Welche Hautfarbe hatten 'Mohren' und 'Mauren'?

Liebe Historiker/innen, Ethnologen und Hautärztinnen

Welche Hautfarbe hatten die ‚Mohren‘ in der ANTIKE? Braun oder
schwarz? Etwa der Astronom Balthasar, einer der drei Paten von Jesus?
Wenn er braunhäutig war, unterschied er sich ja weder von seinen zwei
Kollegen, noch von den Hirten, noch von Josef, Maria und Jesus …

Ich weiss, die drei Astronomen wurden erst im im 6. Jahrhundert zu
Königen gemacht und Balthasar ausserdem zum Mohren. Deshalb meine
zweite Frage: Wie stellte man sich im MITTELALTER die Hautfarbe der
‚Mohren‘ bzw, der ‚Mauren‘ vor? Wie mag zum Beispiel Ludovico Moro
Sforza, der Herzog von Mailand, ausgesehen haben?

Mit Gruss & Dank

Rolf

Liebe Historiker/innen, Ethnologen und Hautärztinnen

Bin nichts von alledem, darf ich trotzdem, als gugelnder Dilettant?

Welche Hautfarbe hatten die ‚Mohren‘ in der ANTIKE?

Aus antiken Quellen kann ich nicht trinken, aber auch neuere Quellen spenden erquickende Lektüre.

Fazit aus der neueren Zeit: Sie hatten alle bräunlichen Farbtöne, die es zwischen Weiß und Schwarz gibt. Vielleicht waren sie in der Antike ja auch zebrahaft gestreift, oder gar giraffig gesprenkelt

Eine saubere Zitierweise habe ich mir erspart - einfach nur Herrn Adelung gekürzt.

  1. Der Mohr
  2. Eigentlich, ein Einwohner des ehemahligen Mauritaniens, wegen der braunen oder bräunlich gelben Gesichtsfarbe; aus dem Lat. und Griech. Maurus.
    alle Muhamedaner in dem südlichen Theile Asiens und auf den Küsten und Inseln des Indischen Meeres,
    die braunen Äthiopier Die letztern kommen unter diesem Nahmen in der Deutschen Bibel mehrmahls vor. Wegen der großen Zweydeutigkeit dieses Wortes hat man in den neuern Zeiten angefangen, die Einwohner des ehemahligen Mauritaniens, oder die gesittetern nördlichen Afrikaner Mauren zu nennen, um sie von den Mohren in der folgenden Bedeutung zu unterscheiden;
  3. Ein Mensch von ganz schwarzer Gesichtsfarbe mit krausen wolligen Haaren und dicken aufgeworfenen Lippen, dergleichen die Bewohner des südlichern Afrika, am Senegal, in Neu-Guinea und Congo, die Einwohner von Monomotapa, Malabar, Malakka und einigen südlichen Inseln sind: welche auch unter dem Nahmen der Schwarzen oder Negern bekannt sind.
    Besonders pflegt man einen solchen ganz schwarzen Afrikaner, welchen vornehme Herren zu ihrer Bedienung halten, einen Mohren zu nennen.
    Einer Art Menschen von kleiner Statur, mit krausen Haaren und einer schuppigen Haut von blendend weißer Farbe, welche in einigen südlichen Gegenden angetroffen werden, hat man auf eine sehr uneigentliche Art den Nahmen der weißen Mohren gegeben. Die Spanier nennen sie Albino’s, die Holländischen Reisebeschreiber aber Kakerlacken, andere Nachtmenschen. Außer ihrer weißen Haut unterscheiden sie sich auch durch den blassen, gelben, grauen oder röthlichen Stern im Auge, dem der schwarze Schleim mangelt, daher sie auch weder das Sonnenlicht noch ein helles Feuer vertragen können. Nach den zuverlässigsten Nachrichten sind sie mehr eine Art kranker und bresthafter Menschen, als eine eigene Menschengattung
    http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adelung/text/ban…

Vergebens bleicht man einen Mohren, Vergebens straft man einem Thoren, Gieseke.
http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/adelung/text/ban…

geh, wo am Nilus sich der mohr vergebens wäscht,
der Indianer ihm den durst mit feuer löscht
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Der schwarze gargas

Balthasar

Hi!

