Weinlagerung

Hallo,
ich habe eine Frage an alle Weinkenner unter Euch: Ich möchte meinen Wein statt wie bisher im Keller in meiner Küche lagern und jetzt würde mich interessieren, ob und wie ein relativ warmer (22-30°C) und heller Lagerort den Geschmack bzw. die Reifung des Weines beeinflußt. Oder sollte ich den Wein lieber wie gehabt in einem relativ dunklen und kühlen Raum (8-20°C) lagern?
ich habe überwiegend (80%) Rotweine, sowohl regional (Rheinhessen/Pfalz) als auch international im Preissegment zwischen 4,- und 20,- Euro je Flasche.
Wenn mir noch jemand einige Tipps zum Lagern von Wein geben könnte (welcher Wein wie lange, Flasche wenden oder nicht, etc.) wäre das echt super.

Gruß Rainer

Hallo Rainer,

von Deinem Vorhaben, Deine Weine zukünftig in der Küche zu lagern, kann ich Dir nur heftig abraten.

Bei der Weinlagerung sind einige Punkte zu beachten:

  1. Lichtverhältnisse
    Wein sollte keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden. Auch sollte der Lagerraum für Deine Flaschen möglichst dunkel sein.

  2. Temperatur
    Für die Weinlagerung ist eine möglichst gleichmäßige Umgebungstemperatur angezeigt. D.h. es ist schlecht für den zu lagernden Wein, wenn in Deinem Lagerraum häufig relativ große Temperturschwankungen auftreten. Auch sollte sich die Temperatur stets im Bereich zwischen +4 °C und +20 °C bewegen. Wärmer sollte es nicht werden, weil das dem Wein (auf Dauer) massiv schadet. Kühler als 4 °C sollte es auch nicht länger werden, weil sonst eventuell Eiweiß ausflockt - was den Wein zwar nicht verdirbt, aber eben auch nicht besser macht.
    Wichtig ist noch eines: es macht nichts aus, wenn über das Jahr gesehen, die Temperatur in Deinem Lagerraum zwischen z.B. 6 °C im Winter und 18 °C im Sommer schwankt. Viel schlimmer sind häufige Temperaturwechsel, z.B. zwischen Nacht und Tag. Auch in der Küche wird es schnell ziemlich warm, wenn Du dort bestimmungsgemäß kochst, brätst etc.

  3. Luftfeuchtigkeit
    Die Luftfeuchtigkeit in Deinem Lagerraum sollte idealerweise zwischen 60 % und 80 % liegen. Weniger ist schlecht, weil dann ggf. die Korken zu trocken und damit undicht werden. Mehr ist zwar nicht schlimm, aber evtl. bildet sich dann Schimmel an Korken und/oder Etikett.

  4. Erschütterungsfrei
    Nur der Vollständigkeit halber: Wein sollte erschütterungsfrei gelagert werden.

Deine anderen Fragen „Welcher Wein wie lange?“ und „Flaschen wenden oder nicht?“ sind ein bisserl schwieriger zu beantworten.
Grundsätzlich ist nicht jeder Wein für eine Lagerung geeignet, viele Weine sind schlichtweg für den Verzehr in den ersten zwei Jahren nach Abfüllung produziert. Ich empfehle Dir, in der einschlägigen Fachliteratur nachzusehen, ob ein konkreter Wein ein gewissen Lagerpotential aufweist oder auch nicht. Für deutsche, österreichische und spanische Weine empfehle ich hierzu die Wein-Plus.de Weinführer:
Deutschland: http://www.wein-plus.de/weinfuehrer
Österreich: http://www.wein-plus.de/guide
Spanien: http://www.wein-plus.de/spanien

Deine Frage nach dem Flaschenwenden verstehe ich nicht richtig. Meinst Du, ob Du die Flaschen liegend oder stehend lagern sollst?
Falls ja: Bei Weinen, die mit Naturkork verschlossen sind, empfiehlt sich eine liegende Lagerung. Bei allen anderen (vernünftigeren) Verschlußsystemen solltest Du die Flaschen stellen.

Falls Du weitere Fragen hast, sag Bescheid.

Gruß
mhg

http://www.ich-brauche-keine-homepage.de

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Hallo Rainer,

Der Weinkeller

Frisch abgefüllte Weine sind möglichst rasch an ihrem zukünftigen Lagerort zu versorgen. Der Korken soll sich mit Wein sättigen (deshalb flach lagern); so bleibt er im Innern dauernd feucht und schliesst gut. Aus diesem Grund sind alle Weine (auch Champagner) unbedingt liegend zu lagern. Eigentliche Flaschenweine erreichen erst nach mehrmonatiger oder mehrjähriger Lagerung ihre volle Reife.

Das Flaschenlager darf der Einwirkung von Tageslicht nicht ausgesetzt werden und vor allem keine grossen Temperaturschwankungen aufweisen. Eine durchschnittliche Lagertemperatur von etwa 13 Grad Celsius
verhindert das frühe Altwerden der Weine. Zu tiefe Temperaturen sind ebenfalls zu vermeiden. Auf solche Art gelagerte Weine sind der Gefahr ausgesetzt, dass sie an Farbstoffen und Gerbstoffen verlieren und
Weinstein ausscheiden.

Die Flaschen sind so in die Gestelle zu legen, dass sich die Etikette immer oben befindet. Wenn man dann den Wein mit der Etikette nach oben trägt und serviert, wird sich ein allfälliges Depot (Rückstand in der Flasche) weniger leicht lösen.

Zu warmer Keller

Die Weine reifen zu schnell, sie verlieren ihre Gerbstoffe und die Frucht. Die Farbe ändert sich zu Orangetönen,
später zu Braun.
Die Weine wirken beim degustieren flach und alkoholisch.

Zu kalter Keller

Die Weine reifen zu langsam. Die Genussphase verschiebt sich oft um mehrere Jahre. Die Gerbstoffe können nicht ausreifen, sie wirken oft hart und metallisch.Man sagt auch, dass solche Weine „blockiert“ sind.

Der ideale Keller

Optimalerweise schwankt die Temperatur zwischen Sommer und Winter um ein paar Grad. So etwa um 8-14° wären ideal. Sehr gut ist auch ein Keller mit einer konstanten Temperatur von 10-12 Grad.

Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 60 und 70% betragen. Liegt sie darunter, können die Korken austrocknen und es entsteht sogenannter „Rinner“. Zu hohe Luftfeuchtigkeit ist hauptsächlich ein ästhetisches Problem:
die Etiketten beginnen zu schimmeln und lösen sich langsam auf.

Gruss, Simon