Welche bereiche des gehirns werden benötigt, um stücke auswendig auf dem klavier zu spielen und waru

ich interessiere mich dafür, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie man ein stück vom blatt spielt. da muss man doch die augen nicht nur zur kontrolle über die finger einsetzten, sondern auch noch die spielanweisungen vom blatt auf die klaviatur umsetzen.
ein meiner meinung nach schwierigeres unterfangen als ein stück auswendig zu lernen!
und ist fürs auswendigspielen eine besondere merkfähigkeit von nöten? vielleicht ein besonders ausgeprägtes viselles gedächtnis( da man sich das tastenbild einprägt)?

Hallo lotten!

Deine Frage ist nicht mit wenigen worten zu beantworten, vorallem weil du mehrere fragen aneinandergekoppelt hast. Falls dir meine antwort nicht genügt, stelle nochmals die frage die dir am wichtigsten ist, dann können wir uns durcharbeiten.

Ich bin nicht professor in neurobiologie, aber ich gehe nicht davon aus, das beim auswendig spielen das visuelle gedächtnis eine grosse rolle spielt. Bei allen fertigkeiten wie instrumente spielen, tanzen und sport, ist der primäre motor cortex am aktivsten, das ist sozusagen die region des gehirns, die die unmittelbaren „bewegungsbefehle“ dem körper erteilen.
Um nun ein klavierstück oder eine tanzchoreographie auswendig zu können, speichert dein gehirn die nötigen bewegungsabläufe in einer region ab die etwas näher bei deiner stirn liegt, der sogenannte supplementäre motor cortex. Dieser teil des gehirns ist nur schon aktiv, wen du an die bewegungsabläufe denkst ohne sie auszuführen.

Falls du interessiert bist, wie man diesen teil möglichst gut trainiert, so hab ich nur die nüchterne antwort, dass dies üben üben üben ist. Jenachdem kann es eine positive wirkung haben falls du viele verschiedene instrumente übst, wodurch dein gehirn neue klavierstücke schneller auswendig lernen kann. Das ist ähnlich, wenn du schon 6 sprachen sprechen kannst, da fällts dir nicht mehr allzu schwer eine 7. zu erlernen.

Hoffe ich konnte dir weiterhelfen und beantworte gerne weitere fragen,
gruss thierry

danke für die schnelle antwort!
am wichtigsten war mir eigentlich, welche gehirnregionen beim auswendigspielen braucht und das hast du ja gesagt.
mit dem supplementären motor cortex kann man sich also bewegungsaläufe merken. das wäre dann beim klavierspielen, wann man welche taste drücken muss. aber mit der taste ist ja auch ein ton verbunden und damit auch emotionen.
dass man man mit dem drücken der tasten etwas verbindet spielt bestimmt eine große rolle, oder?

Natürlich sind ans klavier spielen sehr viele zusätzliche aspekte verbunden. Falls dein klavier dermassen verstimmt ist, dass die melodie nicht mehr zu erkennen ist, würde es dir wohl viel schwerer fallen, den bewegungsablauf zu merken.

Das erlernen von bewegungsfähigkeiten (tanzen, klavierspielen, fussballspielen) basiert generell gesagt hauptsächlich auf feedback-mechanismen. Dein gehirn gibt deinem körper einen befehl, der körper führt den befehl aus, und dann kriegt das gehirn über die sinneswahrnehmung ein feedback, wie „gut“ die aufgabe erfüllt wurde. Im klavierbeispiel bedeutet das, dass wir eine bestimmte melodie im kopf haben, und dann einfach mal drauflos spielen können. Anfangs klingt das resultat natürlich schrecklich, aber durch den feedback-mechanismus werden die befehle im gehirn solange angepasst, bis wir mit ihnen zufrieden sind, das heisst, bis wir die melodie, die wir im kopf haben auch wirklich spielen. Dabei sind musiknoten natürlich eine grosse unterstützung, durch die wir sofort erfahren, was die richtigen bewegungsabläufe wären, also sie nur noch auswendiglernen müssen.

Oft spielen dabei emotionen eine grosse rolle. Stücke die mir besser gefallen kann ich einfacher erlernen. Inwiefern emotionen in den feedback-mechanismus eingreifen kann ich dir allerdings nicht sagen.

Gruss