Wegen mit Genitiv/Dativ?

Hi!

Gestern brach in kleinem Kreis eine Diskussion los, ob das Wort „wegen“ mit Genitiv oder Dativ benutzt wird:

„Ich kam wegen des Regens zu spät.“
„Ich kam wegen dem Regen zu spät.“

Der Duden läßt mittlerweile beide Varianten zu. Soweit kamen wir auf eine gemeinsame Linie.

Wie ist das aber, wenn der bestimmte Artikel weggelassen wird?
Der Satz lautete: „Ich kann dich leider nicht nach Hause fahren, wegen … und so.“

Da wo die drei Punkte stehen, soll der Plural von „Medikament“ stehen, also:
„… wegen der Medikamente und so …“
„… wegen den Medikamenten und so …“

Das ging uns noch auf. Aber ohne Artikel?
„… wegen Medikamente und so …“
„… wegen Medikamenten und so …“

Was ist richtig? Auch beide Fassungen?

Grüße
Heinrich

hallo!

„Ich kam wegen des Regens zu spät.“

scheint mir in der schriftsprache die einzig korrekte form zu sein. „wegen“ kann man auch als postposition (?) verwenden, so wie „ago“ im englischen:

„Des Regens wegen“. „Dem Regen wegen“ klingt da schon sehr falsch!

„Ich kam wegen dem Regen zu spät.“

klingt für mich umgangssprachlich und falsch.
ähnlich: „der lehrerin ihr bruder“ oder „größer wie ich“. so redet man, aber so schreibt man nicht!

Der Duden läßt mittlerweile beide Varianten zu.

das wundert mich nicht. der läßt ja auch „albtraum“ zu…

Wie ist das aber, wenn der bestimmte Artikel weggelassen wird?

Wegen Regens wurde die Feier verschoben.

Der Satz lautete: „Ich kann dich leider nicht nach Hause
fahren, wegen … und so.“

in gesprochener sprache: „wegen regen“ (dativ)

Da wo die drei Punkte stehen, soll der Plural von „Medikament“
stehen, also:
„… wegen der Medikamente und so …“
„… wegen den Medikamenten und so …“

wie oben.

Das ging uns noch auf. Aber ohne Artikel?
„… wegen Medikamente und so …“
„… wegen Medikamenten und so …“

„Wegen Medikamenten“ ist doch dativ und genitiv, würde ich sagen. „wegen medikamente“ ist gar nicht deutsch.

wie gesagt - das war mein sprachgefühl. was der duden sagt, weiß ich nicht. ich habe keinen.

lieben gruß und
lehitraot :smile:

Hallo,

der Duden unterscheidet zwischen der Präposition „wegen“, die eigentlich mit dem Genitiv zu bilden ist, und dem umgangssprachlichen Gebrauch von „wegen“ mit Dativ, die hochsprachlich also nicht korrekt ist. Und dann gibt es noch eine dritte Verwendung von „wegen“: hochsprachlich mit Dativ, die aber nur dann Verwendung finden sollte, wenn bei Pluralformen der Genitiv nicht mehr erkennbar wäre:
„wegen etwas anderem“, „wegen manchem“, „wegen Vergangenem“.

„Ich kam wegen des Regens zu spät.“ RICHTIG
„Ich kam wegen dem Regen zu spät.“ FALSCH

Der Duden läßt mittlerweile beide Varianten zu. Soweit kamen
wir auf eine gemeinsame Linie.

Nur umgangssprachlich, also nicht im Schriftdeutsch!

Wie ist das aber, wenn der bestimmte Artikel weggelassen wird?
Der Satz lautete: „Ich kann dich leider nicht nach Hause
fahren, wegen … und so.“
Da wo die drei Punkte stehen, soll der Plural von „Medikament“
stehen, also:
„… wegen der Medikamente und so …“ RICHTIG
„… wegen den Medikamenten und so …“ FALSCH
Das ging uns noch auf. Aber ohne Artikel?
„… wegen Medikamente und so …“ FALSCH
„… wegen Medikamenten und so …“ RICHTIG

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hi, Thomas!

„… wegen der Medikamente und so …“ RICHTIG
„… wegen den Medikamenten und so …“ FALSCH
Das ging uns noch auf. Aber ohne Artikel?
„… wegen Medikamente und so …“ FALSCH
„… wegen Medikamenten und so …“ RICHTIG

Kannst du mir das nochmal erklären?
Wie kommt das „n“ an „Medikamente“, wenn der Artikel wegfällt?
Ist das denn nicht die gleiche Aussage?

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich,

ich bin zwar nicht Thomas, aber ich erkläre es dir gern…

„… wegen der Medikamente und so …“ RICHTIG
„… wegen den Medikamenten und so …“ FALSCH
Das ging uns noch auf. Aber ohne Artikel?
„… wegen Medikamente und so …“ FALSCH
„… wegen Medikamenten und so …“ RICHTIG

Kannst du mir das nochmal erklären?
Wie kommt das „n“ an „Medikamente“, wenn der Artikel wegfällt?
Ist das denn nicht die gleiche Aussage?

Wenn der Artikel wegfällt, dann kannst du bei „Medikamente“ nicht mehr erkennen, welcher Fall das ist. Es könnte auch der Nominativ oder der Akkusativ sein.
Deshalb greift hier die Regel, dass man dann „wegen“ mit dem Dativ benutzt. Alle Nomen (mit Ausnahmen der Pluralform -s und einiger anderer Sonderformen) enden nämlich im Dativ Plural auf -n. Und diese eindeutige „Markierung“ verlangt die Präposition „wegen“.

