Was verhindert islamische Renaissance?

Hallo,

das überragende Wissen der Mohamedaner (insbesondere das bei ihnen konservierte Wissen der Antike)wurde von den Kreuzfahrern nach Europa gebracht und führte hier zur Renaissance und schließlich zur Aufklärung. Eigentlich könnte die islamische Welt uns auf diesem Gebiet weit weit voraus sein, tatsächlich ist die islamische Welt aber noch weitgehend in mittelalterlichen Denkstrukturen verblieben.

Welche Kräfte verhindern eine islamische Renaissance?

Die Religion kann es fast nicht sein, denn Christentum und Islam haben die gleichen Wurzeln und inhaltlich eine erhebliche Schnittmenge, beide sollten in gleicher Weise entwicklungsfähig sein.

Vielleicht spielten zentrale Führungen der christlichen Religionen (Rom, Byzanz, Moskau, deutsch-römisches Kaisertum) eine Rolle, die die die Entwicklung mal beschleunigten, mal aber auch behinderten? Wobei im Islam zentrale religiöse Führungen fehlen.

Der Menschenschlag? Die Mohamedaner waren bis ins M.A. den Europäern auf allen Gebieten der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilisation haushoch überlegen.

Welche Kräfte verhindern also eine islamische Renaissance?

Wolfgang D.

Hallo Wolfgang,

das ist eine gute Frage, die ich mir auch schon oft gestellt habe. Warum wird aus einer bedeutenden Hochkultur, die auf dem Gebiet der Wissenschaft, Künste, etc. weltweit führend ist, plötzlich wieder ein oder mehrere relativ unbedeutende Länder? Ebenso ist es ja mit dem Römischen Reich passiert oder mit dam alten Ägypten.

Wie du schon festgestellt hast, kann es nicht an den Genen liegen. Denn so sehr unterscheiden sich die Kinder nicht von den Eltern und Großeltern - zumindest genetisch.

Langsam glaube ich, dass es an den Seelen liegt, die diese Körper bewohnen. Ich glaube an Wiedergeburt, und ich glaube auch, dass manche Seelen schön wesentlich öfter gelebt haben als andere und daher weiter entwickelt sind. … Und vielleicht treffen sich die „Besten“ halt immer mal wieder in einem anderen Land. Anders kann ich mir dieses Phänomen nicht erklären.

Schöne Grüße

Petra

Hi,

Welche Kräfte verhindern also eine islamische Renaissance?

Zum einen, dass sie keine zentrale Instanz haben, wie bei den Christen im MA die Kirche, also Rom. Die Kirche hat einiges zusammengehalten, was sonst verloren gegangen wäre.
Es gab einen SPIEGEL mit einer Titelgeschichte über das Mittelalter, da wurde das recht schlüssig dargestellt.
In der Neuzeit hat meiner Ansicht nach das Öl verhindert, dass eine Weiterbildung stattfand. Wer genug Geld einnimmt, kann sich alles kaufen und muss nichts sebst erinden, konstruieren usw. Dem Volk geht’s wirtschaftlich gut und es ist dadurch ruhig und unehrgeizig.
Richtig interessant wird es werden, wenn das Öl mal verbraucht ist. Dann wird man sehen, dass die Machthaber den gesamten Reichtum verprasst haben und nichts mehr für die Weiterentwicklung ohne den steten Geldfluss da ist.
Dann werden sich die Länder aus sich heraus anstrengen müssen und haben so eine, wenn auch recht kleine Chance, gegenüber dem Westen aufzuschließen.

Meine Meinung.

Viele Grüße
WoDi

Hi,

Anders kann ich mir dieses Phänomen nicht
erklären.

Nimm es mir bitte nicht übel, aber das halte ich für Humbug.

