'Weihnachten im Schuhkarton' - Empfehlung?

Hallo Experten,

kennt einer die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ bzw. „Geschenke der Hoffnung“?

Da können die Spender einen Schuhkartons mit Weihnachtsgeschenken füllen, die dann an ein bedrüftiges Kind verteilt werden.

Klang erst einmal nach einer guten Aktion, dann jedoch überkamen mich Zweifel, dass hier die Geschenke evtl. für eine Missionierung missbraucht werden könnten.

Auf der Internetseite der Organisation heißt es :
„Oft betten die Gemeinden die Weitergabe der Geschenk-Päckchen in ein weihnachtliches Rahmenprogramm ein und bieten ein Heftchen mit kindgerecht erzählten Bibelgeschichten in der Landessprache an. Dieses wird nicht in die Schuhkartons hineingelegt. Wenn aufgrund religiöser oder kultureller Gegebenheiten eine Weihnachtsfeier oder das Angebot des Heftchens nicht erwünscht sind, sehen unsere Partner davon ab. Bekundet ein Kind Interesse, lädt die verteilende Gemeinde ein, mehr über den christlichen Glauben zu erzählen.“

Das klingt mir dann doch schon nach einer - sagen wir - „Abänderung“ der ursprünglichen Intention des Spenders, denn gewissermaßen „huckepack“ kommt die christliche Missionierung daher, die man evtl. nicht unbedingt teilt.

Weiter lese ich:
„Das Anliegen von „Weihnachten im Schuhkarton“ ist es, Not leidenden Kindern auf der ganzen Welt Freude zu schenken und ihnen auf erlebbare Weise Gottes Liebe zu zeigen und gemeinsam mit den Ortskirchen die frohe Botschaft Jesu weiterzugeben.“

Wieso „Gottes Liebe“, wieso „frohe Botschaft Jesu“. In erster Linie sind das doch Spenden von mitfühlenden Menschen…

Weiter lese ich (Unterstreichung von mir):
_Zu den Verteilungen wurde international vereinbart, dass diese in Liebe, Würde, Integrität und ohne Vorteilsnahme an den Ärmsten der Armen erfolgen müssen und die christliche Botschaft nicht manipulativ eingesetzt werden darf. Sollten deshalb eine Weihnachtsfeier und das Angebot des Heftchens nicht in den religiösen oder kulturellen Kontext passen, wird davon abgesehen. Die Geschenke gibt es in jedem Fall und ohne jede Bedingung. Einziges Kriterium ist die Bedürftigkeit des Kindes. Diese Regeln gelten für die weltweite Aktion.

Für Gemeinden in Osteuropa sind die Schuhkartons eine gute Gelegenheit, mit Kindern und ihren Eltern ins Gespräch zu kommen. Bekunden sie dabei Interesse am christlichen Glauben, laden die Gemeinden sie unverbindlich zu einem kindgerecht aufbereiteten Glaubenskurs ein. Weitere Informationen finden Sie hier.

Welche Kontakte letztendlich daraus heraus entstehen, liegt in der Eigenverantwortlichkeit der Gemeinden und der Entscheidungsfreiheit der Eltern und Kinder vor Ort. Somit begünstigt und unterstützt „Weihnachten im Schuhkarton“ die Arbeit vieler Kirchengemeinden vor Ort._

Also steht zwar „missionieren“ nicht auf den Paketen, das ganze drumherum ist jedoch darauf ausgelegt „Gespräche herbei zu führen“, die in einem „Glaubenskurs“ münden können und es „bleibt den Gemeinden überlassen“, wie weit sie dabei gehen können?

Also langer Text, kurzer Sinn: Hat jemand Erfahrung mit der Aktion und kann mir sagen ob ich - sollte ich die Aktion unterstützen - über die Hintertür dabei ungewollt irgendwelchen fundamentalen Christen Munition zur Missionierung geben würde…?

Gruß,
Sax

Guten Tag,

Hallo Sax,
soweit ich weiß steht eine kirchliche Organisation hinter der Aktion (bei uns sammelt jedenfalls die Caritas). Klar, dass damit auch christl. Glaubensgut transportiert werden soll. Übrigens, der Anlass, das Weihnachtsfest ist ja auch ein christl. Feiertag. Ich wundere mich, warum Dich ein christl. Brauch an einem christl. Fest stört - oder lehnst Du auch das Weihnachtsgeld ab, bloß weil Weihnachten drauf steht?
Gönne doch den Kindern ein Geschenk, und der Bibeltext dazu verdirbt die Kinder nicht, sie verstehen vielleicht, warum sie ein Geschenk bekommen, das ihnen andere möglicherweise vorenthalten wollen weil „Jesus“ draufsteht.

