Hallo,
in der Schule haben wir gelernt, daß vor der Erfindung der Schiffsmotoren die Seeleute auf ihren Schiffen mangels Wind (also eigentlich mangels Trinkwasser-ihr wißt eh, wie es gemeint ist) verdurstet sind, vorallem eben im Bereich der Roßbreiten, wo langfristige Flauten vorkommen und deren Name ja auch damit zusammenhängt.
Die Frage ist, ob die Leute nicht versuchten das Meerwasser zu destillieren. Das Verfahren war ja sowohl aus der Alchemie als auch vom Schnapsbrennen her bestens bekannt.
Die Tragik der Situation war ja inmitten von Wasser zu verdursten, also scheint mir es ein naheliegender Schluß dieses Wasser entsprechend aufzubereiten, um es verwerten zu können.
Weiß jemand, ob es solche Versuche gab oder sicher nicht gab? Und wenn nicht: warum?
Danke im Voraus für die Bemühungen
wild Ingrid
Ob das Verfahren so weit verbreitet war, würde ich bezweifeln. Aber selbst wenn es so war, wäre es mit den Mitteln der Zeit kaum zu machen gewesen. Damals gab es weder Kunststoffolie noch Glas, das man über ein Wasserbecken hätte anbringen können, damit sich der Wasserdampf niedergeschlagen hätte. Zum Destilieren mit Feuer gab es zu wenig Brennstoff auf den Schiffen.
Danke für die Antwort, allerdings sprechen wir hier doch von Zeiten nach der Entdeckung Amerikas, die namensgebenden Rösser wurden nach Südamerika transportiert, in der schon sehr viel destilliert wurde. Eine Destillatiosapparatur läßt sich relativ leicht provisorisch bauen, wenn man die Ansprüche auf Effektivität nicht zu hoch ansetzt bzw handelte es sich um ein bekanntes Problem und man hätte Materialien, in dem Fall einen Kühler,mitführen können.
Was das Brennmaterial betrifft: bevor man verdurstet verbrennt man doch alles, was es gibt und vielleicht kommt ja morgen der Wind.
Es geht mir eigentlich darum, ob es eben irgendwelche Erkenntnisse gibt, ob es versucht wurde.Um zu sehen, daß es nichts bringt,muß man es doch auch versucht haben.
Grüße Ingrid
Dass man Seewasser entsalzen kann, wußte man damals nicht.
Man fuhr immer in Etappen, von einer Insel zur nächsten und
füllte dort die Wasserfässer auf.
Man nutzte jeden Regen, um dieses Wasser aufzufangen.
War wirklich ein Zustand erreicht, an dem die Leute wegen Dehydrierung
ihren Verstand verloren, tranken sie auch Seewasser, was ihren Zustand
nur verschlimmerte.
Und, nicht zu vergessen, man trank das Blut der Gestorbenen.
Seewasserentsalzung wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts praktiziert, als die Dampfmaschinen große Mengen von Frischwasser brauchten.
mfg Conrad
Hallo Ingrid,
in der griechischen Antike scheint man bereits gewußt zu haben, wie man aus Meerwasser durch Destillation trinkbares Wasser gewinnen kann:
http://www.zauser.at/schnaps/geschichte/index.shtm
Eine einfache Rechnung macht jedoch plausibel, warum das Verfahren nicht wirklich tauglich war, um routinemäßig ausreichend Süßwasser zu gewinnen:
Zum Destillieren muß das Meerwasser vollständig verdampft werden, das heißt, von 20 bis 30 Grad bis zum Siedepunkt erhitzt (70 - 80 Kcal pro Liter) und dann eben verdampft werden (539 Kcal pro Liter).
Holz hat einen Brennwert von etwa 2000 - 3000 Kcal pro Kg, also könnten theoretisch mit einem Kg Holz mehrere Liter Wasser destilliert werden. Praktisch wird aber viel Wärme und auch Wasserdampf in die Umgebung gehen, und der Wirkungsgrad entsprechend gering sein, besonders bei frühen Konstruktionen (siehe im Link: Bronzetöpfe mit Schwämmen, auch im 16. Jh. hatte man anscheinend nichts Besseres).
Man hätte daher wahrscheinlich mehr Masse an Brennmaterial und Destillierapparaten (die bei 100 Seeleuten auf dem Schiff immerhin wenigstens 100 Liter pro Tag produzieren müßten) mitführen müssen, als an Süßwasserfässern.
Andere denkbare Methoden (Ausnützen der Sonneneinstrahlung, Verdunstung von Meerwasser und Kondensation als Süßwasser) waren wohl nicht entwickelt.
Grüße,
I.
Danke Idomeneo, das sind sehr interessante Informationen. Auch ich denke, daß der Wirkungsgrad nicht sehr hoch gewesen wäre, habe es aber natürlich niemals so genau ausgerechnet. Was ich aber eigentlich wissen wollte ist, ob es Anzeichen oder Beweise gibt, daß es versucht wurde oder eben auch nicht.
Grüße Ingrid
Danke Conrad, ich denke du hast wohl recht, obwohl mir Idomeneo mitgeteilt hat, es wäre schon im alten Griechenland Trinkwasser aus dem Meer gewonnen worden. Aber im Mittelalter sind in Europa doch sehr viele Erkenntnisse der Antike verloren gegangen.
Grüße
Ingrid