Viele Grüße
WoDi

warum?
hi wodi,

ich kann das mit der zentralen instanz nicht ganz nachvollziehen. warum sollte sie eine aufklaerung gefoerdert haben? sie war doch in ihrem bestreben eher der aufklaerung entgegengesetzt? vielleicht weil sie als zentrale instanz ein einfach anvisierbares „feindbild“ war?

ich glaube, es spielen dafuer auch die verschiedensten faktoren mit:

ua. unsere „entwicklungshilfe“ ist wahrscheinlich auch nicht ganz unschuldig. humanitaer zwar absolut verstaendlich, aber schlussendlich hat sie den leuten den zwang genommen, selbst initiative zu ergreifen und etwas zu entwicklen.

ua. vom westen unterstuetzte diktaturen unterdruecken seit jahren jede liberale bewegung. das einzig funktionierende netzwerk das besteht, ist die religion. religioesen eiferern ist es daher einfach, in kurzer zeit grosse menschenmassen zu mobilisieren. das waere liberalen koepfen, welche in gefaengnissen sitzen rein technisch-infrastrukturell nicht moeglich.

ua. fehlende bildung: liberales denken erfordert ein grundmass an bildung und unabhaengigem denken. und genau das fehlt den grossen massen wegen armut. und das ist ein anderes, noch groesseres thema.

ua. sicher vieles mehr

ich bin auch sehr gespannt, was passiert, wenn keine oelgelder mehr in fundamentalistische gruppen fliessen!

ich denke, es wuerde der welt sehr gut tun, endlich unsere abhaengikeit vom oel loszuwerden. dann koennte sich jeder wieder etwas mehr auf sich selber konzentrieren. und abgesehen davon profitiert die umwelt davon.

gruesse
coco

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Moin, moin Wolfgang,

das überragende Wissen der Mohamedaner (insbesondere das bei
ihnen konservierte Wissen der Antike)wurde von den
Kreuzfahrern nach Europa gebracht und führte hier zur
Renaissance

ob das die Kreuzfahrer waren, ist noch sehr zweifelhaft: hatten diese Haudraufs und Schlagetots überhaupt einen Sinn für Mathematik, Astronomie, Medizin, Philosophie?
War es nicht vielleicht doch eher so, daß die Araber in Europa, die ja schon seit Jahrhunderten hier wohnten - in Spanien und nicht zuletzt durch Friedrich II. in Süditalien -, das Wissen weitergegeben haben?

Im übrigen gibt es keine Mohammedaner: dieser Begriff stammt aus der späten Aufklärung, die die Religionen miteinander zu vergleichen begannund mit den Namen ihrer Stifter bezeichnete. Vorher wurden sie als „Heiden“ - so bei Walter von der Vogelweise -, dann als Türken, später als Muselmanen und noch spätere eben als Mohammedaner bezeichnet.
Die Moslems lehnen diese Bezeichnung für sich schärfstens ab - jedenfalls die, die ich kenne. Denn dieser Ausdruck bedeutet in ihren Augen, daß der Islam von Mohammed her stammt. Das tut er aber nicht, denn Mohammed war nichts als der Schreiber und das Werkzeug; der Koran ist reine und unmittelbare Offenbarung Gottes.

Zu Deiner eigentlichen Frage später mehr - die Antwort ist doch ziemlich umfangreich.

Gruß - Rolf

Moin, moin Petra,

dieser Gedanke ist mir schon öfters begegnet. Ich kann ihm nichts abgewinnen, aber das ist meine Sache.

Langsam glaube ich, dass es an den Seelen liegt, die diese
Körper bewohnen. Ich glaube an Wiedergeburt, und ich glaube
auch, dass manche Seelen schön wesentlich öfter gelebt haben
als andere und daher weiter entwickelt sind. … Und
vielleicht treffen sich die „Besten“ halt immer mal wieder in
einem anderen Land. Anders kann ich mir dieses Phänomen nicht
erklären.

Eins erscheint mir an diesem Gedankengang unlogisch: wieso bringen es die schon öfter inkarnierten Seelen, „die Besten“ wie du meinst, in dem reichsten und technisch am höchsten stehenden Lande der Erde nicht zu einem zivilisierten und auf gegenseitiger Achtung basierenden Umgang mit dem Rest der welt?

Das fragt man sich doch, fragt man sich doch da.

Fragt sich auch - Rolf, grüßend.

