Welche Fremdsprache?

Hallo,

ich hoffe ich bin mit meiner Frage in diesem Brett richtig, denn ich suche nicht nach einer Übersetzung, sondern einen Rat.

Ich möchte ein Erweiterungsstudium für Deutsch als Zweitsprache machen und benötige dafür bis zur Prüfung - die allerdings noch in weiter Ferne liegt - Kenntnisse in einer weiteren Fremdsprache. Hierfür könnte ich die mündliche Prüfung in jeder Sprache außer Englisch und Französisch beantragen.

Mein Problem ist aber, dass ich überhaupt nicht sprachbegabt bin. Englisch spreche ich zwar sehr gut, mit Französisch hatte ich in der Schule jedoch immer Schwierigkeiten, musste mich durchquälen. Ich habe dann auch mal Italienisch an einer VHS versucht, bin aber schnell wieder ausgestiegen, weil ich gemerkt habe, dass romanische Sprachen so gar nicht mein Ding sind. Auch an einem Türkischkurs bin ich schon nach kurzer Zeit verzweifelt.

Jetzt überlege ich, ob es nicht doch irgend eine Sprache gibt, die für mich als Sprachunbegabte möglich wäre zu erlernen. Mir ist da Niederländisch eingefallen, weil es (zumindest oberflächlich) dem Deutschen und Englischen ähnlich ist. Aber vielleicht täusche ich mich da?

Gibt es überhaupt sowas wie eine leicht zu erlernende Fremdsprache? Oder zumindest Sprachen, die für Deutsche/Menschen aus dem indogermanischen Sprachraum leichter zu erlernen sind?

Zeit mir die Sprache anzueignen hätte ich ca 2-3 Jahre und ich müsste auf das Niveau A2-B1 kommen. Ich würde dann wohl Kurse an der VHS oder direkt an der Uni besuchen.

Würde mich sehr über Input freuen.

Danke schon mal.
Tanja

Hallo Tanja,

Mein Problem ist aber, dass ich überhaupt nicht sprachbegabt
bin. Englisch spreche ich zwar sehr gut, mit Französisch hatte
ich in der Schule jedoch immer Schwierigkeiten, musste mich
durchquälen. Ich habe dann auch mal Italienisch an einer VHS
versucht, bin aber schnell wieder ausgestiegen, weil ich
gemerkt habe, dass romanische Sprachen so gar nicht mein Ding
sind.

Na ja. Vielleicht ist ein VHS-Kurs nicht die beste Möglichkeit, eine Sprache zu lernen. Ich habe davon nun schon einige besucht, und bis jetzt war ein Sprachkurs, der anderswo durchgeführt wurde (private Sprachschule, Uni), eigentlich immer besser.

Ich möchte auch noch zu bedenken geben, dass Spanisch um einiges leichter ist als Französich, weil es Regeln gibt, wo man einen Akzent setzt, und weil man außerdem bei den meisten Wörtern an der Endung feststellen kann, ob sie maskulin oder feminin sind.

Auch an einem Türkischkurs bin ich schon nach kurzer
Zeit verzweifelt.

Das ist nicht gut, weil du dir so irgendwie gemerkt hast, dass Sprachen „schwierig“ sind - auch wenn das gar nicht so ist.

Jetzt überlege ich, ob es nicht doch irgend eine Sprache gibt,
die für mich als Sprachunbegabte möglich wäre zu erlernen. Mir
ist da Niederländisch eingefallen, weil es (zumindest
oberflächlich) dem Deutschen und Englischen ähnlich ist. Aber
vielleicht täusche ich mich da?

Nun ja, Niederländisch wäre schon eine der Sprachen, die relativ einfach zu erlernen sind. Aber was bringt dir das dann? Die Leute dort sprechen alle Englisch.

Also ich würde sagen, gib Spanisch doch mal eine Chance. Damit kannst du später auch etwas anfangen, weil es etliche Ländern gibt, wo man eben nur Spanisch spricht, und eben kein Englisch versteht.

Abraten würde ich von Sprachen mit schwieriger Aussprache (Portugiesisch, Schwedisch), schwieriger Grammatik (Finnisch, Ungarisch), anderen Schriftzeichen (Russisch - die Grammatik hat es allerdings auch in sich!)

