Hallo nochmal,
Weißt Du denn zufällig, welche Lehrmaterialien für andere
Sprachen gut bis sehr gut geeignet sind? Und evtl., welcher
Hersteller eine größere Auswahl an Sprachen bietet? Eine
„Anleitung“ wäre nicht schlecht, einen Präsenz-Kurs brauche /
möchte ich eher nicht (Lerntempo selbst bestimmen).
wie schon erwähnt: Mit den entsprechenden Sprachen habe ich mich zu wenig auseinandergesetzt, um Tipps für gezielte Materialien geben zu können. Ich würde Dir, falls es hier im Forum niemanden gibt, der Dir weiterhelfen kann, zwei Vorschläge machen: Wenn Du Dich für eine bestimmte Sprache entschieden hast, geh entweder in eine (größere) Stadtbibliothek und schau, ob es dort Selbstlernmaterialien für die entsprechende Sprache gibt. Denn da solche Bücher oft ziemlich teuer sind, ist es immer besser, sich vorher anzuschauen, ob man persönlich damit zurecht kommt. (Das, was ich im Internet an Softwarematerialien gesehen habe, halte ich übrigens auf den ersten Blick für sehr fragwürdig…) Die andere Möglichkeit wäre, Dich mal an Unis zu erkundigen, die entsprechende Studiengänge anbieten (für Kurdisch z.B. Iranistik). Dort müsste man Dir auch Tipps geben können, welche Bücher besser und welche schlechter geeignet sind. Ggf. könntest Du auch einmal schauen, ob es in Deiner Nähe einen entsprechenden Kulturverein gibt, wo man Dir weiterhelfen kann. Vorteil hier wäre zudem der, dass Du, selbst wenn Du keinen Präsenzkurs besuchen willst, durch den Kontakt zu einem solchen Verein auch die Möglichkeit hättest, Deine Sprachkenntnisse anzuwenden und dadurch zu erweitern.
Die Tiefe der Kommunikation muss ich schon Rechnung tragen. Es
geht sowohl um Beschreibungen nüchterner Umstände als auch um
Gefühlsäußerungen, nicht um Anträge o.ä. Fließend sprechen ist
da nicht unbedingt nötig, man muss nicht „alle“ Vokabeln
können, aber einen fachlichen Grundwortschatz und o.g. (es
geht um Therapie, also um Erkrankungen und Einschränkungen im
Alltag).
Das ist genau das, was ich mit fachsprachlichen Kenntnissen meinte. Da ist es egal, ob es nun um juristische (beamtendeutsche) Floskeln geht oder um Beschreibungen von Krankheitsbildern o.ä. Punkt ist und bleibt der: Einen solchen Fachwortschatz wird man in „normalen“ Lernmaterialien in den seltensten Fällen finden, sondern muss ihn sich anderweitig aneignen. Eine Möglichkeit dafür wäre beispielsweise, sobald man über halbwegs solide Grundkenntnisse verfügt, sich (um bei Deinem Beispiel zu bleiben) nach einem kurdischstämmigen Therapeuten umzusehen und sich von ihm einige Formulierungen und Floskeln beibringen zu lassen. Auf reine Wörterbuchübersetzungen würde ich da nicht vertrauen wollen.
Aber nicht unbedingt in jedem Beruf, und es tauchen in allen
kleinen Einrichtungen (in größeren Städten) theoretisch
Migranten auf, wenn sie den Weg dorthin finden.
Nun ja, das ist natürlich immer eine Frage von Angebot und Nachfrage bzw. Nische und Zielgruppe. Das Amt habe ich deshalb als Beispiel gewählt, weil Behörden (neben privaten Anbietern von Sprach- und Integrationskursen) eben die Institutionen sind, die sich am ehesten gezielt auf die Arbeit mit Migranten konzentrieren. Ergo ist dort der Bedarf an Menschen, die „Migrantensprachen“ sprechen, am größten bzw. sind dort ebensolche Sprachkenntnisse am einfachsten beruflich nutzbar.
In anderen Einrichtungen/Berufsbildern, bei denen es keinen konkreten Bezug zum Migrationsbereich gibt, wäre ich etwas vorsichtiger, wie sinnvoll/lohnend entsprechende Sprachkenntnisse sind. Klar, wenn man beispielsweise eine Praxis in Düsseldorf-Niederkassel eröffnet, sind Japanischkenntnisse ein klarer Vorteil, weil es dort einfach die entsprechende Klientel gibt. Aber ansonsten sind solche Sprachkenntnisse vermutlich nicht mehr als ein kleines Plus, das sich höchstens über Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitet, auf das allein man aber kein Geschäft aufbauen kann. Wäre ich Therapeut, würde ich mir vermutlich nicht „Ich spreche auch Kurdisch“ auf meine Visitenkarte drucken, weil das auf das Gros der Kundschaft vermutlich (durch den fehlenden direkten Bezug) wohl eher befremdlich wirken würde.
eher im
Übersetzungsbereich als bei Migrationsfragen.
Wie meinst Du das?
Ganz einfach: Für einen Übersetzer kann es sich lohnen, sich auf kleinere Sprachen oder bestimmte Fachsprachen zu konzentrieren, um sich unter den Millionen von anderen Übersetzern eine lukrative Nische zu schaffen. Wenn man aber nun allgemein mit Migranten (und nicht nur mit einer bestimmten Gruppe) arbeiten will, empfiehlt es sich hingegen, eine der gängigeren Sprachen zu lernen. Denn wenn, sagen wir, vielleicht einmal im Monat ein Kurde vorbeikommt, das Gros der „Kundschaft“ aber Türkisch oder Russisch spricht, sind Kenntnisse der letztgenannten Sprachen einfach sinnvoller als Kurdisch. (Mir ist es selbst schon oft genug passiert, dass ich mir – egal, ob nun in Sprachkursen oder im Ausland – gedacht habe: Warum muss mein Gegenüber denn nun unbedingt Türkisch, Ungarisch… als Muttersprache sprechen und nicht Arabisch, Polnisch…, wo ich ihm in diesen Sprachen viel einfacher erklären könnte, was ich von ihm will…?
)
Danke, Deine Ansichten waren sehr hilfreich.
Immer gerne. Wie gesagt: Ich möchte Dir sicher nichts ausreden. Wenn Du sagst, dass es beispielsweise in der Stadt XY einen Bedarf an Physiotherapeuten mit Kurdischkenntnissen gibt, dann nutz das aus. Ich wäre halt nur eben vorsichtig und würde mich aus o.g. Gründen nicht nur auf dieses eine Kriterium verlassen wollen.
Gruß,
Stefan