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Hallo,

ich kann die Frage nicht wirklich beantworten, möchte jedoch einen Punkt mit in die Diskussion bringen:

Wenn ich an das Zeitalter der Renaissance denke, fällt mir als typisches, bekanntes und symptomatisches Beispiel Galileo Galilei ein. Wie ist es ihm denn ergangen? Wurden seine neuen Erkenntnisse mit Freuden begrüßt. Natürlich mitnichten. Die religiösen Führer sahen Ihre Macht bedroht und versuchten die neuen Ideen zu unterdrücken. Galileo sah sich, wider besseres Wissen zum Widerruf gezwungen.

Ähnlich erging es damals allen kritischen Geistern. Die Inquisition wurde mächtiger denn je. Und wem glaubten die Massen?

Trotzdem (oder gerade deswegen?) fanden sich immer wieder unabhängige Menschen, die sich das selbstständige Denken nicht verbieten liesen. Als dann sogar theologische Inhalte in Frage gestellt wurden kam es zur Reformation und in deren Folge zu schlimmen Religionskriegen (man denke, nur als Beispiel, an die Greuel des 30jährigen Krieges).

Aus der Sicht der Zeitgenossen war die Renaissance sicher nicht das goldene Zeitalter, als das wir es heute sehen. Aus Ihrer Sicht war es mit Sicherheit geprägt durch Repression, Unterdrückung und Gewalt. Die Massen folgten sicher eher den bekannten Machthabern und hatten mit den neuen Ideen wenig am Hut (mal abgesehen, dass die meisten sie überhaupt nicht verstanden).

Die neuen Einsichten setzten sich (zum Glück) auf Dauer trotzdem durch - Ihre Opfer wurden zu Helden verklärt und die Renaissance zum „goldenen“ Zeitalter. Der Begriff Renaissance wurde übrigens erst viel auch erst später als Bezeichnung für das bewußte Zeitalter eingeführt. Merke: Geschichte wird von den Siegern geschrieben!

Was hat das mit dem Islam zu tun?
Nun möglicherweise erleben wir im Islam eine parallele Situation. Möglicherweise ist der, sich scheinbar verstärkende und ausbreitende Islamismus, genau die Gegenreaktion auf neue Ideen. Möglicherweise erleben wir gerade so etwas wie eine „islamische Renaissance“.
Wäre interessant, wie man unsere Zeit in ein paar Jahrhunderten sieht.

Was meint Ihr dazu?

Allerdings möchte ich solchen Vergleichen auch zur Vorsicht raten:

Die Situation des Islam ist in vielen Beziehungen, eine ganz andere als die des Christentums im 15./16. Jahrhundert.
Vorallem ist da unsere westliche (christliche?) Kultur, die auch in den islamischen Ländern überall sichtbar ist. Sie unterstützt auf der einen Seite möglicherweises kritische, aufgeklärte Denker, dient auf der anderen Seite auch als Feindbild und damit zur Solidarisierung innerhalb des Islam (was repressive Kräfte natürlich stützt). Ein vergleichbares Phänomen gab es während der „christlichen“ Renaissance nicht.

Es ist übrigens noch lange nicht ausgemacht, dass auch im Islam (wie seinerzeit in unserer Kultur) die Reformer gewinnen, Geschichte wiederholt sich nicht so einfach.

Gruß
Werner

Moin, moin Wolfgang,

das überragende Wissen der Mohamedaner (insbesondere das bei
ihnen konservierte Wissen der Antike)wurde von den
Kreuzfahrern nach Europa gebracht und führte hier zur
Renaissance

ob das die Kreuzfahrer waren, ist noch sehr zweifelhaft:
hatten diese Haudraufs und Schlagetots überhaupt einen Sinn
für Mathematik, Astronomie, Medizin, Philosophie?

Meines Wissens waren die Kreuzfahrer die Hauptverbreitungsquelle. Die Kreuzfahrer lebten dort Jahrzehnte lang, wurden versorgt durch einheimische Ärzte und Handwerker - da färbte schon einiges an Fertigkeiten ab. Ferner wurden sie z.B. angeführt u.a. durch die Stauferkaiser Friedrich I und II (letzterer ein Gelehrter), die in ihrem Gefolge entsprechende Fachleute hatten zur systematischen Auswertung des bei den Arabern vorgefundenen Materials. Besonders Friedrich II hatte hier eine Wissensquelle entdeckt, frei von allen kirchlichen Einschränkungen und Einmischungen. Außerdem gab es ja viele Kreuzzüge, da hatte es sich in Europa herumgesprochen, was im Heiligen Land zu holen war. Daher waren im Gefolge der Kreuzfahrer u.a. auch Gelehrte, Ärzte und Handwerker, die vor Ort lernen wollten zur Verbesserung ihrer Konkurrenzfähigkeit zu Hause.

