Weihwasser

Hallo Sonja,

Ich dachte, es wäre in der Frage rübergekommen…

Also für mich klang das so, als hättest du das irgendwo gelesen und wolltest das nun gerne einmal testen.

In einem anderen Brett
allerdings wurde das so ganz selbstverständlich nahe gelegt,
dass man das einfach mal tun sollte, dass ich ein bisschen
irritiert war und wissen wollte, ob es üblich ist, dass Leute
Gegenstände in Weihwasser und so weiter und so fort.

Was war denn das für ein Brett? … Ich meine, ich weiß ja nicht, wie es bei den anderen ist, aber bei Katholiken ist so etwas absolut unüblich. Man schwenkt da überhaupt nichts im Weihwasser. Man bekreuzigt sich damit, der Pfarrer besprengt die Gemeinde damit (er geht dabei durch die Kirche), man besprengt Gräber damit, ach ja, und zur Taufe braucht man es auch.

Aber irgendetwas darin „waschen“? Und dann gar noch okkulte Gegenstände? … Hm. Das schockt mich sogar jetzt noch, obwohl ich längst aus der Kirche ausgetreten bin.

Katholisch ist das definitiv nicht. Vielleicht ist es eine harmlose okkulte Gruppe - vielleicht kommt da aber auch schon langsam schwarze Magie ins Spiel. Ich finde es sehr bedenklich, dass da religiöse Gegenstände (hmm … ist Wasser ein „Gegenstand“?) für magische Rituale benutzt werden.

Aber wie gesagt, es wird viel passieren müssen, bevor ich
irgendwas oder meine Füße in Weihwasser schwenke.

Stell dir mal vor, du schwenkst da gerade deine Füße im Weihwasser, und der Pfarrer kommt rein. :wink:

Schöne Grüße

Petra

Weihwasser = Dämonenabwehr
Hi Eckard,

Mich würde mal generell interessieren, auf welcher Grundlage
überhaupt Wasser geweiht wird. Herkunft des Brauche? Besondere Bedeutung?

Sowohl die Herstellung als auch die Verwendung von „Weihwasser“ ist eins von vielen Relikten älterer magischer bzw. dämonologischer Praktiken, die sich in der kath. Kirche erhalten haben. Es dient der Dämonenabwehr, genauer: dem Schutz gegen unheilsame Dämonen.

Wenn ich recht erinnere, wird bei der Weihe des Wassers auch ein exorzistischer Spruch angewendet. Das Wasser wird dabei mit Salz versetzt. Dies kommt aus griechischer und römischer Magie, bei der Salz zugleich der rituellen Reinigung diente und ebenfalls der Dämonenabwehr.

Der religionssprachliche Begriff der „Reinheit“, „Reinigung“, hat ja genau diesen Kontext: Das rituell „Gereinigte“ ist ge"weiht" = ge"heiligt" (mittelhochdeutsch weihic = heilic) und damit ist es auch vor dem Einfluß unheilbringender Dämomen geschützt.

Der religionssprachliche Reinheitsbegriff hat also mit Hygiene absolut nichts zu tun.

Bei der Besprengung mit geweihtem Wasser wird oft noch der in christlicher Tradition dazu ursprünglich gehörige Spruch verwendet:

asperges me hysopo et mundabor - lavabis me et super nivem dealbabor
besprenge mich mit Ysop und reinige mich - wasche mich und mache mich weißer als Schnee

Das ist die Vulgata-Übersetzung von Psalm 51.7

Ysop hatte nämlich in der mediterranen (und so auch in der israelitischen) Magie dieselbe Bedeutung wie Salz: Es ist eine apotropäische (unheilabwehrende) Pflanze.

Am Eingang von kath. Kirchen hängt ein Weihwasserkessel, der oft noch eine Nachbildung einer Muschelschale ist (und zwar die einer Tridacna gigas). Gläubige, die sich damit bekreuzigen, führen also ein uraltes magisches Reinigungsritual mit sich selbst durch.

Dasselbe geschieht, wenn der Priester (nur noch beim sog. „Hochamt“ üblich) die Gemeinde „besprengt“.

Und bei der Taufe wird eben dann auch genauso „geheiligtes“ Wasser verwendet. Die christliche Taufe ist ja sowieso eine Art von Exorzismus, auch wenn sie ursprünglich nicht so verstanden wurde.

Die sog. Libation, das rituelle Ausgießen von geweihtem Wasser aus einem geweihten Gefäß zum Zweck der Heiligung eines Ortes oder eines Gegenstandes (auch bei Totenritualen) ist darüberhinaus ein archaischer internationaler religiöser Standard. In China kann man ihn bis weit ins 2. Jhtd v.u.Z. zurückverfolgen. In Mesopotamien noch viel weiter.

Gruß

Metapher

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Was war denn das für ein Brett?

Wer lesen kann…

_"Hallo,

angeregt durchs Eso-Brett mal eine Frage zum Weihwasser…"_

Moin Sax,

bei meiner Behauptung erinnerte ich mich an diesen Beitrag von Taju:

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

und die Ergänzung dazu vom folgenden Tag.

Und ich denke, als Kirchenhistorikerin hat Taju einiges Renommé; sie geht auch ausdrücklich auf das Missale Romanum ein.

Gruß - Rolf

„Weihwasser“ ist eins von vielen Relikten älterer magischer
bzw. dämonologischer Praktiken

Danke Metapher,
genau das wollte ich wissen (bzw. hatte ich vermutet).
Wie immer ein dankenswert nüchterner und fundierter Beitrag.
Gruß
Eckard

Hallo Cora,

Danke für die Info´s. Also ist es doch nur normales
(Salz-)Wasser, was ist dann das besondere daran? Man sagt ihm
ja auch beschützerische oder heilende Kräfte nach. Nur weil
ein Priester ein Weihgebet gesprochen hat?

Ausführliche Infos zum Weihwasser hat Metapher weiter oben ja schon gegeben.
Zu deiner Frage jetzt noch folgendes von mir:

Es kommt wohl darauf an, ob man generell an die Wirkung von (Segnungs-)Gebeten glaubt. Wenn nein, dann ist das Weihwasser natürlich ‚nur‘ Wasser mit etwas Salz. Dann wird man natürlich auch keine heilenden Wirkungen erwarten.

Wenn man glaubt, dann ist das Weihwasser nicht ‚nur‘ Wasser, genau wie ein Gebet nicht ‚nur‘ Worte sind. Wenn man glaubt, dass ein Segen, der vom Priester ausgesprochen wird, schützt oder was-auch-immer bewirkt, dann kann man auch glauben, dass ein über dem Wasser gesprochener Segen das Wasser zu etwas besonderem macht.

Viele Grüße
Kati

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