Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung?

Hallo,
ich mache z.Z. eine Ausbildung zum Mechatroniker. Da ich mittlerweile schon im dritten Lehrjahr bin, möchte ich mich nun mal informieren, wie ich danach weitermachen kann…

Welche Möglichkeiten gibt es? (Vollzeit/Teilzeit) Ich habe die Realschule erfolgreich abgeschlossen!

Da ich nach der Ausbildung eine zugesicherte Übernahme für mindestens 1 Jahr habe, wäre ich nicht abgeneigt, erst nach diesem 1 Jahr etwas zu machen, oder halt nebenbei ein Teilzeit.

Kennt sich da jemand aus, oder kennt jemand irgenwelche Seiten, wo es gute Infos darüber gibt?

Gruß Jochen

Hallo Jochen,

an der Flut der Antworten auf Deine Frage hast Du’s wahrscheinlich schon erkannt: die einzige Seite, die man Dir empfehlen kann heisst Jochen. Oder positiv ausgedrückt: nach Abschluss Deiner Ausbildung steht Dir die Welt offen!

Du kannst Dich in Deinem Beruf weiterbilden (Techniker, Meister), Du kannst in technischer Richtung studieren (Ingenieur, Physiker), Du kannst in Richtung BWL gehen, Du kannst eine zweite Ausbildung anschliessen, Du kannst „ganz was anderes“ (was soziales, Aussteigen, Pilot werden) machen.

Hast Du denn zumindest eine grobe Vorstellung, wo Deine Lebensreise so hingehen soll? Stell Dir einfach vor, dass Du mit einer vollen Geldböse und einem leeren Einkaufskorb auf einem riesigen Markt stehst. Du darfst zu jedem Stand hingehen, Du darfst Dein Geld ausgeben, wofür immer Du das möchtest. Nur: irgendwann wird das Geld weniger und dann sollte im Korb halbwegs das drin sein, was Du gerne hättest.

Wenn Du noch völlig unentschlossen bist, aber sicher nicht Dein Leben lang Mechatroniker bleiben möchtest, kann ich Dir nur raten, Dein Abitur (und zwar die allgemeine Hochschulreife, nicht was fachgebundenes) zu machen. Das Abi frisst kein Heu, wenn Du’s dann doch nicht nutzen willst, eröffnet Dir aber sprichwörtlich alle Möglichkeiten (ausser vielleicht bei Karrieren als Fotomodel, Pornostar oder sowas *fg*). Wie das genau geht kann ich Dir nicht sagen (bin aber sicher, dass das sogar von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ist). Wenn Dich da genaueres interessiert, frag einfach hier im Brett nochmal konkreter nach.

Und ansonsten nutze das Jahr nach Deiner Lehre, um erstens ein wenig Berufserfahrung zu sammeln, zweitens ein wenig Kohle zu sparen (leider kostet Weiterbildung meistens richtig fett Geld oder ist Vollzeit, was die Verdienstmöglichkeiten auch erheblich einschränkt) und drittens um Dir klar zu werden, in welche Richtung es weitergehen soll.

*wink* und viel Erfolg

Petzi

Ok danke schonmal für die Antwort.

Also in dem Gebiet möchte ich schon irgendwo bleiben… Es soll nichts komplett neues werden, da das Berufsfeld des Mechatronikers schon einen großen Aufgabenbereich besitzt und auch meine Hobbies/Interessen recht gut abdeckt.

Habe mir vorgestellt, erstmal meinen Techniker zu machen und dann vlt. weiter richtung Ingenieur oder so zu gehen…

Ist das so möglich? Benötige ich dazu erst weitere Qualifikationen?

Wie viel Berufserfahrung wird vorrausgesetzt um den Techniker und/oder den Ingenieur zu machen?
Würde das halt alles gerne relativ früh machen, denn mit dem Alter lernt man ja auch nicht unbedingt leichter…

Wie lange dauern diese Weiterbildungen?

Oder ist es vlt. empfohlen, einen anderen Weg anzustreben?