War es nicht vielleicht doch eher so, daß die Araber in
Europa, die ja schon seit Jahrhunderten hier wohnten - in
Spanien

Spanien - weiß ich nicht, da bin ich eher skeptisch! Es hat mich doch sehr verwundert, dass nach dem Vertreiben der Araber die nachrückenden Spanier z.B. nicht wußten, wie die arab. Bewässerungsanlagen funkionierten, und sie daher weite fruchtbare Ländereien zur Wüste verkommen ließen. Das Interesse an den Errungenschaften der Araber schien mir bei den Spaniern sehr begrenzt zu sein.

Im übrigen gibt es keine Mohammedaner: dieser Begriff stammt
aus der späten Aufklärung…

OK. - aber jeder weiß, wen ich gemeint habe. Andernfalls müßte man hier von „Menschen islamischen Glaubens“ sprechen, da ist mir „Mohammedaner“ schon kürzer und prägnanter.

Ich bin gespannt auf Deinen angekündigten weiteren Beitrag!

Wolfgang D.

Hi,

Welche Kräfte verhindern also eine islamische Renaissance?

Zum einen, dass sie keine zentrale Instanz haben, wie bei den
Christen im MA die Kirche, also Rom. Die Kirche hat einiges
zusammengehalten, was sonst verloren gegangen wäre.

Da ist sicher etwas daran. Im Islam gibt es viele Glaubensrichtungen und Einmischungen von staatlicher Seite, eine gerichtete Entwicklung ist daher wohl nicht erkennbar. Aber auch in Europa gab es ein beständiges „Hü“ und „Hot“ - mal bestimmte ein Kaiser, mal ein Papst, dann versanken die Länder in Erbfolge-, Glaubens- und Eroberungskriege: furchtbare Kriege die über 30 bzw. bis 100 Jahre andauerten und sowohl Sieger als auch Besiegte ausbluten ließen. Vielleicht haben daraus die Europäer schließlich ihre Lehren gezogen? Auch die Araber führten über über Jahrhunderte Eroberungskriege, waren dabei aber stets siegreich, mehrten ihren Einfluß und Nutzen. Vielleicht war der Leidensdruck deshalb nie so groß, um eine Änderung der Verhaltensweisen dieser Völker zu bewirken?

In der Neuzeit hat meiner Ansicht nach das Öl verhindert, dass
eine Weiterbildung stattfand. Wer genug Geld einnimmt, kann
sich alles kaufen und muss nichts sebst erinden, konstruieren
usw.

Richtig. Und das Geld hat eine besonders von erzkonservativen Ölstaaten (Saudi Arabien, Iran) ausgehende Missionstätigkeit ausgelöst, die modernes Gedankengut weiterhin unterbinden will.

Dem Volk geht’s wirtschaftlich gut und es ist dadurch
ruhig und unehrgeizig.

Was aber nicht für die Krisenregion Palästina gilt (die allerdings arm ist) sowie dem Iran und Irak (welcher unter dem Druck fremder Eroberer erst Recht am Althergebrachten hängt).

Danke wodi, für Deinen Beitrag.

Wolfgang D.

Ihre eigene Undiszipliniertheit!
Wer will da Moslem werden, wenn er diese außer Rand und Band sich benehmenden Moslems sieht, die sich jetzt sgar gegenseitig umbringen.

