Was war anders in der Wilhelminischen Ära?

Hallo,

Also nach den Zeiten mit Bismarck folgte ja die Wilhelminische Ära, doch was hat sich dadurch verändert?
Gab es positive oder negative Veränderungen?
Also ich habe mir gedacht, dass keine positiven Veränderungen eingetreten sind, dass ja auch nicht viel später der Krieg ausgebrochen ist, weil sich das Band zwischen Deutschland und England, sowie anderen Ländern immer mehr löste.
Ich bin mir aber nicht sicher, vielleicht kann ja jemand helfen!

Danke und liebe Grüße!

Hallo Lucie,

Also nach den Zeiten mit Bismarck folgte ja die Wilhelminische
Ära, doch was hat sich dadurch verändert?

wenn Du etwas nach unten scrollst, findest Du ein paar Stichworte.

Gab es positive oder negative Veränderungen?

Natürlich. Es gibt immer Veränderungen - positive und negative.

Also ich habe mir gedacht, dass keine positiven Veränderungen
eingetreten sind,

Hmmm - Aufhebung des Sozialistengesetzes? Fortschreitende Organisation der Arbeiterschaft? Sozialpolitik (Arbeitnehmerschutz, Sozialversicherung für Angestellte)? Wirtschaftswachstum und steigender Wohlstand? Ausbau der Infrastrukur (Straßenbau, Eisenbahn, Elektrifizierung)? Wissenschaftlicher Fortschritt? Die pazifistische Bewegung (Deutsche Friedengesellschaft)?

dass ja auch nicht viel später der Krieg
ausgebrochen ist,

Knapp 25 Jahre ist für Dich „nicht viel später“? :smile:

weil sich das Band zwischen Deutschland und
England, sowie anderen Ländern immer mehr löste.

Das wilhelminische Deutschland betrieb eine expansive, imperialistische Außenpolitik. Genau wie die anderen europäischen Mächte auch, insbesondere England, Frankreich und Russland. Dass die Interessen der europäischen Großmächte miteinander kollidierten, war zwangsläufig. Es ist richtig, dass die deutsche Außenpolitik nach Bismarck mehr als ungeschickt agierte und darin versagte, die deutsche Expansionspolitik diplomatisch abzusichern. Aber die wilhelminische Außenpolitik war nicht die Ursache des Krieges, schon gar nicht die alleinige. Sie war lediglich der Grund für Deutschlands Niederlage. Der erste Weltkrieg war schlicht ein imperialistischer Krieg um Rohstoffquellen und Absatzmärkte; er war in der Entwicklung des gesamteuropäischen Kapitalismus angelegt.

Ich bin mir aber nicht sicher, vielleicht kann ja jemand
helfen!

Generell ist es mE sinnvoll, die Betrachtung dieser Epoche nicht nur auf den einen Aspekt ‚Außenpolitik‘ zu verengen und sie vor allem nicht nur aus der Rückschau - also vom verlorenen 1. Weltkrieg und seinen Folgen her - zu betrachten.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Lucie!

Es wäre interessant zu wissen, auf welchen Aspekt des Lebens in der wilhelminischen Epoche du deine Aussage:

Also ich habe mir gedacht, dass keine positiven Veränderungen
eingetreten sind, dass ja auch nicht viel später der Krieg
ausgebrochen ist,

beziehst.

Positive Veränderungen im Bezug auf was genau? Kriege hatte es in der Zeit von Reichskanzler Bismarck mehrfach gegeben, also ist nicht generell der Ausbruch des 1.WK zur Verurteilung der Regierungszeit Wilhelms II. geeignet. Außerdem musst du dir immer vor Augen halten, dass ganz Deutschland vor dem 1. WK mehr oder weniger nur darauf gewartet hat, dass der Krieg endlich losgeht (weil sie keine Ahnung hatten, wie brutal und unmenschlich der Krieg durch die neuen Technologien geworden war, sie hatten noch das Bild von tapferen Soldaten auf einem entlegenen Schlachtfeld vor Augen). Auch viele Künstler und Intellektuelle freuten sich darauf, dass endlich wieder was passiert.

Für Kunst und Kultur im Allgemeinen war die Zet sogar sehr wichtig, da sich in dieser Zeit auch heute noch immanent wichtige Strömungen der Moderne entwickelten und etablierten (Expressionismus ect.); hinzu kamen wichtige Errungenschaften in Technik und Wissenschaft.

Deutschland wurde zum wirklichen „Global Player“, was den Leuten damals natürlich nicht schlecht gefiel. Nationalistische Strömungen hatten ja damals noch nicht den faden bzw. gefährlichen Beigeschmack, den sie heute, durch die Lehren der Geschichte, haben. Also fanden die Leute dass großmännische Gerede von Kolonien und der Weltmacht Deutschland damals sicher super, zumal es ganz dem Zeitgeist entsprach.

