Watzlawick existentieller Nexus

Hallo!

Ich stehe gerade auf dem Schlauch.

Watzlawick spricht in seiner Monographie „Menschliche Kommunikation“ vom „existentiellen Nexus“. Genauer Zusammenhang: „Wer den Menschen nur als sozialen Organismus sieht, läßt seinen existentiellen Nexus unberücksichtigt, in dem seine zwischenpersönlichen Beziehungen nur einen, wenn auch sehr wichtigen Aspekt darstellen“ (S.239).

Meine Frage: Was meint er genau mit dem existentiellen Nexus? Für mich bleibt das unklar.

Dankesehr!

intrapersönlicher vs. interpersönlicher Nexus
Hi,

Genauer Zusammenhang: „Wer den Menschen nur als sozialen Organismus
sieht, läßt seinen existentiellen Nexus unberücksichtigt, in
dem seine zwischenpersönlichen Beziehungen nur einen, wenn
auch sehr wichtigen Aspekt darstellen“

Meine Frage: Was meint er genau mit dem existentiellen Nexus?

Zunächst: Nexus = Geflecht, Gewebe. Sodann: Zusammenhang, Verwickelung.

Watzlawick untersucht ja die pragmatischen Paradoxien der zwischenmenschlichen Interaktion und Kommunikation, die - ebenso wie die logischen Paradoxien - durch Selbstbezüglichkeiten (im Original: selfreferentialities) entstehen.

Die Mannigfaltigkeit zwischenmenschlicher Kommunikationen bilden den „sozialen Nexus“, alias „zwischenpersönliche Beziehungen“, alias „sozialer Organismus“.

Hier weist er nun daraufhin, daß man dabei nicht übersehen sollte, daß es außer der Reflexion der inter-persönlichen Beziehungen auch noch eine intra-persönliche (= subjektive) Beziehung gibt: Die Beziehung der Person zu sich selbst. Zitat: „Das Seelische untersucht sich selbst“. Und diese Beziehung zu sich selbst ist ebenso vielschichtig, mannigfaltig, ebenso komplex wie die Beziehung zwischen den Personen.

Diesen (inner)subjektiven Nexus, dieses Beziehungsgeflecht, nennt er nun „existentiell“, weil das Subjekt hier im Unterschied zum externen sozialen Nexus keine Wahl der Möglichkeiten hat, sondern „unbedingt“ (= existentiell) an ihn gebunden ist. Man kann sich der „Untersuchung seiner selbst“ nicht entziehen, im Gegenteil ist sie sogar die Voraussetzung für die externe Interaktion.

Dann liegt es schon auf der Hand, worauf er hier aufmerksam machen will: „jede Aussage über den Menschen in seinem existentiellen Nexus …“ d.h. jede subjektive Reflexion des Individuums „… muß schließlich auf dieselben Phänomene der Selbstrückbezüglichkeit stoßen, die, wie wir gesehen haben, Paradoxien verursachen“.

Mit anderen Worten: Auch die innerpersönliche = subjektive = existentielle Reflexion muß, eben weil sie selbstreferentiell ist, notwendigerweise (man könnte auch sagen: logischerweise) auf Paradoxien stoßen und somit auf Widersprüche, Double Binds, Ambivalenzen, Aporien. Und - was er allerdings hier nicht so deutlich ausführt - diese Tatsache muß man berücksichtigen, um zu verstehen, warum es unumgänglich ist, daß auch in der zwischenpersönlichen Kommunikation Paradoxien und Aporien erzeugt werden.

Und Wege, wie man diese auflösen kann, hat er ja im Buch aufgezeigt.

Ich hoffe, das hilft dir ein Stück weiter :smile:

Gruß
Metapher

Ich hoffe, das hilft dir ein Stück weiter :smile:

Das hat es. Dankesehr! Ich bin beeindruckt, wieviel Mühe Du Dir gemacht hast.

Und das hast Du alles Seite 239 entnommen? Ich stand da, wie gesagt, ein bisschen auf dem Schlauch…

Danke fürs Feedback :smile:

Und das hast Du alles Seite 239 entnommen?

Nun ja, dem Unterkapitel 8.1 insgesamt ist es zu entnehmen, wenn du das, was zwischen den Zeilen steht, mitliest *lächel*. Zugegeben, hier wird wie auch sonst der Ausdruck „existentiell“ etwas ungewohnt und terminologisch leicht verfremdet und schief verwendet. Daher fällt es leichter, das Gemeinte herauszulesen, wenn man mit diesen Begriffsverwendungen vertrauter ist (es ist ja aus dem Amerikanischen übersetzt) und überhaupt mit den komplexen Dingen, um die es in der zwischenmenschlichen Kommunikation geht.

Es ist kein Beinbruch, daß es dir nicht unmttelbar klar wurde. Dafür ist wer-weiss-was ja da *g*

Herzlich willkommen übrigens im Forum!

Gruß
Metapher