Hallo Marquez,
teilweise hast du sicherlich recht, teilweise nicht.
Mit der Fortbildung zum techn. Fachwirt habe ich eine
berufsbegleitende Ausbildung gemacht und das geht schon klar.
Vor allem wenn man 2-3 in der Woche zur Schule muss.
ein Studium kann man mit einer solchen Ausbildung kaum vergleichen. Im Studium wird einem nichts „vorgekaut“ sondern man muss sich das meiste selbst aneignen. Der Zeitaufwand und die notwendige Motivation ist nicht zu unterschätzen.
Ich kenne nicht ganz so viele Leute die einen wirklichen Uni
Bachelor mit 23 haben aber das ist glaube ich auch nicht so
entscheidend.
Ich arbeite in einem Vertriebsunternehmen. Wir stellen fast nur frischgebackene FH- und Uniabsolventen ein. Nur die wenigsten davon schaffen es in Führungspositionen. Der Rest wird einfach „verheizt“.
Wenn ich den Bachelor machen würde hätte ich mit 33Jahren
einen super Abschluss und isngesamt 11 Jahre Berufserfahrung
und das direkt aus dem Marketing „Produktmanagement“. Da wird
kein frischgebackener Bachelor mithalten können auch nicht bei
der Bewerbung.
Nach Abschluss meines Studiums musste ich leider die Erfahrung sammeln, dass für viele Unternehmen die Berufserfahrung vor Abschluss des Studiums nichts wert ist. Es macht auch einen großen Unterschied, ob man „nur“ zuarbeitet, oder einen Großteil der Verantwortung für Personal und Umsatzbudgets trägt. Bei uns kann man sich nur hocharbeiten. Es gibt keine Möglichkeit direkt in eine Führungsposition einzusteigen. Natürlich gibt es viele andere Unternehmen wo sowas gemacht wird. Aber auch dort bekommt man den Job nur, wenn man sich aus einer ähnlichen Position bewirbt. Mehrere Positionen zu überspringen ist eigentlich nicht möglich. Es wird in der Regel immer zwischen Fach- und Führungskräften unterschieden. Ist man schon Jahre lang „nur“ Fachkraft, hat man praktisch keine Chance zum Manager aufzusteigen. Das hat nichts mit der formalen Qualifikation zu tun, da die Fachkräfte meistens besser ausgebildet sind als die Manager. Vielmehr entscheidet die Führungserfahrung. Ob man irgendwann mal Manager wird oder nicht entscheidet sich also schon zu Anfang der beruflichen Karriere.
Alles in allem eine schwierige Frage.
Warum empfiehlst du den staatl. geprüften Betriebswirt anstatt
den Bachelor obwohl dieser nur 1-2 Semester länger dauert und
dazu noch akademisch ist??
Weil ich persönlich von akademischer Bildung nicht mehr viel halte. Wenn ich mir überlege welchen Scheiß ich lernen musste (es wurde nur gesiebt) und wieviel man davon später einsetzen kann, würde ich Heute vieles anders machen. Es macht in der Praxis z.B. kaum Unterschiede, ob man von der Uni oder von der FH kommt. Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe den Eindruck, dass das mal ganz anders war.
Viele frischgebackene Absolventen glauben tatsächlich noch, dass Ihnen der Chefsessel schon reserviert wurde, da sie ja schließlich studiert haben und deshalb für diesen Posten bestimmt sind. Bei meinem Arbeitgeber ist der Anteil an Akademikern übrigens bei über 90%. Es ist halt nichts besonderes studiert zu haben.
Die von Dir angegebene Semesteranzahl ist sicherlich die Regelstudienzeit, in der man das Studium absolvieren kann. Erkundige dich mal nach der durchschnittlichen Studiendauer, dann wirst du vielleicht anders darüber denken. Nur ganz wenige meiner damaligen Kommilitonen, haben das Studium in Regelstudienzeit absolviert. Die meisten habe etliche Semester länger gebraucht und waren eigentlich nur froh überhaupt fertig geworden zu sein. Von den Leuten mit denen ich angefangen hatte zu studieren, haben vielleicht 30% den Abschluss bekommen. Der Rest hatte meistens etliche Jahre an Uni verschwendet, hat irgendwann aufgegeben oder wurde exmatrikuliert.
techn. Betriebswirt und danach z.B. ein Master an der FernFH
aus Krems/Österreich wäre also nicht die richtige Weg?
Kann ich schlecht beurteilen. Ich würde aber die FH gegenüber der Uni vorziehen, da man sich dort anscheinend auch um die Studenten kümmert. Die Kommilitonen, die damals zur FH gewechselt haben, waren ganz begeistert vom Stil. Ob es zwischen FernUni und FernFH auch solche Unterschiede gibt kann ich nicht beurteilen, da ich an einer regulären Universiät studiert habe.
MfG
Stephan