Gruß
Uschi

1 Like

.

Hallo,

Nur umgangssprachlich, also nicht im Schriftdeutsch!

im Schriftdeutschen? :wink:

Gruß
Bolo2L

:smile:
Hallo,

Nur umgangssprachlich, also nicht im Schriftdeutsch!

im Schriftdeutschen? :wink:

klingt eigentlich einleuchtend, aber es beschäftigt mich schon …

Ich denke, ich hatte trotzdem Recht, und zwar aufgrund der folgenden Gegenüberstellung:

der Deutsche das Deutsch das Schwein
des Deutschen des Deutsches des Schweines
dem Deutschen dem Deutsch dem Schwein
den Deutschen das Deutsch das Schwein

Uschi, hilf!

Herzliche Grüße

Thomas Miller

aber gerne :wink:
Hallo Thomas,

> der Deutsche **das Deutsch** das Schwein  
> des Deutschen **des Deutschen** des Schweines  
> dem Deutschen **dem Deutschen** dem Schwein  
> den Deutschen **das Deutsch** das Schwein

Uschi, hilf!

also, warum habe ich die mittlere Tabelle korrigiert? Weil „das Deutsch“ ein substantiviertes Adjektiv ist, das genau so wie ein Adjektiv dekliniert werden muss.
„des Deutsches“ gibt es also überhaupt nicht. Die Adjektivendung nach dem definiten Artikel im Genitiv und Dativ ist für alle Genera -en.
Ehrlich gesagt, würde ich die Verwendung im Genitiv und Dativ vermeiden. Klingt in meinen Ohren irgendwie seltsam… vorzuziehen wäre hier aus stilistischen Gründen „die deutsche Sprache“.

Beispiel:
Die Beherrschung der deutschen Sprache ist für diese Arbeit unbedingt erforderlich.
klingt doch besser als:
Die Beherrschung des Deutschen ist für diese Arbeit unbedingt erforderlich.

Gruß
Uschi

Danke schön, Uschi!
Hallo,

also, warum habe ich die mittlere Tabelle korrigiert? Weil
„das Deutsch“ ein substantiviertes Adjektiv ist, das genau so
wie ein Adjektiv dekliniert werden muss.

stimmt! Ich hatte mich mehr auf meine Intuition verlassen! *schäm*

„des Deutsches“ gibt es also überhaupt nicht.

Das war natürlich ein Tippfehler!

Die Adjektivendung nach dem definiten Artikel im Genitiv und
Dativ ist für alle Genera -en.

Bei Adjektiven ist das klar, aber warum sollte das auch für substantivierte Adjektive im Neutrum (vgl. Schwein) gelten? Ist das festgelegt?

Ehrlich gesagt, würde ich die Verwendung im Genitiv und Dativ
vermeiden. Klingt in meinen Ohsren irgendwie seltsam…
vorzuziehen wäre hier aus stilistischen Gründen „die deutsche
Sprache“.

Klar, völlig einverstanden! (war aber nicht gefragt …)

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Aber Thomas?!??
Uschi sagte:

Die Adjektivendung nach dem definiten Artikel im Genitiv und
Dativ ist für alle Genera -en.

Thomas fragt:

Bei Adjektiven ist das klar, aber warum sollte das auch für
substantivierte Adjektive im Neutrum (vgl. Schwein)
gelten? Ist das festgelegt?

Natürlich!

Dudengrammatik, S. 299: Regel 501

4.2.2 Die Deklination des substantivierten Adjektivs und Partizips Substantivierte Adjektive und Partizipien werden im allgemeinen* wie attributive Adjektive dekliniert (vgl. Regel 474)

Das meint: genauso wie die Adjektive vor einem Nomen.
Also:
bei bestimmten Artikel: schwach,
bei unbestimmten Artikel: gemischt!

* Die Ausnahmen gelten nicht für die hier behandelten Fälle.

Gruß Fritz

Hallo ihr Zwei,
mich interessiert es ja immer wieder, wenn der Satzbau nach „wegen“ angesprochen wird, ich muss jedoch gestehen, dass sich mir immer „der Magen umdreht“ wenn ich höre: wegen dem…

Der Duden mag ja beides zulassen, aber wegen der „Sprachschönheit“ - so es sie denn immer noch gibt- empfinde ich „wegen dem…“ immer als entsetzlich.

Das ist aber nur das Fühlen einr Nichtfachfrau
Gruss
Chris

Hallo Fritz,

Dudengrammatik, S. 299: Regel 501

Danke schön, man kann eben doch nicht alles wissen bzw. parat haben. Man lernt ja auch nie aus … Welche Ausgabe ist das denn? Bei mir ist auf der Seite bzw. unter der Regel nix zu finden. Ich habe: DUDEN, Die Grammatik (Bd. 4) 5. A. 1995 (über die ISBN bei Amazon nicht mehr zu finden). Den Text hast du mir ja freundlicherweise geschickt, mich interessierte nur auch das Umfeld (und ich hatte keine Zeit zum langen Suchen).

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Christel,

ich muss jedoch gestehen, dass sich
mir immer „der Magen umdreht“ wenn ich höre: wegen dem…

das geht mir auch so.

Der Duden mag ja beides zulassen, aber wegen der
„Sprachschönheit“ - so es sie denn immer noch gibt- empfinde
ich „wegen dem…“ immer als entsetzlich.

Wie schon gesagt lässt der Duden es ja nur als Umgangssprache zu. Letztlich aber ist das sicher auch nur eine Frage der Gewöhnung bzw. Abstumpfung.

Herzliche Grüße

Thomas Miller