Mir will es so scheinen, als hättest du die Auswahl zwischen Niederländisch und Spanisch. Olé! :wink:

Schöne Grüße

Petra

Servus,

außer Niederländisch kommen noch die skandinavischen Sprachen in Frage. Nynorsk wäre da ein Kandidat, weil es - gerade wie die Neuwikinger selber - sehr „gradeaus“ gestrickt ist und wenig Hakaen und Ösen hat. Am Üben von ungewohnten Klängen und Lauten kommt man dabei aber auch nicht vorbei.

Tröste Dich: Vor ungefähr zehn Tagen hab ich in Taormina eine offenbar nicht ungebildete, aber in Fremdsprachen ganz unbeschlagene betagte Frau getroffen, die meinte, das Deutsche wäre furchtbar schwer zu verstehen, weil es „ganz anders ausgesprochen wird, als man es schreibt“.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Petra,

möchte nur kurz was anmerken: Findest Du die Aussprache im Spanischen wirklich einfach? Ich habe meine Ausbildung mit Wirtschaftsspanisch vor vielen Jahren gemacht, bin äußerst sprachbegabt und kämpfe heute beim Auffrischen manchmal ganz schön - nicht nur mit der Grammatik. Und Spanisch auf „deutsche Art“ ausgesprochen verursacht einfach nur Ohrenkrebs - finde ich.

Für unbegabte ist die Aussprache sicher nicht ganz ohne. Da finde ich eine skaninavische Sprache wirklich einfacher.

Find ich halt!

Gruß
A.A.

Danke
Schon mal danke für Eure bisherigen Antworten. Weitere Vorschläge sind natürlich erwünscht. Aber ich bin schon mal froh, dass keiner gesagt hat: „Laß es lieber ganz, wenn du zu blöd für Fremdsprachen bist“. :smile:

Gruß
Tanja

Hallo,

Gibt es überhaupt sowas wie eine leicht zu erlernende
Fremdsprache? Oder zumindest Sprachen, die für
Deutsche/Menschen aus dem indogermanischen Sprachraum leichter
zu erlernen sind?

Wo ist denn deine Schwierigkeit? Russisch zum Beispiel ist eine sehr strukturierte Sprache mit vergleichsweise wenigen Ausnahmeregeln und einer machbaren Aussprache. Schwierig sind nur die Vokabeln.

Cheers, Felix

Lehrmethode? Grammatik?
Hallo,

vielleicht liegt es auch an der Lehrmethode, daß Du mit gewissen Sprachen nicht zurechtkommst.

Die Methode des »natürlichen Sprechens in ganzen Sätzen aus dem Bauch heraus« sei in Mode, so sagte ein befreundeter Lehrer für Französisch und Spanisch, Grammatik »pauken wie im Latein-Unterricht zur Zeit des Filmes Feuerzangenbowle« sei »out«.

Ich weiß zwar nicht, welche Sprachlehrmethoden es gibt, aber ich meine, daß die Lehrmethode den Bedürfnissen der Sprachschüler angepaßt sein soll.

In der Schule kam ich mit der Methode nicht zurecht. Auf der Universität klagte ich einem Englischdozenten mein Leid. Er tröstete mich und sagte, daß es vielen so ginge. Es läge an der Methode. Wer es auf der Schule nicht lerne, der müsse es über die Grammatik versuchen. Ich solle in seinen Kurs kommen. Zwei Semester Englisch: erst die Grammatik, dann Sätze bilden, dann Wendungen und Sprachgebrauch. Ich und die anderen Studenten lernten Englisch so einfach wie nie zuvor.

Diesen Weg überprüfte ich mit Kursen in Arabisch, Chinesisch, Russisch und Finnisch, um in die Sprachen hineinzuschnuppern. Obwohl ich kein Fremdsprachentalent habe, konnte ich den Kursen gut folgen, weil ich mir zusätzliche Bücher, darunter auch aus der Kauderwelsch-Reihe, kaufte und im WWW alternative Spracheinführungen las. Die Langenscheidt-Methode von vor 100 Jahren spricht mich mehr an als heutige Lehrbücher. (Es geht um die Lehrmethode, nicht um den Sprachwandel seit jener Zeit.)