Wolfgang D.

Servus,

nun es ist ja schon ein bisschen mehr als ein bloßer „Bibeltext“.

Laut Internetseite wird mein Geschenk dazu benutzt mit Eltern und Kindern in Kontakt zu kommen und für „Kindgerechte Glaubenserziehung“ (übrigens in welcher christlicher Glaubensrichtung? Orthodox, Römisch-Katholisch, Evangelisch, Koptisch?) zu gewinnen.

Dabei ist es den Gemeinden anscheinend freigestellt, in welcher Intensität diese „Überzeugungsarbeit“ durchgeführt wird.

Ich habe kein Problem, wenn mein Geschenk im Rahmen normaler christlicher Nächstenliebe mit Erinnerung an christliche Bedeutung des Weihnachtsfestes überreicht wird, sehr wohl aber, wenn mein Geschenk dazu benutzt würde, einem russisch-orthodoxen Priester ein Lockmittel in die Hand zu geben…

Gruß,
Sax

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Hallo Sax,

schau mal, es gibt einen Wikipedia-Artikel, der gibt etwas mehr Informationen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_im_Schuhkarton

Auf jeden Fall ein evangelikaler Hintergrund; wie die Aktionen in den Ländern genau ablaufen, finde ich schwer zu erahnen.
Mein Fazit wäre: etwas Skepsis, aber nicht unbedingt Alarmismus.

Viele Grüße,

Jule

‚Weihnachten im Schuhkarton‘ - keine Empfehlung
Hallo Sax76,

ich finde deine Bedenken berechtigt. Bisher habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht und die Aktion für gut befunden, weil ich die Hintergründe (Hintergedanken?) gar nicht beachtet habe.

Nun habe ich, angeregt durch dein Posting, ein wenig ‚geforscht‘…

Es ist hier offensichtlich, dass das Schenken nicht ganz ohne „Gegenleistung“ statt findet.

Bei uns „weltlichen“ ist es anders, wenn man z.B. dem Bettler am Weihnachten Essen, Geld, Klamotten, was auch immer schenkt, dann erwartet man auch nichts. Auch wenn man an die Hilfsorganisationen spendet.

Es liegt hier aber auf der Hand, dass die bedürftigen Empfänger nur schlecht die Belehrungen, die Heftchen oder die „Kurse“ ablehnen können, wenn man denen das schon so nett vor die Nase hält und dazu Geschenke verteilt. Ebenso ist es logisch, dass ein Kind „Interesse bekundet“, wenn es so tolle Geschenke bekommt.

Hier noch ein Link über das Thema:

http://www1.wdr.de/themen/kultur/weihnachtenimschuhk…

Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass so manche „christliche“ Missionare mit fiesen Tricks arbeiten, um neue Schäfchen zu rekrutieren. So z.B. gab es einen christlichen geistlichen in Südamerika, der nur an getaufte Ureinwohner sauberes Wasser und Medikamente verteilte. Ich weiß aber nicht inwieweit das nur schwarze Schafe sind.

Apropos Schafe und Schäfchen: eine andere Organisation, die keinen religiösen Hintergrund besitzt, ermöglicht den Spendern direkte Hilfe zu leisten, z.B. indem man mit wenig Geld einen Schaf, oder eine Ziege an bedürftige Menschen verschenkt:

http://www.oxfam.de/spenden/unverpackt

Das kann man auch jederzeit machen, sogar zum Weihnachten - und ganz ohne Heftchen und religiösen Feierlichkeiten. Bei Oxfam findet man auch weitere Projekte, die in meinen Augen unterstützungswürdig sind.

Wenn man schon hilft und schenkt, dann dürfen daran keine Bedingungen geknüpft werden, auch nicht am Weihnachten.

Viele Grüße und danke noch mal, dass du mich zum nachdenken gebracht hast

Maja

Hi,

ich habe da früher auch mitgemacht - irgendwie fand ich das ganze drum herum aber mit der Zeit seltsam.
Falls du in Bayern lebst - eine Alternative:

http://www.weihnachtstrucker.de/

viele Grüße
Susanne

Hallo Wolfgang,

soweit ich weiß steht eine kirchliche Organisation hinter der
Aktion (bei uns sammelt jedenfalls die Caritas). Klar, dass
damit auch christl. Glaubensgut transportiert werden soll.
Übrigens, der Anlass, das Weihnachtsfest ist ja auch ein
christl. Feiertag. Ich wundere mich, warum Dich ein christl.
Brauch an einem christl. Fest stört

Ich möchte es mal etwas krass formulieren:

Mich stößt an der Aktion etwas sauer auf, dass ich dazu animiert werde einem bedürftigen Kind ein Geschenk zu machen und mir suggeriert wird, dass dieses Kind mein Geschenk bedingungslos bekommt.

