Wasserverbrauch pro Kilo Fleisch

Hallo zusammen,

im aktuellen Reader’s Digest (deutsche Ausgabe) steht was, was ich nicht so recht glauben kann:

Damit ein Kilo Getreide geerntet werden kann, müssen 1500 Liter Wasser durch die Halme fließen. Für ein Kilo Lammfleisch sind 10000, für ein Kilo Rindfleisch 15000 Liter Wasser nötig, das Wasser für die Futterpflanzen der Tiere mit eingerechnet.
Ein Kilo Getreide braucht 1500 Liter Wasser? *grübel* Irgendwie kommt mir das viel vor.

Nun hab ich mal ein bisserl nachgerechnet, aber bin nicht ganz sicher, ob ich hier irgendwas dramatisch wichtiges vereinfacht oder ausgelassen hab, und wär froh um Eure Kommentare zu dieser Rechnung:
Denn hier http://www.deutscher-wetterdienst.de/de/Zusatzmenues… zum Beispiel ist die Rede von knapp 1000 Litern Regen pro Quadratmeter in Deutschland. Ich weiß jetzt nicht wie „ergiebig“ Getreide ist, also wieviel Quadratmeter wievielen Kilos entsprechen. Wenn ich also mal annehme, daß 1 m2 einem kg entspricht, wär ich hier bei meinen 1000 Litern. Kann das hinkommen? Und wo ist der Faktor 1,5 zum Reader’s Digest? Denn dass „normale“ deutsche Bauern ihre Getreidefelder zusätzlich bewässern wär mir noch nie aufgefallen…

Gut, und nun zu den Viechern: Da fehlt mir massiv die Angabe wieviel so ein Viech futtert, bis ich es futtere :smile: Also wieviele Kilos Getreide (nehmen wir mal der Einfachheit an, daß die Viecher sich nur von Getreide und Wasser ernähren *g*) futtert so ein Rind / Lamm im Lauf seines Lebens bis zu Schlachtung? Und wieviel Wasser säuft es?

Rechenspielersiche Grüße

Petzi

Glaubnich…
…daß die Zahlen stimmen können. Das ist alles zu kompliziert. Aber vielleicht nimmt es Dir etwas von der großen Verwunderung, wenn Du bedenkst, daß sich alles in einem großen Kreislauf befindet. Das Wasser wird schließlich nicht _ver_braucht, sondern geht immer und überall von hier nach dort. Wenn dieses ganze Kreuzgeknubbel aufaddiert wird - wer weiß schon, aus welchen Faktoren diese Rechnungen zusammengebastelt wurden - kommen halt hüppsche Zahlen zusammen. Wer ist schon so irre, das Chaos präzise in alle Einzelteile zerlegen zu wollen? Und wer will behaupten, seine Rechnung wäre richtig? Ein einzelner Aspekt ist - nur für sich genommen - bestimmt richtig. Aber der gesamte Wasserhaushalt ist so komplex, daß jede Summe unter’m Strich zu einfach ist, als daß sie noch wahr sein könnte. Das nennt man dann „sträfliche Vereinfachung“.

Gruß!
Tino

Hallo,

hab mal nach Getreideertrag und Hektar gegoogelt. Die Angaben sind unterschiedlich, liegen so bei 5 bis 7 Tonnen pro Hektar. Ein Hektar sind 10.000 qm ergibt also 500 bis 700 Gramm Getreide pro qm (hängt sicher auch von der Getreideart ab). In unserer Gegend fallen ca. 600 mm pro Jahr an Regen (= 600 l/qm). Das Macht 800 bis 1200 Liter pro kg Getreide. Das ist dann aber nicht durch die Halme geflossen sondern zum großen Teil versickert oder an der Oberfläche verdunstet. Schließlich steht nicht das ganze Jahr über Getreide auf den Feldern und so ein (heuer recht seltenes) Sommergewitter kann auch nicht einfach durch die Halme geschleust werden. Dh es macht auch einen Unterschied, ob es alle 5 Wochen 100mm regnet oder einmal pro Woche 20mm.
Da sieht man mal wieder, was so Berichte alles behaupten. Wie wenig Wasser Getreide braucht konnte man dieses Jahr sehen. Trotz teilweise lächerlich geringem Niederschlag gab es dennoch eine - zugegeben etwas dürftige - Ernte.

Meine 6 Chilli-Pflanzen im Balkonkasten (100 x 13 cm) sind bei Hitze auch Säufer: gut 10 Liter pro Tag. Wobei auch dort viel direkt verdunstet.

