Guten Tag Sonnenschein,
im Grunde genommen wäre eine Beratung über eine geeignete Altersvorsorge eine Beratungsleistung, die protokolliert werden muß und von einem sachkundigen registrierten Berater durchgeführt werden muß. Meine Antwort ist also nicht als Beratung zu verstehen; eine Beratung sollte von einem unabhängigen Berater / Makler auf Honorarbasis erfolgen.
Eine Riesterrente (auf Fondsbasis) ist ein guter Baustein, aber eben nur ein Baustein.
Private Altersvorsorge ist nichts anderes als Vermögens- bzw. Kapitalbildung und gehört damit zu einer Bank oder einem Vermögensverwalter, aber nicht zu einer Versicherung.
Um Vermögen zu bilden, können dann neben der Riesterrente auch noch die vermögenswirksamen Leistungen, VWL, herangezogen werden, die z. Teil von den Arbeitgebern mitgetragen werden und die auch staatlich gefördert werden. Auch in diesem Falle empfehlen sich Fonds, am besten internationale Aktienfonds, die nicht von deutschen Banken und Versicherungen betrieben werden, sondern internationale Fondsgesellschaften, die unabhängig von einer Bank oder Versicherung sind (Morgan Stanley, Templeton, JP Morgan, Merryl Lynch, M&G, Blackrock sind bekannte Gesellschaften, einige sind inzwischen fusioniert und laufen unter anderem Namen, aber es gibt noch eine Reihe anderer). Einen solchen Fondssparplan kann man auch unabhängig von VWL besparen.
Natürlich kosten Fonds Gebühren, ganz abgesehen von der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis (obwohl bei Sparplänen oftmals auf diesen Ausgabeaufschlag verzichtet wird). Versicherungen haben hingegen eine sehr viel höhere Kostenquote, die oftmals sogar die Sparbemühungen vollkommen auffrißt.
Die langfristige Wertentwicklung der Aktienfonds (langfristig bedeutet über Jahrzehnte und sie beide haben ja noch 42, bzw. 44 Jahre bis zur Rente mit 67) wird nur noch von Aktien selbst übertroffen.
Daß man mit Aktien sein Geld verliert - ein beliebtes Argument, um die Anleger zu verunsichern, damit man ihnen Versicherungen verkaufen kann - ist ein Märchen. Der DAX, der deutsche Aktienindex, hat von 2005 bis heute, also über die komplette Finanz- und Wirtschafts- und Eurokrise seit 2008, immerhin 48% plus gemacht. Um einzelne Aktien muß man sich intensiv kümmern, bei den Fonds machen das die Fondsmanager. Dafür kosten Aktienfonds dann eben auch mehr, als die reinen Aktien.
Der Sparplan als solches ist ein (Finanz)Produkt und kostet ebenfalls Geld, weil Sie dieses Produkt ja kaufen. Als Faustregel kann man sagen, daß ein Sparplan ca. 5% der Anlagesumme kostet. Beispiel: Sie vereinbaren 100 EUR monatlich über 30 Jahre, also 30 x 12 x 100 = 36.000,- EUR Bei 5% käme der Sparplan also 1.800 EUR, bei 6,5% 2.340 EUR.
Seriöse Anbieter weisen dies in einem extra „Kaufvertrag“ für den Sparplan aus.
Versicherungen - Kapitallebensversicherungen und private Rentenversicherungen - sind sehr viel teurer, allerdings erfahren Sie als Käufer fast nie, wieviel sie die Versicherung insgesamt kostet.
Im übrigen sind Versicherungen sehr unflexibel. Wenn Sie irgendwann einmal in Schwierigkeiten stecken und die monatlichen Raten für eine gewisse Zeit nicht zahlen können, erhalten Sie von der Versicherung eine Mahnung oder Sie müssen die Versicherung beitragsfrei stellen oder ganz kündigen, was wiederum mit hohen Kosten - und damit natürlich mit Verlusten - verbunden ist. Bei einem Sparplan unterrichten Sie einfach Ihre Bank, daß in der nächsten Zeit keine Zahlungen eingehen, bzw, daß Sie die Sparraten für eine gewisse Zeit aussetzen. Außerdem können sie von dem angesparten Betrag eines Sparplanes (außer bei VWL) jederzeit Geld entnehmen, wenn Sie es einmal brauchen sollten. Das ist allerdings nicht anzuraten, weil Sie sonst die Vermögensbildung stören und eventuell nicht ihr Ziel erreichen. Aber es wäre möglich - bei einer Versicherung nicht; da müßten Sie Ihr eigenes Geld gegen Zinsen als Kredit aufnehmen, also die Versicherung beleihen.
Zum Schluß noch: Bei dem oben erwähnten Beispiel (100 EUR monatlich, 30 Jahre sparen) wäre das Kapital nach 30 Jahren bei nur 5% Wertzuwachs pro Jahr und 3% Spesen bei eingezahlten 36.000 EUR: 79.000,- EUR Kapital.
5% Wertzuwachs sind über so einen langen Zeitraum betrachtet sehr wenig. In der Vergangenheit gab es seit 1950 für alle 30-Jahres-Zeiträume (also 1950 - 1980 oder 1970 - 2000 oder 1972 - 2002 usw.) im großen Durchschnitt immer mehr, als 8%. Dazwischen können aber auch Jahre mit Verlusten bis zu 40% liegen. Wichtig ist jedoch, was am Ende auf dem Konto ist.
Deswegen wäre in Ihrem Falle ein 30 Jahres Sparvertag schon ganz gut und für die letzten 10 bis 14 Jahre bis zur Rente sollte man ein Ablaufmanagement vereinbaren.
Wie schon ganz am Anfang gesagt, können diese Ausführungen keine unabhängige Beratung ersetzen. Sie können ihnen jedoch dazu dienen, sich schon einmal eine Meinung zu bilden und nicht völlig unbedarft in ein Beratungsgespräch zu gehen.
Die bAV ist auch wichtig und Sie sollten diese auch bei zukünftigen Arbeitgeberwechseln immer beibehalten.
Eine Kapitallebensversicherung oder private Rentenversicherung ist nicht wichtig, ebenso ist ein Bausparvertrag unwichtig. Sollten ihnen solche Finanzprodukte schon verkauft worden sein, empfehle ich daß Sie sich informieren, wie Sie diese am besten rückabwicklen, auflösen oder verkaufen können. Das Geld können sie besser anlegen.
Versicherungen sollten Sie nur kaufen/ abschließen, wenn Sie wirklich ein Risiko finanziell absichern wollen. Zur Vermögensbildung sind solche Produkte ungeeignet.
Mit freundlichen Grüßen,
Axel Görke
Ihre Frage:
#Mein Freund und Ich (25/23 Jahre) brauchen Hilfe bei der Suche nach einer geeig. Rentenversicherung. Beide arbeiten als Arbeitnehmer, Bruttoarbeitslohn beträgt (45.000/29.000). Ich habe bereits eine BAV, mein Chef zahlt seit zwei Jahren in den Topf ein, ich muss dabei nichts abstottern.
Nun möchten wir uns noch privat absichern bezüglich Rente.
Welche Art von Versicherung wäre hier am sinnvollsten?
Ist Riester-Rente wirklich das einzigste + sinnvollste?
Danke schon mal!
Lg