Das ist aber in meine Augen nicht so!

Da wird mein bedingungslos zu übergebendes Geschenk dazu verwendet um (mit mehr oder weniger moralischem Druck) zu missionieren.

Gegen Missionierung will ich mich nicht pauschal aussprechen! Aber bitte nicht mit meiner „erschlichenen“ Unterstützung!

Das Geschenk kommt von mir, das organisatorische Drumrum wird von mir finanziert (mit der Pflicht-„Spende“ von mindestens 6 Euro pro Geschenk) - was macht denn die Organisation noch anders als auf meine Kosten zu Missionieren?

Grüße,
Tinchen

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Hallo Sax,

mich stört das ganze Missionierungs-„Gedöns“ nicht wirklich.

Was mich aber gestört hat, ist, dass gefälligst nur Neuware verschenkt werden soll (selbst wenn es Zoll-Probleme geben würde, gibt es mMn heutzutage nichts was man nicht regeln könnte). Der Herr, mit dem ich damals mal telefoniert habe, meinte zu mir, dass ich meinen Kindern ja schließlich auch kein „altes Zeug“ schenken würde. Nun ja, in Zeiten, in denen so ziemlich jeder sparen muss und Flohmärkte und Babybörsen Hochkunjunktur haben, sehe ich das etwas anders.

Mir tut`s leid um die Kinder, die dann eben keinen Schuhkarton bekommen, aber ich spende hier vor Ort mein „altes Zeug“ der Asylantenhilfe.

Jeder so wie er kann,
finnie

Guten Morgen,

ich habe mir gerade die ganzen Beiträge zu dem Thema angeguckt. Meiner Meinung nach sucht hier jemand einfach nur nach kostenlosen Geschenken als Köder für Missionierungsarbeiten.

Weder würde ich dafür etwas Neues kaufen noch etwas Gebrauchtes hergeben.

Wer die Seelsorgearbeit allgemein unterstützen will, kann seiner Kirche ganz simpel Geld überweisen. Wer sich ansonsten einbringen will, braucht nur bei der Pfarrgemeinde anzurufen.

Selber verschenke ich Gebrauchtes an Flohmärkte und Basare, die vor Ort durchgeführt werden.

Liebe Grüße
hagazussa

Danke Dir für die guten Links.

Gruß,
Sax

Hallo Sax,

wenn Du einem bedürftigen Kind etwas schenken möchtest, dann sollte das unabhängig vom künftigen religiösen Glauben des Kindes möglich sein.
Das Stichwort „Weihnachten“ soll eher die Spender animieren.
Ein Geschenk an ein Kind - verbunden mit einem Heftchen religiösem Inhalts - finde ich nicht unbedingt neutral, aber auch nicht schädlich. Für mich wäre das kein k.o.-Kriterium.

Es gibt aber auch örtliche oder regionale Fördervereine, die partei- und konfessionslos arme Kinder unterstützen und sie an Weihnachten mit Päckchen beschenken.
Da weiss man ganz genau, wo Geld oder Geschenke hingehen.

Ich habe das Glück, in meiner Umgebung eine solche Initiative zu haben, die ich mit ein bisschen Geld für Benzin für die Fahrt nach Rumänien oder für Materialien, die nicht gespendet wurden, unterstüzten kann, auch wenn es nur ein paar Euros sind. Sie fahren immer auch vor Weihnachten und nehmen Päcken für die Waisenkinder mit. Oder für alte, bedürftige Leute ohne Angehörige. Oder für Familien.
Ich habe weiter das Glück, die meisten Leute persönlich zu kennen, die sich seit Jahren dafür engagieren, ehrenamtlich dort hinzufahren und zu arbeiten, ohne einen Cent für eigene Auslagen abzuzweigen. Sie werden unterstüzt durch örtliche Firmen und Vereine, die Geld, Fahrzeuge für den Transport oder sonstige Geräte und ihr know-how zur Verfügung stellen.

Vielleicht gibt es ja Ähnliches in Deiner Gegend.

