Hallo,
ich kann gut verstehen, dass du diesen Tag gerne mit deinem Sohn verbracht hättest. Aber: Nach meiner Erfahrung ist es auch bei gemeinsamem Sorgerecht nur selten eine gute Idee, einen auf Familie zu machen. Auch und erst recht nicht, wenn es ein Fest ist, auf das das Kind sich freut.
Die Elternebene ist die eine Seite. Die zerbrochene Liebe zwischen den Erwachsenen die andere. Je besser man beide Seiten auseinander halten kann, desto besser klappt es meist auch mit dem Kind.
Bei einem Vierjährigen werden da durchaus auch wieder Phantasien und Träume wach, wenn er beide Eltern scheinbar glücklich vereint sieht. Er wird aber ebenso mitkriegen, wenn zwischen den beiden gerade Krieg herrscht. Beides ist nicht gut für ihn.
Deshalb: Feiere diesmal den Geburtstag einfach nach, wenn dein Sohn das nächste Mal bei dir ist. Und auf die Frage, warum du nicht an seinem Geburtstag da warst, kannst du durchaus einigermaßen wahrheitsgemäß antworten: „Weil Mami und ich uns manchmal nicht gut vertragen und wir dir deinen Geburtstag nicht verderben wollten“.
Damit bringst du den Kleinen nicht in Solidaritätskonflikte, sondern lässt das Problem da, wo es hingehört: Bei euch Erwachsenen.
Für die Zukunft solltet ihr klare Absprachen treffen, z.B.: Zum Geburtstag bei Mama, Heilig Abend bei dir. Und wenn deine Exfrau das nicht möchte, musst du notfalls eben das Familiengericht bemühen. Und auch, wenn es vermutlich tatsächlich die bessere Idee war, heute nicht gemeinsam zu feiern, muss sie akzeptieren lernen, dass Feste mit eurem Sohn nicht ihr allein vorbehalten sind. Mütter tun sich damit meist ziemlich schwer. Verletzte Mütter erst recht.
Je nachdem, wie weit du vom Lebensbereich (Kindergarten, später Schule) deines Sohne weg wohnst, kann es Sinn machen, den Geburtstag, der ja eher mit Freunden gefeiert wird, bei dem zu veranstalten, der näher „dran“ wohnt.
Für den Augenblick solltest du es abhaken und zum Reden mit deiner Frau einen günstigeren Zeitpunkt wählen. Was du keinesfalls tun solltest ist, vor deinem Sohn zu bedauern, dass du an seinem Geburtstag nicht da sein durftest, weil Mami das nicht wollte.
Schöne Grüße,
Jule