Gruß Jochen

Hallo Jochen,

Ok danke schonmal für die Antwort.

bitteschön - ist irgendwie doch noch nicht so lange her, dass man selber vor so einer Entscheidung stand :wink:

Und um es gleich vorauszuschicken: es bei dieser Art von Entscheidung kein „besser“ oder „schlechter“ oder gar „höherwertig“ bzw. „minderwertig“. Klar, in manchen Berufen wirst Du besser bezahlt als in anderen - aber viel wichtiger ist, dass DU für DICH das richtige findest.
Und durch Deine Lehre hast Du ja schon einen entscheidenden Vorteil: Du hast schon über 3 Jahre verschiedenes ausprobiert und gesehen und bist sicher, dass der technische Weg für Dich der richtige ist.
Wichtig wäre jetzt, dass Du die folgenden Fragen (gerne auch nur für Dich oder auch per Mail) beantwortest:

  • Liegt Dir eher die theoretische oder eher die praktische Arbeit? Angenommen Du willst ein Teil drehen, wo die Festigkeit besonders wichtig ist. Greifst Du die Materialkiste und findest mit „Gespür“ das richtige Material, oder bist Du eher jemand, der seitenlange Materialdatenblätter wälzt und dann noch was berechnet? Nochmal, es ist nicht eines „schlechter“ als das andere - es gibt einfach solche und solche Leute!
  • Lernst Du leicht? Und fällt es Dir leicht, den Weg von irgendwelchen Formeln auf dem Papier zur Umsetzung zu kommen?
  • Und - ganz wichtig - mit welchen Leuten in Deiner Firma könntest Du Dir vorstellen zusammenzuarbeiten? Eher mit den Entwicklern? Bei den Mechanikern? Fühlst Dich bei den Arbeitsvorbereitern wohl? Produktion? Qualitätsprüfung?
    Dort wo Du die Leute okay findest - sprich mit den Jungs. Frag was sie für ne Ausbildung gemacht haben und wie sie dorthin gekommen sind. Frag auch, was sie genau machen (wenn Du das eh nicht schon weisst). Frag, was sie heute anders machen würden. Frag, was sie an ihrem Job gut/schlecht finden. Und dann geh in Dich und überleg Dir, ob Du diesen Job auch machen wolltest. DAs ganze machst Du natürlich nicht nur innerhalb Deiner Firma, sondern auch ausserhalb. Also frag Bekannte, Freunde, Bekannte von Bekannten, Eltern, Verwandte etc. Ich weiss, dabei kommt man sich zu Anfang etwas doof vor, aber so habe ich letzten Endes meine berufliche Entscheidung getroffen.

Jetzt grab ich noch ein Klischee aus: Meister wirst Du wenn Du entweder in die Lehrlingsausbildung willst oder aber Praktiker mit Ambitionen bist. Intschinöhr wirst Du, wenn Du eigentlich mehr der „Kopfmensch“ bist und nicht soo furchtbar praktisch begabt (eine gewisse Geschicklichkeit natürlich vorausgesetzt). Und Techniker wirst Du, wenn Du (Zitat Ralf R. aus D.) „zu blöd zum Intschinöhr und zu ungeschickt zum Meister“ bist :wink:

Vorteile von der Meister- bzw Technikerausbildung ist halt, dass Du kein Abitur brauchst. Weiterer Vorteil, dass das meist berufsbegleitend (Achtung: das ist echt Stress!) stattfindet.

Vorteile von einem Intschinöhrsstudium ist neben der zu erwartenden höheren Kohle auch dass Du einen etwas grösseren Gesamtüberblick bekommst und zusammen mit Deiner Lehre sicher ein äusserst interessanter Bewerber sein wirst (Achtung: das heisst nicht, dass man Dir 100% sicher Jobs nachtragen wird!). Nachteil ist, dass Du erstmal an ein Abi kommen musst und dann noch ca. 5 Jahre Studium vor Dir hast. Sprich, keine Kohle (ausser Ferienjobs, Bafög und so).
Wenn Du an ner FH studieren möchtest reicht eine Fachhochschulreife (Berufskolleg etc.) - da müsstest mal genauer nachforschen, was diese Vorbereitungsschulen so für Anforderungen haben und was Deine FH für Zugangsvoraussetzungen hat (so gab es bei mir im Semester seinerzeit einen Meister mit 5 Jahren Praxiserfahrung, der kein Abi vorweisen musste).

Habe mir vorgestellt, erstmal meinen Techniker zu machen und
dann vlt. weiter richtung Ingenieur oder so zu gehen…

Das würd ich eher nicht. Wenn Du eh Intschinöhr werden willst - geh das gleich an :wink: Der Techniker hat leider vielmals den Ruf „nicht Fisch und nicht Fleisch“ zu sein.

Wie viel Berufserfahrung wird vorrausgesetzt um den Techniker
und/oder den Ingenieur zu machen?

Siehe oben :wink: Für den Techniker weiss ich das nicht - da müsstest mal an den entsprechenden Schulen nachfragen (oder vielleicht weiss das auch Dein Ausbilder?). Für den Intschinöhr brauchste gar keine Praxis aber halt eine Hochschulreife.

