Weimarer Republik

Hallo,
mein Name ist Robert, und ich recherchiere zur Zeit zum Thema der Weimarer Republik bzw. der Weimarer Verfassung. Eine Frage, die ich mir nun stelle ist, ob die übermächtige Stellung des Reichspräsidenten in der Weimarer Verfassung ein Vorteil für Adolf Hitler war. Ich finde dazu keine genauen Anhaltspunkte. Über ihre Antwort würde ich mich sehr freuen.
MfG Robert

Kein wunder, denn die antwort ist schwierig.

Zunächst mal war die stellung des Reichspräsidenten gar nicht sooo übermächtig. Sie war z.b. weniger mächtig als die des US-Präsidenten, der zugleich auch regierungschef ist und seine minister selber ernennt. Sie entsprach in etwa der jetzigen machtstellung des französischen präsidenten.

Dass ausgerechnet der offizier und monarchist Hindenburg 1925 zum Reichspräsidenten gewählt wurde, hat der republik ohne zweifel geschadet und insofern Hitler genutzt. Andererseits konnte Hindenburg Hitler nicht ausstehen und hat sich lange gesträubt, ihn zum Reichskanzler zu ernennen. Das hat Hitler geschadet und war einer der gründe für seine erste und einzige wahlniederlage im November 1932, die ihm fast das genick gebrochen hätte.

Dass Hindenburg ihn dann in allem folgte, die „Schutzverordnung“ nach dem Reichstagsbrand unterzeichnete (mit deren hilfe die ersten KZ-lager errichtet wurden), der „Tag von Potsdam“ - das alles hat Hitler sehr genutzt. Ebenso der umstand, dass er sich nach Hindenburgs tod als „Führer und Reichskanzler“ an dessen stelle setzen konnte - aber das entsprach nicht mehr der Weimarer Verfassung, genau so wenig wie die KZ-lager.

Hallo Robert,

‚übermächtige Position‘ - diese Formulierung gebraucht die Literatur diesbezüglich oft, aber de facto muß man sich doch wirklich fragen, ob es so war.
Denn selbst diese ‚Machtfülle‘ änderte im Ergebnis nichts daran, daß eine Regierung nach der anderen scheiterte, es kaum ein demokratisches Verständnis gab und jede Partei nur ihr eigenes Süppchen kochte.
Wenn man bedenkt, das die zwei Präsidenten in den 14 Jahren der Weimarer Zeit auch 14 Kanzler mit ihren Kabinetten verschlissen haben, wird die Ambivalenz deutlich.
(Das ist wie bei einem Vereinspräsident im Fußball:
Jedes Jahr einen neuen Trainer zu holen ist eher ein Zeichen von Schwäche als von Stärke.)
Und auch der Triumph Hitlers ergibt sich wohl mehr aus der gemeinsamen Schwäche, sowohl der Parteien, die alle nur marginal politik- u. demokratiefähig waren, als auch der Schwäche des Präsidenten, der sein Fähnlein immer nur in den Wind hängte, der ihm opportun erschien.
Es gab auch damals Regierungsformen mit formal starken Präsidenten, die dennoch demokratisch u. praktisch funktionierten (wie die USA und die Briten u.a.), aber daran nahm man sich kein Beispiel. Möglicherweise, weil es die Eitelkeit verbat, vom Feind des letzten Krieges zu lernen.
Diese Unfähigkeit von wem auch immer zu lernen, Kompromisse einzugehen und über den parteipolitischen Tellerrand hinaus zu sehen, war mit ein Grund des Scheitern von Weimar. Hätten die Reichspräsidenten hier ihre vermeintliche Machtposition in die Waagschale geworfen, wäre es besser gewesen. Aber sie waren nun mal Objekte ihrer Zeit und gefangen in den Denkmustern der „guten, alten Kaiserzeit“. Leider.
Heute darüber zu urteilen ist schwierig. Aber gewiss ist, dass in dieser Konstellation nicht unbedingt die relative ‚Machtfülle‘ des Reichspräsidenten das Einfallstor für die Nationalsozialisten war, sondern vielmehr der ganze morbide Zustand im Volk und den Parteien.

Beste Grüße

Frank

Hallo Robert,

deine Frage ist falsch gestellt.
Hitler wird durch die Ernennung des RP „ganz legal“ RK. Der Vorgang hat mit der großen Macht (Art.48, Notverordnungen) nur insofern zu tun, dass AH der eine Reihe von RK beendet, die einer Präsidialregierung (nachschlagen)vorstanden. Hitler hat dann allerdings die NV-Rechte zur Ausschaltung deer Gegner benutzt, bevor er sich durch das Ermächtigungsgesetz das Recht „besorgt“ hat, Gesetze machen zu können. Er ist also quasi m i t der MRV g e g e n dieselbe vorgegangen, denn er wollte ja von Anfang an die Demokratie (Parlament, Parteien) ausschalten.
Das hat er bis zum Sommer 1933 geschafft …