Der Vergleich mehrerer Sprachen und das Lesen von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen zur Sprachengeschichte überzeugten mich, wie nützlich es ist, Grammatik als Teil der Sprachwissenschaft zu verstehen (—> Morphologie, Syntax), nicht die Grammatik einer einzelnen Sprache. Für mich ist das der Schlüssel zu Sprachen.

Es ist schwierig, die Grammatik einer Fremdsprache zu lernen, wenn man die Begriffe in bezug auf seine Muttersprache nicht kennt, wenn man die Grammatik seiner Muttersprache nicht kennt, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich mit einer anderen Sprache zu verstehen.

Du batest um eine Empfehlung. Ich schließe mich Petra_44 an. Spanisch ist verbreitet, nützlich, die Grammatik ist nicht schwer, die Rechtschreibung ist leicht, die Aussprache finde ich leicht, zumindest die von Mexiko bis Peru.

Grüße von Tlahcuilo

Guten Tag, was wäre denn mit Esperanto ??? Das ist eine Kunstsprache, geschaffen von Ludvig Zamenhof. Sie basiert zu einem großen Teil des Wortschatzes auf Latein = hilft somit Fremdwörter bzw. viele Vokabeln aus den romanischen (Italienisch/Spanisch/Französisch/Portugiesisch) zu verstehen. Es gibt auch ein paar deutsche, englische und russische Wörter in dieser Sprache. Was sie jedoch einfach zu erlernen macht, ist die auf ein Minimum reduzierte sehr logische Grammatik - ohne die in Nationalsprachen oft anzutreffenden Ausnahmen von den grammatischen Regeln.

Esperanto wurde zwar nicht - wie vom Erschaffer geplant - zur Weltsprache, aber es gibt immer noch Menschen/Individualisten/Idealisten, die sie erlernen und anwenden. Gib einfach das Stichwort mal bei Google ein !!!

Wenn du Esperanto kannst, gehörst du zu einer kleinen exklusiven „Minderheit“ - und hast quasi ein „Mini-Latinum“ - verstehst also sehr viele aus dem Lateinischen abgeleiten Fremdwörter im Deutschen, im Englischen und vielen anderen Sprachen …

Cool,
Hätte nicht gedacht, dass hier jemand Esperanto erwähnt. Kann es bestätigen, Esperanto hat mir z.T. wirklich geholfen, romanische Sprachen besser zu verstehen (zumindest passiv).
Es gibt zwar kein Esperanto-Land, aber dafür kannst du recht günstig an einem der vielen Esperanto-Kongresse teilnehmen, die ständig überall stattfinden, dort kannst du dann viele Leute kennenlernen, die die Sprache ebenfalls beherrschen, aus allenmöglichen Ländern. Ich selber spreche die Sprache seit über 10 Jahren und bin damit ganz gut rumgekommen, auf der Welt, benutze sie aber auch so fast täglich mit Freunden. Eignet sich sogar als Geheimsprache, wenn man nicht gleich will, dass jeder alles mitkriegt. :wink:

Mi kore salutas vin! / Ich grüße dich herzlich!

  • André

Weitere Antworten
Danke allen für Eure weiteren Antworten. Ich antworte mal allen hier in einem Posting.

Tja, wo liegt die Schwierigkeit? Das ist eine gute Frage. Am Anfang scheinen die Sprachen für mich sehr leicht zu erlernen. Ich konnte mir z.B. in Türkisch und Italienisch die einfache Grammatik gut einprägen und einfache Sätze und Floskeln. Aber über ein „Touristenniveau“ bin ich nicht hinausgekommen. Irgendwann wurde die Grammatik schwieriger, die Vokabeln so zahlreich und verwirrend für mich. Besonders merke ich auch, dass ich Schwierigkeiten habe mir eine große Fülle von Vokabeln einzuprägen oder aus Wörtern grammatikalisch richtige Sätze zu bilden. Außerdem habe ich gemerkt, dass, selbst wenn ich etwas sprechen kann, ich mein muttersprachliches Gegenüber nicht verstehe. Sie sprechen zu schnell und selbst wenn ich eine Vokabel kenne, erkenne ich das Wort beim Sprecher oft nicht. (Ich spreche jetzt über meine Erfahrungen beim Italienisch und Türkisch lernen.)

