Hi,
Kennst du denn Beispiele, wo beabsichtigte Gewaltanwendung und
Krieg aus religiösen Motiven erfolgreich verhindert wurde?
Gruß
Metapher
Hallo, Metapher. Ich möchte wirklich nur deine letzte Frage beantwor-
ten, ohne auf die gesamte Diskussion einzugehen. Ist Dir auch
aufgefallen, daß ja das Ganze mit der Frage anfing, die bei einem Gespräch mit Zeugen Jehovas entstand? Hat doch jeder gelesen, sonst wäre er hier nicht gelandet. Wieso fällt dann keinem bei dieser Dis-
kussion ein, daß diese Leute auf der ganzen Welt dafür bekannt sind, in keiner Armee zu dienen und sich vor keinen politischen, rassistischen oder sonstigen Karren spannen zu lassen. Was ist mit den Informationstafeln in den KZ-Gedenkstätten, in denen unmißverständlich darauf hingewiesen wird, daß diese Glaubensgemeinschaft sich niemals an einem Völkermord oder Pogrom beteiligt hat und ihre Angehörigen gerade, weil das bekannt ist und eine Auswirkung auf andere nicht erwünscht war, eingesperrt und teilweise getötet wurden? Anscheinend darf es einfach nicht sein, daß die, die „eine eigene Bibel, in der etwas anderes steht, was Du in Deiner eigenen nicht finden wirst“ (erinnerst Du Dich an das Zitat) benutzen, auch etwas Gutes tun. Jeden-
falls ist die Behauptung, daß es keine einzige Religion gibt, die Kriege verhindert, durch diese Religionsgemeinschft hinreichend widerlegt. Das ist einer der Gründe, warum ich - wenn auch dafür kritisiert - einer von ihnen bin(das der Ehrlichkeit halber)
Kai-Reginald
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-> Dennoch wäre es interessant, der Sache mal nachzugehen,
denn offensichtlich hat „Religion“ als Konzept ja auch eine
lange Entwicklung hinter sich. Bösartig, wie ich manchmal sein
kann, deswegen eine ketzerische Frage: Gibt es so etwas wie
eine Evolution von Religion?
Gruß
Peter B.
Hallo Peter, nett, sich hier wiederzu"sehen"! Deine Frage ist eigentlich nicht bösartig, sondern wißbegierig im besten Sinne. Gemäß der Bibel (ein in religiösen Kreisen nicht unbekanntes Buch) lebten die Menschen auf engem Raum, mit gemeinsamer Sprache und Kultur. Als sie einen „hohen Turm“ bauen wollten, um sich an Gottes Stelle zu erheben, verwirrte dieser ihre Sprache und zerstreute sie in alle Winde. Da das in Babylon war, spricht man seitdem von „babylonischer Verwirrung“. Ihre religiösen Vorstellungen nahmen die Menschen natürlich auch in ihren neuen Sprachen und Wohnräume mit. Deswegen sind viele Grundlehren wie Unsterblichkeit der Seele, die Geschichte einer großen Flut oder auch eine irgendwie geartete Dreieinigkeit in fast allen Gebieten der Welt (und den dort vertretenen Religionen)wiederzufinden.
In der Offenbarung ist von einer starken Institution die Rede, die als „Babylon die Große, die Mutter aller abscheulichen Dinge und die große Hure“ die Rede. Da nach deren Vernichtung die Kaufleute der Welt und die politischen/militärischen Machthaber um sie trauern, kann diese Institution keine dieser beiden Machtfaktoren sein.
These: Da man „Babylon“ gemäß der Aufforderung aus Offenbarung verlassen kann, wenn man nicht mitverantwortlich sein will für ihre Vergehen, liegt der Schluß nahe, daß es hier um die Gesamtheit der Religionen geht, die sich vom ursprünglich Richtigen entfernt hat. Wenn Du nun vom Start im alten Babylon ausgehst und die verwandten Lehren der großen Religionen betrachtest, kommst Du durchaus zu einem „Stammbaum“ oder Verwandtschaftsverhältnis. Da Deine Frage ja mit einer Prise Humor versehen war, könntest Du diese „Evolutions-
theorie“ vielleicht nachvollziehen.
Ohne missionarische Ambitionen, einfach mal als Antwort auf Deine interessante Frage, mit freundlichen Grüßen (vergesse ich manchmal) Kai-Reginald
warum glauben dann so viele Menschen?
Hallo, Peter!
Weil sie nicht anders können. Es wohnt dem Menschen inne, zu glauben. Deswegen wählen ja so viele atheistische Regierungssysteme religöse Erscheinungsformen. (Wurde in diesem Forum auch schon angesprochen). Ein religiös denkender Mensch könnte auch formulieren: Wir glauben, weil wir so geschaffen wurden.
Übrigens habe ich versucht, Deinen Frage vom 14.2. 18:34 Uhr zu beantworten. Bis zum nächsten Mal, Kai-Reginald
Wenn keine Religion eine Rolle spielte, was das menschliche
Zusammenleben angeht (und selbst ein Skeptiker wie ich kann
zumindest die geschichtlichen Auswirkungen nicht leugnen),
warum glauben dann so viele Menschen?
Weil sich „Glaube“ zunächst auf persönliche Erfahrungen und Ansichten bezüglich Gott stützt. Auf das, was man von Eltern und Umwelt erfährt und was man dann selbst erlebt (habe ich etwas erlebt, was für mich dafür spricht, von Gottes Existenz auszugehen, oder von seiner Nichtexistenz?).
Und zweitens ist das menschliche Zusammenleben nur ein Punkt unter vielen, die das Glaubensleben ausmachen. Da, wo man an Gott glaubt, steht auch die Beziehung Mensch - Gott im Mittelpunkt. Alles andere ist nachrangig. Das heißt, selbst wenn ich merke, daß das Christentum nicht (nur) positive Effekte hatte, bedeutet das noch lange nicht, daß ich die Frage nach Gott daran messe, wie Menschen miteinander umgehen. Wenn ich hingegen glaube, daß es keinen Gott gibt, suche ich eher nach anderen Maßstäben - und dann erhält die Frage nach dem Miteinander möglicherweise einen anderen Stellenwert, als sie sie für einen religiösen Menschen hat. Ein anderer Mensch setzt sich möglicherweise das Thema „Umgang mit der Natur“ an die Spitze seiner Werteskala - und er wird in Bezug auf die möglichen Lebens- und Gesellschaftsformen dann sicher wieder zu völlig neuen Erkenntnissen gelangen.
Gruß, Martinus…