Was wird (wurde) zu den "Feinen Künsten" gerechnet?

Kultur & Gesellschaft
#1

In dem ZDF-Fernsehfilm „Das Zeugenhaus“ (Drehbuch Magnus Vattrodt, Regie Matti Geschonneck, Hauptrolle Iris Berben / Produktion 2014) bezeichnet sich Hitlers Hoffotograf Heinrich Hoffmann einige Male als „Professor der feinen Künste“, wenn er sich den anderen Mitbewohnern (Zeugen in den Nürnberger Prozessen 1945 bis 1949) vorstellt.

Seither rätsele ich, was denn nun diese „feinen Künste“ eigentlich sind, bzw. was alles darunter fällt und welche Institution den Titel „ Professor der feinen Künste “ verleiht (oder damals verliehen hat).

Offenbar findet der Begriff heute keinen Gebrauch mehr, Wikipedia gibt nichts dazu her und auch sonst finde ich im Netz keine Begriffserklärung.

Weiß hier jemand mehr darüber?

#2

Wiki sagt, es war ein von Hitler verliehener Titel. Klingt halt nach Abgrenzung gegenüber „entarteter Kunst“ - mehr Hintergrund ist nicht zu vermuten.

#3

Das ist die alte Bezeichnung der Bildenden Kunst und Darstellenden Kunst, also z.,B. Malerei, Bildhauerei, Musik, Theater ,Literatur …

Zitat: Die bildende Kunst und die genannten weiteren Kunstrichtungen können unter dem Begriff der „schönen Künste“ zusammengefasst werden. Dies ist vor allem in anderen Sprachen üblich (z. B. französisch les beaux-arts , italienisch le belle arti oder englisch fine arts ).

Du findest es auch heute noch etwa im Museum of fine arts

Oder in den Akademien der Schonen Künste (Kunsthochschulen etwa)

MfG
duck313

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#4

Und weil das „Hitler“ erfunden hat verwendet man es in anderen Sprachen noch immer ? Der Begriff stammt aus dem 18/19.Jahrhundert

#5

K.A. - der gefragte „Professorentitel“ steht in keinem Zusammenhang mit einer Universität oder ähnlichen Institution und hat auch keine weitere Bedeutung.

#6

Vielen Dank für Eure Aufklärung!

Ich vermute dann mal, dass Hitler selbst seinem Hoffotografen den Professorentitel verliehen hatte. Als „Führer“ darf man ja alles und muss sich für nichts rechtfertigen.

Aber vielleicht war es auch Heinrich Hoffmann selbst, der sich diesen Titel einfach dreist angemaßt hatte - so im Sinn von: „Wagt bei meinen Beziehungen ja eh keiner, das nachzuprüfen - und wenn doch, wird Adolf sich schon hinter mich stellen…“

#7

So war es tatsächlich. Der Titel wurde ihm von Hitler zugedichtet. Und zwar 1938 für seinen Job, die Exponate für die „Grosse Deutsche Kunstaustellung“ zusammenzustellen. Quelle → hier

Der Titel wurde ihm später aberkannt, er hat ihn trotzdem weiter benutzt.

Gruß
Metapher

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#8

Sehr hilfreicher Hinweis. Herzlichen Dank!

Habe gerade das Kulturlexikon und auch gleich das Personenlexikon zum Dritten Reich von Ernst Klee bestellt und bin jetzt gespannt, was ich da auf meine alten Tage (bin 70) jetzt noch so über die Nazizeit erfahren werde - nachdem ich mich fast mein Leben lang gar nicht für Politik interessiert habe.
Ich frage mich schon die ganze Zeit, was mich eigentlich dazu treibt, den Film „Das Zeugenhaus“ jede Nacht vor’m Zubettgehen (zumindest in Teilen) immer wieder anzuschauen. (Hab’s damals aufgezeichnet).

Manch einer wird im Alter eben „komisch“ - auf die eine oder andere Art … :woozy_face:

Im „Zeugenhaus“ wird Hoffmann ja als ziemlich selbstbewusst bis forsch und vorlaut dargestellt - da passt der Titelmissbrauch ja bestens dazu.

Gruß, FatzManiac

#9

Servus,

kannst Du Belege dafür nennen, dass dieser Begriff im Deutschen verwendet worden ist?

Im Französischen zählen übrigens nur die Bildenden Künste zu den Beaux Arts.

Schöne Grüße

MM

#10

Heute erhielt ich das Kultur- und das Personenlexikon von Ernst Klee. Bewundernswert, wieviel (Recherche-) Arbeit er da hineingesteckt hat.

Was ich nur schade finde, ist, dass es diese Werke nicht auch als E-Book bzw. als PDF-Datei gibt - einfach um sie „mal eben schnell“ nach einem beliebigen Begriff oder Namen durchsuchen zu können und ruckzuck dorthin geführt zu werden.

Daneben konnte ich den Begriff „Feine Künste“ nicht entdecken - auch nicht unter dem Namen Heinrich Hoffmann. Da steht nur, dass er von Hitler zum Professor ernannt wurde, nicht aber in welchem Fach.

„Na ja - wie heißt es doch: Nicht alles Gute kommt zusammen…“ Vielleicht war auch nur meine Erwartung zu hoch.

#11

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