Lieber x-nada,
ein kleines verhaltenes Lob von mir, damit du nicht übermütig wirst, aber den Anflug von Selbstkritik finde ich nicht schlecht. Vielleicht kann man das Ärgern über eigene Texte vermeiden, wenn man vorher darüber nachdenkt, was man schreibt.
(Sie werden sich an das letzte Mal erinnern,
als ich Sie bat, eine meiner Äußerungen bitte
zu tilgen - und Sie es genossen haben müssen,
selbige dennoch stehen zu lassen, obwohl Sie
sonst ganz schnell sind im Eliminieren?!).
Dass ich nicht gelöscht habe, lag vor allem daran, dass man aus dem Posting nicht erkennen konnte, was überhaupt und warum gelöscht werden sollte. In der Regel löschen wir auch auf Wunsch selten, aber hier konnte ich noch nicht einmal erkennen, was du gelöscht haben wolltest. Das hat Nike doch geschrieben. Dass du darauf nicht geantwortet hast, ist eigene Schuld, finde ich. Und ob ich etwas lösche oder nicht lösche, ist mir letztlich nicht so wichtig, dass ich es „genießen“ könnte.
(und Nietzsche und Marx) Außenseiter seien? Wenn ich themati-
sieren will, daß es gerade die Außenseiter sind, die Autodi-
dakten und Quertreiber, welche die wesentlichen Anstöße, An-
regungen leisten zur Verbindung von Philosophie und Gesell-
schaft, dann kann ich dies in jeder rhetorischen Form, is´nt
it?!
Marx war kein Autodidakt, sondern hat in Philosophie promoviert, übrigens mit einer beachtlichen Arbeit, die ich hier schon mehrfach gelobt habe, Schopenhauer ebenfalls. Außenseiter sind diese beiden erst nachträglich geworden. Wenn du diese Problematik thematisieren möchtest, steht dir das selbstverständlich frei, und ich fände es gar nicht uninteressant, aber das in „jeder rhetorischen Form“ tun zu wollen, ist nicht sinnvoll. Übrigens ist gerade das ein Vorwurf, den ich Foucault machen würde - aber das ist nicht so wichtig.
„Mißbrauch“ ist ein inflationär gebrauchtes Wort. Doch so,
wie Sie es mißbrauchen, ist es mir noch nie untergekommen.
Fein, dann kann es ja auf diese Weise nicht inflationär sein. 
Außerhalb Deutschlands ist Spengler bekannter als Goethe.
Na und? Beate Uhse ist auch bekannter als Heidegger.
Das genau habe ich erlebt, 1990, in einem Nietzsche-
Seminar. Der Typ hat ohne Schamesröte offensiv gefragt, was es
mit dem Ermächtigungsgesetz auf sich habe! Ich kann es noch
immer nicht fassen!!)
Da kann ich zustimmen, das erlebe ich auch ständig und bin genauso entsetzt. Allerdings ärgere ich mich nicht über die Unwissenden, sondern über die Pädagogen.
weil Spengler nicht als Philosoph wahrgenommen wird, während
solche Feuilletonisten wie Adorno und Foucault „philosophische
Maßstäbe“ zu setzen vermögen (in Deutschland!).
Ich wundere mich immer wieder. Wir haben einiges gemeinsam, nämlich die Ablehnung von Adorno und Foucault, die Hochschätzung Heideggers und einiges andere. Ich verstehe nicht, warum ich dann immer zu hören bekomme, dass ich diese Leute falsch einschätzen würde.
Ich habe Thomas Mann nicht als „Philosoph“ bezeichnet. Ich
sehe es aber auch nicht ein, daß „Liebe zur Weisheit“ an ein
Diplom gebunden sein soll.
Von den Marxisten wird mir genau das regelmäßig vorgeworfen, weil ich Engels und Lenin den Philosophenstatus aberkenne, aber ich tue das eben nicht aufgrund des fehlenden Diploms, sondern aufgrund sachlicher Erwägungen. Ich schätze auch Thomas Mann sehr und bin sogar der Meinung, dass er philosophisch interessante Dinge geschrieben hat, z. B. „Der Erwählte“, aber ihn als Philosophen durchgehen zu lassen, scheint mir nicht machbar. Denn dann müsste man diesen Status auch anderen Schriftstellern zukommen lassen, allen voran dem Marquis de Sade oder etwa einigen Expressionisten. Das geht mir aber einfach zu weit, weil es den Philosophiebegriff aushöhlt.
(Im übrigen sind diplomierte Philosophen garkeine! Sie sind
im strengen Sinne Philologen!! - Es sei denn, sie betätigen
sich philosophisch.
Da bin ich ganz deiner Meinung. Überrascht?
99% aller philosophischen Texte sind
reine Langeweile.
Oder sie sind eben nicht philosophisch, sondern etwa philologisch. So herum geht es auch.
(Gerade Schopenhauers ständiges Hegel=„Afterphilosoph“ möchte
man doch nicht missen, oder?).
Schopenhauer übertreibt, seine Ausfälle gegen Hegel beruhen auf selektiver Wahrnehmung. In den frühen Auflagen sind diese Anfälle recht selten, worauf ich auch schon einmal hinwies. Gerade in dieser Hinsicht lohnt sich auch die Lektüre des Schopenhauer-Nachlasses, besonders die Vorlesungsmitschriften zu Fichte, wo man sehr gut ablesen kann, wie Schopenhauer sich immer mehr steigert. Und auf einen interessanten Vergleich von Schopenhauer und dem von ihm selbst als den begabtesten der Pseudophilosophen bezeichneten Schelling warte ich seit langem.
Es wäre schön, wenn Sie mir einen Philosophen nennen könnten,
der nicht langweilt?!!
Lao Tse
Heraklit
Parmenides
Platon
Aristoteles
Cicero
Sextus Empiricus
Thomas von Aquin
Leibniz (mit Einschränkungen)
Kant
Fichte
Schelling (die frühen Werke)
Hegel
Schopenhauer
Nietzsche (die frühen Werke)
Wittgenstein
Heidegger
Geach
Das wäre meine spontane, subjektive Liste. Warum gerade die? Weil sie im Gegensatz zu anderen im höchsten Maße anregend sind - selbst da, wo sie es vielleicht selbst gar nicht sein wollten.
Herzliche Grüße
Thomas Miller