Sie sind dort angekommen, wo wir im 30Jährigen Krieg waren

mfgConrad

Hallo Rolf,

das ist eine gute Frage. Wer weiß - vielleicht leben „die Besten“ ja in einem ruhigen und friedlichen Land weit ab von der Welt und wir sind nur „die Zweitbesten“? :wink:

Oder es ist ganz einfach so, dass auch „die Besten“ noch lange nicht perfekt sind, und außerdem sind natürlich auch nicht alle gleich weit entwickelt. Ich stelle mir das vielleicht eher so vor, das bestimmte Länder zu bestimmten Zeiten viele weit entwickelte Seelen anziehen und andere nur wenige davon. Das heißt aber nicht unbedingt, dass diese weit entwickelten Seelen immer an den Hebeln der Macht sitzen, oder dass man sie überhaupt als solche erkennt.

Außerdem sind die Kulturträger und die Entscheidungsträger ja nicht immer identisch. Ich denke da etwa an den Beginn des letzten Jahrhunderts. Damals hatte Deutschland einen Einstein hervorgebracht - aber auch Hitler und seine zahlreichen Helfer.

Zum Glück war Einstein schlau und hat sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht. :wink:

Schöne Grüße

Petra

Lieber Wolfgang,

ok, Aufklärung und selbst verschuldete Unmündigkeit hatten wir.
Nun war die abendländische Aufklärung, wenn ich recht sehe, vor allem durch eins gekennzeichnet: durch die Emanzipation von der Religion. Dies war der Anfang der Naturwissenschaften im modernen Sinn: wir wollen mal sehen, wie weit wir mit unserem Verstand kommen , ohne daß wir Gott als Hypothese brauchen. Das ist der methodische Atheismus; seine Folge war die Möglichkeit ideologiefreien Forschens. Und auf diesen Voraussetzungen bzw. dieser Voraussetzungslosigkeit, wenn man so will, beruht der Erfolg der Naturwissenschaften.

Aber das ist nicht das Thema.

Ich behaupte, diese Aufklärung war nur möglich im Gefolge der Reformation: Voraussetzung dieser Emanzipation von der Religion war ja die Erkenntnis, daß die Bibel nicht die wörtlich zu nehmende und wörtlich zu glaubende Offenbarung Gottes ist, war also die Erkenntnis der geschichtlichen Bedingtheit der Bücher des Alten und des Neuen Testaments. Diese Erkenntnis wäre ohne die Reformation nicht möglich gewesen.

Eine solche Reformation aber hat es im Islam bisher nicht gegeben. Eine historisch-kritische Betrachtung des Korans gibt es meiner Kenntnis nach im Islam auch nicht. Im Gegenteil, es werden Orientalisten wie Günter Lüling und Christoph Luxenberg, die eine solche historisch-kritische Betrachtung begonnen haben, auf das heftigste angefeindet.
Das bedeutet nicht, daß die islamischen Wissenschaftler sich nicht der Naturwissenschaften bedienen könnten; daß sie das können, sehen wir im Augenblick im Iran überdeutlich.

Das Denken hat sich noch nicht von der Religion emanzipiert und verharrt deshalb, um mit Kant zu reden, immer noch in der „selbst verschuldeten Unmündigkeit“.

Gruß - Rolf

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hallo petra,

ich kann mir nicht vorstellen, dass weiterentwickelte seelen sich um wirtschaftlichem reichtum kuemmern. ich stelle mir die eher als yogis alleine auf einem gipfel im himalaya vor :smile:

rein geistlich zeichnet sich der westen doch eher durch verkümmerung aus…

liebe grüsse
coco

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Hi,

Zum einen, dass sie keine zentrale Instanz haben, wie bei den
Christen im MA die Kirche, also Rom. Die Kirche hat einiges
zusammengehalten, was sonst verloren gegangen wäre.

das sehe ich ziemlich anders.
Gerade die katholische Kirche hat sich mit Händen und Füßen gegen die Tendenzen der Aufklärung und Renaissance gesträubt.
Diese Entwicklung lief vielmehr gegen die Kirche ab.
Hexen wurden erst in der Renaissance im großen Stil verfolgt.

Gandalf

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Wer will da Moslem werden, wenn er diese außer Rand und Band
sich benehmenden Moslems sieht, die sich jetzt sgar
gegenseitig umbringen.