Wollte nur kurz anmerken, wenn ich schonmal hier bin, Balthasar war auf keinen Fall schwarz, eigentlich war keiner der Hl. Drei Könige bzw. die, die als solche benannt werden, schwarz oder ein Mohr.
Perser, Phönizier und div. semitische Völker kommen viel eher in Frage (vor allem von der Sprachwurzel her aber auch aus geogrf. Quellen etc) guck mal ins Reli-Forum, da war vor einer Woche ein ausführlicher Thread dazu.

Und wenn ein König als Mohr dargestellt wird, dann ist es für gewöhnlich Caspar.

Ein Mohr ist m.W.n. eine stark dunkelhäutige Person mit negroiden Gesichtszügen (abgeflachte breite Nase, größere Lippen, dunkle Augen und Haare, diese meist kraus).
Früher einfach ein Wort für „Schwarze“ heute wird es als degradierend gesehen, da es oft mit polemischen Darstellungen gleichgesetzt wird. (Sogenannte „Bimbo“ Figuren oder auch nur der Sarottimohr in seinen frühsten Darstellungen: Glubschaugen, Knollnase und Schlauchbootlippen)

lg
Kate

Servus!

Liebe Historiker/innen, Ethnologen und Hautärztinnen

Welche Hautfarbe hatten die ‚Mohren‘ in der ANTIKE? Braun oder
schwarz? Etwa der Astronom Balthasar, einer der drei Paten von
Jesus?

Dass das der Kaschper war, wurde ja schon geschrieben :smile:
In der Antike waren damit wohl tatsächlich Schwarzafrikaner gemeint, die ja via Sklavenhandel relativ verbreitet gewesen sein müssen im Römischen Reich.

Wenn er braunhäutig war, unterschied er sich ja weder von
seinen zwei
Kollegen, noch von den Hirten, noch von Josef, Maria und Jesus

Das dürfte auf den „Sterndeuter aus dem Osten“ auch tatsächlich zugetroffen haben. Schau dir die heutigen Iraker an, da sind viele Nachfahren der antiken Mesopotamier dabei.

zweite Frage: Wie stellte man sich im MITTELALTER die
Hautfarbe der
‚Mohren‘ bzw, der ‚Mauren‘ vor?

Die Mauren kannte man aus Spanien und dem Maghreb: Mit der Dynastie der Almoraviden hatten konservative Muslime aus dem Sahararaum Spanien erobert.
Das waren einerseits Schawrzafrikaner aus dem Sahelraum, andererseits Berber aus dem Sahararaum und Marokko. Also sowohl „Braune“ als auch „Schwarze“ (man verzeihe mir die politisch natürlich völlig unkorrekten Bezeichnungen)
Im Willehalm des Wolfram von Eschenbach tritt ein Josweiz auf, berühmter ist allerdings Parivals Halbbruder Feirefiz. Beide sind Nachkommen eines Europäers und einer „Mohrenkönigin“, beide werden als „gescheckt“ bzw. „elsternfarbig“ beschrieben. Eine Elster ist eindeutig schwarz und weiß, nicht braun und weiß. Also stellte sich zumindest der mittelalterliche Mensch Wolfram von Eschenbach die „Mohren“ als „Schwarze“ vor - ob er je welche gesehen hat, ist fraglich.

Wie mag zum Beispiel Ludovico
Moro
Sforza, der Herzog von Mailand, ausgesehen haben?

Das nun wieder ist ein Beispiel dafür, daß sich zumindest in der Rennaissance, die ja nicht mehr zum Mittelalter gehört :smile:), ein Bedeutungswandel ergeben hat, zumindest im Italienischen: Il Moro war zwar dunkelhäutig und hatte pechschwarze Haare (und Bart), aber er war eindeutig nicht Schwarzafrikaner. Eine Parallele mag hier auch sein, daß Kaukasier im heutigen Rußland als „Schwarze“ bezeichnet werden (von denen, die nichts Gutes von den Georgiern, Armeniern etc.p.p. halten).