Liebe Grüße
Maralena

PS: für das Projekt in meiner Nähe gibt es inzwischen eine Homepage:
www.kinderheim.szobok.de
Geschenkpäckchen und Geldspenden sind herzlich und freudig willkommen, falls Du in Deiner Gegend nichts geeignetes findest.

Alle Jahre wieder
Hi!
Immer zu solchen Ereignissen entdeckt die wohlhabende Welt die armen Menschen. An 360 Tagen sind die völlig vergessen, aber fürs gute Gewissen zu Weihnachten, da will man dann mal was Gutes tun. Und das ist - wie Dein Beispiel deutlich zeigt - häufig nicht besonders sinnvoll.

Mein Vorschlag: Eine Fördermitgliedschaft mit regelmäßigen Beiträgen übers Jahr verteilt an eine Organisation Deines Vertrauens (meine ist Ärzte ohne Grenzen). Damit wissen die nämlich, mit was sie rechnen und kalkulieren können und haben nicht eine einmalige Spendenschwemme… Und statt selber ein Teddybärchen auszusuchen können die Fachleute entscheiden, was vor Ort am dringendsten gebraucht wird.

Grüße
kernig

Servus,

Eine Fördermitgliedschaft mit regelmäßigen Beiträgen übers Jahr verteilt … mehr auf http://www.wer-weiss-was.de/app/article/write?Themen…

wer sagt denn, dass ich das nicht ohnehin schon tue?

Gruß,
Sax

Bei uns wird das jedes Jahr gezielt angeboten.

Also bedürftige Familien wenden sich an das Rathaus (Jugendabteilung) und die Kinder dürfen dort einen Wunschzettel mit einem Wunsch abgeben.
Darauf kommt der Name/Alter/Geschlecht.

Dann kauft man das Geschenk das auch in einen Karton (passende Größe halt) kommt und könnte dann (Alter/Geschlecht) entsprechend noch was dazu reinlegen…

Also auch eine Art „Weihnachten im Schuhkarton“ aber gezielt und mit der Sicherheit dass es am rechten Ort ankommt.

Ich denke, das geht auch für Leute die nicht so viel Geld haben um monatlich etwas zu spenden aber auch was gutes tun möchten.

Gruß

Hallo Sax,

schon vor längerer Zeit gab es dazu einen kritischen Artikel in der taz:
Gut verpackte Propaganda:
http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2006/12/13/a0232

Die Missionierungsstrategie ist nicht - wie teilweise vermutet - „softer“ geworden, sondern nur angepaßter.
Auch die evangelische Kirche äußert sich sehr kritisch zu diesem Projekt.

Viele Grüße

Iris

Hallo Maralena,

wenn Du einem bedürftigen Kind etwas schenken möchtest, dann
sollte das unabhängig vom künftigen religiösen Glauben des
Kindes möglich sein.
Das Stichwort „Weihnachten“ soll eher die Spender animieren.
Ein Geschenk an ein Kind - verbunden mit einem Heftchen
religiösem Inhalts - finde ich nicht unbedingt neutral, aber
auch nicht schädlich. Für mich wäre das kein k.o.-Kriterium.

Das Heftchen allein finde ich auch noch nicht problematisch. Die Texte mit den bunten Bildern werden angeschaut und gelesen oder auch nicht. Aber: Ziel der Organisation ist es, die Geschenkeverteilung in eine Weihnachtsfeier mit klar evangelistischer Ausrichtung (übergib Jesus dein Leben) einzubinden.

Außerdem sind die Weihnachtsfeiern auch als „Türöffner“ gedacht, um mit den Kindern und ihren Familien in Kontakt zu kommen um sie später dann zu weiterführenden Aktionen einzuladen (Glaubenskurse etc.), die ihre Bekehrung zum Ziel haben - alles auf der Website nachzulesen bzw. bei der Billy-Graham-Association.

Viele Grüße

Iris

OT: Spenden und gebrauchte Dinge
Hallo finniehpuh,

ich finde das grundsätzlich verständlich. Nachdem ich schon bei verschiedenen Sachspendenaktionen in der Spendenannahme geholfen habe, weiß ich, dass es SEHR verschiedene Vorstellungen davon gibt, welche gebrauchten Dinge noch „gut“ sind. Manch einer entsorgt da einfach seine alten Sachen, ob aus Bequemlichkeit oder halt aufgrund anderer Vorstellungen. Und dann muss man halt anfangen, auszusortieren, kostet halt einfach Zeit + Geld. aber das nur am Rande :smile:

Gruß,
Inka