Gruss, Niels

Hi Petzi,

aus einer Milchkuh werden heute jeden Tag 20 Liter Milch herausgezuzelt. Nimm das dazu, was sie freiwillig hergibt, dann kommst du leicht auf 50 Liter Wasseraufnahme pro Tag - was reingeht, kommt wieder raus, schwitzen tun sie nicht. Grünfutter besteht zu großen Teilen aus Wasser, Rauhfutter eher weniger, deshalb saufen sie im Winter mehr.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind Kühe keine Hühner, deshalb fressen sie so gut wie kein Getreide, dafür Gras, Heu, Silage aus Gras oder Mais, je nach Gegend auch Rüben, wenn die Zeit passt auch frischen Mais sowie Kraftfutter (wir fragen jetzt mal nicht, was da alles drin ist). Wie der Reader’s Digest nun Getreide und Rindfleisch in eine Nahrungskette bringt, verstehe ich nicht ganz.

Was wir uns auf den Teller legen, kommt nur in Ausnahmefällen von der Kuh, dafür taugen unsere Zähne längst nicht mehr. Ein Rind wird meines Wissens nicht älter als ein Jahr, in der Zeit laufen direkt und indirekt an die 15.000 Liter Wasser hindurch.

Hilft dir das bei deinen Rechenspielen?

Gruß

Neue Rechnung mit den bisherigen Erkenntnissen
Guten Morgen, zusammen,

hier mal eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse:

Pflanzen: von den 600 bis 1000 l Regen pro m2 verdunstet und versickert der größte Teil. Trotzdem bin ich sicher, daß Getreide eine gewisse „Mindeswassermenge“ braucht, damit es wächst. Aber das ist ja ein „Kreislauf“ (und ob es nun wirklich sinnvoll ist in allen Gegenden der Welt und mit künstlicher Bewässerung Getreide anzubauen ist ne gaaaanz andere Diskussion).
Zusammen mit der Aussage von drambeldier, daß Gras zu einem hohen Prozentsatz aus Wasser (Weizen zu etwa 15%, siehe http://www.tis-gdv.de/tis/ware/getreide/weizen/weize…) besteht, geht die Rechnung also folgendermaßen:
500 Gramm Getreide pro m2 (Aussage Niels)
15% Wassergehalt
Und die spezifische Dichte von Wasser 1 kg = 1 l = 1000 ml
Wären also 150 ml pro kg (richtig? ich vertu mich da gerne!)

Analog zu Gras (hier mit geschätzten 90% gerechnet)
900 ml pro kg

Fazit bisher: Die 1500 l pro kg Getreide sind noch nicht geklärt. Allerdings müßte man eventuell die Sache mit der Mindestwassermenge noch klären, hab da allerdings im Google nix rechtes gefunden. Vielleicht meinen die ja das…

Dann zur Kuh :smile:

Also nach drambeldier gilt *g*
Kuh säuft 50 l pro Tag, lebt ein Jahr
18250 l Wasser pro Kuhleben. (50 l mal 365 Tage)
So und zusätzlich futtert die Kuh ja auch noch Gras und Heu (okay, die Sache mit dem Getreide hatte ich nur vereinfacht, das kann man Reader’s Digest nicht ankreiden). Gras mit einem Wassergehalt von 90%, Heu nach http://home.t-online.de/home/w-nitzsche/10Ernte.htm mit einem Wassergehalt von
Wasser: 18250 l
Sommer-Gras: 12150 l
Winter-Heu: 500 l

Summe: 30900 l

So, das ganze gilt natürlich jetzt alles noch „pro Kuh“. Leider find ich keine Daten, wieviele Kilo Fleisch man aus unserer einjährigen Kuh so bekommt. Ich hab vorhin mal was von 600 kg pro Kuh Lebendgewicht gelesen (realistisch?) und würde mal annehmen, daß etwa die Hälfte Fleisch gibt, daß hierzulande lebende Durchschnittsmenschen ohne Widerwillen verspeisen (also Hirn und seltsame Innereien außen vor gelassen). Blieben 300 kg „Fleischausbeute“ pro Tier. Und das wiederum mit der Gesamtwasser-Summe von oben verrechnet blieben noch 103 l pro kg Fleisch. Also weit weg von den 10000 l die Reader’s Digest erwähnt.

Jetzt die Bitte an Euch: Könnt Ihr diese Rechnung nochmal nachvollziehen und schauen, wo ich da Denkfehler gemacht habe.

Danke für Eure Antworten!