Hast du noch nicht bemerkt, dass wir geistig immer noch den 30jährigen
Krieg haben? Wir haben uns emsig in allen Jahrhunderten umgebrachtr.
Lese mal ein Geschichtsbuch. Alle Moslems als Mordgesellen zu
verdächtigen, das ist nicht sehr gut gedacht. Ich möchte mich im
Gegenzug nicht für die Mordtaten haftbar machen lassen, die auf das
Konto der Kirche gehen. Dass sich die einfachen Leute so leicht
instrumentalisieren lassen, ist schlimm, aber auch wir haben uns in
allen Abschnitten in der Geschichte zu Untaten anstiften lassen.
Gegenwärtig ist die Stunde der Scharfmacher. Auf beiden Seiten.
Alexander

Kirche, Wissenschaft und Galilei
Hallo Werner,

Wenn ich an das Zeitalter der Renaissance denke, fällt mir als
typisches, bekanntes und symptomatisches Beispiel Galileo
Galilei ein. Wie ist es ihm denn ergangen? Wurden seine neuen
Erkenntnisse mit Freuden begrüßt. Natürlich mitnichten. Die
religiösen Führer sahen Ihre Macht bedroht und versuchten die
neuen Ideen zu unterdrücken. Galileo sah sich, wider besseres
Wissen zum Widerruf gezwungen.

wie sagt der Wissenschaftler? Das muss man differenziert betrachten. Nicht differenziert ist aber unser heutiges Galileibild, das übrigens sehr stark von Bert Brecht beeinflusst ist (und die Literatur hat eben doch Macht). Konkret:
Träger der Wissenschaft waren in der katholischen Welt bis weit in die Neuzeit die Klöster, und die fundamentalen Fragen über das Sonnensystem wurden im damaligen Kirchenstaat sehr offen diskutiert. Übrigens war es auch die Kirche, die Kopernikus erst ermutigt hat, seine Gedanken zu veröffentlichen. Einer der führenden Wissenschaftler dieser Zeit war ein Gönner Galileis und - Kardinal. (Später wurde er sogar Papst.) Mehr zum Thema:

http://de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei#Galileo…

Eine ausführliche und wissenaschaftlich saubere Ausarbeitung, wen’s interessiert, zu dieser Frage hier:

http://www.professorenforum.de/volumes/v01n01/artike…

Als dann sogar theologische Inhalte in Frage
gestellt wurden kam es zur Reformation und in deren Folge zu
schlimmen Religionskriegen (man denke, nur als Beispiel, an
die Greuel des 30jährigen Krieges).

Das war aber alles schon vorher.

Aus der Sicht der Zeitgenossen war die Renaissance sicher
nicht das goldene Zeitalter, als das wir es heute sehen.

Das ist nun wieder wahr. Die einfachen Menschen hatten es niemals in der Geschichte so gut wie heute im Westen. Für die Ausgangsfrage ist es aber belanglos, weil die Aufklärung sich unabhängig von der Konfesssion in ganz Europa durchgesetzt hat, von den Rändern abgesehen (Spanien, Russland, Osmanisches Reich).

Nun möglicherweise erleben wir im Islam eine parallele
Situation. Möglicherweise ist der, sich scheinbar verstärkende
und ausbreitende Islamismus, genau die Gegenreaktion auf neue
Ideen. Möglicherweise erleben wir gerade so etwas wie eine
„islamische Renaissance“.

Ein guter, bedenkswerter Ansatz.

Viele Grüße,
Andreas

Moin, moin Wolfgang,

Im übrigen gibt es keine Mohammedaner: dieser Begriff stammt
aus der späten Aufklärung…

OK. - aber jeder weiß, wen ich gemeint habe. Andernfalls müßte
man hier von „Menschen islamischen Glaubens“ sprechen, da ist
mir „Mohammedaner“ schon kürzer und prägnanter.

warum kannst Du nicht einfach (so wie andere es auch tun) „Moslem“ schreiben?
Das ist sogar noch kürzer.

Gruss Harald

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Hallo Coco,

das ist richtig, war aber nicht immer so. Ich denke, der Westen ist gerade dabei, abzusteigen, und ich frage mich, wo das nächste Zuhause für die hellen Köpfe sein wird.

Vielleicht in Afrika? Die waren schon lange nicht mehr „dran“. Oder in Südamerika? Der Westen zeigt jedenfalls deutliche Verfallserscheinungen.

