na ja, na ja …
Hallo Stefan,
Ich möchte mich beruflich neuorientieren - es soll in die
Richtung Controlling gehen. Das Problem ist, dass ich seit
mehreren Jahren als Einkäufer arbeite, somit stelle ich mir
die Frage, ob mich der Lehrgang „Rating Advisor“ weiterbringt
bzw. wie weit dieser in der Industrie / Bank anerkannt ist.
Nun zunächst -auf den ersten Blick- scheint dieser Wechsel doch etwas fremd zu wirken, legt man einmal die Funktionsbereiche zu Grunde, die da betroffen sind.
Auf der einen Seite ist man in der Beschaffung tätig und muss mit einem recht hohen Geschick nach außen verhandeln, wohingegen der „Controller“ fast ausschließlich intern arbeitet und nicht selten der Geschäftsführung direkt unterstellt ist und diese in ihrer Leitungsfunktion unterstützt.
Nun ist das Controlling auch ein sehr weites Feld und im Zusammenhang mit dem von dir genannten Fortbildungsangebot -meiner Meinung nach- auch etwas „fremd“. Warun ?
Controlling und Rating sind sich sicherlich nicht fremd, aber man muss es auch nicht direkt miteinander in Verbindung bringen.
Richtig ist, dass das Rating immer wichtiger für die Unternehmen im Zusammenhang mit der Beschaffung von Kapital wird. Es geht im Groben darum, dass Unternehmen so „gut wie möglich“ darzustellen, um eben von potentiellen Kreditgebern finanzielle Mittel zu erhalten.
Man kann sich ausmalen, dass hierzu ein profundes Wissen über das eigene Unternehmen erforderlich ist. Das Controlling liefert hierzu sicherlich das erforderliche Zahlenmaterial.
Allerdings muss man auch sehen, dass neben den intern orientierten Angaben, auch eine Vielzahl von Daten und Informationen mit externem Bezug von Nöten sind. Hier seien nur einmal die beiden mächtigen Einflussgrößen „Steuern“ und „Rechnungslegung“ erwähnt.
Insbesondere Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind in den vergangenen Jahren vermehrt dazu über gegangen, auch in diesem Bereich (Rating) beratend tätig zu werden; sich also damit ein neues Standbein einzurichten.
Diese Leute sind gleichwohl aufgrund ihrer Ausbildung in einer optimaleren Situation, was alle Art von Rating-Dienstleistungen anbelangt.
In einer Fachzeitschrift der BWL habe ich vor kurzem über das Thema Rating und die dort aktiven Berater einen Bericht gelesen und es wurde auch Bezug auf solche, wie von der Fernhochschule Hamburg angebotene Fortbildungsprogramme, genommen.
Ohne diesen Leuten nun zu nahe treten zu wollen, muss man aber wohl ehrlich feststellen, dass eine spätere Betätigung auf diesem so hoch relevanten und zugleich komplexen Beratungsfeld „schwieriger“ sein dürfte/wird.
Das Problem besteht schlichtweg in der einfach zu starken und besser ausgebildeten Konkurrenz. Selbst kleinere Unternehmen greifen hier schon auf professionellere Beratungs (WP-Gesellschaften) oder zumindest den dafür speziell ausgebildeten Individualisten (Unternehmensberater, Steuerberater) zurück.
Daher stellt sich nun die Frage, in welcher Form Du mit einer solchen Ausbildung später tätig werden könntest. Der Weg in eine große Beratungsgesellschaft könnte hier etwas „schwierig“ sein. Allerdings stünde der selbstständige und alleinarbeitende Steuerberater „von neben an“ als Option noch im Raume.
In einem größeren Unternehmen würde sich die Arbeit wohl eher darauf beschränken, anderen -eben den darauf spezialisierten- Beratern zuzuarbeiten. Das wäre natürlich auch eine Variante.
Allerdings fragt sich hier, ob es sich dafür lohnt. Von daher solltest Du vielleicht einmal überlegen, ob eine „reine“ Controller-Fortbildung nicht angebrachter wäre. Damit würdest Du Dir eine größere Flexibilität was den Einsatzbereich angeht, schaffen. Den Bereich Rating halte ich da ehrlich gesagt für etwas „zu ambitioniert“. Es sind einfach zu viele Bereiche involviert, die zu viele weitergehende Konsequenzen haben. Rechtsfragen sind da auch ein wichtiges Thema, etwa wenn es um die Auslagerung von Unternehmensbereichen auf andere Gesellschaften geht.
Hat jemand vielleicht diesen Kurs schon mal belegt? Welche
Vorkenntnisse muss man mitbringen? Anhand der Unterlagen der
Fernhochschule Hamburg kann man nicht viel erkennen.
Habe mir das mal auf deren HP angesehen und es scheint sich mein erster Eindruck zu bestätigen. Es wird zwar auf Inhalte Bezug genommen, die auch bei den „Profis“ stattfinden, aber letztlich wohl in einer Intensität, die gerade mal ein 1/4 (wenn überhaupt) ausmacht.
Im Übrigen hält man sich in der Tat mit Informationen zurück. Ob diese begleitenden „Studienhefte“ der ganzen Sache den nötigen „Drive“ geben können, insbesondere wenn man vorher damit noch nicht viel zutun hatte, mag ich auch bezweifeln.
Mein Tipp: Lieber „nur“ Controller werden. Da solltest Du mehr von haben.
VG
TraderS