Ich denke mal nicht, daß es im frühneuzeitlichen Italien viele Schwarze gegeben hat, aber vom europäischen Hautton her ist eben auch ein Berber relativ schwarz.
Du darfst aber auch nicht vergessen, daß du hier Äpfel mit Birnen vergleichst: Nur weil der deutsche „Mohr“ und der italienische „Il Moro“ gleich klingen, muß damit nicht gleich das Gleiche gemeint sein…

VG
Christian

Wie gesagt, Ludovico Moro gehört ins Mittelalter

Danke, Christian, für deinen ausführlichen Beitrag.

Wie gesagt, Ludovico Moro gehört ins Mittelalter:
„Ludovico Maria Sforza detto il Moro
(Vigevano, 27 luglio 1452 - Loches, 27 maggio 1508),
duca di Bari dal 1469, poi duca di Milano dal 1494 al 1500.

Ludovico Maria Sforza era il quarto figlio maschio di Francesco
Sforza che divenne duca di Milano nel 1450 succedendo alla famiglia
dei Visconti. Fin da bambino fu soprannominato il Moro, probabilmente
causa della carnagione scura e dei capelli neri (secondo altre fonti
si sarebbe chiamato Ludovico Mauro Sforza, da cui il soprannome).
Il padre mor?el 1466 e il fratello maggiore Galeazzo Maria
divenne duca. L’appelativo gli deriva dall’introduzione del gelso, il
„moro“ in lombardo, e della bachicoltura nel Ducato con decreto del
1471.“
http://www.blinkbits.com/it_wikifeeds/Ludovico_il_Moro

Freundlich grüsst

Rolf

Nicknegerle

(Sogenannte „Bimbo“ Figuren oder auch nur der Sarottimohr in seinen frühsten Darstellungen: Glubschaugen, Knollnase und Schlauchbootlippen)

Hallo!
Hier sollte man auch an dieses nette Kerlchen an der Krippe in der Kirche erinnern, dass so freundlich lächelte und oftmals nickte, wenn man ein Geldsück in den Schltz des Korbes auf seinen Knien warf.

Gruß Fritz

1 Like

Danke, Christian, für deinen ausführlichen Beitrag.

Wie gesagt, Ludovico Moro gehört ins Mittelalter:
„Ludovico Maria Sforza detto il Moro
(Vigevano, 27 luglio 1452 - Loches, 27 maggio 1508),
duca di Bari dal 1469, poi duca di Milano dal 1494 al 1500.

Ludovico Maria Sforza era il quarto figlio maschio di
Francesco
Sforza che divenne duca di Milano nel 1450 succedendo alla
famiglia
dei Visconti. Fin da bambino fu soprannominato il Moro,
probabilmente
causa della carnagione scura e dei capelli neri (secondo altre
fonti
si sarebbe chiamato Ludovico Mauro Sforza, da cui il
soprannome).
Il padre mor?el 1466 e il fratello maggiore Galeazzo Maria
divenne duca. L’appelativo gli deriva dall’introduzione del
gelso, il
„moro“ in lombardo, e della bachicoltura nel Ducato con
decreto del
1471.“
http://www.blinkbits.com/it_wikifeeds/Ludovico_il_Moro

O.K., wir bewegen uns im Grenzsaum zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit. Einen Zeitgenossen und Förderer Michelangelos kann ich mir schwer als mittelalterlichen Menschen vorstellen, ausserdem hörte das Mittelalter in Italien etwas früher auf als in anderen Ländern - die Rennaissance hatte schließlich hier ihren Ursprung, oder? :smile:

Nix für ungut.

Frohes Fest!
Christian

DANK

Ich danke euch allen für eure Beiträge.

Mit freundlichem Gruss

Rolf