Es ist ein Qualitätsmerkmal in der Form, dass es ein
„ehrlicher“ Wein ist, dass nicht mit Chemie rumgepanscht
wurde.
Weinstein ist sicher kein Weinfehler, aber auch kein Qualitätsmerkmal. Er kann ebenso gut Anzeichen eines Qualitätsabbaus sein - kommt ganz auf den Wein an. Generell ist er Anzeichen einer Alterung und der Verringerung des Extraktgehaltes.
Die Ausfällung von Weinstein (Kaliumsalz der Weinsäure) zeigt einen Säureabbau an. Das kann die sensorische Qualität des Weines verbessern, aber auch das Gegenteil bewirken. Negativ kann sich auch das Fehlen des im Weinstein gebundenen Kaliums auswirken. Kalium im Wein sorgt u.a. für körperbetonte, füllig/vollmundige Weine. Dass der Riesling für einen ganz anderen Weintypus steht, nämlich für leichte, filigrane Weine, liegt nicht zuletzt daran, dass bei Rieslingen die Kaliumwerte sehr niedrig sind. Wie schon gesagt - es kommt ganz darauf an, um was für einen Wein es sich handelt.
Bei dem vom UP genannten Wein gehe ich ohnehin davon aus, dass es sich nicht nur um Weinstein handelt, sondern um Depot - also außer Weinstein noch Tannine, Farbstoffe, abgestorbene Hefen usw. Auch wenn man es nicht gerne im Mund hat (und deswegen Weine mit Depot dekantiert) ist das gesundheitlich ebenfalls völlig unbedenklich. Ansonsten kann Depot Anzeichen für Reife sein, ebenso gut aber auch für Überlagerung. Oder für eine schlampige Produktion - nämlich unzureichende Klärung/Filterung. Wenn man das als positives Anzeichen („dass nicht mit Chemie rumgepanscht wurde“) sehen will und dafür die häufig daraus resultierenden Fehltöne in Kauf nimmt - meinetwegen. Chacun à son goût …
Freundliche Grüße,
Ralf