Wasser

Nehmen wir mal an, ich bin ein ganz normaler Mensch mit Gefühlen und Empfindungen wie jeder andere auch. Bis auf eins: Ich habe noch nie Wasser gefühlt. Gesehen habe ich es schon, aber nur auf Bildern. Und jetzt frage ich euch:

Wie fühlt sich Wasser an?

Hallo, Naddi!

Ich bin mir nicht sicher, worauf Du hinauswillst, aber ich nehme an, daß Deine Frage nicht auf tatsächlicher Unvertrautheit mit Wasser beruht. Weiterhin gehe ich davon aus, daß es nicht darum geht, daß Wasser sich sehr unterschiedlich anfühlen kann (flüssig - gefroren, beim Trinken oder bei der Bauchlandung vom 5-Meter-Sprungbrett…).

Ich denke, daß es Dir darum geht, daß es - allgemein gesprochen - keine „absolute“ Sprache gibt, in der wir jemandem ein Gefühl oder eine Sinneswahrnehmung beschreiben können, die er nicht schon kennt; genauer: eine solche Beschreibung muß sich immer auf den Vergleich mit bereits Vertrautem gründen.

Damit hast Du - auf bestimmte Art und Weise - eines der zentralen Themen der modernen Philosophie angeschnitten, und das Ergebnis wird wohl einstimmig lauten: Wenn Du noch nie eine Flüssigkeit gefühlt hast, wird Dir das auch niemand so beschreiben können, daß Du danach weißt, wie es sich anfühlt.

Alles klar?

Grüße,
Vlado

Es ist eine „Nehmen-wir-an-Frage“ und deswegen entspricht es nicht der Wirklichkeit, dass ist klar. Ich meinte die einfachste Form von Wasser: die flüssige.

Klar wird mir die Beschreibung allein nie sagen können, wie sich Wasser genau anfühlt. Aber wenn man alles zusammenfasst, könnte man es zumindest Oberflächlich ziemlich genau beschreíben.
Wie der Einzelne Wasser beschreibt, bleibt ihm überlassen. Ob er nun auf schon erfahrene Dinge zurückgreift und Vergleiche anstellt, oder ob er einfache allgemeine Wörter benutzt mit denen er die Sinne beschreibt.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand das Gefühl beschreibt, dass dieses Element vermittelt.

Der Grund warum ich das unbedingt haben will ist, dass ich vor einem Schwimmbecken stehe und auf einmal vergessen habe, wie sich Wasser anfühhlt. Und dass passiert mir öfters.

Ich danke trotzdem für diese Antwort!

Hallo Naddi,
ich glaube, das ist etwa so, wie wenn Du einem Blinden erklären müstest, was „Grün“ ist. Oder einem von Geburt an Gehörlosen klarmachen wolltest, was eine Sinfonie von der anderen unterscheidet.
Wie Vlado schon sagt, so etwas gründet immer auf vorhandenen Erfahrungen.
Eugen Roth hat das sehr schön in einen Vers gepackt:

Lebensgefühl
Ein Mensch weiß aus sich selbst nicht gleich,
was heiß und kalt, was hart und weich.
Doch schon bei einiger Bejahrung
hat er die nötige Erfahrung.
Er lernt dann oft mit Hilfe Dritter,
dass Hoffnung süß, Enttäuschung bitter,
dass Arbeit sauer, Alltag fade,
kurz, des Geschmackes höhere Grade.
Doch wie schlechthin das Leben schmeckt,
hat bis zum Tod er nicht entdeckt.

Grüße
Eckard.

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Liebe Wasserfühler !

Zum Thema und als Ergänzung zu den anderen Beiträgen eine kleine Anekdote von Leo Tolstoi aus seinem Kinderbuch „Drei Kranzkuchen und ein Kringel“. (sinngemäß wiedergegeben).
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Ein Blinder fragte einen Sehenden, wie „das Weiße der Milch“ aussehe. Der Sehende brachte ein Beispiel „Es ist in etwa so weiß wie Schnee“: Darauf der Blinde: „Also kalt und teilweise etwas körnig?“ „Nein“, sagte der Sehende, " eher so wie ein Schneehase", worauf der Blinde meinte: " also warm und weich und flauschig?". „Nein“, entgegnete wiederum der Sehende, „eher so weiß wie ein Blatt Papier“, worauf der Blinde meinte:" Also glatt und knisternd?" „Nein“ hieß es wiederum, „es ist so wie…“ und so oft sich der Sehende auch bemühte, er konnte dem Blinden nicht erklären, wie das Weiße der Milch aussieht.
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Grüße aus Wien
Helmut
Helmut

Die Geschichte kann man fortsetzen_________________________

Ein Blinder fragte einen Sehenden, wie „das Weiße der Milch“
aussehe. Der Sehende brachte ein Beispiel „Es ist in etwa so
weiß wie Schnee“: Darauf der Blinde: „Also kalt und teilweise
etwas körnig?“ „Nein“, sagte der Sehende, " eher so wie ein
Schneehase", worauf der Blinde meinte: " also warm und weich
und flauschig?". „Nein“, entgegnete wiederum der Sehende,
„eher so weiß wie ein Blatt Papier“, worauf der Blinde
meinte:" Also glatt und knisternd?" „Nein“ hieß es wiederum,
"es ist so wie

ein Schwan.
„Was ist ein Schwan?“ wollte der Blinde wissen.
„Ein Vogel mit einem gebogenen Hals.“
„Wie gebogen?“
Der Sehende stellte den Ellenbogen auf den Tisch und bog ihn wie einen Schwanenhals. Der Blinde tastete den Arm ab.
„Aha!“ sagte er, „Jetzt kenne ich das Weiße der Milch!“

Fritz

…" und so oft sich der Sehende auch bemühte,

er konnte dem Blinden nicht erklären, wie das Weiße der Milch
aussieht.
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Grüße aus Wien
Helmut
Helmut

Und jetzt frage ich euch: Wie fühlt sich Wasser an?


Mhmm, ich hab grad die Finger in einem Wasserglas hängen und mir fallen spontan folgende Worte dazu ein:

sanft, weich, zart
erfrischend, reinigend, sauber
sorglos

Also, in Sätzen ist es leichter:

Wasser fühlt sich so an, als würde es Dich sehr sanft aber konsequent bis in die kleinste Ecke umfließen. Es hüllt Dich ein und erfrischt bzw. reinigt Dich. Es ist einfach ein tolles Gefühl, eigentlich unbeschreiblich.

Hab ich Dir geholfen ???
Bye, T.

Ja! Vielen Dank!

Greeetz
Naddi

Hallo Vlado,
das hast Du schön auf den Punkt gebracht.
Nun frage ich Dich,wie begegnet die Philosophie Leuten,die ,um im Bild zu bleiben,Wasser nie gefühlt haben,aber trotzdem laut und fanatisch rufen „es gibt kein Wasser“,oder „alle,die sagen,daß es Wasser gibt sind Scharlatane und Spinner“?
Was kann einer,der Wasser kennt,da tun,wenn er im Gespräch bleiben will???
Viele Grüße,Anja

Hmm… ich finde diese Art von Fragen einfach fantastisch!!
Mir fällt dazu nur die Geschichte eines Schülers und seines Meisters ein:
Sie stehen zusammen am Ufer eines Ozeans. Der Schüler schwärmt: Das ist ja wundervoll, grandios, herrlich.

Daraufhin antwortet der Meister: und doch siehst du nur die Oberfläche…

liebe Grüsse
Tommy