Die Prüfung, die ich machen muss ist eine 30-minütige mündliche Sprachprüfung. Wie ich von anderen Studenten gehört habe, ist es wohl ein 20 minütiger Dialog, den man führen muss. Für diese Sprachprüfung spielt also Rechtschreibung keine Rolle, sondern mündlicher Sprachgebrauch. Bammel habe ich besonders davor, dass ich den Prüfer, der Muttersprachler ist, nicht verstehe und mir die Vokabeln und die Grammatik fehlt mich verständlich auszudrücken und dann die Konversation entsprechend schleppend ist. Die restlichen 10 Minuten wäre eine Abfrage (ich hoffe auf Deutsch) über kontrastive Grammatik der Prüfsprache.

Die Idee mit Esperanto wäre sicher nicht schlecht, aber für die Prüfung in Deutsch als Zweitsprache darf die Partnersprache sicher keine Kunstsprache sein. Der Sinn, dass wir Studenten damit gequält werden, nochmal eine Fremdsprache zu erlernen ist die, dass wir in die Situation versetzt werden sollen wie es ist, wenn jemand nach Deutschland einwandert und eine Sprache mühsam erlenen muss. Man soll auch dafür sensibilisiert werden, warum Schüler welche Fehler machen (kontrastive Grammatik).
Der Großteil der Studenten, die diese Zusatzprüfung machen, unterrichtet danach in normalen Schulklassen (meist Hauptschulen mit hohem Migrantenanteil oder sog. Übergangs- und Eingliederungsklassen). Ich bin aber Nachhilfelehrerin und meine Klientel ist sehr wechselhaft. Letztes Jahr hatte ich fast nur rumänische Nachhilfeschüler, dieses Jahr fast nur Schüler mit Wurzeln im Irak. Da ich eh nicht alle Sprachen lernen kann, ist für meine Bedürfnisse (eine Sprache für diese Sprachprüfung zu benötigen) jede Fremdsprache so gut wie die andere.
Ich hatte ja ursprünglich Türkisch angefangen, weil die meisten Migranten türkischstämmig sind. Aber mittlerweile suche ich nur noch nach irgendeiner Sprache, die ich lernen kann ohne zu verzweifeln.

Sorry für den langen Post :smile:

Tanja

Mi kore salutas vin
Moin André,

Dir hat Esperanto geholfen, romanische Sprachen besser zu verstehen.
Mir helfen die romanischen Sprachen dabei, zumindest ein ganz klein bisschen Esperanto zu verstehen.
Aber ohne Kontext hätte ich Mi kore salutas vin vielleicht verstanden als Wein ist Gesundheit für mein Herz :wink:

Gute Nacht/Bonan nokton!
Pit

Moin, ich bin Sprachlehrer und ich denke, dass die Probleme in jeder Sprache auftreten werden. Egal für welche Sprache Du Dich entscheidest - die schwierigste hast Du schon gelernt - Deine Muttersprache. Geh mal altmodisch in die Bibliothek und schaue nach Vera F. Birkenbihl „Sprachen lernen“ (oder andere lernverbundene Werke von ihr). Stöbere im Buch, denn die Videos von ihr sind anstrengend. Dort gibt es viele Infos zum Thema Sprachenlernen usw.
Ansonsten: such eine Sprache, wo Dich das zugehörige Gebiet interessiert und dann höre so viel wie möglich (Musik, Hörbücher, Videos …), denn Du sollst ja mündlich geprüft werden. Wenn Dein Kopf dann genug gefüllt ist, fallen korrekte Aussagen ohne Grübeln aus Dir heraus. (Geht mir so mit Italienisch. Ich hab noch immer keinen Kurs besucht, habe aber in der Stadt … die Ohren offen und inzwischen „passieren“ mir schon mal Anmerkungen).

Hallo,

vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich habe gerade auf unserer UniBib-Website nachgesehen und dort ist das Buch „Sprachenlernen leichtgemacht“ von Vera F. Birkenbihl verfügbar. Ich werde es mir gleich morgen ausleihen.

Gruß Tanja