Würde das halt alles gerne relativ früh machen, denn mit dem
Alter lernt man ja auch nicht unbedingt leichter…

Jep, und man muss auch ganz klar sagen, dass man sich an ein Gehalt verd*** schnell gewöhnt. Sprich, wenn Du erstmal ein paar Jahre als Mechatroniker gearbeitet hast, fällt erfahrungsgemäss der Umstieg zum Stundentenleben „ohne Geld“ äusserst schwer.

Ich würde vielleicht an Deiner Stelle mal schauen, wie ich auf recht schnellem Wege an mein Abi komme. Entweder ein Jahr in Vollzeit oder halt nebenher. Dabei so viel Kohle wie nur möglich sparen, und so schnell wie’s geht ein Intschinöhrsstudium (über die genaue Fachrichtung müsste man dann sicher noch brüten) machen.

Achja, der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Du Intschinöhr sowohl an der FH als auch an der Uni werden kannst. Unterschied ist dass für die FH eine „fachgebundene Hochschulreife“ langt während es für die Uni eine „allgemeine“ sein muss. Ansonsten ist der Praxisanteil an der FH höher und über alles weitere streiten sich die Gelehrten (schau einfach mal ins Archiv, da findest Du äusserst erbauliche Diskussionen *fg*).

*wink*

Petzi

Nun, dann will ich mich auch mal äußern.

Ich weiß zwar nicht wie gut du bist, aber die Techniker-Ausbildung komplett in den Wind zu schreiben, würde ich dir nicht raten. Ich weiß zwar nicht, wo du genau hin willst, ob FH oder Uni, aber diese Ausbildung bringt viele Vorteile.

  1. Du hast nach der Ausbildung n höheren Abschluss, als mit deiner Lehre.

  2. Du kannst nebenbei deinen Ausbilderschein machen.

  3. Du bekommst, unter Umständen mit Zusatzunterricht und ner zusätzlichen Prüfung, die Fachhochschulreife mit dazu.

  4. Du kannst dir schon einmal ein Bild machen, ob du auch mit einem höheren Anspruch klar kommen würdest oder ob die Technikerausbildung schon ziemlich hart für deine Verhältnisse ist.

  5. Du hast ein entsprechend höheres Vorwissen, gegenüber anderen Studenten und später auch bessere Berufschancen.

Nachteil des Ganzen, du kommst erst ein ja später an die FH. Dafür hast du aber viel mehr in der Hinterhand, als nur deine Ausbildung. Facharbeiter haben es halt viel schwerer n Job zu bekommen, vor allem, wenn sie schon etwas länger aus ihrem Job raus sind.

Wenn du an die Uni möchtest, kannst du sogar noch einen Schritt weiter gehen und verlierst maximal auch nur ein Jahr. Du machst deinen Techniker mit oben genannten Vorteilen und gehst danach an die FH und machst dein Vordiplom in deiner Richtung, ggf. sogar deinen Bachelor und gehst danach an die Uni. So hast du den Vorteil, das du kontinuierlich den Anspruch steigerst und genau siehst, wann du ausgelastet bist. Bis zum Vordiplom braucht man zwischen 1 und 2 Jahren und dann hast du die fachgebundene Hochschulreife und kannst damit in deinem Fachbereich an die Uni wechseln. Dort kann es zwar passieren, dass du von vorn anfangen musst, hast aber dafür schon weite Teile des eigentlichen Stoffes schon drauf und kommst entsprechend auch schneller weiter. Wenn du deinen Bachelor machst, kannst du direkt ins Masterstudium einsteigen, musst aber ggf. noch ein paar Sachen nachholen.
In manchen Bundesländern, wie z.B. Hessen, kannst du sogar mit der FHR an die Uni gehen und auf Bachelor/Master studieren. Da machst du sogar, gegenüber dem richtigen Abitur, ein Jahr gut.

Es macht also doch ziemlich viel Sinn, eine weitere berufliche Ausbildung in Erwägung zu ziehen, als nur die FHR bzw. die allgemeine HR zu machen. Vorteile hat es allemal und man verliert nur ein Jahr. Klar, wenn du deinen Ing in der Tasche hast, bist an sich höher ausgebildet, als ein Techniker, aber dafür hast du bessere berufliche Einstiegschancen, als ein Absolvent ohne diese Vorbildung.

Ich habe übrigens meinen Techniker gemacht und fand die Ausbildung auf jeden Fall vorteilhaft. Der Anspruch an der Uni ist aber trotzdem um einiges höher, aber man muss sich halt durchbeißen.

Gruß Mirko