Petzi

PS: Und im übrigen bin ich drauf und dran, den Jungs nen Leserbrief zu schreiben und zu fragen, wie die das gerechnet haben.

kleines Missverständnis
Hi Petzi,

deine Rechnung leuchtet ein. Die 50 Liter Wasser meinte ich allerdings nicht gesoffen, sondern zusammen mit dem Wasser, das in der Nahrung enthalten ist. Diese Schätzung scheint mir auch ziemlich realistisch; Kühe saufen nicht viel. Für die 50 Tiere, an denen ich täglich vorbeifahre, genügt ein Tank mit 1000 Litern, der keineswegs täglich aufgefüllt wird. Mit deinen Zahlen zu Sommer- und Winterfütterung kommen wir auf knapp 5000 Liter Wasser zum Saufen. Alles zusammen sind das dann grob 70 Liter pro Kilogramm Fleisch.

Gruß Ralf

Hallo,

500 Gramm Getreide pro m2 (Aussage Niels)
15% Wassergehalt
Und die spezifische Dichte von Wasser 1 kg = 1 l = 1000 ml
Wären also 150 ml pro kg (richtig? ich vertu mich da gerne!)

Analog zu Gras (hier mit geschätzten 90% gerechnet)
900 ml pro kg

Also gehen wir mal davon aus, dass die Grundaussage hieß „1500 Liter/kg durch die Halme geflossen“. Diese Aussage ist meines Erachtens schlicht falsch. Es wäre gut zu wissen, was alles zum Wasserverbrauch gezählt wurde.

Deine Berechnung stimmt aber auch nicht, weil die Pflanze selbst einen großen Teil des Wassers nicht ins Gewebe einbaut sondern über die Spaltöffnungen verdunstet. Den jeweiligen Anteil kenne ich nicht.

Fazit bisher: Die 1500 l pro kg Getreide sind noch nicht
geklärt.

Wie gesagt, halte ich die 1500 Liter für übertrieben.

Allerdings müßte man eventuell die Sache mit der
Mindestwassermenge noch klären, hab da allerdings im Google
nix rechtes gefunden. Vielleicht meinen die ja das…

Dies Mindestwassermange hängt von der Verdunstung ab, welche wiederum abhängt von Luftfeuchtigkeit und Temperatur.

Gruss, Niels

Morgens,
hier ist ja einiges durcheinander gekommen.
Fangen wir mal mit den Niederschlägen an, wie schon erwähnt so zwischen 500 und 2000mm/m², zuzüglich Morgentau (und den sollte man keineswegs unterschätzen- hat unsere Ernte gerettet:wink:
Das Wasser(Niederschlag) wird je nach Vegetation, Bodengare, Menge usw. entweder im Boden gespeichert (ein dank an den Humus) sickert zum Grundwasser durch, fließt Oberflächlich ab oder verdunstet durch Wärme und/oder Wind.
Lebendsdauer von Kühen
Kühe werden natürlich schon ein paar Jahre älter.Das erste Kalb bekommen sie mit 27 Monaten (im Durchschnitt) und liefern cirka 3-4 Laktationen Milch (bei uns aktuell 8500kg Milch/Kuh/Jahr) - so kommt eine Kuh auf 5-6 Jahre in der landwirtschaftlichen Produktion.
Ein milchgebendes (laktierendes) Rind benötigt zwischen 50 und 120 Liter Wasser am Tag. Jung- und Mastrinder natürlich bedeutend weniger.
Milchkühe nehmen je nach Trächtigkeitsdauer zwischen 10kg (kurz vorm Kalben) und 22kg (vom 30.bis 120. Laktationstag) Trockensubstanz(TS) auf.
Hier mal ein paar TS-Gehalte von Futtermitteln:
Grünfutter(Weide) 17-23% (also 83-77% Wasser!!)
Grassilage 35%
Maissilage 28%
Mais(Körner),Roggen und Gerste 88% (Hauptbestandteil des Kraftfutters, weiterhin Soja, Mineralstoffe)
Heu 86%
Futterrüben 16%
Heu und Rüben haben in der heutigen Fütterung kaum noch eine Bedeutung
Kommen wir zu den Schlachtgewichten(scharzbunte)
Geburtsgewicht Rind 45kg
Milchkuh 650kg
Mastrinder 800kg
Tageszunahmen knapp 1000g bei Mastrindern
wenn jetzt noch das ganze durch 2 geteilt wird, kommt man zum Schlachtgewicht(die andere Hälfte sind Inereien, Knochen und Haut)
Getreideerntemengen
Roggen 70-75 dt/ha
Gerste 80dt/ha
Weizen 90dt/ha

Da der Regen sowieso fällt ist diese Rechnung in meinen Augen ziemlich überflüssig (aber interessant) anders wäre es, wenn beregnet werden würde. Aber das macht man höchstens zu Kartoffeln oder im sonstigen Gemüsebau (einfach zu kostspielig).
So die Uhr ist gleich 3:00 in der Früh - ausrechnen kann ein anderer *g*
Bonatus