Hi Rolf,
ich weiss, dass Du mir kein Wort glauben wirst, aber die Antwort kommt nicht nur deshalb so spät, weil ich erst wieder nüchtern werden wollte bzw. es so lange gedauert hat, bis ich es wieder bin 
So, nun zu Deiner Frage:
Die Weinkrawatte dient, wenn sie überhaupt zu was nutze ist, in der Tat dem Tropfschutz und auch die Begründung, die, wie Du sagst, Dir entgegengesetzt wurde, ist richtig.
Einschränkend muss man aber sagen, daß das nur für ganz besondere Rotweine gilt.
Zunächst einmal ist klar, daß man bei Weinflaschen, die schon ein bisserl gelegen sind, oben den Rand säubert. Dazu bietet sich eine Serviette einfach an …
Bei sehr alten Rotweinen, oder bei Weinen, die unfiltriert abgefüllt wurden, bildet sich im Laufe der Jahre ein Depot (ist nicht nur Weinstein). Dieses Depot sollte, wenn möglich, nicht aufgewirbelt werden, weil man sonst irgendwelche Schwebeteilchen im Glas (und dann auch irgendwann im Mund) hat. Das macht den Wein zwar nicht schlechter, aber es trübt den Genuss. Erinnerst Du Dich an den Franzosen, den wir bei mir getrunken hatten? Da war das so.
Bei Weißwein fällt im Laufe der Jahre vielleicht etwas Weinstein aus. Das macht nichts, weil der Weinstein auch im Glas schnell zu Boden sinkt.
Bei bestimmten Rotweinen ist das kritischer. Deshalb holt man solche Flaschen auch schon am Tag vorher aus dem Keller und stellt sie erstmal senkrecht hin. Am Tage des Verzehres werden diese Teile dann vorsichtig in eine Weinwiege gelegt. Das sind Korbvorichtungen, in denen die Flasche ca in einen 45 ° Winkel ruht. Dort kann man sie vorsichtig entkorken und da die Weinwiegen über einen Griff verfügen, auch direkt daraus ausschenken. Das lässt das Depot da wo es hingehört: am Flaschenboden.
Letztlich ist eine Weinkrawatte an einer aufrecht stehenden Flasche bestenfalls ein Tropfschutz, der, je nach ästhetischem Empfinden, als peinlich, überflüssig oder edel wahrgenommen wird 
Herzliche Grüße
mhg