Wasser und Ethanol in kommuniziernden Röhren

Was passiert, wenn man zwei zunächst nicht verbundene Hohlzylinder bis zu einer Höhe von 0,5m mit Wasser (1.Zylinder - Dichte 1kg/l) bzw. Ethanol (2.Zylinder - 0,79kg/l) füllt und diese beiden Zylinder dann am Boden der Gefäße mit einem Schlauch miteinander verbindet?
Zunächst wird Wasser aufgrund der größeren Dichte und des damit verbundenen größeren Drucks am Boden des Zylinders in den Ethanol-Zylinder fließen, bis ein Gleichgewicht entsteht. Man erhält die Wasserhöhe 44,75 cm und somit müsste der Pegel im anderen Zylinder um 5,25cm steigen. Aber Ethanol und Wasser mischen sich und bei diesem Vorgang entspricht die Summe der Einzelvolumina nicht dem resultierenden Volumen.
Folglich müsste die Höhe im zweiten Zylinder geringer sein und damit die mittlere Dichte im zweiten Zylinder größer (ohne den o.g. Effekt wäre es 0,81kg/l)
Und nun zu meinen Fragen:

  1. Sind meine Überlegungen richtig?
  2. Wie kann man die tatsächliche Höhe berechnen? Ich habe nur gefunden, dass 48ml Ethanol und 52ml Wasser als Gemisch ein Volumen von 96,3ml einnehmen.
    Vielen Dank!

Hallo Grußloser,

bei deinem Gedankenversuch würde ich von Anfang an eine kurze Schlauch-Verbindung zwischen den Zylindern vorsehen. In der Mitte der Schlauch-Verbindung denke ich mir ein geschlossenes Kugelventil.
Nun füllt man Wasser und Ethanol in die beiden Schenkel zur gleichen Höhe ein, z. B. die genannten 0,5 m. Öffnet man nun ganz vorsichtig das Kugelventil, wird sich die von dir angegebene Höhe im „Wasser“-Schenkel von 0,4475 m und die mit ihr im Gleichgewicht stehenden Höhe im „Ethanol“-Schenkel von 0,5525 m ergeben.
An dieser Situation ändert sich längere Zeit wenig, da an der Berührungsstelle von Wasser und Ethanol Diffusion stattfindet. Letztere ist ein sehr langsamer Vorgang und es dauert lange bis vollständige Durchmischung stattfindet.
Ist der Konzentrationsausgleich (Dichteausgleich) im Verlaufe der ebenfalls stattfindenden Volumenkontraktion erreicht, steht die Ethanol/Wasser Mischung in den Schenkeln gleich hoch.
Nach meiner Berechnung – im Gedankenversuch habe ich das Volumen im Verbindungsschlauch nicht mit einbezogen (es würde am Endergebnis nichts ändern) - sind es ca. 0,48 m Höhe.
Bitte

Danke - ich bin aber noch nicht ganz zufrieden.
Angenommen, ich hätte ein Ventil, dass keinen Rückfluss zulässt - wie hoch stünde dann das Wasser-Ethanol-Gemisch im zweiten Zylinder, nachdem der Diffusionsprozess abgeschlossen ist? Lässt sich das berechnen?

Mit Gruß, Manuel

Hallo,

diese neue Versuchsanordnung verstehe ich noch nicht ganz.
Willst du nach dem ersten, vorsichtigen Öffnen des Ventils und nach erfolgtem Druckausgleich zwischen den beiden reinen Flüssigkeiten das Ventil wieder schließen?

Grüße

watergolf

diese neue Versuchsanordnung verstehe ich noch nicht ganz.
Willst du nach dem ersten, vorsichtigen Öffnen des Ventils und
nach erfolgtem Druckausgleich zwischen den beiden reinen
Flüssigkeiten das Ventil wieder schließen?

Ich glaube, ich weiß wo er hinaus will.

Er will das Ventil nicht schließen, sondern den Fluß nur in eine Richtung laufen lassen.

Mit der Diffusion und der dazugehörigen Volumenveringerung würde der Pegel auf der Wasser-Ethanol-Seite sinken. Er nimmt wohl an, daß dann wieder Wasser nachfließen müsste.

Nein, das wird es nicht tun, denn nicht der Pegel ist entscheidend für den Druck, sondern letztlich das Gesamtgewicht des Gemisches pro Fläche.

Oder anders ausgedrückt: die Dicht des Gemisches wird größer (Volumenverminderung) aber die Höhe des Pegels wird kleiner.
Der Druck bleibt aber gleich und es wird nichts nachfließen,

Im Grunde kann man die Frage viel einfacher Stellen: Welches Volumen nimmt eine Mischung von x mg Ethanol mit y mg Wasser nach vollständiger Durchmisung ein? Gibt es dafür eine Formel oder zumindest Tabellenwerte?

Letztlich denke ich, dass im Realexperiment im zweiten Zylinder aufgrund der Turbulenzen beim Ausströmen eine relativ schnelle Durchmischung stattfindet und sich deshalb für einige Zeit eine bestimmte Höhe einstellt. Dass dann eine Durchmischung per Diffusion über den Verbindungsschlauch mit dem Wasser im ersten Zylinder stattfindet ist nicht auszuschließen - würde aber vergleichsweise lange dauern. Daher meine Änderung im Versuchsaufbau, dass kein Rückfließen mehr möglich sein soll.

