Was war die erste mythologie

Verwandtschaften der biblischen Schöpfungsmythen

Damit meinst du möglicherweise die beiden Schöpfungsmythen des 1. Buches (Genesis) der Torah und zahlreicher anderer kosmogonischer Passagen, die in der Schriftsammlung des Tanach verstreut zu finden sind. Der (möglicherweise im 6./5. Jhdt vielleicht in Babylon schriftlich gefaßte) 1. Schöpfungsmythos (das 6-Tage-Werk 1. Mo. 1.1-2.4) zeigt vielfältige erstaunliche Analogien zu zahlreichen ägyptischen Texten, teils zu den im anderen Artikel oben erwähnten Pyramidentexten bis hin zu viel jüngeren Texten aus der 20. Dynastie. Alle jedenfalls beträchtlich älter als das biblische Dokument.

Eine sogar geographisch nächstliegende Verwandtschaft des anderen, 2. Schöpfungsmythos (Garten Eden Mythos 1. Mo 2.4ff) hat sich gerade in jüngster Zeit deutlicher gezeigt: Neue und neuübersetzte Tontafeltexte aus der kanaanitischen Metropole Ugarit zeigen eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Genesis-Text: Hier hat der höchste (Vater-)Gott Ilu (seine Frau ist Attiratu) einen Weinberg am Fuß des Götterberges Ararat. In der Mitte dieses Weinbergs steht der „Baum des Lebens“. Ein anderer - ebenso wie Ba’al untergeordneter - Gott namens Horranu will Ilu den Thron streitig machen und wird dafür aus den göttlichen Gefilden verbannt. Aus Rache verwandelt Horranu den Baum des Lebens im Weinberg in einen Baum des Todes. Ilu schickt nun den Gott Adammu (begleitet von seiner Frau, der ebenso unsterblichen Muttergöttin Kubaba, die allerdings nur an einer Stelle kurz erwähnt wird) in den Weinberg, damit er den Baum wieder zurückverwandeln und weiterhin gegen die Attacken des Horranu bewachen soll. Aber Horranu verwandelt sich in eine Giftschlange, die beim Kampf den Adammu beißt. Adammu verliert daraufhin seine Unsterblichkeit …

Die ugaritischen Tafeln mit unter anderem diesen Texten stammen aus dem 13. und 12. Jhdt. v. u.Z… also lange bevor sich die israelitischen Stämme im kanaanitischen Kulturraum etablieren.

Es konnte gezeigt werden, daß diese Mytheme auch zur Zeit der Abfassung späterer hebräischer und aramäischer Literaturen, kanonischer und pseudepigraphischer, noch bekannt waren.

Gruß
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