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

ich möchte einfach mal ein paar Thesen in den Raum werfen, von denen ich glaube, dass sie die Diskussion ein wenig weiterbringen können:

(0. Es heisst nicht Mohammedaner, sondern Muslime, denn wir beten Muhammad (sas) nicht an.)

  1. Geschichte ist keine lineare Abwicklung von bestimmten Ereignissen!

Deshalb ist es abwegig zu sagen, dass die islamische Welt in „mittelalterlichen Denkstrukturen“ steckengeblieben ist (davon mal abgesehen, dass das nicht stimmt). Nicht nur, dass die Aussage sich auf sehr viele Menschen bezieht (was ihre Falschheit bereits beweist), sondern sie unterstellt, dass „mittelalterliche Denkstrukturen“ a) im modernen Europa nicht mehr existieren und b) als Epoche von den verschiedenen Völkern durchlaufen werden muss oder aber bei allen gleichwar.

Warum sollte es eine islamische Renaissance überhaupt geben? Nur weil es eine europäische gab?

  1. Zivilisationen haben ihre Hoch- und ihre Tiefphase.

Warum hat das ägyptische Reich nicht weiter existiert? Warum unterhält das griechische Reich keine Hägemonie mehr über den Mittelmeerbereich? Warum erstreckt sich gibt es das römische Reich nicht mehr? Maya, Azteken, selbst das chinesische Reich ist nicht mehr, was es mal war. So ist das nun mal im geschichtlichen Verlauf. Wer glaubt, dass „sein Reich“ auf Ewigkeit Bestand haben wird, hat ein deutliches Problem mit der Realität.

  1. Wie bei jedem grösseren Staat gab es über kurz oder lang auch im islamischen Staat kleinere oder auch grössere Streitigkeiten.

Zeitweise war es dermassen zerteilt, dass von einem „Staat“ nicht die Rede sein konnte. Diese Teile wurden von äusseren Bedingungen teilweise wieder aneinandergeschweisst, teilweise wieder auseinandergetrennt. Mancher Regierende konnte es erreichen, dass zeitweise Streitereien beigelegt werden (z.B. Salahuddin oder Omar Ibn Abdelaziz).

  1. Eine persönliche Bereicherung hat auch im islamischen Staat angesetzt

Aus Kalifen wurden Könige, die von keinem Teil des Volks willentlich ermächtigt wurden, sondern von ihren Vorkönigen (meist in erbähnlicher Reihenfolge) ernannt wurden. Dem König gehörte immer mehr der Staatsetat. Er musste immer mehr einnehmen, um seine persönliche Sicherheit auszubauen (da nun mehr Menschen abschaffen wollten) und hat dementsprechend von Zeit zu Zeit die Steuern erhöht.

Solche Korruption findet sich dann in der Gesellschaft wieder.

  1. (das ist wichtig) Speziell im islamischen Staat waren Wissenschaftler zumeist auch islamische Gelehrte und öfters auch Richter

Richter waren fast immer ein Dorn im Auge des jeweils Herrschenden, da sie ihm nicht unterstanden und ihn (theoretisch) verurteilen konnten. Einige konnten bestochen werden, aber der Grossteil musste „aus dem Weg geschaffen“ werden. Dadurch hatte aber Wissenschaft immer weiter an Bedeutung abgenommen. Schlimmer noch, das Wissen (das normalerweise durch Lesungen und Unterrichtseinheiten besagter Personen vermittelt wurde), konnte nicht mehr weitergegeben werden. Abschriften von Versuchsprotokollen oder Notizen konnten zwar noch helfen (wenn sie nicht gerade beschlagnahmt wurden), aber von den Wissenschaftlern selbst konnte kein Wissen mehr erlangt werden.

Übrigens viele der später wieder aufgetauchten Werke bezeugen, dass der Wissensstand, der in der Allgemeinheit hätte erreicht werden können, durch Wegsperren von Büchern nicht erreicht wurde. Vieles davon ging komplett verloren.

  1. alles, was ich hier aufgezählt habe, ist in hohem Masse pauschalisiert und vereinfacht (bis auf 0,1 und 2)

Mit freundlichen Grüssen,

Omar Abo-Namous