Generell darf man nicht den Fehler begehen, durch ein Ereignis, dessen verheerende Auswirkungen nicht abzusehen waren, die ganzen 25 vorangegangenen Jahre zu verurteilen und „über einen Kamm zu scheren“.

Abschließend möchte ich noch ein Zitat von Max Goldt anbringen, der mal (sinngemäß) sagte: „Auch in der Nazizeit war 12 mal Spargelzeit“. Damit sollen natürlich auf keinen Fall die Verbrechen heruntergespielt werden oder ähnliches, sondern nur erwähnt werden, dass wir mit unserem historischen Blick manchmal vergessen, dass neben all dem, was in den Geschichtsbüchern stand, auch „normal“ gelebt wurde und sich nicht jeder Mensch tagtäglich mit den Greueln der Weltpolitik befasst hat (außer im Krieg selbst natürlich, da hatten sie ja keine Wahl).

Gruß

Martin

Ursachen 1. Weltkrieg
Hallo Ralf,

Aber die
wilhelminische Außenpolitik war nicht die Ursache des Krieges,
schon gar nicht die alleinige. Sie war lediglich der Grund für
Deutschlands Niederlage.

Die deutsche Außenpolitik, die allerdings multipolar (Kaiser, Reichskanzler, Generalstab) war, ist ein wichtiger Verantwortlicher für den Ausbruch gewesen!

Der erste Weltkrieg war schlicht ein
imperialistischer Krieg um Rohstoffquellen und Absatzmärkte;
er war in der Entwicklung des gesamteuropäischen Kapitalismus
angelegt.

Diese marxistische Erklärung wird allenfalls den Gefühlen (nicht den Tatsachen) im imperialistischen Zeitalter gerecht. Zur Erklärung des Krieges taugt sie nicht. Im Gegenteil. Die Wirtschaft und das Finanzwesen haben 1914 auf allen Seiten mäßigend eingewirkt, konnten sich aber kein Gehör verschaffen.

Gruß,
Andreas

Vielen Dank, ihr habt mir beide sehr geholfen, jetzt steig ich da schon besser durch…hab glaube ich einiges falsch interpretiert!

Danke, danke, danke!!!

Außerdem musst du dir
immer vor Augen halten, dass ganz Deutschland vor dem 1. WK
mehr oder weniger nur darauf gewartet hat, dass der Krieg
endlich losgeht (weil sie keine Ahnung hatten, wie brutal und
unmenschlich der Krieg durch die neuen Technologien geworden
war, sie hatten noch das Bild von tapferen Soldaten auf einem
entlegenen Schlachtfeld vor Augen).

In der Vergangenheit waren die Kriege auchnicht menschlicher, vor allem als es noch kein Kriegs- und Völkerrecht gab, das, wenn es auch oft nicht beachtet wird, eine gewisse Mäßigung verschaffen soll. Insbesondere vom 30jährigen Krieg sind ja viele Geschehnisse bekannt, die dem verklärten Bild entgegenstehen.
Jeder vergangene Krieg wirkt, wenn eine gewissen zeitliche Distanz erreicht ist, aus der Gegenwart betrachtet menschlicher und heldenhafter - es sei denn, man wurde, insbesondere als Angehöriger des unterlegenen Gegners, gegenteilig erzogen, was manche auch als „aus der Geschichte gelernt haben“ auffassen.
Wenn man aber in Rußland, Nordamerika oder auch Frankreich Veteranen fragt, wird man sicher oft genug auch auf das heldenhaft verklärte Bild stoßen.

Schöne Grüße,

RH

Hallo Roland!

Stimmt natürlich, ich bezog es auch eher auf den technologischen Aspekt: Panzer, Kriegsflugzeuge, Senfgas ect.; mit deren Hilfe eine bisher nicht gekannte Flächenwirkung erzeugt wurde. Man konnte verhältnismäßig schnell große Zerstörung an entlegenen Zielen anrichten, das Kriegsgeschehen wurde beschleunigt und verdichtet… Natürlich waren die Kriege davor auch grausam und unmenschlich, aber die Technologie hat dem ersten Weltkrieg meines Erachtens nach eine andere Qualität verliehen.

Gruß

Martin

Antworten:
-viele männliche Bürger strebten Offizierslaufbahn an,was vorher eher den Adligen vorbehalten war
-preußisches Herr wuchs an Ansehen
-Kaiser übernahm Aufgaben in der Außenpolitik,die vorher dem Kanzler(Bismarck bis 1890)zustanden
-Wilhelm //. wollte sich mit seiner Kolonialpolitik auch einen
„Platz an der Sonne“ sichern
-durch Kolonisation bekam Wirtschaft einen Aufschwung,allerdings wuchsen die Spannungen unter den europäischen Großmächten
-die Protektionspolitik,die Bismarck aufbaute war zerstört
und Deutschland war quasi isoliert
-darauf hin folgte der /.WK
-insgesamt war das Kaiserreich ein politisch rückständiges Staatswesen