die Scheiterhaufen-Inquisition späterer Jahrhunderte mit der eigentlichen Aufgabe der Inquisition zur Zeit des Mittelalters und der Renaissance verwechselt. Nochmal lest Euch endlich in dieses Thema ein, bevor jeder nur immer wieder dieselben Signalwörter und Bilder gebraucht. (Sorry, dass es nun Dich trifft, aber das nervt mich nun schon lang genug…)
Als dann sogar theologische Inhalte in Frage
gestellt wurden kam es zur Reformation…
Die Reformation hatte nun wirklich andere Ursachen, als einfach einen Freidenker, dem die katholische Kirche einfach nicht passte. Und auch wenn es gewissen Kreisen nicht passen mag: Luthers Disputationen waren nicht irregulär im damaligen Universitäts- und Disputationssystem und das Anschlagen der Thesen war bei Weitem kein solches ‚skandalon‘ wie man heute gerne glauben mag.
Aus der Sicht der Zeitgenossen war die Renaissance sicher
nicht das goldene Zeitalter, als das wir es heute sehen.
Doch, denn als solches wurde es proklamiert und von den Denkern bewusst aufgebaut.
Aus Ihrer Sicht war es mit Sicherheit geprägt durch Repression,
Unterdrückung und Gewalt.
Nein. Dazu reicht es Berichte und Überlegungen aus dieser Zeit zu lesen. Ich wiederhole mich…
Der Begriff Renaissance
wurde übrigens erst viel auch erst später als Bezeichnung für
das bewußte Zeitalter eingeführt.
Wieder falsch. Du verwechselst dies mit dem Begriff „Mittelalter“. Gerade die Renaissance ist eine jener Epochen in denen die Namensgebung Programm war. Die Bezeichnung wurde bewusst in der Renaissance selbst eingeführt um das „Mittelalter“ zu diskreditieren. Stichwort: Du Bellay, Defense et Illustration de la Langue Française.
Nochmal zum Schluss: kein Reformer in der westlichen Geschichte steht einfach auf und entschliesst sich das bestehende System, in welchem sein eigener Geist geformt wurde, umzuwerfen. Das ist eine romantische Vorstellung, welche wir heute gerne den von uns aus gesehenen Querdenkern zuschreiben.
Beim Islam verhält es sich anders, weil hier eine Dualität zwischen unserem „Fortschritt“ und dem islamischen „Rückschritt“ oder „Stehenbleiben“ definiert wurde, den es in dieser Form und Grösse in keiner Epoche der westlichen Ideengeschichte je gab.
In diesem Sinne
Y.-
hallo Petra,
Nicht wahr, sprach zum Adler die Taube,
wo das Denken aufhört, beginnt der Glaube.
Oh ja, sagte der Adler. Jedoch,
wo Du schon glaubst, da denk ich noch.
Entschuldige, Petra, aber - um das Adler-Taube- Bild zu verlassen - ich fände es gut, wir könnten uns erstmal gemeinsam in den Niederungen konkreter Überlegungen bewegen, um dadurch das wachsende Bedürfnis zum Wissenserwerb über diese Fragen zu verspüren (denn an Wissen scheint es allenthalben zu mangeln), um schließlich etwas klarer über diese vielleicht vital wichtigen Fragen denken zu lernen. Statt uns in esoterische Auswege zu verspiritualisieren.
Geht es hier nicht gerade darum - das Abendland lernte, die Fragen seiner Realität durch Wissen und Vernunft zu beantworten, nicht mehr allein oder vorrangig durch Glaubensgrundsätze - warum nicht die islamischen Länder? Und Du bietest uns hier nun eine solche Antwort an, die wir glauben müßten. Bedauernd, I.
hallo Wolfgang,
ich finde Deine Frage außerordentlich wichtig und interessant. Obwohl der Einwand, hiermit werde ein lineares Geschichtverständnis vorausgesetzt (zur Entwicklung der Völker) m.A. nach berechtigt ist. Aber man könnte das ja umformulieren - warum ist die obere Autortät in der Beurteilung der sozialen und staatlichen Realtität in vielen islamischen Ländern der Glaube und seine Grundsätze im Gegensatz zu Ländern europäischer Kultur, trotz aller Nachteile?
Ich finde diese Frage erst einmal schon darum schwer zu beantworten, weil ich gern wüßte, wie denn in Europa die Aufklärung überhaupt gelingen konnte. Wie kam sie zustande? Zum einen spielte da Luther eine gewaltige Rolle, bzw. daß es ihm und seinen Anhängern gelang, die große Macht der katholischen Kirche in Frage zu stellen und schließlich das zu relativieren, was zuvor absolut gegolten hatte - nicht zuletzt mit Waffengewalt. Und diese Anhänger - Fürsten und deren Landeskinder - waren Menschen der Renaissancezeit, in denen die großen Humanisten geistig präsent geworden waren. Eine große Zahl überzeugter Anhänger der Aufklärung, die einflußreich waren.
So etwa vermute ich, kam die Renaissance und Aufklärung in Europa zum Zuge.
Nun würde ich das von denen, die in Geschichte bewandert sind, gern in Zweifel gezogen und widerlegt,oder differenziert,oder bedingt bestätigt, oder bestätigt sehen.
Dabei geht es mir um die Bedeutung von Absolutheitsansprüchen. Bis heute fällt mir nämlich auf: in der katholischen Kirche wie im Islam wird Gott als der absolute Herr, als der Allmächtige, als der, dessen der Gläubige nicht oder kaum würdig sei, als der, vor dem man im Staube liegt usw. beschrieben und angebetet. Das ist im protestantischen Christentum anders. Und auch in der Bibel treten andersartige Passagen auf. Mir scheint, es geht um absolute Macht, absolute Autorität, unhinterfragbare Größe, Kleinheit des Gläubigen, die jeden Gedanken an (eigentliche) Demokratie, an Aufklärung, an geistige Selbständigkeit verhindern.
Darum wüßte ich erstmal gern, was Ihr Geschichtsbewanderten dazu meint, wieso die Aufklärung Europa erfassen konnte.
Gruß, I.