Welche Frage sich mir aber jetzt gerade noch stellt: Man müsste doch Wasser und Ethanol aufgrund der unterschiedlichen Dichte schichten können - d.h. es würde sich im zweiten Zylinder doch die ursprüngliche Höhe von 0,5525 m einstellen - insbesondere wenn man das Wasser besonders vorsichtig (laminar) einströmen lässt. Die Diffusion an der Grenzfläche sollte kaum zu einer messbaren Volumenverringerung beitragen, oder?

Hmm - ich glaube, ich muss das wirklich mal im Realexperiment ausprobieren.

Danke für die bisherige Hilfe, Manuel

Hallo,
du hast jetzt drei Rubriken aufgemacht:
a)

Im Grunde kann man die Frage viel einfacher Stellen: Welches
Volumen nimmt eine Mischung von x mg Ethanol mit y mg Wasser
nach vollständiger Durchmisung ein? Gibt es dafür eine Formel
oder zumindest Tabellenwerte?

Antwort:
Es gibt selbstverständlich dafür Tabellen.
Ich nahm für die Berechnung Tabellen aus dem Buch von Gnamm/Sommer: „Die Lösungsmittel und Weichmachungsmittel“, Wiss. Verlagsges. mbH, Stuttgart (1958).
In dieser Tabelle besitzen Ethanol und seine Mischungen mit Wasser eine Temperatur von 15 °C.
b)

Letztlich denke ich, dass im Realexperiment im zweiten
Zylinder aufgrund der Turbulenzen beim Ausströmen eine relativ
schnelle Durchmischung stattfindet und sich deshalb für einige
Zeit eine bestimmte Höhe einstellt. Dass dann eine
Durchmischung per Diffusion über den Verbindungsschlauch mit
dem Wasser im ersten Zylinder stattfindet ist nicht
auszuschließen - würde aber vergleichsweise lange dauern.
Daher meine Änderung im Versuchsaufbau, dass kein Rückfließen
mehr möglich sein soll.

Antwort:
Wenn ich dich richtig verstehe, nimmst du an, daß im 2. Zylinder (der Ethanol Zylinder) das gesamte Ethanol mit dem einströmenden Wasser gleichmäßig und rasch vermischt wird und diese Mischung selektiv im rechten Zylinder verbleibt. Im linken Zylinder ist weiterhin reines Wasser.
Die Hohlzylinder nehme ich mit einer Querschnittsfläche von 1 cm2 an. Vor Versuchsbeginn bei geschlossenem Ventil stand im 1. Zylinder das Wasser 50 cm hoch, entsprechend einem Volumen von 50 ml Wasser und im 2. Zylinder 50 cm hoch Ethanol entsprechend einem Volumen von 50 ml Ethanol.
Nach dem Öffnen des Ventils und nach erfolgtem Druckausgleich wechselten 5,25 ml Wasser vom 1. in den 2. Zylinder (entsprechend der von dir mit 5,25 cm errechneten Pegelerhöhung im 2. Zylinder).
Nun sollte nach deiner obigen Vorgabe kein Rückfließen mehr möglich sein, man kann das Ventil auch als wieder geschlossen annehmen.
(Nebenbei bemerkt würde auch ohne das Schließen des Ventils nichts mehr zurück“fließen“, es würde nur noch Diffusion stattfinden).
Da die 50 ml Ethanol als vollkommen vermischt mit den hinzugekommenen 5,25 ml Wasser angenommen werden, wären das nicht 55,25 ml (entsprechend 55,25 cm Höhe) sondern durch die Volumenkontraktion etwas weniger, ca. 54,08 ml (entsprechend 54,08 cm Höhe).
c)

Welche Frage sich mir aber jetzt gerade noch stellt: Man
müsste doch Wasser und Ethanol aufgrund der unterschiedlichen
Dichte schichten können - d.h. es würde sich im zweiten
Zylinder doch die ursprüngliche Höhe von 0,5525 m einstellen -
insbesondere wenn man das Wasser besonders vorsichtig
(laminar) einströmen lässt. Die Diffusion an der Grenzfläche
sollte kaum zu einer messbaren Volumenverringerung beitragen,
oder?

Antwort:
Das war ja meine Meinung die in der anfänglichen Antwort vom 21.11. enthalten sein sollte:
„Nun füllt man Wasser und Ethanol in die beiden Schenkel zur gleichen Höhe ein, z. B. die genannten 0,5 m. Öffnet man nun ganz vorsichtig das Kugelventil, wird sich die von dir angegebene Höhe im „Wasser“-Schenkel von 0,4475 m und die mit ihr im Gleichgewicht stehenden Höhe im „Ethanol“-Schenkel von 0,5525 m ergeben.
An dieser Situation ändert sich längere Zeit wenig, da an der Berührungsstelle von Wasser und Ethanol Diffusion stattfindet. Letztere ist ein sehr langsamer Vorgang und es dauert lange bis vollständige Durchmischung stattfindet.“

Dein laminares Einströmen entspricht meinem ganz vorsichtigem Öffnen des Kugelventils.

Ich fand gerade noch eine Mischungs-Tabelle im „Chemiker-Kalender“, 3. Aufl. Springer Verlag (1984). Sie enthält die Dichte Angaben bei 20 °C. Dieses Buch sollte in jeder Gymnasiums-Bibliothek verfügbar sein.

Grüße
watergolf

Hervorragend!

Jetzt bin ich vollauf glücklich!

Vielen Dank, Manuel