Weisheitszähne im Mittelalter?

Hallo zusammen,

ich habe leider gar keine Ahnung vom Mittelalter und vielleicht ist die Frage blöde, aber sie ist mir gerade so in den Sinn gekommen (aus gegebenem Anlass *lach*).

Heute werden Weisheitszähne ja meist vorsorglich entfernt, bevor sie Probleme machen. Ich nehme an, im Mittelalter gab es so eine vorsorgliche Entfernung nicht. Soweit die Leute damals nicht völlig andere Kiefer hatten, muss es dann doch jede Menge Probleme bei der heranwachsenden Jugend (oder da die Leute glaub ich nicht alt wurden den „jungen Senioren“) gegeben haben. Ist darüber historisch etwas bekannt (Berichte etc.).

Vielen Dank!

Dr. Eisenbarth
Hi
Das Zähneziehen (auch Weisheitszähneziehen) ist eine der älteren Methoden des (zahn)medizinischen Kunsthandwerkes. Nur litten die Patienten mehr, weil es noch keine Betäubungsmittel im heutigen Sinne gab.
Gruß,
B.

Das Zähneziehen (auch Weisheitszähneziehen) ist eine der
älteren Methoden des (zahn)medizinischen Kunsthandwerkes.

Hi,

in den Siebzigern habe ich mal ein Zeit im Iran gearbeitet. Ein deutscher Kollege hat sich da einen Backenzahn beim Friseur ziehen lassen. Mit einer Sicherheitsnadel! Wie das geht weiß ich nicht.
Die Narkose kam später in der Kantine … damals durfte man da noch …

Gruß
vV

2 Like

Hallo!

Interessante Frage! Da bei mir die Weisheitszähne mit der Bemerkung „der Kiefer ist zu klein“ gezogen wurden, hätte ich da gleich zwei (unfundierte) Theorien:

  1. Die böse Evolution hat den Kiefer schrumpfen lassen und die Menschen im MA hatten einfach größere Kiefer und mehr Platz für alle 32 Beisserchen.

  2. Im MA gab es bekanntlich noch keinen Kieferorthopäden. Somit standen die Zähne so, wie man es heutzutage noch auf fiesen vorurteilsbelasteten Fotos mit diversen britischen Damen sehen kann. Wenn dann jetzt noch die Weisheitszähne durchbrachen, dann machte das im MA auch nix mehr, weil die Zähne sowieso schon schief standen.

Ergo: entweder ist die Evolution, unser ästhetischen Empfinden oder die Profitgier findiger Zahnklempner schuld :wink:

Gruß
stonehenge

Moin,

Heute werden Weisheitszähne ja meist vorsorglich entfernt,
bevor sie Probleme machen.

interessant, hast Du da belastbare Belege dazu?
Da ist wohl wieder ein Trend an mir vorübergegangen.

Gandalf

Hallo,

also ich habe alle 4 Weißheitszähne raus und es hieß, wenn man die nicht entfernt, würden sie Probleme machen. Schmerzen oder gar schon schiefe andere Zähne hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich kenne außerdem niemanden, der/die Weißheitszähne ganz normal bekommen hat. Bei den meisten Bekannten sind die rausoperiert worden, soweit wir uns eben darüber unterhalten haben. Falls ich mich täuschen sollte und man das nicht meistens/häufig so macht, würde mich das natürlich auch interessieren.

Viele Grüße!

Moin,

also ich habe alle 4 Weißheitszähne raus

ich hab sie noch alle drin. Und jetzt?!

Ich kenne außerdem niemanden, der/die Weißheitszähne ganz normal bekommen hat

jetzt schon. Und noch einen ganzen Haufen dazu. Meine Schwester, mein Bruder,
Etliche meiner Studienkollegen. Kam raus, als eine Studienkollegin ihre Weisheitszähne rausoperiert kriegte und dieses Vorgehen bei fast allen anderen im Semester mit Verwunderung aufgenommen wurde, weil niemand anders Probleme damit hatte.
Jetzt könnte ich noch zig andere Beispiele bringen.

Einigen wir uns darauf, daß es Menschen gibt, die damit Probleme haben und andere, die keine haben.

Dein ‚meiste‘ und Dein ‚immer Probleme haben‘ läßt sich aber m.E. nicht halten.

OK?

Gandalf

1 Like

Hallo,

was man in früheren Jahrhunderten nicht gemacht hat, sind Zahnkorrekturen. Meine Weisheitszähne mussten raus, bevor sie von alleine loswanderten, weil die davor liegenden Zähne zurückgeschoben worden waren und über ihnen lagen. So auch bei meinen Brüdern, meiner Tochter, meinem Neffen. Vor vielen Jahrhunderten wären unsere Zähne wie Kraut und Rüben gewachsen, ein eventuelles Verschieben durch die Weißheitszähne hätte da nix mehr groß verschlimmern können.

Und genau so wird es bei den Menschen damals auch gewesen sein. Falls doch mal Probleme aufgetreten sind, musste halt ein Bader ran. Oder die Zähne sind rausgeeitert. Oder man hat die ganze Kiste nicht überlebt und konnte sein krummes und schiefes Zahngrausen höchstwahrscheinlich nicht weitervererben.

Barbara

2 Like

Hallo,

heutzutage gibt es eine bessere Zahnhygiene als im MA was zur Folge hat, das die Menschen viel länger ihre Zähne behalten. In unseren Tagen wird eventuellen Zahnproblemen durch die Entfernung der Weisheitszähne vorgesorgt. Damals hat das keinen interessiert, Hauptsache man konnte kauen. Weisheitszähne haben damals also einfach die Aufgaben von fehlenden Backenzähnen übernommen.

cu
sil

Hallo!

Ist darüber historisch etwas bekannt (Bericht :etc.).

Falls du „Der Medicus“ von Noah Gordon ISBN 978-3453471092 Buch anschauen noch nicht gelesen hast: Unbedingt nachholen!

Zu früheren Gepflogenheiten der Zahnmedizin sind wir aber weder auf Überlieferungen, noch auf Romanautoren angewiesen. Wer unbedingt möchte, kann auch heute noch am eigenen Leib erleben, wie es wohl ähnlich auch bei unseren Vorfahren zuging, z. B. während eines Aufenthalts in Indien. Kürzlich sah ich einen eindrucksvollen Filmbericht eines Indien-Korrespondenten.

Zahnbehandlungen gehen dort so: Der „Zahnarzt“ hockt an seinem angestammten Platz irgendwo am Straßenrand. Er hat nie eine Uni von innen gesehen, das Handwerk vom Vater gelernt und erledigt Zahnbehandlungen aller Art. Der Patient hockt sich hin, macht den Mund auf und dann geht’s los. Rotte Zähne werden mit stabilem Werkzeug entfernt. Einer Frau ohne Zähne prokelte er mit Handwerkzeug einen Draht in den Kieferknochen, schnippelt hier, drückt da und setzte ihr aus einem bereitgehaltenen Sortiment passend erscheinende Zähne ein. Die Frau war offensichtlich dankbar, obwohl ihr Lächeln nach der Prozedur etwas gequält anmutete. Bezahlt wird bar auf die Kralle; der nächste Patient wartet schon.

Gruß
Wolfgang